29.05.11, 22:22:34
wolfskind
ich habe im facebook grade mal wieder etwas gelesen von einer A-mutter eines A-kindes:
Zitat:
Gestern bekam ich beim "Tag der Begegnung" in Xanten ein Gespräch zwischen einem Grundschullehrer und einem Mitarbeiter des LVR mit, in dem um das Thema Inklusion ging. Der Lehrer beklagte sich darüber, dass nun alle Eltern behinderter Kinder ihren Nachwuchs unbedingt auf eine Regelschule schicken und das im schlimmsten Falle sogar gerichtlich durchsetzen wollen. Es könne auf Grund dessen mittlerweile kein normaler Sportunterricht mehr stattfinden, weil fast jedes Kind in irgendeiner Weise körperlich oder geistig eingeschränkt sei. Die normalen Kinder und der Schulalltag würden darunter leiden.
Daraufhin sagte der LVR-Mitarbeiter zu ihm, dass er seine Bedenken verstehen könne. Die Inklusion sei ja eigentlich auch nicht für die Schulkinder von heute gedacht, sondern erst für jene, die jetzt geboren werden.
Ich war nur sprachlos.
Solange Menschen so denken, wird Inklusion nie funktionieren.
Der Wille und die Bereitschaft zur Umsetzung aller Beteiligten ist Voraussetzung für ein Gelingen der Inklusion.
was sagt ihr dazu?
29.05.11, 22:45:21
55555
So wird es in vielen Köpfen aussehen.
29.05.11, 23:32:57
wolfskind
hier findet man einen Artikel zu diesem Thema bei kindern mit Down-syndrom. interessant sind vor allem die kommentare darunter.
30.05.11, 09:14:13
starke Dame
Hallo,
ja es stimmt, dass man davon ausgeht, dass Inklusion erst in 20 Jahren statt finden wird.
Doch kommt es hierbei einfach auf die Eltern der Kinder an. Bei mir ist es so, dass ich mich nicht hinhalten lasse. Mein Sohn wird mit 6 Jahren in eine Regelschule eingeschult werden. Ich bestehe darauf und lasse weder den Kindergarten noch das Schulamt bestimmen, was "das beste " für mein Kind wäre.
Ginge es nach dem Kindergarten oder dem Schulamt, käme mein Sohn in eine GB-,LB- oder KB-Schule.
Ich sehe allerdings nicht ein, das Deutschland immer noch an einer Selektion festhält, die gegen Menschenrechte verstoßen. Leider gibt es aktuell zu wenig Eltern, mit der gleichen Meinung. Denn Kapazitäten könnten bereit gestellt werden, gemäß dem steigenden Angebot.
Es ist nicht unsere Schuld, dass Deutschland das Schlußlicht bei der Umsetzung der Inklusion ist, es liegt einfach daran, dass die deutschen immer noch eine diskriminierende Haltung zu jedem der außerhalb des Normbereichs liegt haben und Minderheiten werden ausgesondert, bzw. selektiert.
Barbarische Verhaltensweisen, die deutschen begreifen erst jetzt langsam, dass auch andere Menschen auf der Welt sind. Früher wurden sie ja alle weg geschlossen und keiner bekam sie zu sehen. Ich habe von einer Erzieherin am Freitag zu hören bekommen, es könnten ja nicht 5 Einzelfallhelfer in einer Klasse sitzen, weil jetzt auch Autisten regelbeschult werden können. Ich habe mir meinen Teil gedacht und stelle aktuell fest, dass die Deutschen immernoch in ihrem eingeschränkten Gedankengut es festgelegt haben, Minderheiten zu diskriminieren. Leider besitzen die meisten Erzieherinnen und Lehrer nicht die Möglichkeit, losgelöst von der deutschen Geschichte, Inklusion und die Umsetzung anderer EU-Länder auf Deutschland zu transferieren. Denn in Finnland geben wir wohl einen gehörigen Spaßfaktor ab.
31.05.11, 17:35:11
schneeweiß
Leider gibt es aktuell zu wenig Eltern, mit der gleichen Meinung.
Wende dich mal an den Landeselternrat deines Bundeslandes! Da wirst du garantiert eine Menge Eltern finden, die sich für Inklusion, für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention bzw. für den Umbau des deutschen Schulsystems engagieren.
Ich bin auch der Meinung, dass jedes Kind ein Recht auf inklusive Beschulung hat und engagiere mich dafür. Trotzdem kann ich die Eltern verstehen, die irgendwann aufgeben und ihr Kind in die Förderschule geben.
31.05.11, 17:48:23
starke Dame
Hallo Schneeweiß,
ich denke das werde ich tun - auch wenn ich nicht weiß, ob es aktuell gut für mich wäre. Doch deprimiert es mich, dass die Kindergärten aktuell immernoch die Empfehlung Förderschule aussprechen, obwohl die Inkludierung in die Regelschule Vorrang hat.
Ich weiß nicht wie man da ansetzen kann, wenn die Eltern noch nicht einmal informiert sind, ich denke ein Schreiben, dass in unserem Kreis dringender Handlungsbedarf besteht muss ich direkt nach dem Brückentag (fahr weg) in Angriff nehmen.
01.06.11, 10:10:58
wolfskind
aha. dafür gewinnt man also preise.
Zitat:
AGATHABERG - Inklusion ist ein aktuelles Schlagwort, das Integration abgelöst hat. „Wir praktizieren das hier bereits seit 20 Jahren. Inklusion ist in Agathaberg kein Begriff, sondern gelebte Realität“, sagt Walter Prim, Leiter von Haus Agathaberg.
In dem Wohnverbund der Stiftung „Die gute Hand“ leben Menschen mit Asperger-Syndrom. „Wir sind Nachbarn im Dorf, wir feiern gemeinsam“, sagt Prim. Es gebe eine große Offenheit auf allen Seiten und mit den Jahren sei ein tolles Netzwerk entstanden. Jeder Bewohner in Agathaberg kenne das Haus mit seinen Bewohnern und die Arbeit, die dort geleistet werde.
„Wir wussten nicht, was auf uns zukommt“
Vor 20 Jahren als die Stiftung das ehemalige Nonnenkloster neben der Kirche kaufte, sah das noch anders aus. „Wir wussten nicht, was da auf uns zukommt“, erinnert sich Stefan Brunsbach, Vorsitzender des Bürgervereins Agathaberg. Natürlich habe es am Anfang Probleme gegeben, weil die Krankheit Autismus vor 20 Jahren kaum bekannt war. „Aber alle sind offen mit den Problemen umgegangen. Wir haben informiert und alle gebeten, sich direkt an uns zu wenden, wenn es ein Problem gibt, damit wir Lösungen finden können“. So habe sich eine ältere Agathabergerin einmal sehr erschrocken, weil am Abend plötzlich ein Gesicht am Fenster zu sehen war. „Ein Bewohner hat sich seine Nase am Fenster plattgedrückt. Wir haben ihm erklärt, dass so etwas nicht geht und gegen die Regeln verstößt. Damit war das geklärt und danach ist das nicht mehr vorgekommen“, schildert Prim einen Fall.
Den erwachsenen Autisten durch Vertrauensbildung ein Stück Heimat zu geben, sei immer wieder gelungen, freut sich der 60-Jährige. Man habe Konzepte entwickelt und für den betroffenen Personenkreis Perspektiven geschaffen, etwa durch Wohngruppen oder die Werkstatt Quantum.
Dazu mussten auch die eigenen Mitarbeiter immer wieder geschult werden. „Ein Studium mit Schwerpunkt Asperger-Syndrom gibt es noch nicht“, berichtet der gelernte Heilpädagoge. Erst in den letzten Jahren sei Autismus bekannter geworden und werde auch in der Forschung stärker berücksichtigt worden. Der Wohnverbund mit ambulantem und stationärem Angebot sei einmalig in Deutschland. „Agathaberg ist Vorbild und Vorreiter“, sagt Prim, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.
„Es gibt eine große Offenheit, jeder kennt jeden“, erläutert Thomas Ufer, Gastwirt und Bezirksbrudermeister. „Die Begegnungen finden auf gleicher Ebene und nicht von oben herab statt. Ein respektvoller Umgang eben“, so Ufer. Die Eigenheiten der einzelnen Menschen seien bekannt und würden akzeptiert, Probleme offen angesprochen. Stolz sind die Agathaberger auf ihren Preis für Integration, den sie beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ erhalten haben.
„Es hat Spaß gemacht, ich habe es keine Sekunde bereut, auch wenn es manchmal belastend war“, fasst Prim seine 20 Jahre in Agathaberg zusammen. „Wir hatten Spaß miteinander, nicht übereinander“, betont er. Und der Spaß steht auch beim Maifest am morgigen Donnerstag im Mittelpunkt. „Damals haben wir die Nachbarn eingeladen. Heute ist es das gemeinsame Fest aller Agathaberger.“
Quelle
01.06.11, 10:30:22
starke Dame
Agathaberg ist Augenwischerei, Inklusion hat damit nichts zu tun. Mir hat man schon geraten, wie gut da später für meinen Sohn wäre, mein Kommentar dazu könnt ihr euch vorstellen.
01.06.11, 11:10:34
55555
Inklusion ist ein aktuelles Schlagwort, das Integration abgelöst hat. „Wir praktizieren das hier bereits seit 20 Jahren. Inklusion ist in Agathaberg kein Begriff, sondern gelebte Realität“, sagt Walter Prim, Leiter von Haus Agathaberg.
Hahaha, unglaublich. Vielleicht sollte man dazu mal eine öffentliche Distanzierung rausbringen?
01.06.11, 11:16:40
wolfskind
ja auf jeden fall! sonst gelten die wirklich als vorbild, unglaublich.
01.06.11, 11:22:59
55555
geändert von: 55555 - 01.06.11, 11:23:16
Hat jemand Lust einen Entwurf zu verfassen? Wer kennt die Gegebenheiten bei denen vor Ort? Mir ist noch in Erinnerung, daß die autistische Kinder offenbar durch Tagespläne bevormunden. Es scheint ziemlich knapp bemessene Zeiten für Internetnutzung zu geben, wobei wohl während der paar Minuten auch noch andere schon hinter einem warten. Aber vielleicht hat sich da was zumindest ein wenig geändert, man weiß ja nie.
01.06.11, 11:26:40
wolfskind
da steht "jeder kennt jeden" ob das so toll ist?