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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wo der neue ESH-Artikel schon als "Debattenbeitrag" betitelt wurde, eröffne ich hier noch einen Thread und bin gespannt auf Meinungen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
06.07.14, 08:24:06
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 06.07.14, 23:14:56

Ohne den Artikel gelesen zu haben, bin ich der Meinung, daß die Pharmaindustrie durch ihre Lobby-Arbeit dafür sorgt, daß sie am meisten von der Medizin profitiert, indem sie dafür sorgen läßt, daß hauptsächlich mit ihren Pharmaka behandelt wird. Ich wollte eigentlich "kuriert wird" schreiben, aber das wäre ja reines Wunschdenken meinerseits. Die Pharmaindustrie kuriert allenfalls die eigenen Aktienkurse.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
06.07.14, 23:14:30
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Oha, seit einigen Jahren ist in den Zeitungen zu lesen, dass der Anteil der psychiatrischen Erkrankungen im Rahmen von Rentenverfahren erheblich angestiegen ist. Nicht hinterfragt wird, warum das so ist. Es wird davon ausgegangen, dass immer mehr Menschen an seelischen Belastungen erkranken.

In meinem Bekanntenkreis ist zu erleben, dass "verschlissene" (Volksmund) Menschen, also Menschen die lebenslang schwer gearbeitet haben, nur dann als krank anerkannt werden, wenn der körperliche Verschleiß anhand von Röntgenaufnahmen erkennbar ist.
Dass Menschen aber auch nach einem gelebten Leben und Schicksalsschlägen seelisch verschlissen sein können und einfach Ruhe und Stille benötigten, wird nicht anerkannt. Eine so simple wie wahre Erkenntnis ist im Krankheiten-Katalog nicht zu finden, geschweige denn, dass daran jemand was verdienen könnte.

Also muss eine passende Krankheit gesucht werden, damit der Verschlissene nicht zur Ruhe kommen darf und dem System genüge getan werden kann.
Wenn der Erschöpfungszustand als aufbesserbar empfunden wird, reicht eine leichte Bewertung, die aber immer noch so deutlich sein muss, dass ein paar gutachterlich einkömmliche Untersuchungen für die Kollegenwelt drin sind.
Wenn aber jemand nicht mehr für den Arbeitsprozess zu gebrauchen scheint, dann muss schon etwas Handfestes als Krankheit her.
Wirkt der Erschöpfte noch frisch und aufsässig, wird ihm nicht geglaubt und er wird ebenfalls in gutachterlich einkömmliche Bewertungsverfahren geschickt.
Wenn der Erschöpfte mit Suizid droht, dann kurbelt das den Verrentungsprozess an, weil sich u.a. vor Haftungsfragen und dem Rufverlust der Praxis gescheut wird.
Wer auf die blutige Variante verzichten will, kann solche Prozesse durch Selbstauslieferung an harte Diagnosen beschleunigen, sprich sich selbst für "plemplem" erklären lassen.
Manchmal ist erkennbar, dass ein Arzt das System erkennt und seine Schwächen für den Patienten nutzt. Doch muss ihm klar sein, dass er das System und dadurch auch sich mit dieser Taktik am Leben erhält.
Interessant auch, dass in diesen Krankheitssuchprozessen alles im Leben hinterfragt wird, was zu einer Krankheit geführt haben kann nur eines nicht: Ob ein ärztliches Wirken krankheitsfördernd ist. Ausdrückliche Hinweise darauf werden schlichtweg überhört.

Das alles jedenfalls könnte auch als Erklärung für die erhöhten Zahlen psychiatrischer Erkrankungen im Rahmen von Rentenverfahren herhalten.

Die VdK-Zeitschrift berichtet von einer Vielzahl von 5-12 Jahre langen Rentenverfahren. Geht man von 30-60 wechselnden Arztbesuchen, gutachterlichen Tätigkeiten, Anwaltsbeiziehungen, Klageverfahren etc. aus, dann bringt ein solches Rentenverfahren dem Medizin- und Rechtsapparat mehr Geld ein als es in der Vielfalt der Fälle gekostet hätte, dem Verschlissenen ohne Stigmatisierung eine Rente gewährt zu haben.

Der nach einem solchen gesundheitsschädigenden Ärzte-Marathon (den ihm jeder vernünftige Arzt in bei völligem Erschöpfungszustand verbieten müsste!) nun vollends verschlissene Mensch kann sich damit trösten, in dieser Zeit der seelischen Grausamkeit aber wenigstens was für den Erhalt der Arbeitsplätze der beteiligten Berufsgruppen getan zu haben.


Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
06.07.14, 23:52:19
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 07.07.14, 17:05:27

Unter den Artikel hat sch inzwischen auch eine beginnende Diskussion ergeben, die man vieleicht auch hier fortführen sollte, da sie dort nur mit Login lesbar ist.

Gegenargument war aus meiner Sicht im Wesentlichen: "Wenn ich Aua habe, macht der Arzt es weg, wenn er kann. Das ist doch gut?!"

Auf diese Perspektive wird ja im Einstieg des Artikels kurz eingegangen. Im Artikel geht es jedoch darum etwas tiefer zu schauen. Auch Organisationen wie die Hisbollah engagieren sich zweifellos im sozialen Bereich:
Zitat:
Krankenhäuser, Schulen für Muslime und weitere Hilfsorganisationen und -einrichtungen stehen der Hisbollah nahe und werden von ihr finanziell getragen. Auch die Familien der Hisbollah-Milizionäre werden unterstützt. Da in diesen Hilfsorganisationen und -einrichtungen auch antisemitische Propaganda betrieben und Nachwuchs rekrutiert wird, kam es wiederholt zu ausländischen Verbotsinitiativen.

Quelle

Die Welt ist nicht immer so einfach, auch Neonazis versuchen sich teils regional vor Ort als Kümmerer und erhalten so Anerkennung. Aber ist das ihr eigentliches Ziel? Wem dient die Medizin als weltweite Religion wirklich?


Edit:

Vielleicht ist es an der Stelle auch interessant den klassischen Hippokratischen Eid anzuschauen:
Zitat:
Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.

Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, und ich werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben. Rein und fromm werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.

Quelle

Hier zeigt sich schon, daß die Medizin bereits früh ein religiöses Selbstverständnis aufwies (auch in der Vorschrift den Lehrer wie einen Vater zu behandeln). Ärzte sollten schon damals nicht einfach das tun, was die Menschen möchten, sondern einen eigenen Plan verfolgen von dem was vermeintlich gut ist. Wesentliche heute gebrochene Teile dieses Plans werden im zweiten Absatz ausdrücklich erwähnt, was im ersten zitierten Absatz nach der Maßgabe "nach ... meinem Urteil" aber insgesamt gemeint wird, bleibt im Dunkeln. Heute wissen wir, daß diese Medizin weiter ein bestimmtes Menschenbild vertritt, das sie als wahr deklariert. Nur denjenigen wird geholfen, die sich diesem Ziel der Medizin unterwerfen. Auch die Krankenkassen decken diesen Plan über ihren finanziellen Hebel. Die Politik überlässt den Akteuren der Medizin weite Gebiete von Gestaltungsmöglichkeiten mit großen gesellschaftlichen Auswirkungen. Das alles unterliegt keiner demokratischen Kontrolle, Menschenrechte werden aufgrund des absoluten Sendungsbewußtseins teilweise gewohnheitsmäßig ignoriert.

Die Medizin hat es wie kaum ein anderes Handwerk geschafft der Welt ihre fragwürdigen Überzeugungen aufzunötigen ohne, daß irgendwann einmal wirklich darüber breit diskutiert wurde. Ich denke weiterhin damit muß grundsätzlich Schluß gemacht werden, ich glaube nicht mehr, daß es reicht die Medizin lediglich zu beschneiden. Ihr sektiererischer Gestus gegen moderne wissenschaftliche Erkenntnisse von gesellschaftlichen Wirkzusammenhängen ist einfach zu präsent.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
07.07.14, 14:02:27
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 10.07.14, 22:41:47

Was meint ihr zu dieser Fallkonstellation?
Zitat:
Das musikalische Können ist da, aber der kleine Finger spielt nicht mehr mit: Ein leidenschaftlicher Amateur-Pianist wollte in einer Münchner Uni-Klinik seinen immer unbeweglicher werdenden rechten kleinen Finger chirurgisch reparieren lassen. Der erfolgsgewohnte Unternehmer gab den Ärzten vor dem Eingriff klare Zielvorgaben.

Weil das Ergebnis nun überhaupt nicht seinen Vorstellungen entspricht, hat der 74-Jährige die Ärzte auf 20 000 Euro Schmerzensgeld verklagt. Das Landgericht München I soll entscheiden, ob der Patientenwunsch wirklich an medizinischen Notwendigkeiten gescheitert ist - oder doch eher an Kommunikationsproblemen unter den Ärzten.

Der Patient hat von Geburt an verkürzte Sehnen an beiden kleinen Fingern. Jahrzehnte sei das für ihn kein Problem gewesen, da er die abgewinkelten Finger deutlich überstrecken konnte, sagt er. Bis ihn an der rechten Hand eine gar nicht so seltene Krankheit mit dem unaussprechlichen Namen Morbus Dupuytren befiel: Die Finger werden immer krummer, ein Strecken zunehmend unmöglich, weil Bindegewebe die Sehnen blockiert.

Vor gut zehn Jahren ließ der Mann das schon einmal operieren, allerdings ohne Erfolg. Der Patient ist felsenfest davon überzeugt, dass die Ärzte schuld waren, weil sie den frisch operierten Finger mit einer abgewinkelten Schiene ruhigstellten.

Nun bekamen die Ärzte der Uni-Klinik vor einiger Zeit den Auftrag, den Eingriff zu wiederholen. Und zwar, wie der Mann immer wieder vor der Arzthaftungskammer betonte, ausdrücklich ohne den Einsatz solch einer Winkelschiene. Diesen Wunsch bestätigte als Zeuge auch der Arzt, der seinerzeit mit dem Patienten die OP vorbesprochen hatte - deswegen sei auch das Wort "Schiene" im Aufklärungsbogen gestrichen worden.

Der Kläger schilderte den Richtern sein Entsetzen, als er aus der Vollnarkose aufgewacht sei und die Winkelschiene an seinem Finger entdeckt habe. Ein Pfleger konnte ihn nur mit dem Hinweis auf die Infektionsgefahr davon abhalten, das Stück Gips sofort eigenhändig zu entfernen.

[...]

Unausgesprochen gab der Mann zu verstehen, dass er wegen der Behinderung offenbar auch um sein Ansehen in Musiker- und Seglerkreisen fürchte.

[...]

Nach solch einem Eingriff sei es ohnehin schon ein Erfolg, wenn der Finger gestreckt werden könnte - er wolle ihn aber überstrecken. Die zentrale Frage, ob man trotzdem auf den ausdrücklich Patientenwunsch hätte eingehen müssen, wird das Gericht im Urteil Ende Juli beantworten.

Quelle

Sollte ein Arzt diesem Mann vorschreiben dürfen, was er an sich geändert haben will? Sollten Ärzte reine Handwerker sein, die schlichtweg Aufträge ausführen? Oder wie in diesem Fall offenbar nach ihrem Selbstverständnis Herren nach eigenen Riten? Wie sollte eine Gesellschaft die Frage lösen, was Menschen an ihrem Körper verändern dürfen? Welcher Wille ist gesund? Der dieses Mannes? Warum nicht der eines Menschen, der aus irgendwelchen Gründen gerne ein Bein amputiert haben möchte (soetwas soll es ja tatsächlich geben, wie ich las"? Zumal wenn man sich wirklich vom medizinischen Behinderungsbegriff gelöst hat und Inklusion, die wenn man so will auch eine Nichtwertung beinhaltet, ein gesellschaftliches Prinzip sein soll?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
10.07.14, 22:40:28
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Frauen können heute bis Mitte 50 noch Kinder bekommen. Vorausgesetzt, sie lassen ihre Eizellen frühzeitig einfrieren. Was treibt sie dazu?

[...]

Doch warum gibt es dann Frauen, die sich ernsthaft in einem Alter reproduzieren wollen, in dem man oft bereits über die sich anbahnende Rente nachdenkt? Ist das nicht eher eine typisch männliche Verleugnung der Realität? Ganz recht! Und genau das wird von einer modernen Frau wie Ihnen auch erwartet: genauso zu sein wie ein moderner Mann. Schließlich sind Frauen heute darauf gedrillt, geschlechtsneutral Karriere zu machen. Mehr noch: Es ist ihre emanzipatorische Pflicht, solange Deutschlands Vorstände von Alphatierchen regiert werden, die Porsche fahren.

Um jedoch Karriere zu machen wie ein Mann, müssen Sie sich als Frau auch verhalten wie ein Mann. Erst dann sind Sie herzlich willkommen im modernen Kapitalismus.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
12.07.14, 01:06:17
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Aussage eines Arztes: Solange ein Patient nach einer Erkrankung mit der Existenzfrage beschäftigt ist (ob er ein Dach über dem Kopf behält, seinen Job nicht verliert, genug zu essen hat), kann er sich nicht wirklich um Heilung und Lösung seiner gesundheitlichen Probleme kümmern.

Könnte man nun schlussfolgern, dass ein Arzt, der die Existenzfrage stellen muss (Praxisverschuldung, Lebensstandard, Klinikmiete, Scheidungskonsequenzen etc.), nur wenig Interesse an einer schnellen Heilung oder der Lösung der gesundheitlicher Probleme des Patienten haben wird?

Beispiele zur Diskussion:

Eine ältere Patientin mit Raucherbein wollte keinesfalls amputiert werden. Der bestellte Betreuer für gesundheitliche Angelegenheiten war im Konflikt einerseits die Entscheidung der Patientin respektieren zu wollen aber andererseits auch deren Leben erhalten zu wollen, weil mit einem früheren Tod gerechnet werden musste. Der Betreuer entschied sich, das Einverständnis zur Amputation zu geben, was ihm die Patientin bis zu ihrem Tod nicht verzieh.

Eine Patientin, die über schwere Schmerzen klagte, wenn ihr Nahrung anstatt über einen Port über Nadeln in den Körper gegeben wurde, erhielt auf ihre massiven Klagen die Antwort: Der Arzt entscheide, was hier zu tun sei. Wenn der Tod des Patienten befürchtet werden müsse, sei das Verursachen schwerer Schmerzen, um ihn am Leben zu erhalten, das kleinere Übel.

Einem jungen Patienten, der ein Krankheitsbild hatte, welches mit gelegentlichen Bewustlosigkeiten wegen krankheitsbedingter Unterversorgung einher ging, wurde unterstellt, dass er nicht entscheidungsfähig sei. Seine Patientenverfügung wurde nicht beachtet. Ein von den Ärzten verlangter und vom Patienten herbeigebetener Notar, der die geistige Wachheit bescheinigen sollte, erkundigte sich lediglich bei den Ärzten nach dem Stand der Dinge und begab sich nicht an das Krankenbett des Patienten. Nach Aussage des Notars war seine Handlungsweise legitim.


Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
14.07.14, 00:49:39
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drvaust
(stillgelegt)

Das liegt aber nicht grundsätzlich an den Ärzten. Ich kenne auch andere Ärzte, die sich für ihre Patienten einsetzen und von unnötigen Behandlungen abraten.
Da sind im Gesundheitswesen und gesellschaftlichen Umfeld noch ganz andere Mitwirkende, die das Schicksal der Patienten beeinflussen. Die Kassen wollen wenig zahlen und viel kontrollieren und bestimmen. Gerichte treffen Entscheidungen, die oft den Willen des Patienten nicht berücksichtigen. Betreibergesellschaften von medizinischen Einrichtungen wollen Gewinn, und verlangen von den Ärzten unnötige, aber rentable, Behandlungen. Politiker wollen sich profilieren. Religiöse Führer haben ihre Dogmen. ...

Der Vater eines Freundes hatte sich entschlossen, sich einer riskanten Operation zu unterziehen. Die Ärzte hatten ihn gründlich informiert, auch über die Risiken und Erfolgsaussichten. Wenn die Operation gut gegangen wäre, wäre er einige größere Probleme und Risiken los geworden. Die Erfolgsaussicht betrug weniger als 50%, sonst schwere Schäden, Lähmungen, Koma oder Tod. Er hatte eine Patientenverfügung verfaßt, speziell für diese Operation, daß er mit schweren Schäden (konkret angegeben) keine lebenserhaltenden Maßnahmen will. Die Ärzte wußten das und wollten sich daran halten. Die Operation gelang nicht, es war schon zu spät. Mein Freund wurde vom Gericht als gesetzlicher Betreuer seines Vaters eingesetzt. Aber das Gericht verbot ihm, lebenserhaltende Maßnahmen, entsprechend der Patientenverfügung, abzulehnen. Der Patient sollte unbedingt am Leben erhalten werden, obwohl er halb gelähmt und oft im Koma war, es ging nur noch um ein Aufschieben des Todes. Der Patient verlangte, als er bei Bewußtsein war, daß er sterben darf. Die Ärzte hatten dann, vertraulich, erklärt, daß die Behandlung so durchgeführt werden kann, daß es zu tödlichen Komplikationen kommt. Das war dann nicht mehr nötig, weil der Patient an einer Lungenentzündung starb. Da hatte das Gericht den Betreuer und die Ärzte gezwungen, gegen den bekannten Willen des Patienten zu handeln.

Ich hatte mal einen Arzt, der seinen Patienten helfen wollte, obwohl er wußte, daß er dadurch seine Gesundheit schädigt. Er hatte weiter praktiziert, bis er nicht mehr konnte, statt sich zu schonen und eher in Rente zu gehen. Erst als er für immer im Rollstuhl saß, mußte er seine Praxis schließen. Auch danach hatte er manchmal noch Patienten beraten.
14.07.14, 07:52:44
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

In keinem Unrechtssystem sind alle Täter gleich übel. Es buhlt in einzelnen Tätern immer auch um Sympathie und erhält so nötigen Rückhalt.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.07.14, 12:42:08
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Perunica
(Standard)

Ich verstehe den Sinn dieser Disskusion nicht wirklich.

Heiler hat es in der Geschichte der Menschen seit Anfang an gegeben.
Und diese therapierten im Kontext der jeweils herrschenden Norm- und Moralvorstellungen.
Da gab und gibt es große Unterschiede, welche kulturell, religiös oder wie auch immer geartet sind.

Ebenfalls zu allen Zeiten hat es sogenannte "schwarze Schafe" gegeben, welche nur ihre eigenen Motivationen bedienten, sei es Ruhm oder Reichtum, auf Kosten der Menschen, welche ihnen vertrauten.

Wir sind uns wohl darin ziemlich einig, das unser momentanes Gesundheitssystem nicht (mehr) gut ist.
Doch Ärzte/Therapeuten deswegen gleich als Täter zu bezeichnen, empfinde ich bedenklich.
Zumal ich einige wirklich sehr bemühte Ärzte und Therapeuten kenne, die diese Bezeichnung nicht verdient haben.
Ich z.B. gelte als Therapeut und "Gesundheitsdienstleister".
Einige Patienten von mir interessiert Vorbeugung und Vorsorge für ihre eigenen Gesundheit ganz einfach nicht.
Die wollen dann nach jahrelangem oder gar jahrzehntelangem ungesunden Leben wieder "gesund-repariert" werden.
Nur Geld kosten darf es nicht und es sollte schnell und schmerzfrei gemacht sein.
Und das schafft keiner.

Die Verquickung von Religion mit Medizin gibt es übrigens schon sehr lange.
Die Beschreibung von der Arbeit der Schamanen, Druiden und von den Priesterärzten belegen das.
Auch heute noch wollen viele Menschen einen Behandler, zu dem sie aufblicken und an den sie ihre Eigenverantwortung abgeben können.
Und wenn er erfolgreich ist, wird er "angebetet".

Einseitige Verurteilungen helfen hier nicht weiter.
Und einen erfolgreichen Weg aus der sich abzeichnenden Krise unseres Gesundheitswesens weiß ich auch nicht.
14.07.14, 14:18:18
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wie wäre es, wenn z.B. die von mir oben eingebrachten Beispielsituationen diskutiert würden? So könnte sich eventuell auch derartiges Unverstehen legen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.07.14, 14:23:06
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich beginne es sehr seltsam zu finden, wie hier Einwände erhoben werden ohne auf die eigentlichen aufgeworfenen Punkte einzugehen. Was soll das bezwecken?

Ergänzende Beispielsachverhalte:
Zitat:
Climate change is one of the biggest threats facing humankind, and as the stakes are raised, many are proposing ambitious solutions – from pumping dust into the atmosphere to escaping to space.

But what if instead of trying to fix the world, we fixed ourselves? That’s the question posed by Matthew Liao, director of the Bioethics Programme at New York University, and his colleagues. “We tried to think outside the box,” says Liao. “What hasn’t been suggested with respect to addressing climate change?”

The answer they landed on is human engineering: the biomedical modification of human beings to reduce their impact on the environment. The associate professor suggests that by changing our underlying biology – altering our size or diet, for instance – we could create greener humans.

Quelle

(Man muß wohl keinerlei Zweifel haben, daß sollte soetwas umgesetzt werden wieder die Medizin herhalten wird.)
Zitat:
Das konfliktfreie Zusammenleben könnte auch damit zu tun gehabt haben, dass im Mittelalter Zwitter vergleichsweise selten waren. Dies änderte sich mit dem Bevölkerungswachstum in ­Europa. Intersexuelle waren nun nicht mehr bloss ein fernes Wundervolk, es waren konkrete Individuen. Gleichzeitig seien ab dem 19. Jahrhundert die Geschlechterrollen vermehrt anhand körperlicher Merkmale definiert worden, so Almut Höfert.

Dadurch sei aus dem Zwischen­geschlecht ein gesellschaftliches Problem geworden. «Sie wurden als Zeichen für Unkeuschheit angesehen, als Zeichen von Gottes Zorn», sagt Höfert. ­Mediziner begannen über die anatomischen Unregelmässigkeiten zu diskutieren. Die Vorstellung, dass ein Kind den Körper eines Mädchen oder eines Jungen besitzen muss, führte vermehrt zu medizinischen Eingriffen bei Zwittern.

Dies setzt sich bis heute fort. Ab den 1950er-Jahren wurden Kinder, die keinem eindeutigen Geschlecht zugeordnet werden konnten, zunehmend einer operativen und hormonellen Behandlungen unterworfen.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
16.07.14, 23:27:46
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