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woran autismus für sich selbst oder andere erkennen?

original Thema anzeigen

 
16.05.09, 11:00:35

haggard

diagnostiker sortieren wohl grob nach irgendwelchen vorgaben.
doch wie gestaltet sich das erkennen persönlich?
es wird zwar von einem autismusspektrum geschrieben, doch von was fühlt ihr euch angesprochen oder was führt dazu, dass bei anderen personen autismus erkannt wird?

selbst habe ich sehr viele ältere klinische fallbeschreibungen in einer medizinischen bücherei gelesen, verschiedenste blogs, bücher, dokumentationen gesehen, andere persönliche beschreibungen via internet von autisten nachgelesen und so weiter.
meine welt ist in einzelteile zerlegt. mal passen die unterschiedlichen bezeichnungen für autismus zusammen, dann wieder nicht. wie bei einem kaleidoskop, in dem sich die muster mal in der mitte zueinander zentrieren und dann wieder gegen den rand so weit wie möglich auseinander drängen.
dabei stelle ich immer wieder fest, dass insbesondere aspergerautisten kannerautisten in ihrem sein scheinbar abwerten. warum das so ist - oder so erscheint - verstehe ich nicht. welches sind die feinen dinge, die den unterschied ausmachen?

mit den beschreibungen von kannerautisten kann ich mich identifizieren - mit denjenigen von aspergerautisten eher nicht. nun ist es allerdings auch so, dass scheinbar lediglich ein gewisser teil autistischer menschen wohl das internet zu kommunikationszwecken nutzt. die meisten - egal wie sie benannt werden, scheinen dabei häufig "überdurchschnittliche" IQ-werte zu besitzen (das erwähne ich hier, obwohl es mir persönlich sehr unwichtig ist, da dies hin und wieder als "einstand" erwähnt wird, wenn jemand seinen weg zu einem virtuellen ort von/für autisten gefunden hat) oder sie bezeichnen sich selbst pauschal als hochbegabt.

hat das erkennen mit einem unbestimmten grad an intensität zu tun, das bei einem persönlich oder bei anderen in ähnlicher weise existiert und scheitert das erkennen an anderen intensitäten der persönlichkeitsfacetten? am irgendwie gearteten grad der anpassung an umweltbedingungen, die sich unterschiedlich zu einem selbst oder anderen verhalten können?

(erst einmal wegen mangelnder konzentration abgebrochen)
16.05.09, 13:00:59

Bluna

Also ich kann Kanner-und Aspergerautisten überhaupt nicht auseinanderhalten.Ich weiß auch nichts darüber,wie das Ganze in der Literatur beschrieben wird.
So wie ich es verstehe ist der Aspergerautist die mögliche "Fortsetzung" vom Kannerautisten ,in ein und derselben Person.Das heißt der Mensch ist Autist und aus.Mehr Erklärung habe ich dafür nicht.
Identifizieren kann ich mich anhand meiner Probleme in der Wahrnehmung,von denen eine Gruppe von Menschen behauptet,sie hätten die gleichen,oder ähnliche Probleme,wie ich.Sie werden Autisten genannt.
16.05.09, 13:22:17

Löwenmama

hmmm...schwierige Frage...glaubst du wirklich,dass eine Abwertung von Asperger gegen Kanner besteht??Hat das nicht eher was mit der Persönlichkeit der abwertenden Person zu tun??
Also Unterschiede kann ich jetzt nur im Vergleich mein Sohn/ich in der Kindheit anstellen:
ich war "normal" im Entwicklungstempo,habe sehr früh komplette Sätze gesprochen <->mein Sohn ist motorisch entwicklungsverzögert (so nennen das die Experten nunmal),spricht noch kein verständliches Wort.
Ich war als Kind sehr ruhig,gehörte zu den "braven",schüchternen Kindern <-> mein Sohn ist mittlerweile sehr wild,motorisch äusserst aktiv.
Ich war sehr ängstlich und vorsichtig<-> mein Sohn sieht keinerlei Gefahr,scheint vor nichts Angst zu haben,es sei denn,eine Veränderung tritt ein,die ihn sehr aufregt->Dann kann er schon mal heftig schreien und Panikattacken bekommen.
Ich habe als Kind so ziemlich alles gegessen,was meine Mutter mit hinstellte<-> mein Sohn ist mit dem Essen nicht sonderlich flexibel,ist nur die gleich Konsistenz,Farbe,Marke...

Das sind so die Unterschiede,die ich von meiner Mutter weiss,denn ich kann mich an vieles aus der Kindheit nicht oder kaum erinnern...
16.05.09, 14:59:40

55555

geändert von: 55555 - 16.05.09, 15:01:28

Ein Gedanke: Personen, die sich als "Asperger" von anderen Autisten abgrenzen wollen repräsentieren weniger eine tatsächliche Autismusart als eben einen Menschenschlag, der sich halt durch solche Setzungen definiert.

Edit: Wie ich lese steht das im grunde schon im Vorbeitrag, naja. ;)
16.05.09, 15:03:33

Bluna

Das Problem ist glaube ich auch,dass das ganze Autismusspektrum an einer sogenannten Normalität gemessen wird,die angeblich ausserhalb dieses Spektrums liegt und dieser Messung noch dazu nicht das Befinden oder die Lebensqualität,oder persönliche Einschätzung eines Menschen zugrunde gelegt wird,auch nicht die Wahrnehmung,die im Vergleich zu anderen Menschen ja nicht einfach normiert werden kann,sondern das Verhalten.
Wenn nun herausgefunden werden soll,ob es sich um einen sog. Kanner-oder Aspergertyp handelt,schaut man sich dessen Verhalten an und sagt:Aha,es scheint sich also um dies oder das zu handeln.
Vorhin habe ich meiner kleinen Tochter beim Malen zugesehen.
Kinder malen gern.Es gibt aber auch Erwachsene,die gern malen.
Kann man jetzt am Malen feststellen,ob jemand Kind oder Erwachsener ist?
Wohl kaum.
Das gleiche Problem tritt ,glaube ich bei diesen Klassifizierungen auf.
16.05.09, 15:11:25

zoccoly

Zitat von azrael:

dabei stelle ich immer wieder fest, dass insbesondere aspergerautisten kannerautisten in ihrem sein scheinbar abwerten. warum das so ist - oder so erscheint - verstehe ich nicht. welches sind die feinen dinge, die den unterschied ausmachen?


Die Unterschiede sehe ich auch nur in der Kindheit, ob die so entscheidend im Erwachsenenalter sind, weiß ich nicht.
Problematisch finde ich aber eine Einteilung, da es dann wieder um Gruppenbildung, Ausgrenzung, Wertung geht.
16.05.09, 22:11:15

drvaust

Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zwischen Kanner und Asperger Autismus scheint die Kindheit zu sein. Aber welche Bedeutung hat das für einen erwachsenen oder jugendlichen Autisten?
Oft wird, auch von 'Experten', Kanner Autismus als schwere Geistesstörung, im Gegensatz zu Asperger Autismus als leichte Form, angesehen. Das scheint aber nicht so zu sein. Auch unter Kanner Autisten gibt es Hochbegabte. Scheinbar gehören alle 'schweren Fälle' zu Kanner Autismus. Vielleicht ist es aber nur so, daß die Kanner Autisten eher als Autisten auffallen. Die, die bis nach dem 3. Lebensjahr nicht als Autisten auffallen, werden als AS eingeordnet. Es könnte also sein, daß die, die eher auffällig werden, wegen schlechter Umwelt, guter Diagnostik oder starker Abweichung, dem Kanner Autismus zugeordnet werden. Dagegen die, die später auffällig werden, wegen guter Umwelt, schlechter Diagnostik, leichterer Abweichung oder besserem Lernvermögen, dem Asperger Syndrom zugeordnet werden.
Solche Unterscheidungsmerkmale wie auffällige Motorik bei AS kann ich nicht beurteilen.
08.07.09, 07:30:11

haggard

wie sind solche dinge zu verstehen, die angeben, dass sich ein kind bis zum zeitraum x "normal" entwickelte und dann "plötzlich" alle fähigkeiten verliert (= "vom autismus geraubt")? ist das etwas typisches, oder liegen dem andere ursachen zugrunde, die eine person autistisch erscheinen lassen, grundsätzlich vielleicht jedoch gar nicht autismus vorliegt?
08.07.09, 07:43:15

zoccoly

Wo hast du diese Aussage gefunden? Ich halte sie schlichtweg für falsch.
08.07.09, 13:13:21

quamquam

geändert von: quamquam - 08.07.09, 13:15:07

Bluna,
man kann erkennen, ob ein Erwachsener oder ein Kind ein Bild gemalt hat. Erzieher werden dazu ausgebildet sogar die Entwicklungsschritte eines Kindes an einem Bild zu erkennen. Das ist wichtig, um zu erkennen, ob das Kind sich "normal" entwickelt, oder ob es ein Defizit hat.
Den Unterschied sieht man aber nur, wenn man dazu ausgebildet worden ist.

Ich denke, dass man nicht immer erkennen kann, ob jemand Autist ist oder nicht. Viele fallen nicht auf und haben somit vielleicht auch einen Nachteil, der ihnen aber nicht bewusst ist.

Allerdings glaube ich nicht, dass Ärzte immer richtig dazu ausgebildet sind und ich finde, dass dies passieren sollte. Ich bin von selber nicht auf die Idee gekommen, dass ich Autist bin, sondern wurde von einer Pädagogin gefragt, ob ich es sei, weil sie sich angehört hat, wie ich als Kind war und wie ich in meinem Alltag bin. Daraufhin habe ich mich im Internet erst informiert. Ich wusste bis dahin mit Autismus gar nicht viel anzufangen. Es war ein Begriff, den ich kannte, dem ich aber nicht weiter Beachtung geschenkt habe.
Also glaube ich, dass wenn man es sein ganzes Leben nicht gemerkt hat, hat es nicht eingeschränkt und erkennt es selber nicht, wie auch, wenn das Leben, das man bislang führte, so für einen normal war? Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht.

Oft habe ich ihr auch schon gelesen, dass es ja auch eigentlich nicht wichtig ist, solange man sich selber nicht einschränkt. Ich denke, dass das richtig ist. Solange man sich nicht selber im Weg steht, ist doch alles gut. Aber ich glaube auch, wenn man es wenigstens für sich selber weiß, dann ist es in so fern gut, dass man für sich dann auch schauen kann, was man braucht und was einen vielleicht das Leben ganz leicht macht.
08.07.09, 13:29:50

Nord

geändert von: Nord - 08.07.09, 13:34:42

das denk ich auch das es so manchem garnicht auffällt das er autist ist, weil das verhalten "realativ" normal ist.

ich selbst wäre nie auf die idee gekommen. bis ich in meinem forum von einer userin darauf angesprochen wurde.

[QUOTE]Also glaube ich, dass wenn man es sein ganzes Leben nicht gemerkt hat, hat es nicht eingeschränkt und erkennt es selber nicht, wie auch, wenn das Leben, das man bislang führte, so für einen normal war? Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht.[/QUOTE]

das halte ich für falsch! mich schränkt es sehr wohl ein, aber ich wäre nie von selbst auf die idee gekommen.
08.07.09, 14:02:51

quamquam

Zitat von Nord:
das halte ich für falsch! mich schränkt es sehr wohl ein, aber ich wäre nie von selbst auf die idee gekommen.


Ich habe auch nicht gesagt, dass es nicht Menschen gibt, die es gar nicht einschränkt, aber es gibt auch Autisten, die es nicht einschränkt.

Ich wurde im übrigen auch schon an anderen Stellen im Internet darauf angesprochen, aber bei den Folgenden wusste ich schon bescheid.
 
 
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