Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

anregende, statt gestützte kommunikation?

original Thema anzeigen

 
15.05.12, 11:45:41

wolfskind

ich empfinde es als hilfreich,
wenn ich fragen beantworten muss die vielleicht schwierig sind
wenn man mir einen text gibt,
mit antwort möglichkeiten, was ich zb fühle könnte
sodass ich mich damit auseinander setzen kann
und dann daraus MEINEN text entwickeln kann

- keine vorgegebene kommunikation
im sinne von "ich gebe dir vor was du antwortest
in dem ich für dich schreibe
sondern im sinne von,
ich gebe dir die möglichkeit durch text bausteine,
deine eigene meinung zum ausdruck zu bringen.

was denkt ihr darüber?
15.05.12, 12:11:17

Lenz2011

Mir geht es genauso. Es fällt mir viel leichter, vorhandene Vorschläge so umzubauen dass es passt als mir komplett eigene Antworten zu überlegen. Vielleicht haengt es damit zusammen dass dann der Kontext klar ist und man nicht fürchten muss, an der Frage vorbei zu antworten. Auch ist bei schwierigen persönlichen Fragen oft der Kopf wie leer, d.h. es fällt mir einfach nichts dazu ein.

Aber genau wie du schreibst ist es auch so, dass fest vorgegebene Antworten praktisch nie passen.
15.05.12, 12:13:14

55555

Was wird in diesem Zusammenhang vom TE unter "gestützer Kommunikation" verstanden?
15.05.12, 12:24:41

wolfskind

unter gestützter kommunikation verstehe ich
dass jemand zb hinter mir sitzt und mir dabei "hilft"
wörter zu tippen oder sätze zu schreiben
diese sätze entsprechen dann eher der meinung des stützenden.

mit anregend meine ich (es geht nicht nur um gefühle):

eine frage wird gestellt oder ein thema aufgegriffen,
ich bitte um anregung durch nachfragen "kannst du mir sagen.."
und dann werden mir textbausteine vorgelegt,
in verschiedene richtungen gehend
oder auch ähnlich..
und ich kopiere mir aus diesen bausteinen das zusammen
was ich für mich als richtig empfinde.

es kann auch vorkommen, dass ich dann
meine meinung festige, mir sicherer werde mit dem was ich denke
wenn ich die bausteine habe.
oder manchmal merke ich dass ich bestimmtes so noch gar nicht gesehen
und so noch nicht beleuchtet und bedacht hatte

es ist ein anregender prozess
der mir hilft mich auszudrücken.
15.05.12, 13:44:35

schuschu

wolfskind, mir geht es genauso, wie du schreibst.
Ausserdem darf ich sagen, dass das bei meinem sohn auch so ist.
Ich hab da bisher dann nicht schriftlich sonder wörtlich Module angeboten.
Sprich ich habe das was ich denke bei ihm wahrzunehmen, geäussert und gefragt ob es so ist bei ihm.
Wenn es gar nicht so war hat er das genauso mitgeteilt wie umgekehrt.

Er meinte auch , dass er froh darüber ist, dass wir das so machen .Ich glaube verbal ist das nur wegen des hohen gegenseitigen Vertrauens möglich.
Das schriftliche ist eine richtig gute Idee und mit Sicherheit noch barrierefreier.

Danke
15.05.12, 21:38:13

drvaust

Ich habe bei vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oft das Problem, daß nichts zutrifft, oder das eine ist eigentlich richtig, aber sinngemäß das Gegenteil.
Z.B. wurde ich bei einer Umfrage gefragt, ob ich beim Einkauf auf Marken achte oder nicht (zwei Formulierungen, eine davon auswählen). Wenn ich antworte, daß ich auf Marken achte, denkt man, daß ich die angesagten Marken bevorzuge, was falsch ist. Wenn ich antworte, daß mir die Marken egal sind, ich nur auf die Gebrauchseigenschaften achte, ist das auch falsch. Andere Antwortmöglichkeiten gab es nicht. Ich achte darauf, daß ich bestimmte Marken nicht kaufe, besonders modische Marken.
Wenn ich mich zwischen zwei vorgegebenen Sätzen entscheiden muß, würde ich am liebsten zehn Sätze Erklärung hinzufügen.
Da antworte ich lieber frei formuliert.
Aber manchmal weiß ich nicht, was konkret gefragt ist, welche Antworten erwartet werden. Dann sind Vorgaben hilfreich, um die Absicht des Fragenden zu erkennen.

15.05.12, 22:41:29

schuschu

ich weiss nicht, ob das noch zum thema passt:
Ich bin irgendwie erleichtert das alles hier zu lesen, denn ich dacht schon ich bin der oder die einzige, die das so erlebt.
16.05.12, 12:07:03

wolfskind

mit gestützter kommunikation hatte ich keine eigenen denkprozesse
mit der anregenden kommunikation schon.

@drvaust: es geht nicht um antwortmöglichkeiten.
sondern darum aus bausteinen etwas zu formen was auf dich zu trifft.
natürlich passen bei mir bei vorgegeben wahlmöglichkeiten
auch oft nichts davon.
aber bei diesem model geht es darum,
dass man aus den mögichkeiten dinge "ausschneiden" kann
copy und paste machen kann
und daraus etwas baut was hilft sich auszudrücken.
16.05.12, 12:48:24

feder

geändert von: feder - 16.05.12, 12:49:11

Wenn ich irgendwo Satzbausteine vorgegeben habe, aus denen ich mir theoretisch einen Text basteln könnte, dann finde ich das schrecklich. Ich denke dann über die Textbausteine nach und darüber, inwiefern ich sie zum Ausdruck meiner – möglicherweise noch diffusen – Meinung verwenden könnte. Die eigentliche Meinungsbildung und Abwägung von Argumenten wird dann zweitrangig. Zu einer sinnvolle Kommunikation trägt das für mich gar nichts bei, eher im Gegenteil.
16.05.12, 12:51:19

wolfskind

ich kann auch nicht sofort damit etwas anfangen.
manchmal geht es recht schnell,
dass ich mir sicher bin was ich bauen werde,
manchmal, wenn die meinung noch diffusi st und ich erst abwägen muss,
dann dauert es länger.
16.05.12, 12:52:28

feder

Je länger ich mich mit derartigem auseinandersetze umso weniger kann ich damit anfangen.
16.05.12, 14:18:55

wolfskind

feder, das ist sehr interessant finde ich.
vielleicht lässt sich die art der "anregung" nicht für jeden verwenden.
ich denke auch dass es darauf ankommt
wie gut oder weniger gut man sich verbal ausdrücken kann
und wie stark man in der entwicklung gehindert wurde.
ich kann für mich sagen, dass ich stark gehindert und behindert wurde
bis weit über mein 18tes lebensjahr hinaus.
vielleicht resultiert daraus dass ich anders nur schlecht zugang finde
zu einer guten kommunikationsbasis.
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder