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Thema: Wie bricht man einem Autisten das Rückgrat? (http://autismus.ra.unen.de.auties.net/topic.php?id=994)


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 23.03.07, 13:40:57
Ich bitte um Verzeihung wegen des etwas zynisch provokanten Titel aber ich frage jeden einzelnen von euch wie schnell und mit was man euch das Rückrat brechen könnte. Hey, bitte keine persönlichen Anschuldigungen,ja? zwinkern Nun, im Ernst, ich habe so oft von falschen Therapiemaßnahmen und gesellschaftlichen Konventionen gehört die *wir* nur schwer ertragen können aber weche einzelne "Fragmente" dieser Konventionen bzw. Therapieformen sind das denkbar Schlimmste für euch. Bitte alles kreuz und quer benennen. Das hier ist kein spezieller Thread zum Thema Gesellschaft oder Therapie. Die Antworten können von euch auch allgemein gehalten werden falls ihr persönliche Dinge nicht so gern in den offenen Bereich postet. Meine Antwort dazu später. Wenig Zeit eben...


Geschrieben von: frontdoor am: 23.03.07, 15:17:37
Einer der sichersten Wege ist alles komplett zu ignorieren was der "Patient" sagt.Dann zeigt man ihm ganz deutlich das man keinerlei Fachkompetenz hat.Anschließend gibt man dem Patienten die Schuld dafür das er so ist und nicht anders kann und fordert ihn immer ungeduldiger und aggressiver dazu auf endlich "normal" zu sein.
Um das ganze abzurunden setzt man noch ein gönnerhaftes Grinsen auf und redet langsam (wie zu einem Idioten).:mad:
-alles selbst erlebt.:(


Geschrieben von: drvaust am: 23.03.07, 23:46:05
rrr Ich habe mal gehört (von einem Betroffenen), daß in einer Firma von der Leitung ein Seminar zur Teambildung angewiesen wurde, Pflichtveranstaltung. Drei Tage 24h/d (72h) alle Kollegen zusammen (auch nachts). Dort sollten alle Probleme ausdiskutiert werden, auch persönliche Probleme. Gegenseitiges Vertrauen in schwierigen Situationen (Mutproben) geübt werden. Dazu noch gemeinsames 'wir haben uns alle lieb'-Kuscheln. Einige Teilnehmer hatten sich teilweise geweigert, denen wurden berufliche Konsequenzen angedroht. Wer nicht richtig mitmachte wurde von der Seminarleitung (Psychologen? Scharlatane?) unter Druck gesetzt. Die Veranstaltung war nicht sehr erfolgreich.
weinen Eine solche Veranstaltung hätte mich vielleich umgebracht, oder ich wäre durchgedreht und hätte ein Massaker angerichtet. Das wäre für mich eine schwere Körperverletzung gewesen.
Wahrscheinlich hätte mir das nicht das Rückgrat gebrochen, sondern mir die Kraft gegeben, auszubrechen.
traurig Etwas in dieser Richtung hatte ich mal im Rahmen einer Psychotherapie erlebt. Aber in erträglichen Grenzen und mit richtiger psychologischer Betreuung und Nachbearbeitung. Da mußte ich vorzeitig aufhören.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 24.03.07, 11:24:10
Ja, das sind in der Tat Foltermethoden par Excellence.
Was ich gar nicht ab kann ist wenn man mich permanent beobachtet zb. wenn so eine Trulla von Psychotherapeutin oder Betreuer etc. in meiner Wohnung erscheinen würden und erstmal meine Sachen "begutachten" und hoffen ich würde mich bei der "psychiatrischen Exkursion" auch noch natürlich verhalten. Das sind Angelegenheiten die meine Struktur die ich mir bereits geschaffen habe durch brechen würden. Das Rückrat kann man mir dann brechen wenn man mich dazu bringen würde so zu leben und zu handeln wie es vom "Vorzeigeneurotyp" verlangt wird.


Geschrieben von: frontdoor am: 24.03.07, 16:28:05
Hervorragend geeignet sind auch "Gute Ratschläge" wie z.B. den an einem Volkshochschulkurs teilzunehmen und dabei lächelnd zu behaupten man muss nur in irgendwelche sozialen Situationen hineinspringen und schon lösen sich schlagartig alle Probleme in Luft auf weil man da so viele und so tolle Leute trifft.
Dabei darf man aber nicht vergessen so blöd zu grinsen das kein Zweifel daran bleibt das man den anderen für völlig bescheuert hält.
-noch ein Vorschlag:
Wie wäre es einen Thread einzurichten in dem man darüber diskutieren kann wie man sich gegen sowas wehrt?


Geschrieben von: 55555 am: 24.03.07, 17:00:32
Tu das. Erlaubnis nicht nötig.


Geschrieben von: Snape am: 24.03.07, 17:58:32
Zitat von frontdoor:
Einer der sichersten Wege ist alles komplett zu ignorieren was der "Patient" sagt.Dann zeigt man ihm ganz deutlich das man keinerlei Fachkompetenz hat.Anschließend gibt man dem Patienten die Schuld dafür das er so ist und nicht anders kann und fordert ihn immer ungeduldiger und aggressiver dazu auf endlich "normal" zu sein.
Um das ganze abzurunden setzt man noch ein gönnerhaftes Grinsen auf und redet langsam (wie zu einem Idioten)
das ist so ein Punkt, der mich langsam aber sicher zur Verzweiflung bringt, da ich mir ja Hilfe - bei einem vermeindlichen Fachmann - geholt habe, der mich aber nicht ernst nimmt.

Das von Drvaust beschriebene Seminar hätte ich auch nicht -unbeschadet - durchgestanden. Ich durfte damals auch mal an einer Klausurtagung unserer Firma teilnehmen - ich war ca. 2 Wochen in der Firma - und wir hatten auch gemeinsame Unternehmungen, jedoch viel harmloser (z.B. Spazierengehen). Aber ich hatte damit schon meine Probleme !

Was ich sonst noch für "Rückgrat-brech-würdig" halte ist, wenn man mir etwas - in dem Fall die Beziehung betreffend - sagt und es Tage später quasi zurücknimmt, darüber einfach nicht mehr reden will bzw. sich in seine "Rolle" zurückzieht.
In dem Fall ist es für mich auch ein Verlust an Vertrauen in diese Person, das Gute im Menschen, da er für mich eine Bezugsperson ist. Und ich habe mit "Müh und Not" nochmal die Kurve bekommen.


Geschrieben von: drvaust am: 24.03.07, 18:17:55
Zitat von Sheila:
,,, zb. wenn so eine Trulla von Psychotherapeutin oder Betreuer etc. in meiner Wohnung erscheinen würden und erstmal meine Sachen "begutachten" und hoffen ich würde mich bei der "psychiatrischen Exkursion" auch noch natürlich verhalten.
weinen Gibt es soetwas? weinen Meine Wohnung wäre Tabu, das würde ich nie mitmachen. rrr
Meine Wohnung ist mein Privatraum, da brauche ich meine Sicherheit, da vertrage ich keinen Beeinträchtigung, die ist für Fremde tabu. Das würde mir das Rückgrat brechen. Schon die Veränderungen durch Aufräumen vertrage ich schlecht.
Vertraute Personen lasse ich manchmal in meine Wohnung, notfalls auch Handwerker unter Aufsicht. traurig
Aber andere Personen niemals, vor allem 'begutachten' nicht. Der Polizei mußte ich mal den Zutritt mit Waffengewalt verwehren.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 24.03.07, 18:38:19
Ja, Drauvst, den Schwachsinn hat mir die KJP angeboten obwohl die von meiner Diagnose wissen. Ne, aufzwingen wollten die mir das. Ich habe mit einer Oberärztin und zwei Psychologinnen sowie einer Frau vom Jugendamt am Tisch gesessen. Die Damen der KJP waren der Meinung ich sollte mittherapiert werden. Die Kühlschrankmutter a la B. Bettelheim läßt grüßen. Augenlid runterziehen Die Frau vom Jugendamt war da schon kooperativer. Ich finde es immer noch erstaunlich wie sich solchen Institutionen über die Köpfe der Eltern hinweg setzen obwohl sie heute in Wohle der Familie handen möchten (!). Ich bin übrigens nicht die einzigste Mutter bzw. Elternteil der sich über diese Einrichtung beschwert.


Geschrieben von: 55555 am: 24.03.07, 18:46:37
Drau(t)v(=i)st, interessant.


Geschrieben von: uppsdaneben am: 25.03.07, 09:15:33
Zitat von drvaust:
Der Polizei mußte ich mal den Zutritt mit Waffengewalt verwehren.


Wie haben die darauf reagiert?


Geschrieben von: drvaust am: 25.03.07, 18:40:42
Zitat von uppsdaneben:
Zitat von drvaust:
Der Polizei mußte ich mal den Zutritt mit Waffengewalt verwehren.
Wie haben die darauf reagiert?
Stinksauer.
Der wollte gegen meinen Willen, ohne 'Gefahr in Verzug' und ohne richterliche Verfügung, in meine Wohnung eindringen, wollte das nicht im Treppenhaus besprechen. Da habe ich dreimal aufgefordert und gewarnt, danach ihm erst auf die Zehen getreten und dann mein langes, beidseitig angeschliffenes, Küchenmesser über den Arm gezogen. Da taumelte der blutend zurück und ich konnte die Tür schließen. Drausen haben die noch geklopft und gebrüllt. Ich habe über Tel. '110' einen bewaffneten Überfall durch Polizisten gemeldet. Da kamen zwei Autos mit Sondersignal und die haben ihre Kollegen abgeholt.
Später musste ich noch zur Klärung ins Revier. Die Polizisten durften nicht eindringen, ich hatte gerade noch legal gehandelt. Im Revier kennen die mich und wissen, daß ich die Polizisten bei der Staatsanwaltschaft anzeigen würde.