Eure Erfahrungen mit TEACCH und PECS
27.08.09, 05:08:10
B.v.Kolibri
Als Integrationshelferin eines autistischen Jungen möchte ich gerne von Euren Erfahrungen mit Teacch und PECS hören.
Es soll mir dabei helfen mich in die Wahrnehmung autistischer Menschen einzufühlen. Hat jemand Lust??
27.08.09, 08:17:46
zoccoly
geändert von: zoccoly - 27.08.09, 08:49:43
Weder mein Sohn noch ich haben irgendwelche Erfahrungen mit irgendwelchen Therapien noch mit speziellen Lehrprogrammen, deshalb kann ich dir mit eventuellen Erfahrungen nicht helfen.
Du hast aber geschrieben, dass unsere Erfahrungen dir helfen sollen, dich in die Wahrnehmung von Autisten einzufühlen. Ich glaube das ist nur bedingt bis gar nicht möglich. Es ist schon begrüßenswert, wenn NA und A füreinander Interesse aufbringen, hinterfragen, bereit sind andere Sichtweisen kennen zu lernen. Ein Einfühlen ist mir eigentlich nur bei meinem Sohn möglich.
Ich bin skeptisch gegenüber sehr vielen Therapien, der Grund liegt in meiner eigenen Entwicklung und der meines Sohnes. Ich weiß, was mir gut getan hat und wodurch Schwierigkeiten entstanden.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich so hätte entwickeln können, wenn man von außen eingegriffen hätte.
Das, was mir heute immer noch Schwierigkeiten bereitet (u.a. Menschenansammlungen, Lärm, grelles Licht, bestimmte Temperaturen, von außen kommende Hektik), kann man wohl trotz intensiven Übens nicht beseitigen. Bei mir ist es auch so, dass ich bestimmte Sachen gar nicht beherrschen möchte, wie z.B. Small Talk, ich verstehe zwar den Sinn, der dahinter steckt, trotzdem wäre mir die Zeit zu schade und das „Gespräch“ würde mir nichts geben.
„Eine befriedigende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wird häufig zunächst nur unter besonderen Bedingungen und mit spezieller Hilfestellung möglich sein. Diese im erforderlichen Maße zu gewähren, bedeutet eine effektive Förderung der Integration des
Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff].“ (dieses hatte ich u.a. unter TEACCH gefunden)
Dazu kamen bei mir gleich verschiedene Fragen auf,
Wer bestimmt was eine befriedigende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist?
Muss man am gesellschaftlichen Leben teilnehmen?
Warum muss sich jeder irgendwo integrieren und warum wird in der Gesellschaft so wenig Wert auf Individualität gelegt?
(Aber das sind schon wieder ganz andere Fragen zu einem anderen Thema)
27.08.09, 09:35:48
55555
Ich frage mich auch, was du vor allem willst, die Wahrnehmung von Autisten besser verstehen (da wird Lesen in alten Threads ein guter Einstieg sein) oder Erfahrungen mit diesen Methoden lesen?
Was mich interessieren würde ist, welche Zielsetzungen du dir für die Autisten vorstellst, mit denen zu zu tun hast. Wie alt sind die so?
27.08.09, 18:22:17
B.v.Kolibri
Jetzt hab ich ein Problem....gerne berichte ich von mir und meinem Schulkind aber ich möchte weder seine noch meine Geschichte der Öffentlichkeit erklären. Ich selber habe eine Lebensgeschichte von der ich gerne im geschützten Raum mehr zeige, jedoch weiß ich wie leicht es ist über Suchmaschinen meine Identität zu ermitteln.Das will ich nicht! Nur soviel- ich bin selbst eine Individualistin, die ganz sicher nicht immer gesellschaftskompatibel ist. Und ich wünsche mir nichts mehr als "meinen" Schüler stark fürs Leben zu machen -aber auf seine ganz eigene Art. Erzwungenes Schauspiel lehne ich ab, da ich selber damit nicht glücklich geworden bin.
Wie kann ich jetzt weiter verfahren um meine Beweggründe und Gedanken in Ruhe zu erklären?
In den offenen Bereichen habe ich übrigens schon sehr viel Aufschlußreiches und Nachvollziebares gelesen... ;-))
27.08.09, 18:26:34
55555
geändert von: 55555 - 27.08.09, 18:27:58
1. Passagen, die nicht für Unbeteiligte eines Threads lesbar sein sollen können durch [hidden]Text[/hidden] verborgen werden, wenn du über die "Antworten"-Funktion antwortest oder eine Sofortantwort editierst und den Boardcode unter dem Eingabefeld einschaltest.
2. Es gibt den geschützten Gesindebereich, wofür du die Freischaltung beantragen kannst (dauert mindestens eine Woche)
28.08.09, 02:11:19
Hans
In den offenen Bereichen habe ich übrigens schon sehr viel Aufschlußreiches und Nachvollziebares gelesen... ;-))
Das freut mich, für Deinen Schüler und Dich,
mach bitte weiter so!
28.08.09, 10:10:50
Coyote
Hallo jashy
Und ich wünsche mir nichts mehr als "meinen" Schüler stark fürs Leben zu machen -aber auf seine ganz eigene Art. Erzwungenes Schauspiel lehne ich ab, da ich selber damit nicht glücklich geworden bin.
Diese Einstellung finde ich gut. Nur, wie passt das zu deinem Berufsnamen?
Integration:
Unter Synonyme steht:
Eingemeindung
Zusammenführung
Einverleibung
Zusammenschluss
Verbindung zu einer Ganzheit
Ich mag so was nicht ….
Besonders bei "Einverleibung" gruselt es mir
Wenn deine beruflichen Ziele nicht diese sind, ist das begrüßenswert, jedoch die Berufsbezeichnung für mich irreführend.
Meine Mutter glaubte wohl auch Integrationshelferin zu sein. Heute bin ich auf Entzug, bräuchte dafür eine Deintegrationshelferin. Habt ihr so etwas auch im Programm?
Ach und gegen das Wort "meinen" (Schüler)habe ich auch etwas, aber du hast es ja in Klammern gesezt, ist schon okay so.
Ich bin der Meinung, dass niemand niemanden gehört. Selbst die Kinder sind nicht das Eigentum der Eltern.
Hier können dir sicher die User weiterhelfen, sind nämlich (fast) alle Autisten.
28.08.09, 13:40:37
Löwenmama
Hallo jashy,
ich finde es gut, dass du dir Gedanken machst, wie du "deinem" Schüler am besten helfen kannst.
Ich persönlich lehne diese "Förderprogramme" für Autisten (vor allem für Kinder) ab.Man kann einen neurotypischen Menschen auch nicht in unser "autistisches Schema" pressen.Warum sollte das umgekehrt der Fall sein und von einem autistische Kind erwünscht sein??
Was nötig ist,ist "austistische Empathie",also dass du einfach versuchst zu verstehen und zu akzeptieren, dass autistische Kinder ihre Welt anders "begreifen", vielleicht in einer anderen Reihenfolge und in ihrem eigenen Tempo...mein Sohn kann einige Dinge,die er altergsgemäss noch nicht können müsste,aber andere Dinge, die "man" erwartet,kann oder will er noch nicht.
Er hat viele Menschen schon zum Staunen gebracht, weil ihm die Entwicklung,die er bisher gemacht hat, keiner zugetraut hat. Und das ohne Therapie...
28.08.09, 13:53:59
B.v.Kolibri
[Kettenbeitrag zusammengefasst, mfg [55555]]
Ich nenne mich auch lieber Schulbegleitung....
und ich denke ebenfalls jedes Lebewesen hat ein Recht auf Selbstbestimmung und Individualität. Auch Eltern haben nicht das Recht dies ihrem Kind zu verweigern. Leider versuchen viele Menschen Dein Anderssein in Mainstream zu verwandeln - so kann aber der Mensch nicht glücklich werden wenn er anders ist.....
Es kommt wohl immer darauf an, aus welchem Umfeld die Kinder stammen...Kinder deren Eltern bereit sich auf das Andersein der Kinder einzulassen, könne diese auch auf sanfte Art fördern und unterstützen. Da kann oftmals Therapie gänzlich überflüssig sein. Andererseits kann ein wenig Hilfe und Untersützung von außen hilfreich sein, wenn das familiäre Umfeld nicht so tolerant oder sehr unsicher ist. Natürlich gibt es im Bereich der Hilfsangebote auch große Unterschiede.
Arbeiten mit der Brechstange (sogenanntes fernzielorientiertes Arbeiten) finde ich grausam, den situativen Ansatz der Unterstützung jedoch hilfreich ganz frei nach den Motto "hilf mir es selbst zu tun"
28.08.09, 14:43:55
55555
Und letztlich solltest du dir darüber klar sein, daß du jemand bist, der "helfen" soll, wobei zugleich kaum Bereitschaft besteht Autisten einen konsequent barrierefreien Schulbesuch möglich zu machen. Ähnlich der Situation, wenn irgendwo keine Bereitschaft vorhanden ist Rollstuhlrampen und Aufzüge zu installieren und jemand eingestellt wird, der dann eben Leute herumträgt. So gesehen hilfst du nicht Autisten, sondern hilfst Institutionen dabei um echte Gleichberechtigung von Autisten herumzukommen, was meist wohl vor allem auf Denkträgheit und Ignoranz zurückgeht. Eigentlich hätten Autisten aus meiner Sicht ein Recht auf eine bessere Lösung, die sie nicht als hilfsbedürftig inszeniert, aber die Umsetzung solcher Dinge läuft gewöhnlich schlecht.
28.08.09, 15:57:10
haggard
@Coyote:
deine aussage
Zitat:
Ach und gegen das Wort "meinen"...habe ich auch etwas, ...
verstehe ich nicht, weil du das
selbst verwendest.
28.08.09, 21:16:40
Coyote
Stimmt, und noch nicht mal in Anführungsstriche.
Da hätte ich dann schreiben müssen: Das kenne ich von dem Kind, welches ich zur Weit gebracht habe.
Wie gesagt, bin auf Entzug und es kommen immer wieder Rückschläge.
Bei anderen weiß ich nicht, wie sie das meinen, wenn sie
mein ... schreiben. Oft wird man ja wie persönliches Eigentum behandelt.
Bei anderen bin ich deshalb immer schnell in Kritik (nicht gut).
Und dieses Wort kommt jetzt in meine Müllabteilung wenn es um Personen geht ... benutze es nur noch bei Dingen, die ich gekauft habe: mein Kugelschreiber
Schau mal hier, kennst du
Kahlil Gibran - deine Kinder
Ich finde es gut, dass jashy Rat im Gesindebereich sucht.