Erbfaktoren und Autismusforschung
07.01.07, 11:24:14
DrChaoZ
diesbezüglich schließe ich mich christian_k an. es ist die vielfalt menschlichen lebens die das menschsein definiert und eben nicht die durchschnittliche masse. die welt wäre wenn alles nur durchschnittlich wäre doch ein ziemlich langweiliger ort. ich kann ja nachvollziehen dass einzelne defizite einem das leben schwer machen können, aber diese defizite bedecken nur teilbereiche des seins nicht das sein an sich. man sollte zukünftigen generationen das recht einräumen ebenso unterschiedliche menschen aufzuweisen wie das heute der fall ist ansonsten würde man sich nachfolgenden generationen gegenüber als unfair erweisen. eines kann man aus den erfahrungen der vergangenheit bezüglich 'gleichmachens' ableiten: solche gesellschaften verarmen im laufe der zeit. unterschiedliche menschen sind der reichtum einer gesellschaft.
achtung polemik:
stell dir mal vor rtl2 zuschauer wären die lehrer der schüler von morgen oder alle würden rtl2 schauen und das auch noch gut finden? stell dir mal eine unkritische, gleichgeschaltete weil genetisch geglättete menschliche population vor. das kann man doch nicht unterstützen oder?
07.01.07, 14:59:02
bellaria
Solche Forschung macht mir Angst.
Ich stimme Dir da zu und mache mir dieselben Sorgen.
07.01.07, 19:26:07
uppsdaneben
Solche Forschung macht mir Angst.
Ich stimme Dir da zu und mache mir dieselben Sorgen.
Wieso die Forschung? Letztlich kann jeder selbst entscheiden, was er aus den Forschungsergebnissen macht.
08.01.07, 13:27:33
Altpapier
Wissen, das vorhanden ist, wird nahezu immer mißbraucht. Man kann argumentieren, daß man mit einem Messer Wurst schneiden oder töten kann. Man kann aber auch argumentieren, daß derjenige, der Wissen schafft auch für die Folgen mitverantwortlich ist. Siehe Oppenheimer.
08.01.07, 13:41:56
Goldloeckchen
Wieso die Forschung? Letztlich kann jeder selbst entscheiden, was er aus den Forschungsergebnissen macht.
Wie könnte man selbst für sich entscheiden wenn der Ausgang eines "Experiments" so ungewiss ist?
Die Vollendung der Genmunipulation würde die Person vor vollendeten Tatsachen stellen.
08.01.07, 13:54:26
Altpapier
Ich glaube hier ging es nicht um Genmanipulation geborener Menschen.
08.01.07, 13:58:14
Goldloeckchen
Ich meine doch. Kathrin wollte doch sich und ihren Sohn (?) der Forschung zur Verfügung stellen. Teils ging es auch um ungeborenes Leben aber das war nur mal so am Rande von mir erwähnt worden (Fruchtwasserpunktion).
08.01.07, 16:08:21
christian_k
Hallo,
ich habe die Pränatale Selektion ins Gespräch gebracht.
Der Grund, warum ich diese Befürchtungen habe ist einfach:
Sobald man die Gene kennt, kann man Tests entwickeln und abtreiben. Dafür braucht man nicht einmal verstehen, was diese Gene bewirken, man muss sie nur gefunden haben. Das ist viel einfacher als jede Anwendung zu therapeutischen Zwecken.
Es besteht in der Gesellschaft ein starker Wunsch, ausschliesslich "gesunde" Kinder zu haben, hinzu kommen starke Interessen von Firmen, die hinter solchen Tests stecken. Selbst bei unklaren Befunden gillt nach aktueller Rechtslage sogar "im Zweifel gegen das Kind".
Es gibt Menschen mit Trisomie 21, die Hochschulabschlüsse und Berufe erreicht haben. Aber auch die können nicht verhindern, dass eine Solche Diagnose fast immer zur Abtreibung führt.
Vom erkannten Gen zum Test ist es ein kurzer Weg, zu einer Therapie aber ein viel weiterer. Deshalb ist meine Sorge, dass die Selektion das erste Ergebnis dieser Forschung sein wird.
Ich finde man muss auch über die Folgen von Forschung nachdenken vor und während sie geschieht, das heisst nicht, dass man sie verhindern müsste, aber man muss die Gesellschaft darauf vorbereiten.
Bei mancher Forschung ist der Missbrauch eben die einfachste Anwendung;
Als man die Kernspaltung entdeckte, war es nur ein kurzer Weg bis zur Atombombe. Eine sichere zivile Kernkraft (inkl. Lagerung, Transport, Entsorgung) haben wir heute - 60 Jahre später - immer noch nicht.
Gruss
Christian
08.01.07, 22:34:32
bellaria
Ich werfe Forschung nichts vor und bin auch nicht dafür, sie zu begrenzen - ich werfe nur unserer Gesellschaft vor, Milliarden in Forschung zu pumpen und nahezu kein Geld für begleitende Ethik (Forschung UND Lehre) zu investieren. Das sollte sich mal die Waage halten und dann können wir von mir aus fröhlich weiterforschen.
09.01.07, 08:24:18
uppsdaneben
Sobald man die Gene kennt, kann man Tests entwickeln und abtreiben.
Was kann die Forschung dafür? Jedem Gebrauch steht ein Missbrauch gegenüber. Mit der Erfindung des Telefons wurde auch dessen Missbrauch (Fehlalarme, Belästigung, Werbung, Betrug) möglich. Ist daran wirklich das Telefon schuld?
09.01.07, 08:37:22
uppsdaneben
Ich werfe Forschung nichts vor und bin auch nicht dafür, sie zu begrenzen - ich werfe nur unserer Gesellschaft vor, Milliarden in Forschung zu pumpen und nahezu kein Geld für begleitende Ethik (Forschung UND Lehre) zu investieren. Das sollte sich mal die Waage halten und dann können wir von mir aus fröhlich weiterforschen.
Unbemerkt von der Öffentlichkeit unterhalten die Forscher tatsächlich Institutionen für Ethik, die sich ihre Aufgabe auch nicht leicht machen. Problematisch ist das Bild, das die Öffentlichkeit per Politiker und Hollywood-Film vermittelt bekommt: weltfremd, inkompetent oder machtgierig.
Bei der Humanforschung wird dann als Musterbeispiel Dr. Mengele angeführt, der aber, lässt man mal das Bestialische beiseite, methodisch gesehen ein Trottel war. Dieser "Wissenschaftler" war schlichtweg keiner, wird aber gerne als Musterbeispiel für verfehlte Forschung genommen.
Der Unterschied zwischen Forscherethik und öffentlicher Propaganda-Ethik besteht in der Mischung aus Fachkompetenz und Stammkneipengewäsch. Deshalb kommen mitunter andere Ergebnisse raus.
09.01.07, 09:38:57
Kathrin
erst einmal an arlette:
das ist eine gute Idee, ohne Fragebogen stellt man einfach keine genügend gezielten Fragen und vergisst vieles. Danke!
an alle anderen:
Ich wollte gar nicht so einen riesen Stein ins Rollen bringen - so weit wie ihr habe ich gar nicht gedacht. Weder ging es mir um Früherkennung wie beim Down-Syndrom zur Elimierung von autistischen Kindern noch will ich mich und meinen Sohn als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen. Ich weiß nur, dass bei autistischen Menschen mittlerweile 19 Gene auffällig sind - keiner weiß aber wirklich, inwiefern sie an der Krankheit (ich scheue das Wort Behinderung, es ist gesellschaftlich so sehr in den Dreck gezogen worden) beteiligt sind bzw. in welcher Konstellation. Könnt ihr nachvollziehen, dass es mir lieber wäre, ich hätte einen ungewöhnlichen genetischen Code weitergegeben als dass andere Faktoren in der Schwangerschaft meinen Sohn krank gemacht haben? Und ich spreche hier nicht von merkwürdigem Verhalten sondern von Einschränkungen, die ihm das Leben schwer machen und an denen ich SCHULD sein könnte. Es geht darum, das eigene Kind auf dem Gewissen zu haben, ja, und das in ganz negativem Sinne. Und: Forschung fördert nicht nur negative Dinge zu Tage. Früher sind autistische Menschen mit der Diagnose Schwachsinn in Heime gesteckt worden (heute leider z. T. auch noch), heutzutage gibt es Autismuszentren. Ist das keine schöne Entwicklung? Forschungsergebnisse können missbraucht werden, das ist und bleibt so, aber um forschen zu können, braucht man Menschen, die ein Interesse an Weiterentwicklung aufweisen und die sich zur Verfügung stellen. So haben beide Seiten etwas davon.
Eigentlich wollte ich nur wissen, ob einer von euch weiß, ob es schon irgendwelche Neuigkeiten diesbezüglich gibt. Ich bin auch nicht perfekt, falle mit Sicherheit selbst durch das Raster, wenn es um genetische Normalität geht, aber ich fühle mich nicht minderwertiger dadurch und das sollte auch kein anderer Mensch tun.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mich so keiner wirklich versteht... Wie immer... :-/
Liebe Grüße
Kathrin