Inklusion
13.06.11, 23:37:22
Fundevogel
Zum Autistenheim Agathaberg:
Im Altersheim darf man alt sein und ohne Zahnersatz essen,
im Krankenhaus darf man krank sein und den ganzen Tag im Schlafanzug herumlaufen,
in der Leichenhalle darf man tot sein und wird immer noch als Mensch geehrt
aber im Autistenheim darf man nicht Autist sein.
Wie steht da sinngemäß beschrieben: Wir haben Respekt...aber Nase an der Scheibe platt drücken, das geht nur wirklich nicht! Arme mißbrauchte Kinder!!! Was sagt die Heimaufsicht zu solchem Blendwerk?
14.06.11, 00:40:51
drvaust
Zitat:
... Die Inklusion sei ja eigentlich auch nicht für die Schulkinder von heute gedacht, sondern erst für jene, die jetzt geboren werden.
Das ist nicht ganz falsch. Aber vermutlich falsch gemeint.
Bei den heutigen Schulkindern muß es noch hauptsächlich um Integration gehen, weil diese schon ausgegrenzt wurden. Diese Schulkindern müssen wieder in die normale Gemeinschaft zurückgeholt werden. Danach gilt auch für diese Schulkindern Inklusion.
Erst die nächste Generation kann mit Inklusion von Geburt an in der normale Gemeinschaft gehalten werden.
Gemeint ist jedoch vermutlich, bei dieser Aussage, daß man sich jetzt noch nicht um wirkliche Inklusion kümmern muß. Aber dadurch mißlingt die Inklusion der nächsten Generation, so daß, nach Kindergarten usw. ohne Inklusion, dann wieder Integration nötig ist.
22.06.11, 12:43:49
steffen
Besitzt jemand persönliche Erfahrungen zu Haus Agathaberg oder wo kann ich eure Informationen zu dieser Institution nachlesen? Oder sind euch Personen bekannt, welche dort betreut werden, oder Angehörige an die man sich zwecks Info bezüglich dieser Institution wenden kann? Besten Dank!
22.06.11, 12:48:11
55555
Ich hatte mal kurz Kontakt zu einigen Insassen.
09.10.11, 20:50:29
wolfskind
Zitat:
Verschiedenheit bereichert uns und darf schon deshalb nicht zu Ausgrenzung führen. Ich wage zu behaupten, dass das Anliegen aber nicht einmal von der Hälfte der Gesellschaft überhaupt wahrgenommen und als Aufgabe gesehen wird. Es hat freilich in den letzten Jahren spürbare Verbesserungen gegeben und ich bin dankbar, daran mitgearbeitet zu haben. Behinderung sitzt aber im Kopf Nichtbehinderter, und Veränderung wird es nicht auf Knopfdruck geben. Die UN-Behindertenrechtskonvention ist ein sehr starkes Element des Anstoßes und ich habe die Hoffnung und Erwartung, dass wir einen breiteren Teil der Bevölkerung hier mitnehmen können und einen deutlichen Fortschritt hinbekommen. Allerdings dürfen wir die Konvention auch nicht verkürzen: Sie besagt, dass jedes Kind die Chance bekommen muss, seine Potenziale seinen Fähigkeiten entsprechend auszuschöpfen für eine umfassende Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben.
..
Es muss immer um Hilfe zur Selbsthilfe gehen. Zu oft erlebe ich eine Mitleids- und Fürsorgehaltung. Dies ist falsch. Und wenn ich merke, dass es den Helfenden überwiegend um die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze geht, müssen sie mit meinem scharfen Widerstand rechnen. Wichtig ist, kritisch zu fragen, was für den Betroffenen, dessen Teilhabe an der Gesellschaft gefördert werden soll, das Beste ist. Wenn wir nun zur Bildung zurückkommen, meine ich, die Stärkung der sozialen Kompetenz der Regelschüler kann nur das Zweitwichtigste sein. Das Wichtigste ist das Wohl und die optimale Förderung der Behinderten.
Quelle
10.10.11, 08:32:52
starke Dame
Hallo,
ich kann leider zu Haus Agathaberg nur soviel sagen, dass mir empfohlen wurde, später mein Kind dorthin zu geben, es wäre für Autisten sehr wichtig dorthin zu kommen, das bräuchten die.
Ich habe nicht das Thema vertiefen oder fortsetzen wollen, außer dass ich jetzt schon weiß, dass ich es nicht zuließe, dass er dahin käme.
Auch in der Selbsthilfegruppe sollte damals bei einem Tag der offenen Tür dorthin gegangen werden, ich konnte die Eltern-Selbsthilfegruppe allerdings nur 1x ertragen und konnte mich mit ihren Problemen und Einstellungen nicht identifizieren und somit blieb mir auch dieser Tag der offenen Tür erspart.
LG Starke Dame
10.10.11, 21:44:34
Vendela
Ich kann nur was zu einer ähnlichen Einrichtung vom cjd sagen...
10.10.11, 22:04:30
starke Dame
Vendela, bitte schreib einmal etwas darüber- ich habe so einen Horror vor diesen Einrichtungen, ich finde es schlimm, dass Eltern heute noch in dem Glauben leben, mein Kind wird - da enden, es sei denn, man kennt dieses Forum und wird eines besseren belehrt.
11.10.11, 03:35:44
Vendela
geändert von: Vendela - 11.10.11, 03:36:34
Was möchtest du denn wissen?
In der Einrichtung, die ich von innen kenne, wird eine heterogene Gruppe von Kindern und Jugendlichen betreut und therapiert. Vom 5-jährigen Förderschüler bis 20-jährigen Abiturienten ist alles dabei. Darunter sind auch einige Autisten.
Über Sinn und Ablauf der Therapien kann man geteilter Meinung sein. Ich persönlich fand es grauslig dort.
Dein Kind muss nicht da enden. Etwa die Hälfte der Bewohner wurde dort von ihren Eltern freiwillig hingeschickt, die andere Hälfte ist mehr oder weniger zwangsweise (d.h. unabhängig vom Willen der Eltern) da. Die Bewohner lernen dort meinem Eindruck nach nichts, was sie nicht von ihren Eltern auch lernen könnten. Es bringt eigentlich nach nur denen was,
deren Eltern sich überhaupt nicht um sie kümmern oder sie schlimm misshandeln.
11.10.11, 09:19:10
starke Dame
schlimm, ich arbeite auf jeden Fall auf das Ziel hin, dass mein Kind alleine Leben wird, alleine in einer eigenen Wohnung und vor allem mündig - keinen Betreuer, der ihm sein Geld einteilt oder ihm irgend etwas zu sagen hat.
Leider landen noch sehr viele immer in diesen Institutionen
11.10.11, 15:39:58
Vendela
Finde ich gut. Wenn man erst mal unter Betreuung steht, ist es schwer wieder rauszukommen.
Wenn ich ein (autistisches) Kind hätte, würde ich es auch nie dorthin geben. Am meisten hat mich dort gestört, dass versucht wurde Autismus trotz Nebenwirkungen medikamentös zu behandeln, dass es immer wieder von Betreuern geduldetes Mobbing und körperliche Gewalt gab, dass mehr gegen die Eltern als mit ihnen zusammengearbeitet wurde und dass die Bewohner kaum eine Möglichkeit hatten mitzuentscheiden, ob / wie sie therapiert werden wollen.
29.10.11, 21:24:14
wolfskind
Zitat:
Mit Funkunterstützung dem Unterricht folgen
Der Großteil der 885 Bendorfer Gymnasiasten ist gesund. Die 30 behinderten Schüler werden in die normalen Klassen integriert. Sie sind nahezu gehörlos oder fast blind, sitzen im Rollstuhl, leben mit einer autistischen Störung oder leiden an einer spastischen Lähmung.
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"Sie weisen mich auch schon mal darauf hin, dass ich das Mikrofon anlegen soll, oder rufen den Klassenkameraden zu, wenn sie etwas akustisch nicht verstanden haben." Einige Behinderungen schließen gemeinsamen Unterricht aus. So könnten Julia und Hannah zum Beispiel nicht mit dem sehbehinderten Leon in einer Klasse sitzen. "Im Unterricht mit Schwerhörigen müssen die Lehrer ganz viel mit visuellen Darstellungen veranschaulichen. Bei Blinden müssen sie viel mehr beschreiben, was wiederum für die Hörgeschädigten schlecht wäre", erklärt Doris Bernhard, die für die Integration der behinderten Schüler zuständig ist.
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Leon ist blind. Während die Schwerhörigen in anderen Klassen nah am Lehrer sitzen, damit sie notfalls die Bewegungen der Lippen ablesen können, hat er seinen Platz in der letzten Reihe. Schräg hinter ihm arbeitet seine Integrationshelferin an einem Extratisch. Sie überträgt Arbeitszettel in einen Computer. Diese Dateien schickt sie Leon auf seinen Laptop. Der ist mit einem Adapter für Blindenschrift verbunden. Mit den Händen liest der 13-Jährige die Inhalte. Chemielehrer Störmer hält ein Spielzeugauto und einen großen Plastikzahn in den Händen. Er reicht das Auto einem Schüler. "Beschreib Leon mal, was das ist."
Quelle