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Augenkontakt

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06.06.11, 11:19:21

Friedrich1712

geändert von: Friedrich1712 - 06.06.11, 11:21:20

Zitat von monica62:
Nicht der Augenkontakt ist das Problem, sondern dass zu- oder abgewendet sein zu einer Person.
Unser Älterer handhabt es wie ich und mein Mann, meistens schauen wir auf den Mund, zwischendurch fixieren wir kurz das Gesicht unseres Gesprächspartners. Damit fallen wir gegenüber den Anderen kaum auf.




Naja, aber schonmal überlegt das er vielleicht glücklich ist in den momenten wo er einfach nur so ist wie er ist? D.h einfach dem interesse schenkt dem er interesse schenken will und dorthin schaut wo er hinschauen will..?
06.06.11, 16:36:30

mor

Zitat von drvaust:
Nein, nicht das Wegsehen macht mich aggressiv.
Jemand in die Augen zu sehen, ist bei mir aggressives Verhalten. Ich kann das nur, wenn ich aggressiv bin oder werde.
ah. Dann hatte ich es anfangs falsch verstanden gehabt.
15.06.11, 20:18:27

f.j.neffe

Ja, mir schaun Autisten gerne in die Augen .....
Über meine erste Begegnung mit sog. Autisten in der Münchner Heckscher Klinik habe ich seinerzeit u.a. auf dem sonderpäd. Kongress und in der ZHeilpäd. berichtet. Und dann hab ich, weil ich ja ein Lied davon singen kann, dieses auch aufgeschrieben. Es findet sich im Net. Hier der 2.Teil der 4.Strophe:

Ja, mir schaun „Autisten“ gerne in die Augen,
denn da lesen sie: „Du bist ganz wunderbar“!
Welchem Menschen sollte so etwas nicht taugen?
Es ist wichtig und gesund und zutiefst wahr.
Irgendjemand muss die Wahrheit doch mal sagen!
Nur von Krankheit reden macht niemand gesund.
Wenn wir alles nur ein wenig hinterfragen,
dann entdecken wir das Gute auf dem Grund.

Mit DRUCK kann man das nicht erreichen. Man braucht etwas, was ZIEHT. Der SOG ist deshalb das Grundprinzip der neuen Ich-kann-Schule. Ich achte den Menschen a) wie er ist für jetzt und b) wie er werden kann für die Zukunft.

Ich grüße freundlich.

Franz Josef Neffe
16.06.11, 23:07:03

Hans

Zitat von f.j.neffe:

Ja, mir schaun „Autisten“ gerne in die Augen,
denn da lesen sie: „Du bist ganz wunderbar“!

Wie soll das denn gehen, hast Du das in klein auf Deine Horhaut geschrieben,
oder wo kann man das lesen ?

Langsam machst Du mich neugierig, Dir mal in die Augen zu schauen.
Stellt sich nur die Frage, ob Du das dann magst.
17.06.11, 15:08:22

wolfskind

schaun dir auch A in die augen die sonst niemandem in die augen schaun?
20.06.11, 09:24:22

starke Dame

geändert von: starke Dame - 20.06.11, 09:25:30

Augenkontakt:

natürlich schaut unser Sohn uns und seinen engeren Kreis an Menschen oft in die Auge. Nur sollte man die Momente berücksichtigen, wann er es tut.

Bei mir ist es z.B. so, wenn wir rumalbern, wenn wir einfach glücklich sind, er etwas erwartet, meine Hand führt, lacht und mir in die Augen schaut.

Wenn ich ihm etwas erkläre und etwas erwarte, was vielleicht nicht ganz leicht, trotzdem notwendig ist, kann er mir nicht in die Augen schauen, ich denke, es reicht das ganze zu hören und dann noch Blickkontakt ist zuviel. Also ich für mich persönlich habe es festgestellt, dass Blickkontakt entziehen eine sehr gute Entspannungsmethode ist.

Sind wir draußen und anders als andere Familien, blicke ich mittlerweile auch oft an den Menschen vorbei, blende ihre Gesichter aus oder versuche es und stelle fest es klappt immer besser. Man ist dann freier und alles geschieht wertungsfrei, ohne dass man bewertende Blicke wahrnimmt. Das hat vielleicht nicht gerade viel mit Autismus zu tun, soll einfach nur zeigen, dass kein Blickkontakt, auch für Nichtautisten eine Entspannung von Situationen sein kann. Nur dass ich nicht alleine auf diese Idee gekommen wäre, wenn ich nicht ein autistisches Kind hätte, das mir zeigt wie es in der Gesellschaft leichter sein könnte.
21.06.11, 02:29:31

Fundevogel

geändert von: Fundevogel - 21.06.11, 02:30:55

Menschen, die sich stark konzentrieren müssen, hören auf, in die Augen zu schauen sondern fixieren meist einen imaginären Punkt in der Luft.

Es gibt eine interessante These, die ich in einem Seminar zu 90 % bestätigt fand. Menschen, die sich auf optische Erinnerungen konzentrierten, schauten auf einen imaginären Punkt, der über den Köpfen lag. Bei akustischen Erinnerungen lag der imaginäe Punkt auf Augenhöhe, bei emotionalen Erinnerungen wurde der Blick auf einen tiefen Punkt in Bodennähe gerichtet.
13.07.11, 15:51:45

f.j.neffe

Bei meiner Zusatzausbildung zum Bsonderschullehrer wollte ich in dem Praktikum erleben, was passiert, wenn ich nicht an Autismus glaube.
Ich war nicht darauf vorbereitet, in das mit doppelter Gittertür versperrte Klasszimmer wie ins Gefängnis geführt zu werden. Das irritierte mich zunächst so stark, dass ich ganz vergaß, warum ich da bin. Ich wurde ganz klein und kam mir auch so vor.
Nach einer guten Viertelstunde kam ich wieder zu mir und strahlte wie ein Kachelofen meine Hochachtung und mein Interesse aus. Von da an erlebte ich in stetiger Steigerung, wie die Kinder von sich aus auf mich zukamen. Ein Junge kam immer wieder her zu mir. In der Pause hängte er sich dann an mich dran, drückte mich, dass es wehtat und gab mir einen Kuss auf die Brust. Mit dem Mädchen "flirtete" ich die ganze Zeit über, es zog uns geradezu zueinander - und sie kam trotz ihrer großen Ängste immer näher. Ich habe es relativ ausführlich auch in meinem Lebenslied "Ja, mir schaun Autisten gerne in die Augen" besungen, das im Net leicht zu finden ist.
Wenn ich mit Menschen in Not spreche, bin ich immer mit größter Hochachtung den Kräften und Talenten von ihnen zugewandt, die Hilfe brauchen. Wenn ich da an meinen Lehrerkollegen denke, der gestand mir, wie sehr ihn seine Arbeit mit täglich vier Kindern auslauge. "Es sind halt Autisten" erklärte er es sich falsch.
Warum um alles in der Welt sollte ich jemand in die Augen schauen, aus denen es mir entgegenknallt: "Du bist halt ein Autist." Dass "Autisten" den Blickkontakt meiden ist für mich ein sehr sinnvoller Überlebensschutz ihres ihre Lebensfunktionen steuernden UNBEWUSSTEN. Warum sollte ich Autismus durch den Blick tief in mich hineinlassen?
Warum machen wir uns nicht erst selber glücklich? Dann würde das Glück aus uns herausschauen, und damit hätten wir ganz andere Chancen!
Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
13.07.11, 16:10:47

55555

Zitat von f.j.neffe:
Warum um alles in der Welt sollte ich jemand in die Augen schauen, aus denen es mir entgegenknallt: "Du bist halt ein Autist."

Nur weil jemand Komplimente macht muß man ja noch nicht jemanden anschauen.
29.05.12, 03:54:47

CosmoCortney

Mir fällt es mal mehr und mal weniger schwer, den Augenkontakt zu halten. Aber früher oder Später bricht dieser dann doch ab.
Ich fühle mich oft sehr unsicher und habe -angst sie falsch anzuschauen. Einmal meinte jemand zu mir: "Du guckst aber böse!", obwohl ich gar nicht böse war.
29.05.12, 14:08:30

PvdL

Zitat von f.j.neffe:
Nur von Krankheit reden macht niemand gesund.

Ja, das ist die Wahrheit. Und doch ist es m.E. gerade in der Politik so, daß man erst dem Kind einen Namen gibt, um es dann mit dem Bade auszuschütten.

01.10.13, 01:04:33

Hans

Als ich etwa zwei bis drei Jahre alt war,
wohnten wir im Hause der Oma im zweiten Stock.
Am oberen Ende der Treppe hing dieses Bild an der Wand.
Wenn mich meine Mutter rief, bin ich von irgendwo unten die Treppe hinauf gelaufen
bis ich vor diesem Bild stand, konfrontiert mit diesem Blick-Kontakt.
Ich blieb stehen und wartete höchst aufmerksam wie ein Vorsteh-Hund ab,
da passiert jetzt gleich was ...

Die Erwachsenen wunderten sich, daß ich am Treppenansatz wie versteinert stehen blieb,
obwohl mich meine Mutter weiter rief.
Nachdem das Bild in ein anderes Eck des Hauses umgehängt wurde,
hatte ich kein Problem mehr, des Rufen der Mutter zu folgen.

Als ich das Bild nun 45 Jahre später betrachtete, fiel mir auf,
wie wenig Details aussenherum ich noch genau wußte,
ich hatte eigentlich nur noch den Augenkontakt in sehr genauer Erinnerung.
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