Zitat:
In der kleinen Gemeinde Corsham im Bezirk Wiltshire hatte die Sondernummer vier Abnehmer gefunden. Eine von ihnen war die Rentnerin Anne Keat, die der Kioskbesitzer später über den Besuch des Polizisten informierte, der sich für ihren Namen und ihre Adresse interessiert hatte. Keat trug den Fall an den „Guardian“ weiter, der ihn öffentlich machte. Die Polizei von Wiltshire entschuldigte sich und erklärte die Daten für gelöscht, was dann auch hieß, dass sie gespeichert worden waren.
Wenig später wurden weitere Fälle publik. Im walisischen Presteigne war die Kioskbesitzerin nach Aussage ihres Mannes eine halbe Stunde von Polizeibeamten befragt worden, unter anderem nach der Bezugsquelle der „Charlie Hebdo“-Sonderausgabe, aber auch nach der Identität der rund dreißig Käufer. Sie habe die Auskunft verweigert, sagte die Frau dem „Guardian“, und sich im Verlauf der Befragung immer mehr gefragt, ob sie etwas zu befürchten habe.
Noch unheimlicher ist nach dem Zeitungsbericht der Vorfall in Warrington, Cheshire, wo ein Kunde die Sonderausgabe anonym bei einem Zeitungshändler bestellt hatte. Einige Tage später hatte der Händler die Polizei am Apparat. Man habe gehört, dass er die jüngste „Charlie Hebdo“ in seinem Geschäft bewerbe und vertreibe. Was so nicht stimmte, sagt der Händler, er habe nur ein Exemplar bestellt gehabt, das er unter dem Ladentisch deponiert hatte.
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Der britische Polizeiverband Apco streitet eine national koordinierte Ausforschung der „Charlie Hebdo“-Käufer ab. Ihr obsessives Interesse an ihnen hat die britische Polizei bisher nicht erklären können. Überwachung ist hier offenbar so zum Selbstzweck geworden, dass sie keine Begründung mehr braucht.