Zephyr
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geändert von: Zephyr - 13.04.18, 05:42:30
Ich studiere Umweltinformatik. Dabei handelt es sich um einen intersdisziplinären Studiengang, welcher die Naturwissenschaften und die angewandte Informatik vereint.
EDIT (beinhalte Absätze, die ursprünglich für einen anderen Thread geschrieben wurden):
Oft geht so manches, was ich machen wollte, unter, weil die Außenwelt allein schon bis zu 300 bis 900 % meiner Energiereserven pro Tag verbrauche und ich selbst wie gesagt sehr lebendig und aktiv bin. Ich habe zwar meine Interessenschwerpunkte (Technik, Pflanzen, Schreiben), aber anders als Asperger, bin ich nicht nachhaltig über sehr lange Zeit auf wenige Themengebiet fokussiert, sondern ich lasse mich generell von fast jedem erdenklichen für mich interessanten Thema sehr begeistern. So bin ich mal 3-10 Wochen in einem Thema tief versunken, und nachfolgend in einem anderen Thema, welches mich sehr interessiert und begeistert und fesselt. Durch diese Eigenschaft wurde ich bis heute sehr universell fähig und begabt, sowohl in der Praxis als auch der Theorie. Kein Spezialist in einem Thema, sondern ein Spezialist in einem großen Spektrum all jener Dinge, die mich bis heute je begeistern konnten. Wahrscheinlich mit ein Grund, warum manche meinen, ich könne ja kein Autist sein. Wer das meint, hat aber Autismus nicht verstanden. Für all jene, die meinen Autismus anzweifeln, könnte ich nun eine lange ausführliche Liste erstellen, die meinen Autismus anhand von Defiziten und Besonderheiten im Vergleich zu NA belegen könnten. Ebenso könnte ich einfach das lange angestrebte ärztliche Dokument vorlegen, worauf schwarz auf weiß steht, dass ich Autist bin. Aber hier bin ich unter Autisten, und ich bin mir sicher, dass andere Autisten mich auch als Autist erkennen, wahrnehmen und in innerhalb meiner Eigenheiten respektieren können. Falls nicht, dann hilft es vielleicht, wenn ich sage, dass trotz all meiner selbst erarbeiteten sozielen Kompetenzen mir anderen Menschen all jene immer noch völlig rästelhaft erscheinen und ich mich nicht so richtig in eine Gruppe von Menschen integrieren kann, selbst wenn ich mit jenen abhänge. Es gibt immer eine imaginäre Mauer zwischen mir und den anderen. Alles, wie ich mit den anderen interagiere ist konstruiert, fühlt sich einfach nicht echt an. Und ja, ich kann sehr gut emotional fühlen. Zusammengefasst ist das da draußen, die anderen Menschen, einfach anders für mich. Die sind anders, oder ich bin anders, und ich werde das wahrscheinlich nie anders empfinden. Aber ich kann kann damit lernen umzugehen, ich kann lernen mit den Menschen da draußen, mit den anderen umzugehen. Das tat, tue ich versuche ich auch weiter. Es wird halt nur nie so sein, wie es für NA normal ist. Es wird immer noch so sein, wie es für mich normal ist. Für mich ist das kein Defizit, keine Schwäche, keine Störung oder Krankheit, sondern ganz einfach nur eine andere Art des Denkens, Empfindens und Fühlens. Und ich kann damit unter NA sehr glücklich sein. Ob ich unter Autisten glücklicher sein könnte, ist fraglich. Möglich, aber ich wuchs in einer NA-Welt auf, weswegen ich vermutlich in einer reinen Autisten-Welt ebenso meine Probleme haben könnte.
Zusätzlich haben mich ebenso viele Traumen geprägt. Ein bisschen davon habe ich bereits angesprochen. Wie gesagt, spreche ich aber nicht gerne über mich, was sich besonders auf jene schlechten Dinge in meiner Vergangenheit bezieht. Ich lebe im Jetzt und möchte daher auch über das Schreiben, was im Jetzt wichtig ist. Wichtig ist nur, dass mich meine Vergangenheit zu dem macht, was ich heute bin, und ich heute stärker denn je bin. Genauso bin ich mir sicher, dass ich in bestimmten Feldern nie so gut wäre, hätte ich nicht erlebt, was ich erlebt habe und nicht zwangsweise etwas machen müssen, was ich ohne jene Dinge in der Vergangenheit nicht gemacht hätte.
Ich erkenne die Vergangenheit als das an, was sie ist. Schätze sie, wie sie war, obgleich vieles davon sehr schlecht und traumatisierend war. Sie ist vergangen, und zeitgleich die Basis, worauf ich im Jetzt aufbauen kann.
Wenn man mehr über mich erfahren will, empfiehlt es sich, mich einfach direkt und konkret zu einer Sache zu fragen. Ich antworte dann gerne.
Ansonsten hoffe ich, dass ich es verständlich machen konnte, dass für mich all das, was gestern mal war, nicht mehr wesentlich für mich ist, und ich daher darüber nicht mehr von mir aus schreiben werde. Die einzige Ausnahme ist, wenn ich meine Erfahrungen meiner Ansicht nach sinnvoll in ein Thema anhand eines persönlich erlebten Beispiels einbringen kann.
So manche gute Freunde nehmen mich als Rebell war. Wahrscheinlich bin ich das im Kern. Mit dem Begriff "Rebell" assoziieren manche aber schlechtes. Wenn man mich als Rebell wahrnehmen möchte, dann bitte als guter, da ich keinem etwas böses möchte und an für sich nur dafür kämpfe, dass es mir und Gleichgesinnten gut und besser geht, ohne dabei jedoch anderen schaden zu wollen. Meine eigene Moral ist, nach meine besten Gewissen für das Wohl meiner selbst und das meiner nächsten zu handeln. Dabei ist es für mich am wichtigsten, erst einmal sich selbst am besten kennen zu lernen. Als Mensch wird man immer Fehler machen, oder Dinge, die von anderen als Fehler angesehen werden. Daraus will ich lernen und lerne ich. Ich reflektiere sehr viel über mich und mein Wesen. Ich nehme Kritik anderer sehr ernst, und strebe nach Perfektion, die es nicht gibt. Ich passe mich an, aber rebelliere, wenn ich bemerke, dass es meine Moral, meine Wesen, meinen Kern verletzt.
Sich selbst treu bleiben, aber sich nicht selbst ausgrenzen. Offenheit neben Selbstschutz und Angst vor Entfremdung seiner eigenen Wesensart. Da gibt es keinen richtigen Weg, sondern nur den Weg, dern man für sich selbst wählt und auf welchem man gut alleine und mit anderen Leben kann. Den eigenen Kurs zu finden ist eine Lebensaufgabe. Dabei lernte ich, dass es immer okay ist, welchen Weg ich einschlage, solange ich diesen selber bewusst wählte und ich selbst diesen auch gehen möchte. Es gibt kaum einen Tag, an welchem ich nicht reflektiere, über mich und den Weg, den ich momentan gehe. Sich ändern, dich anpassen, sich wehren, sich querstellen. Das gehört immer noch dazu. Aber ich bin schon viel weiter gekommen, indem ich mir bewusst machte, dass ich mich von jenen Zwängen wieder lösen muss. Der Wendepunkt kam letztendlich mit der Diagnose. Ab diesem Punkt wurde es ebenso in der Außenwelt für andere klar, dass ich nicht das bin und sein kann, was viele andere von mir erwarten oder erhofften. Ich kann vieles sein, aber ich bin nur das, was ich bin, sein will und sein kann. Das wusste ich innerlich schon viel früher, doch erst die Diagnose half mir, das eben klipp und klar im äußeren aufzeigen zu können. Erst damit bin ich in der Lage mich gegen all das zu wehren, was mir alles aus dem Äußeren zugesagt und angetan wurde.
Es waren Traumata, diese prägen mich, sicher. Aber ich habe mich davon befreien können und jetzt kann ich mich ebenso im Äußeren gegen all jene Dinge wehren, die mich früher teils sehr gebrochen haben. Zudem ist es gut, Menschen zu finden, die dem eigenen Charakter oder dem eigenen Wesen ähnlich sind. Gemeinsam erreicht man einfach mehr. Zusammenhalt, gemeinsame Interessen, gemeinsame Ziele. Das stärkt das Individuum und hilft ungemein Ziele zu erreichen. Solange meine Moral dabei eingehalten wird, dass man keinen ausgrenzen darf, nur weil er nicht die gleiche Meinung wie man selbst hat, füge ich mich sehr gerne als Teil einer Gruppe ein, um etwas größeres erzielen zu können. Gegenseitiger Respekt, gegenseitige Anerkennung, gegenseitiges nachvollziehen der Bedürfnisse des Einzelnen ist für mich ganz wichtig in einer Gruppe. Aber ebenso die Offenheit über die Ansichten, Ideen, Meinungen, Ideale anderer, selbst wenn diese auf den ersten, zweiten oder dritten Blick unvereinbar mit den eigenen Idealen, Meinungen und Ansichten sind. Es geht nicht darum, dass man die Ideale, Meinungen, und Ansichten anderer übernimmt, sondern es geht darum, dass man zuhört, offen dafür ist, und damit überhaupt die Chance bekommt, die eigenen Ideale, Meinungen und Ansichten zu reflektieren. Der Diskurs miteinander ist für mich wichtig. Selbst der Diskurs mit Menschen, die man als "Feinde" definieren könnte. Ich kenne aber keine Feinde. Ich kenne nur Menschen, die anderer Ansicht als ich sind. Und mit jenen kann man reden, wenn man offen dafür ist und der andere ebenso offen dafür ist.
Das ist meine heutige Einstellung. Sie mag für manche naiv, falsch, utopisch, träumerisch, oder sonst was sein. Es mag das vielleicht sein. Wenn jemand eine bessere Einstellung kennt, die dazu führt, dass wir als Menschen zueinander finden, anstatt uns gegenseitig auseinander zu leben, so bin ich dafür offen. Ich debattiere gerne darüber. :)
PS: Sorry, das mir der Edit-Funktion habe ich offenbar noch nicht ganz kapiert. Klappte diesmal nicht so wie angedacht. Aber jetzt klappt es.
EDIT:
Diese Sache betrifft ebenso diese aufgrund der früheren Bedingungen anerlernte Eigenschaft, mich für alles mögliche zu erklären, was ich mache, wie ich denke und ticke. Dies möchte ich ganz klar ablegen, da sie meiner Ansicht nach nicht förderlich für mich und ebenso wenig wesentlich für andere ist. Die Ursache dafür ist offensichtlich, da ich in der NA-Welt ohne das überhaupt irgendwer von Autismus wusste, mein anderes Verhalten erklären musste, so dass ich mein anderes Verhalten für NA verständlich machen konnte und ich nicht mein anderes Verhalten zwangsweise zu Gunsten der Erwartungshaltungen der NA ablegen musste. Früher war es vielleicht gut, dass ich versuchte mich in meiner Eigenart möglichst genau zu erklären, mich zu rechtfertigen, wie ich handle. Heute erscheint mir das eher als kontraproduktiv für meinen weiteren Weg. Daher versuche ich das abzulegen. Ist aber gar nicht so einfach.
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