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Der biedermeierliche Wunsch, den fast schon weltweiten Kampf des Islamismus gegen die säkulare Zivilisation zu ignorieren und Politik ohne jede Unterscheidung von Freund, Interessenpartner, Gegner und Feind zu betreiben, will die Regenbogenwelt der eigenen Illusionen konservieren. Statt sich gegen den Islamismus zu wehren, wehrt sich das fast durchweg liberale Milieu von Politik und Medien gegen eine überdimensioniert wahrgenommene „rechte Gefahr“. Die Tragödie des unterlassenen Widerstands gegen den Nationalsozialismus wird als Farce im Kampf „gegen rechts“ wiederaufgeführt. Statt die Ängste und Proteste der Bevölkerung in öffentlichen Diskursen aufzugreifen oder eine neue Partei als Bereicherung eines in Alternativlosigkeiten versandeten öffentlichen Diskurses zu begreifen, werden diese ins Zwielicht gerückt. Doch Denkverbote beschädigen die Stärke der offenen Gesellschaft, nämlich aus dem freien Wort heraus alternative und differenzierte Wege zu ermöglichen.
Eine Analyse des Gewaltislams ist in hohem Maße gefordert, weil die Übergänge zwischen Islam und Islamismus und Dschihadismus oft fließend sind. Nach der einschlägigen Studie des Bundesinnenministeriums über „Muslime in Deutschland“ gaben 46,7 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Gebote der Religion wichtiger seien als die Demokratie, und ein Viertel der muslimischen Jugendlichen bejahte schon 2007 die eigene Bereitschaft zur körperlichen Gewalt gegen Ungläubige im Dienst der islamischen Gemeinschaft. Diese sind noch lange keine Gewalttäter, aber ein Potenzial, aus dem sich Einzelne oft herauslösen.
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Wie wenig sich das um seine Ruhe und Wohlfühlgesinnung besorgte Europa gegen den Islamismus zur Wehr setzt, zeigt sich auch in der Nicht-Solidarität mit den in Teilen der islamischen Welt verfolgten Christen. In der Asylpolitik spielt die Rolle der Religion keine Rolle. Doch selbst hier ist auf Dauer eine religionspolitische Differenzierung geboten, um Europa besser vor den Kulturkämpfen des Nahen Ostens zu schützen. Es sollte den Aufnahmeländern nicht egal sein, ob ägyptische oder syrische Islamisten vor säkularen Regimen oder ob religiöse Minderheiten vor Islamisten fliehen. 700 000 der zuvor 1,5 Millionen Christen Syriens mussten vor Islamisten fliehen, weil sie dem säkularen Assad-Regime nahegestanden hatten. Als Flüchtlinge treffen sie in Deutschland auf die Sympathisanten ihrer Verfolger, die oft ebenfalls Asyl oder den Duldungsstatus erhalten. Auf diese Weise werden Konflikte des Nahen Ostens ungefiltert nach Deutschland importiert. Minderheiten wie Christen, Jesiden, Bahai oder säkulare Muslime sollten bei der Asylaufnahme Vorrang vor Islamisten erhalten.
Zur Beschwichtigungsstrategie gehört ebenfalls der Verweis auf die Zahlenverhältnisse. Auch Nazis und Bolschewisten waren zum Zeitpunkt ihrer Machtergreifung nicht mehrheitsfähig. Extremisten, zumal gewalttätige, sind immer Minderheiten. Die entscheidende Frage lautet, wie es um die Abwehrbereitschaft der friedlichen Mehrheit steht. Nicht die Zahl der Muslime rechtfertigt die Angst vor der Islamisierung (bis 2020 werden allenfalls sechs Prozent Muslime in Deutschland erwartet), sondern deren überproportional großer Einfluss auf zentrale Bereiche der Gesellschaft, vom Straßenbild bis zur Gesetzgebung.
Deutschland kann im Kampf gegen den Islamismus auf die im Kampf gegen den politischen Totalitarismus bewährte „Wehrhafte Demokratie“ des Grundgesetzes zurückgreifen.