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Eure Erfahrungen mit TEACCH und PECS

original Thema anzeigen

 
28.08.09, 22:50:22

haggard

diesen verlinkten text habe ich schon häufiger gesehen und wenn ich ihn lese, werde ich abwehrend. auch ein gutes beispiel, wie ungenügend sprache mit worten ist. erst wird auch dort geschrieben, es wären nicht "deine"/die eigenen kinder und zum schluss sind sie es doch, die als waffen benutzt werden sollen? vielleicht verstehe ich den text nicht. gibt es beispiele für positive pfeile, die mittels bogen bewegt werden?
bei diesem text muss ich an die menschen denken, denen die kinder einfach genommen wurden und werden, wenn es "nur" darum geht, dass sie "optimal" oder "besser" oder warum auch immer behandelt werden. nach diesem text wäre das legitim. weil es verbindet demnach nichts die kinder mit den eltern, wenn eltern lediglich ein medium darstellen.
ferner, wenn kindern nicht die eigenen gedanken gegeben werden können, wie kann sich der verfasser anmaßen zu schreiben, was das leben sei. denn mit dem text werden diese söhne und töchter angesprochen. (ibn/)bin taucht aus dessen geschichte sogar als namensbestandteil auf. "sohn" von etc. etc. etc. liebe und wurfgeschosse passen in meiner vorstellung nicht zusammen. und von wem soll "ich" kind mich benutzen lassen? wer ist der schütze? dass "liebende universum"? und eine erwartung wird an dieses kind gestellt: es soll freude bringen.

um diesen bogen zu spannen - wenn das kind freude, liebe, etc. ist, warum wird dann eine erwartung an das kind gestellt, die es zu erfüllen hat? somit sind "wir" wieder bei der integration angelangt. ein bogen, der nicht gut in der hand "liegt", kann eine weile verändert werden. aber irgendwann zerbricht er vielleicht. denkbar wäre auch, die andere hand zu verwenden und dann passt das kind vielleicht. eine sache der hemisphären eventuell. gar nicht so sehr "überirdisch".
28.08.09, 22:50:51

B.v.Kolibri

geändert von: [55555] - 29.08.09, 10:22:41

[Kettenbeitrag zusammengeführt, mfg [55555]]

Zitat von 55555:
So gesehen hilfst du nicht Autisten, sondern hilfst Institutionen dabei um echte Gleichberechtigung von Autisten herumzukommen, was meist wohl vor allem auf Denkträgheit und Ignoranz zurückgeht.


ich glaube, ich versteh was Du meinst aber ich kann das System nicht verändern...ich kann jedoch versuchen es ein wenig besser zu machen oder erträglicher


Entschuldigt bitte mein manchmal fehlerhaftes mailen bezüglich zitieren, Kettenbriefe schreiben, verborgen schreiben ect..ich muß mich erst wieder technisch einfinden....
29.08.09, 02:32:08

Coyote

geändert von: Coyote - 29.08.09, 10:04:15

@azrael, deine Kritik hat mich in dieser Nacht zum Nachdenken gebracht ...

Deine Kinder sind nicht deine Kinder

Sie gehören niemandem. Weder den Eltern noch anderen "Erziehern" und ich lese darin eher einen Appell an die Eltern, das Kind nicht als Eigentum zu betrachten und nicht als Legitimität, sie ihnen wegzunehmen, damit sie angepasst werden.

Diese Texte sagen mir eher, dass die Achtung vor dem Kind von Eltern und Pädagogen immer bewahrt werden sollte. Auch, wenn es andere/eigene Wege geht und die Sinnlichkeit des Kindes die intellektuellen Erziehungsprinzipien über Bord werfen.

Du bist der Bogen -
und dass Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden,

interpretiere ich symbolisch so:

Hierbei geht es nach meiner Deutung um das Loslassen des Kindes. Ihnen Selbstbewusstsein mit auf den Weg zu geben. Ihnen zwar helfen, selbstständig zurecht zu kommen(die Bogenspannung), aber ihnen nicht alles abnehmen.
Als fliegender Pfeil sind sie frei sich ein Ziel zu suchen (oder auch nicht).

Lass deine Bogenrundung in der Hand des Schützen Freude bedeuten.
Darin siehst du wahrscheinlich die Erwartung der Eltern, dass das Kind ihnen Freude bringen soll.
Das Kind ist aber der Pfeil, nicht der Bogen, auch nicht die Hand des Schützen. Die Eltern sind es und sollten Freude bringen (für das Kind). Eine Stütze geben, Halt, Zuversicht ect.
An dem Kind sollten keine Erwartungen gestellt werden und so habe ich es auch nicht aus den Zeilen herausgelesen.

Aber, wenn ich mehr Zeit und Ruhe habe, pflügge ich die Zeilen von Kahlil Gibran noch mal auseinander.

Solche Texte sind wohl Interpretationssache und auch nicht ganz einfach.

Zugegeben: Ein Pfeil simbolisiert immer etwas Gefährliches und so ganz passend finde ich es auch nicht.
29.08.09, 10:17:48

55555

geändert von: 55555 - 29.08.09, 10:33:08

Ist es dann auch verwerflich z.B. den Vater als "mein" zu bezeichnen?

Ich weiß, daß du nicht das System alleine verändern kannst. Ich erwähne das, weil viele deiner Kollegen offenbar keinen die betreffenden Autisten hätten das Problem persönlich und könnten froh sein, daß sie nicht im Wald ausgesetzt werden oder so.

Welche Relevanz hätten solche Kramladen"systeme" wie TEACCH in deiner Praxis? Ich fände es sinnvoller über die einzelnen Faktoren nachzudenken.
29.08.09, 14:57:38

Coyote

TEACCH
Beim Nachschauen habe ich gelesen, dass bei TEACCH nicht der Anspruch besteht, den autistischen Menschen zu verändern … aber kurz danach der Satz, ihnen ein angepasstes Leben ermöglichen wollen. (Seite 10)

Und folgendes verstehe ich auch nicht

Zitat:
Eine weitere, darauf aufbauende Möglichkeit, ist die parallele Interaktion. Der Therapeut malt, tanzt, isst, tobt, spielt für sich, ohne den Klienten aufzufordern oder anzuregen. Dieser entscheidet sich unter diesen Bedingungen häufig von selbst zur Imitation.

?
Quelle

Ich glaube im "Verstehen" war ich schon immer ein schwieriger Fall.
Vielleicht reiße ich die Sätze auch aus dem Zusammenhang. In letzter Zeit sehe ich in allem nur Widersprüche.

..........

"mein" Vater
Bei dieser Antwort schweife ich nun sehr vom Thema ab.
Meiner Meinung nach wird das Wort "mein" oft missbraucht. Man kann dieses Wort zweischneidig einsetzen.
Es soll wohl bei Gegenständen den Besitz und bei Menschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl darstellen.
Nur, viele Leute sehen darin nur den Besitz. Deshalb horche ich vor allem auf, wenn Leute aus beruflichen Gründen fremde Kinder betreuen und meinen nun, darüber zu verfügen. Auch Eltern meinen dies oft.

Mein Vater würde ich in die Kategorie Zusammengehörigkeit stecken, aber da weiß man ja auch nie … (steckt das Wort gehörig drin)

Vielleicht könnte man eine Differenz vornehmen, wenn man es evtl. in Anführungszeichen (wie hier im Anfangstread) setzt.
Oder nicht ganz so kleinlich sein (manchmal bin ich leider so).

Aber hier geht es um TEACCH und PECS und ich höre jetzt lieber auf, irgendwelche Wörter auseinander zu pulen …

Im Moment lass ich es lieber und halte mich mal zurück ...



29.08.09, 21:56:15

B.v.Kolibri

geändert von: B.v.Kolibri - 29.08.09, 22:24:41

Ich bin ein Mensch der NICHTS 1:1 übernehmen kann!! Ich habe immer ein inneres Bedürfnis Umstände und Dinge anzupassen. (Da ist wieder das böse Wort ;-) )Da bin ich sehr erfinderisch.


versteckter Text:
Du musst erst antworten, um diesen Text lesen zu können.



05.09.09, 07:26:12

B.v.Kolibri

geändert von: B.v.Kolibri - 05.09.09, 07:28:19

Zitat von Coyote:
TEACCH
Beim Nachschauen habe ich gelesen, dass bei TEACCH nicht der Anspruch besteht, den autistischen Menschen zu verändern … aber kurz danach der Satz, ihnen ein angepasstes Leben ermöglichen wollen. (Seite 10)

Und folgendes verstehe ich auch nicht

Zitat:
Eine weitere, darauf aufbauende Möglichkeit, ist die parallele Interaktion. Der Therapeut malt, tanzt, isst, tobt, spielt für sich, ohne den Klienten aufzufordern oder anzuregen. Dieser entscheidet sich unter diesen Bedingungen häufig von selbst zur Imitation.

?
Quelle


Ich deute dies so, daß es in der Natur des Individiums liegt durch Imitation zu lernen. So sind eigene Erfahrungen möglich bei denen sich zeigt "ist das gut für mich?" oder auch nicht...
05.09.09, 08:17:11

haggard

geändert von: haggard - 05.09.09, 08:17:49

wenn ein individuum diese "imitation" geistig vollführt - also überwiegend/ausschließlich geistig erprobt, ob und wie etwas funktioniert und ob es sich damit wohl fühlt oder abwägt das auch "physikalisch" umzusetzen ... ist das dann keine imitation? gerade in büchern, die von oder über autisten geschrieben werden, wird oft erwähnt "plötzlich", also quasi von einer zur anderen minute, konnte eine autistische person etwas, ohne dass sie sich jemals für andere nachvollziehbar/sehbar mit einem thema oder einem gegenstand beschäftigt hätte.

vielleicht wäre ein einfaches beispiel ein sportler, der über hürden springt oder stabhochsprung betreibt etc. persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass sich eine solche person geistig n i c h t darauf vorbereitet, mit welchem fuß der absprung erfolgt, wie der körper sich in der geschwindigkeit bewegt, wie der höhenunterschied überwunden und schließlich der körper/die füße wieder bodenkontakt erhalten und so weiter.
ich denke, die imitation beginnt im gehirn - wie auch immer sie geartet sein mag. vielleicht ist die vorstellungskraft diesbezüglich bei autistischen personen plastischer? und bei anderen personen "rationaler" im sinne von sofortiger 1:1 übertragung ohne umwege?

als ich rollschuhfahren lernte, fühlte ich zunächst das gewicht, das für meine füße bestimmt wäre, mit meinen händen. bewegte mit meinen händen diese schuhe und spürte an den armen, wie sich diese schuhe verhalten. als sie mir dann angezogen wurden, konnte ich mit ihnen umgehen, während andere ständig stürzten. das ist auch ein punkt bei der "regulären" (?) imitation: es werden oft fehler gemacht. dafür existiert sogar ein sprichwort "aus fehlern wird man klug". aber warum sollte es nicht auch anders funktionieren? ohne zum teil schmerzhafte erfahrungen?

wenn solches berücksichtigt würde, wäre das "lehr"verhalten gegenüber autistischen menschen ein anderes?
05.09.09, 09:55:47

B.v.Kolibri

@ azrael

der Imitierende sollte selber entscheiden können wann er in die Praxis einsteigen will. Soll sein Weg ein anderer als der von mir vorgegebene sein, so ist dies völlig in Ordnung und wird von mir unterstützt. Ich kann möchte immer nur dazu einladen Erfahrungen zu machen indem ich sie anbiete.
Zu bedenken gebe ich jedoch die traurige Tatsache, dass dies nur in einer 1:1 Begleitung möglich ist, da der Zeitfaktor und die restliche Gruppe eine geringere Bedeutung haben. Lehrer können sich auf intensive Beobachtungen eines einzelnen Kindes oftmals nicht einlassen, da die Rest-klasse sonst die Wände hochgehen würde. Das wäre für alle kontraproduktiv.
Ich finde gut, wie ihr hier für bessere Bedingungen kämpft, unterstütze gedanklich viele eurer Forderungen. Dennoch bin ich gezwungen im jetzigen System zu agieren, auch wenn mir die Missstände oftmals bekannt sind. Ich fühle mich da manchmal ganz machtlos, will aber nicht aufgeben es besser zu machen....
05.09.09, 11:35:14

55555

Ich fände es noch immer sinnvoll über die einzelnen Elemente zu diskutieren, die von Interesse sind.

Imitation mag ja wirken, ändert aber genauso wie ABA nichts an autistischer Veranlagung. Mit Imitation kann man vielleicht auch Linkshänder bekehren. Also wäre für mich hier wieder interessanter welche Ziele verfolgt werden, welches Weltbild vertreten.
06.09.09, 00:38:51

drvaust

Zitat von B.v.Kolibri:
Ich deute dies so, daß es in der Natur des Individiums liegt durch Imitation zu lernen.
Ich habe mehrfach gelesen und kenne das aus eigener Erfahrung, daß Autisten weniger irgendetwas unverstanden imitieren, sondern verstehen müssen, warum man das so macht. Ich habe oft erlebt, daß Leute irgendwelche Promis oder Vorgesetzte imitierten. Das kommt mir oft schwachsinnig vor. Ich will wissen, warum man das so machen soll.
Zum Beispiel ein autistisches Kind, daß lange Zeit kaum spricht, aber scheinbar viel versteht. Dann versteht es, daß man mit Sprache viel besser sein Bedürfnis angeben kann, und spricht plötzlich auf hohem Niveau.
Als Kind habe ich manchmal bemerkt, daß Kinder scheinbar unsinnige Sachen machten und das damit erklärten, daß der und der das auch machten. Oft imitieren Kinder sinnlos Erwachsene. Ich imitieren nicht, ich mache, was ich für richtig halte.
Manchmal imitiere ich, um etwas zu lernen, zu üben. Aber dann weil ich das für richtig halte und nicht weil jemand das so macht.
Wenn man mir etwas vormacht, in der Erwartung, daß ich das einfach nachmache, kommt mir das wie Affen im ZOO vor.
06.09.09, 07:56:16

B.v.Kolibri

Zitat von drvaust:

Wenn man mir etwas vormacht, in der Erwartung, daß ich das einfach nachmache, kommt mir das wie Affen im ZOO vor.


Ich spüre, daß es Kolibri (meinem Schüler) genauso ergeht ;)

wede mein Handeln daraufhin überprüfen...ihm noch genauer erklären warum ich manche Dinge mache um ihm die Möglichkeit zu geben mein Verhalten zu verstehen.


 
 
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