Sind NA zu "echten" zwischenmenschlichen Verbindungen fähig?
02.02.10, 16:35:35
starke Dame
Ich finde das alles zusammen gehört, ich könnte weder ohne dem einen oder dem anderen klar kommen.
Für mich ist Zwischenmenschlich das gesamte Paket. Sex und Reden, Konflikte vernünftig lösen und gemeinsam anschließend drüber lachen können. Gemeinsame Interessen haben, die einen verbinden, und genauso getrennte Interessen ausleben können, die jedem seinem Freiraum lassen.
Super albern sein zu dürfen, auch mal nicht stark sein zu müssen und seine Traurigkeit auch mal zeigen dürfen - ohne dass es überbewertet wird und das man selbst so akzeptiert wird wie man ist und auch von dem Partner nicht erwartet, dass er sich verbiegt.
Es muss einfach alles zusammen passen, bevor ich meinen Mann hatte, passte es nie, da hatte ich auch entweder das eine und das andere stimmte nicht, oder ich lief lieber ohne feste Beziehung rum, man muss einfach lange aushalten, bis der richtige Mensch auf einen trifft, suchen bringt dabei nichts, so etwas passiert zufällig und unerwartet. Wenn es aber dann da ist (die große Liebe) weiß man bescheid. Ich musste 31 Jahre alt werden, bevor der richtige kam - manchmal braucht es einfach Geduld.
PS. ob das noch alles genau zu der Frage passt? * Sind NA zu "echten" zwischenmenschlichen Verbindungen fähig?
Ich würde also auf jeden Fall mit einem fetten ja antworten.
02.02.10, 17:40:20
55555
Wenn für dich Sex zu Zwischenmenschlichem unbedingt dazugehört, dann hast du gefolgert aus früheren Wertvorstellungen nie mehrere zwischenmenschliche Beziehungen zu einer Zeit?
02.02.10, 19:52:38
starke Dame
In der Zwischenmenschlichen "Liebes"-Beziehung gehört sie zwingend dazu.
Ich habe aber auch normale zwischenmenschliche Beziehungen zu Menschen, mit denen ich keinen Sex habe. Z.B. beste Freundinnen, da sind natürlich auch Gespräche, gegenseitiges "Wunden lecken"(wenn man als NA Mitleid für´s Selbstwertgefühl braucht) und "um die Häuser ziehen" (Unternehmungen mit Freundinnen, zu denen man den eigenen Partner nicht mitnimmt, um Spaß zu haben, seinen eigenen Marktwert zu ermitteln - ohne die magische Grenze zu überschreiten) und nach durchtanzter Nacht morgens wieder nach Hause kommt.
Ich muss zugeben, dass ich lieber sterben würde als auf meine Freundinnen zu verzichten. Ausbrüche aus dem Altag müssen sein. Wie ist das bei Autisten, brecht ihr auch mal aus und macht irre Dinge??
02.02.10, 20:06:01
haggard
geändert von: haggard - 02.02.10, 20:07:34
persönlich "breche" ich selten aus. das meiste setze ich nicht um. veränderungen können ziemlich schrecklich sein.
das, was andere bei mir als irre beurteilen, finde ich persönlich normal.
02.02.10, 20:11:48
Fundevogel
Ich habe mal von wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen gelesen, dass durchschnittliche männliche NA, wenn sie in Liebe auf einen Partner fixiert sind, "nur" bis zu 5 mal am Tag sexuelle Verbindung mit ihm aufnehmen können (tiefere Zuwendung?) und dass sich die Spermienqualität und -anzahl erheblich verbessert/erhöht.
Sind männliche NA ausschließlich auf sexuelle, also keine geistige Qualität einer Beziehung fixiert, kann ihr Körper wesentlich mehr leisten bei verminderter Qualität und Anzahl der Spermien.
Der "technische Vorgang Sexualität" sollte wohl in unmittelbarem Zusammenhang mit der Fortplanzung gesehen werden.
Zwischenmenschliches wird bei NA differenziert betrachtet:
Es gibt Menschen,
die eine platonische Beziehung miteinander führen (es entsteht keine Lust auf körperliche Verbindung - allerbester Freund/Freundin - oder sie wird vermieden, um das bestehende sichere Seelen-Verhältnis nicht auf eine wankende Gefühlsebene zu verlagern),
die ausschließlich sexuell miteinander verkehren (es wird deshalb miteinander geschlafen, um die eigene Wolllust zu feiern, die eigenen Stimmulationen wahrzunehmen oder es zu genießen, den anderen in der Hand zu haben (wie Hans sagt, einen Menschen als Dildo zu "handhaben") - Machtgefühle spielen in der Sexualität eine Rolle),
die auf Grund der geistigen Gemeinschaftlichkeit eine Sehnsucht auf eine Verbindung ihrer Körper haben und diese Einheit als Höhepunkt empfinden.
.............
Menschen, die eine tiefe platonische Zwischenmenschlichkeit leben, sind in der Regel lebenslang treu (Ausnahmefälle können starke Veränderungen in der Persönlichkeit sein). Interessanterweise werden (gemäß Untersuchungsergebnissen) die meisten dieser Beziehungen in der Jugend geschlossen).
Menschen, die rein sexuelle Vereinigungen be"treiben", bleiben solange zusammen, solange diese als reizvoll und befriedigend empfunden werden. Treue und Zugewandtheit spielen im geistigen Sinne keine Rolle - da ergibt sich eher ein Treuegedanke aus der Angst vor Partnerwechsel wegen AIDS-Gefahr.
Menschen, die geistige und körperliche Gemeinsamkeit empfinden, sind im Regelfall dem anderen treu ("wenn alles stimmt"), ihre Beziehungen bedürfen aber durch die Ablenkungen und Verpflichtungen des Alltags incl. Kindererziehung besonderer Pflege. Interessanterweise sind sie zerstörungsanfälliger als reine platonische Beziehungen.
Es könnte daraus geschlußfolgert werden, dass diese Beziehungen vornehmlich auf geistiges Zusammensein und Fortpflanzung angelegt sind (mit allen Annehmlichkeiten körperlicher Stimulation). Da, wo es nicht gelingt, in dem anderen Mischbeziehungsparner einen tiefen Freund zu sehen, sind sie zum Scheitern verurteilt (dafür spricht, dass die meisten Ehepartner nach einer Ehescheidung nur noch Abneigung voneinander verspüren). Allerdings gelingt es offensichtlich der Hälfte der Bevölkerung noch, tief zwischenmenschliche Mischbeziehungs-Partnerschaften zu leben.
Mischformen, die hier und da und öfter mal vorkommen, werden im Volksmund mit Bezeichnungen wie "Ausrutscher", "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß", "Es kam so über mich", "Ich habe mir nichts dabei gedacht" entschuldigt oder abgetan.
55555: Bei verheirateten oder in enger Verbindung lebenden Partnern ist es in der Regel so, dass sie miteinander eine Mischbeziehung (geistig und körperlich) leben und gleichzeitig platonische Beziehungen zu guten Freunden unterhalten.
Forthebeautyoftheearth
02.02.10, 22:32:18
55555
Es geht hier nicht um Sex, "Fremdgehen" war nur ein Beispiel. Teils finde ich den bisherigen Threadverlauf recht interessant, ich versuche nun ein wenig neu anzusetzen.
Jeder Mensch kennt wohl Bereiche, in denen er etwas nicht verträgt. Ein Autist würde vielleicht eine Beziehung zu jemandem beenden, der jeden Tag stundenlang plappert. Das würde ihn dann sensorisch überlasten. Wenn nun ein NA jemanden nach meinetwegen 10 Jahren als plötzlich als "Dreck" betrachtet, weil bekanntwurde, daß dieser Sex mit jemand anderem hatte, so geht das, so denke ich, im Gegensatz zum erwähnten Fall des Autisten auf ein vorhandenes Bild zurück. Es wurde die Vermutung genannt, daß ein Mensch, der das einmal tat immer wieder tun würde, daß es ein Zeichen dafür sei, daß es Probleme gäbe. Das alles scheint mir die harsche Reaktion nicht zu erklären, denn es gibt meines Wissens genug Beispiele, bei denen es offenbar nur bei einem Mal blieb und das Vorhandensein von Problemen hat allgemein erstmal gar nichts damit zu tun, wo die Ursache dieser möglichen Probleme liegen könnte.
Diese Bilder scheinen mir gemäß der Anfangsthese tatsächlich darauf hinzuweisen, daß NA selbst ihren Lebenspartner nicht ganz wahrnehmen wie er ist, sondern auch hier die Welt durch einen Filter wahrnehmen. Mir scheint bei den Erklärungen von NA-Seite auch immer etwas das Bild mitzuschwingen, daß eine Beziehung eine Disziplinargemeinschaft sei, was mir ja auch in der Reaktion des totalen Bruchs deutlich zu werden scheint. Für diesen totalen Bruch im Beispiel kann ich noch immer keine Erklärung finden außer der, daß schon vorher keine "echte" zwischenmenschliche Beziehung vorlag, bei der sich zwei Menschen in Wahrhaftigkeit begegnen durch schwere und frohe Zeiten.
02.02.10, 23:32:56
drvaust
Für diesen totalen Bruch im Beispiel kann ich noch immer keine Erklärung finden außer der, daß schon vorher keine "echte" zwischenmenschliche Beziehung vorlag, bei der sich zwei Menschen in Wahrhaftigkeit begegnen durch schwere und frohe Zeiten.
Ich denke, wenn man sich sehr nahe steht, sich sehr vertraut, sich dem anderen öffnet, ist ein Vertrauensbruch sehr schlimm.
Das habe ich selber erlebt. Ich hatte einer Freundin sehr vertraut, hatte wenig Geheimnisse vor ihr.
Dann hatte sie mit anderen Leuten über Sachen von mir gesprochen, die diese nicht wissen durften.
Sie wollte nichts böses, hatte nur unbedacht geplaudert, evtl. wollte sie sich wichtig machen.
Das war aber für mich sehr unangenehm und ein schlimmer Vertrauensbruch.
Ich habe danach nie wieder mit ihr gesprochen. Ich konnte nicht mehr, obwohl ich ihr das verziehen hatte.
Es gab kein Vertrauen mehr, ich hatte Angst vor Verrat, dabei liebte ich sie noch und der Konflikt überforderte mich.
02.02.10, 23:47:54
anne1
Hallo, 55555,
Was meinst Du mit "Disziplinargemeinschaft"?
Gruß, anne
03.02.10, 19:54:13
55555
Das Beispiel von drvaust scheint für die teilnehmenden NA vergleichbar mit "Fremdgehen"?
Mit dem Begriff der "Disziplinargemeinschaft" meinte ich einen Beziehungsansatz, der sich vor allem durch einen Rahmen definiert, der mit gegenseitiger Strafandrohung durchgesetzt werden soll.
Es kann schon sein, daß es hier um sehr unterschiedliches Wertempfinden geht. Wer von den NA würde bei Weitererzählen von vertraulichem Wissen so empfindlich reagieren wie beim "Fremdgehen"?
04.02.10, 00:48:08
Fundevogel
Es ist schon gesagt worden, dass der Vertrauensbruch durch Fremdgehen enorm ist, er wird so stark empfunden, als hätte der Partner tätlich mißhandelt und existentiell bedroht.
Selbst in den Fällen, in denen der vertrauensbrechende Partner gelobt, dass soetwas nicht mehr vorkommt, ist es unwahrscheinlich schwer, wieder zum alten Status zu gelangen, weil an "Heiliges" gerührt wurde und der "reine Glauben" zerstört wurde.
Strafandrohung/Disziplinmaßnahmen halten nach meiner Erfahrung nicht von Verletzungen des Partners ab, im Gegenteil unterstützen sie eher die Abwendung wegen der gelenkten Freiheitsbeschneidung,
während
in einer liebend gelebten Partnerschaft eine große Freiheit verspürt wird.
NA würden das Weiterzählen von Geheimnissen mit Schmollen,"Eingeschnapptsein" bis hin zu starkem Rückzug wie bei drvaust bewerten, es kommt ganz darauf an, wie ein NA auf das Hüten von Geheimnissen erzogen oder veranlagt wurde.
Forthebeautyoftheearth
04.02.10, 12:20:20
55555
Vermutlich ist mir die Getroffenheitsempfindung beim Beispiel "Fremdgehen" so fern, daß ich mir kaum vorstellen kann, daß jemand tatsächlich so empfindet. Nach wie vor tendiere ich zu der Auffassung, daß eine sofortige Trennung von einer Person darauf hinweist, daß vorher keine "echte" Beziehung bestand. Vertrauensverlust und Irritation kann ich hingegen nachvollziehen, wenn ich nach wie vor auch seltsam finde, daß dies beim "Fremdgehen" anscheinend auch auftritt, wenn nie verbal ein davon abweichendes Verhalten vereinbart wurde.
04.02.10, 13:46:32
Mama
Was machst, Du wenn ein Freund Dir Deinen grössten Schatz raubt, 55555?