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(Fettnäpfchendetektor)
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Erbmonarchie beruhte - offiziell oder inoffiziell - immer auch darauf, daß Gott auf diese Art klarer Nachfolgeregelungen bestimmen könne, wer künftig König würde. Neben anderen Arten von Intrigen und Mordkomplotten, entstand die heutige Psychiatrie regelrecht aus einem medizinischen Ansatz der regelwidrigen Machtergreifung. Wußte Gott doch nicht so genau, wer der angemessene König wäre?
Zitat:
Am Fronleichnamstag des Jahres 1875 stürmte der Wittelsbacher-Prinz Otto während des Hochamts in die Münchner Frauenkirche. Der jüngerer Bruder des Königs Ludwig II. trug Jagdkleidung. Er warf sich dem zelebrierenden Erzbischof Gregor von Scherr zu Füßen und bekannte auf Knien öffentlich seine Sünden.
Wow, da hatte jemand tatsächlich die Bibel verstanden gehabt.
Zitat:
Der 27-Jährige war schwer psychisch erkrankt und litt zudem unter religiösen Wahnvorstellungen. Er ließ sich von zwei Kirchendienern widerstandslos wegbringen. Im Schloss Schleißheim wurde er unter strenge Überwachung gestellt.
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"Otto war länger als jeder andere bayerischer König, aber er regierte keine einzige Sekunde"
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Ein weiterer Onkel, Luitpold, führte die Regierungsgeschäfte als Prinzregent. Regte sich zunächst dagegen Widerstand im Volk, so wurde Luitpold nach und nach immer beliebter, auch durch seine Bescheidenheit und Volkstümlichkeit. Heute wird die "Prinzregentenzeit", die bis zu Luitpolds Tod 1912 andauerte, verklärt dargestellt.
Während Luitpold seines Amtes waltete, verfiel Otto im Schloss Fürstenried mehr und mehr. Er litt unter Halluzinationen und Angstattacken, Schlaflosigkeit und Ruhelosigkeit. Immer wieder hatte er Schreianfälle, wurde aggressiv und war danach wieder völlig apathisch. Seine Krankheit äußerte sich ebenso in stereotypen Bewegungen, er schlug immer wieder mit dem Kopf gegen die (gepolsterte) Wand. Zahlreiche Ärzte versuchten sich in Diagnosen.
[...]
Die späteren ärztlichen Therapieversuche waren rabiat: Otto erhielt morgens und abends sogenannte Stahlbäder, eiskalte Duschen, er wurde in Salzsole gebadet, mit elektrischen Strom behandelt, erhielt kräftige Abreibungen am Körper und starke Beruhigungsmittel wie Morphium. Außerdem hielten ihm Ärzte und Geistliche "Mahnreden", auch religiösen Inhalts, die ihn überzeugen sollten, sich doch besser zu benehmen.
Doch natürlich halfen weder die Konvertierung der Mutter noch die Therapieversuche. König Ludwig II. ließ seinen Bruder, zu dem er ein enges Verhältnis hatte, notgedrungen 1878 entmündigen. 1883 wurde er in das für ihn renovierte Schloss Fürstenried gebracht, wo er unter ständiger Aufsicht bis zu seinem Tod lebte. Ludwig besuchte ihn dort oft und stellte sicher, dass er gut versorgt wurde. Sein Arzt war der Psychiater Bernhard von Gudden, der Leiter der Kreisirrenanstalt, der auch Ludwig behandelte und mit ihm starb. Die Beobachtungen von Ottos Krankheitsverlauf flossen in Guddens Gutachten über Ludwigs Geisteszustand ein.
Assistenten bei Otto unter anderem Franz Nissl und Emil Kraepelin. Die beiden Ärzte hatten mit ihrem Patienten aber so wenig Arbeit, dass Gudden ihnen ein Labor einrichtete, in dem sie sich der Forschung widmen konnten. Die "Prinzenärzte" prägten die moderne Hirnforschung und Psychiatrie. München sei dadurch in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu einem "Mekka der Nervenheilkunde" geworden, sagte Professor Förstl bei der Ausstellungseröffnung. König Otto half das wenig. Er starb 1916 im Alter von 68 Jahren in kompletter geistiger Umnachtung. Da war schon Ludwig III. König, der Sohn des Prinzregenten Luitpold, der 1913 die Verfassung ändern ließ, um König werden zu können. Otto behielt den Titel, Bayern hatte drei Jahre lang zwei Könige.
Geheiratet hat Otto nie. Seine Cousine Prinzessin Therese, Luitpolds Tochter, liebte ihn innig seit Kindertagen, er erwiderte ihre Gefühle aber nicht. Von ihr sind persönliche Aufzeichnungen erhalten, in denen sie Otto als sensible Persönlichkeit ebenso zeigte wie die bedrohliche Entwicklung seiner Krankheit. Therese war ihm immer eng verbunden. Sie blieb unverheiratet und wurde als Wissenschaftlerin und Forschungsreisende bekannt. Therese wollte als Krankenschwester für Otto tätig sein, was ihr jedoch untersagt wurde.
Quelle
Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
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