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Autor Nachricht
Nina
(Standard)

Natürlich ist mein erster Beitrag und auch folgende von Sehnsucht geprägt - nämlich der, ihn zurück zu gewinnen. Und diese Sehnsucht ist ja nunmal Ausdruck meiner Bindung an diesen spezifischen Menschen, der für mich eine große Bedeutung in meinem Leben hat(te).

Bedingungslose Liebe heißt für mich nicht, dass ich jegliches Verhalten, das mich verletzt, kritiklos hinnehmen muss. Es muss in einer Beziehung möglich sein, dem anderen zu sagen, was einen stört und man es sich anders wünscht. Und dann kann man finde ich erwarten, dass der andere offen und ehrlich sagt, wenn er etwas nicht verändern KANN und man kann dann GEMEINSAM nach einer Lösung suchen. Das macht für mich eigentlich erst die Beziehung aus, der Wunsch, es gemeinsam zu lösen. Ich finde es wichtig, die bedingungslose Liebe zu der Person, zu dem Menschen und ihr Verhalten, das durchaus ab und zu mal "falsch" oder unangemessen ist, zu unterscheiden. Kein Mensch ist unfehlbar. Also muss Kritik am Verhalten eines Menschen erlaubt sein. Ich finde die Frage nach Schuld nicht so passend, als eher die Frage, welche Verantwortung habe ich für das Gelingen einer Beziehung und übernehme ich hier meinen Teil, meine 50%?
12.01.15, 19:42:19
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schuschu
(Angehörigenbereich)

ZITAT:
Bedingungslose Liebe heißt für mich nicht, dass ich jegliches Verhalten, das mich verletzt, kritiklos hinnehmen muss.

nina, ist das was dich verletzt, deine vorstellung wie es zu sein hat..(wie ein anderer sich zeigen müsste damit es sich für dich richtig anfühlt), und diese vorstellung nicht erfüllt wird?

wer oder was stellt auf, was verletzend ist? gemäss welchem maß?

kannst du zu hindert prozent sagen, dass er dich verletzt hat, bewusst?..dich verletzen wollte?

oder sinds deine interpretationen....aufgrund eines verhaltens , das nicht in dein bild passt?
12.01.15, 21:14:00
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Bicycle
(Autistenbereich)

Zitat von Nina:
Natürlich ist mein erster Beitrag und auch folgende von Sehnsucht geprägt - nämlich der, ihn zurück zu gewinnen.
Meiner Meinung nach hat man nicht Sehnsucht nach einem Menschen, sondern wenn dann nach etwas, was dieser Mensch bei einem stillt.
Beispiel:
Mensch A "fehlt" das Gefühl von Geborgenheit. Mensch B löst das Gefühl der Geborgenheit bei Mensch A aus, vielleicht durch die reine Anwesenheit, vielleicht durch eine bestimmte Handlung.
Wenn nun Mensch A Sehnsucht nach den Mensch B hat, dann nicht wirklich nach diesen Menschen, sondern nach dem Gefühl der Geborgenheit.

Die Selbstreflexion würde also die Frage "Nach welchen Gefühl habe ich Sehnsucht?" beinhalten.
Um das geht es jedenfalls bei der Selbstreflexion, reine Selbstbeobachtung und Hinterfragung von einem selbst. Es geht dabei nicht darum, den "Schuldigen" zu finden.

Außerdem stimme ich schuschus Beitrag zu.
12.01.15, 21:28:13
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Nina
(Standard)

geändert von: Nina - 12.01.15, 23:19:19

Zitat:

"Meiner Meinung nach hat man nicht Sehnsucht nach einem Menschen, sondern wenn dann nach etwas, was dieser Mensch bei einem stillt. [...] Mensch B löst das Gefühl der Geborgenheit bei Mensch A aus.Wenn nun Mensch A Sehnsucht nach den Mensch B hat, dann nicht wirklich nach diesen Menschen, sondern nach dem Gefühl der Geborgenheit."

Das würde ja bedeuten, dass für Dich der Mensch an sich komplett austauschbar ist, so lange jemand dieses Gefühl befriedigt, oder? Für mich nicht. Mein Partner konnte bei mir ein ganz spezielles Gefühl von Geborgenheit erzeugen, wie kein anderer. Das ist bei mir nicht durch einen anderen einfach ersetzbar. Auch wenn mir etwas fehlt in einer Beziehung würde ich den Menschen daher nicht austauschen sondern immer versuchen, es in die Beziehung zu holen, indem ich sage, dass es mir fehlt oder darum bitte oder indem ich das Bedürfnis z.B. mit einer Freundin auslebe, statt mit einem Partner (natürlich je nach Bedürfnis).

Außerdem fehlt mir ja nicht nur ein spezielles Gefühl, dass der Partner auslöst, sondern eben gerade alles, was ihn ausmacht. Seine Interessen, die ich auch spannend finde, seine Gedanken zu bestimmten Themen, sein Humor, seine Kochkünste,...eben alles, was ich an ihm liebte, der ganze Mensch und nicht nur ein Gefühl, dass er bei mir auslöst. Und genau das ist das, was ich unter Liebe verstehe: dass man den ganzen Menschen als Gesamtpaket toll findet, so wie es ist.

Zitat:

"Die Selbstreflexion würde also die Frage "Nach welchem Gefühl habe ich Sehnsucht?" beinhalten."

Grundsätzlich ist mir Selbstreflexion keineswegs fremd, jedoch finde ich interessant, dass Du z.B. das auf diesem Abstraktionsgrad betreibst. Ich würde wie gesagt mich eher fragen, nach wem habe ich Sehnsucht? Aber eben, weil der untrennbar mit der Befriedigung dieses speziellen Gefühls verbunden ist.
12.01.15, 22:26:42
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Bicycle
(Autistenbereich)

Zitat von Nina:
Das würde ja bedeuten, dass für Dich der Mensch an sich komplett austauschbar ist, so lange jemand dieses Gefühl befriedigt, oder?
Nein.
Meiner Meinung nach ist es eine reine Illusion, dass Andere ein Gefühl in einen stillen können.
Folglich ist das Ziel, das Gefühl, welches man hofft dass es von jemand anderen gestillt wird, sich selbst zu geben bzw. in sich selbst zu finden.
Um nochmal ein anderes Beispiel zu nennen:
Wenn man sich selbst nicht akzeptiert, sucht man sich tendenziell eine Person, die einen dieses Gefühl gibt. Sinnvoller wäre es meiner Meinung nach, in sich selbst die Akzeptanz zu finden, die man im Außen sucht.

Zitat von Nina:
Grundsätzlich ist mir Selbstreflexion keineswegs fremd, jedoch finde ich interessant, dass Du z.B. das auf diesem Abstraktionsgrad betreibst. Ich würde wie gesagt mich eher fragen, nach wem habe ich Sehnsucht? Aber eben, weil der untrennbar mit der Befriedigung dieses speziellen Gefühls verbunden ist.
Du hast Sehnsucht nach einem Menschen, der ein bestimmtes Gefühl in dir stillen soll. Und jetzt nochmal die Frage. Hast du nach einem Menschen Sehnsucht oder nach einem Gefühl?
Selbstreflexion heißt sich selbst zu hinterfragen und folglich auch die Antwort bei sich selbst "im Inneren" zu finden und nicht in der Außenwelt.
Beispiel:
Der vor einem fährt über längeren Zeitraum 10 km/h langsamer als erlaubt. Man regt sich auf. Warum regt man sich auf? Kleiner Tipp. Die Antwort lautet nicht "Weil der vor mir langsamer fährt als erlaubt." oder "Weil ich dann 10 Minuten zu spät komme."

Ich wusste nicht, ob ich mit diesen Thema anfangen soll, weil ich das Gefühl habe, dass dir dein "Kopf" dafür noch etwas zu sehr im Weg steht und ich niemanden dazu zwingen will. Alles zu seiner Zeit.
13.01.15, 17:46:26
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Nina
(Standard)

Hmmm. Interessant. Zu Deinem Beispiel: Ich rege mich auf, weil ich das Verhalten des anderen anders ist, als ich will und erwarte und weil ich dies als negativ bewerte. War das die gemeinte Antwort?

Zu dem Gefühl, dass ich mir wünsche und in mir selbst suchen muss, statt im Außen, habe ich dennoch eine andere Meinung: Gefühle wie Geborgenheit, Zugehörigkeit, Nähe, Emotionale Wärme, Verbundenheit mit anderen Menschen, Bindung, ... kann man meiner Meinung nach quasi schon per Definition nicht aus sich selbst heraus allein in sich finden, sondern sie entstehen ausschließlich im Kontakt mit anderen Menschen. Sicherlich, wenn sie stark sind, muss dieser Mensch dann nicht permanent anwesend sein, sondern ich kann das Gefühl dann auch in der räumlichen Distanz zum anderen in mir empfinden. Aber, damit es in derselben Intensität erhalten bleibt, muss ich es von Zeit zu Zeit durch realen Kontakt, wie zu Beginn, als das Gefühl entstanden ist, erneuern, sonst schwächt es sich ab und geht verloren. Und wenn mir genau das wichtig ist, dass das Bindungsgefühl erhalten bleibt, muss ich eben den anderen regelmäßig sehen, dann entsteht ein Gefühl von Sehnsucht, zumindest würde ich das für mich so beschreiben.
13.01.15, 19:46:34
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schuschu
(Angehörigenbereich)

wäre ich der mann deiner sehnsucht...ich versuche mal zu beschreiben, wie ich mich beim einfühlen grad fühle:

anstrengend....und grosser druck, was von mir erwartet wird..... wut.....angst.......fluchtgedanken mich dem zu entziehen....agression, diesen rucksack ablegen wollen, den man mir aufsetzt..in diesem rucksack ist unter anderem ein bild von einem mann, das mir ganz und gar net entspricht...ich kann das nicht erfüllen..und der gedanke lässt mich klein ,hilflos und resigniert fühlen....eben auch wut usw.
13.01.15, 21:20:15
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Nina
(Standard)

geändert von: Nina - 13.01.15, 22:38:28

Interessant. Was genau von dem, was ich geschrieben habe, löst das aus? Dass das Gefühl von Zeit zu Zeit durch realen Kontakt erneuert werden muss, weil es sich sonst abschwächt und verloren geht? Oder dass ich den anderen regelmäßig sehen muss?

Das finde ich jetzt echt spannend, weil, wenn jemand dasselbe mir gegenüber äußern würde, wie ich beschrieben habe, dass er das Bedürfnis hat, mich regelmäßig zu sehen, und dass er die Beziehung zu erhalten möchte, dann würde ich mich sehr gut fühlen, weil ich sehen würde, dass ich und die gemeinsame Beziehung und Zeit dem anderen sehr viel bedeuten.

So löst dieselbe Erwartung an Beziehungsverhalten im einen also das Gefühl von Wertschätzung und beim anderen das Gefühl von unangenehmer Verpflichtung aus?

Vielleicht ist das ein fundamentaler Unterschied zwischen mir und meinem Ex-Freund gewesen. Ich kann mich nämlich jetzt auch daran erinnern, dass er an Geburtstage denken müssen etc. als unangenehme Verpflichtung empfunden hat. Für mich ist das z.B. etwas, was mir sehr wichtig ist, weil ich damit, wenn ich den anderen zum Geburtstag anrufe, ausdrücke, dass er mir sehr wichtig ist. Und wenn ich es ihm nicht mitteile und nur in mir selbst empfinde, kann er es ja nicht wissen.

Wie dürfte die Partnerin ihr Bedürfnis nach Nähe und Kontakt dann äußern, damit nicht Gefühle von Angst und Fluchtimpulse ausgelöst werden?
13.01.15, 22:30:49
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elf
(meinesgleichen)

hast du schonmal erich fromm, "die kunst, zu lieben" gelesen?
das habe ich als jugendliche verschlungen, es enthält all die beschriebenen ideale von schuschu und bicycle.
kernaussage:
unreife liebe sagt: ich liebe dich, weil ich dich brauche
reife liebe sagt: ich brauche dich, weil ich dich liebe

das sind aber ideale.
mit denen sich jeder in meinen augen auseinandersetzen sollte.
aber eben ideale, die mit dem praktischen alltag nicht viel gemeinsam haben (können).
im gemeinsamen praktischen leben sind wir auch normale menschen, die miteinander auskommen wollen und im idealfall ihre aufgaben teilen und absprechen. die über probleme und sorgen sprechen. die absprachen treffen. sich auch mal übereinander ärgern und einander stören.
deren vorstellungen von einem gelungenen tag auseinanderklaffen können.
die streiten, kämpfen, fehler machen. an ihrer beziehung arbeiten. oder es schleifen lassen.

da müßte man in meinen augen einfach gemeinsamkeiten haben, damit es gut klappt. weil es manchmal auch genausowichtig ist, ideale zu haben, wie praktisch zu denken.

beispielsweise sind zwei menschen, die zusammenleben und von denen einer ein tagmensch ist, der andere ein nachtmensch und die sich dabei schwer aus dem weg gehen können oder auf viele gemeinsame unternehmungen wert legen, wohl nicht glücklich zusammen.

was ich sagen will: erwartungen an den anderen tragen da doch zu mehr klarheit und zur vermeidung von kummer bei und sind an dieser stelle dann wichtig, auch wenn sie mit der idealen liebe natürlich nichts zu tun haben?

14.01.15, 11:52:00
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Bicycle
(Autistenbereich)

Ich denke:"Wie im Innen, so im Außen."
Du denkst:"Wie im Außen, so im Innen."

Ich empfinde "Wie im Außen, so im Innen." als eine Illusion. Wir haben einfach zwei grundsätzlich verschiedene Ansichten. Deshalb werden wir nicht auf einen Nenner kommen. Das ist kein Problem.

Noch ein kleiner Gedanke:
Ich erfülle diese Sehnsuchtsgefühle bei anderen Menschen aus Prinzip nicht. Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich das in der Kindheit nicht gerne tat. Sobald sich dann der andere Mensch darüber "freut", dass man seine Sehnsuchtsgefühle stillt, dachte ich immer, dass ein anderer Mensch vor mir steht, der nicht "wahr" ist. Davor hatte ich als Kind Angst, weil ich es als etwas künstliches empfand.
Mittlerweile habe ich zwar keine Angst mehr davor, tun tu ich es aber trotzdem nicht.

Wenn ich mich nicht irre, habe ich das hier auch schon mal von wen anderen ähnlich gelesen.
Keine Ahnung, ob das eventuell auch auf deinen Ex zutreffen könnte.
14.01.15, 12:51:44
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Nina
(Standard)

geändert von: Nina - 14.01.15, 17:08:29

@elf:
Ja, Erich Fromm, die Kunst zu lieben kenne ich. Ich verstehe es genauso wie Du, Elf: man muss unterscheiden zwischen Idealen und in Realität Umsetzbarem, anders formuliert zwischen Theorie und Empirie oder "Olymp" und der "Welt da unten" - Natürlich verstehe ich was Ideale sind, ich habe sie selbst ja auch als Leitmotive für mein Verhalten. Auch ich finde, jeder Mensch sollte so akzeptiert werden, wie er ist, so sein dürfen, wie er ist, und ist für sich genommen liebenswert und damit bedingungslos anzunehmen.

Aber, im realen Zusammenleben bestimmen die Grenzen des einen auch die des anderen. Im Zusammenleben ist es notwendig, dass Grenzen, und damit Wünsche und Bedürfnisse und Verletzbarkeiten kommuniziert werden und dass Kompromisse und Lösungen gefunden werden, mit denen beide leben können. Anders kann es gar nicht gehen.

Und, deshalb ist in meinen Augen die verbale Kommunikation zwischen Autist und Nicht-Autist so essenziell notwendig, weil einerseits der Autist bestimmte Grenzen intuitiv beim anderen nicht erkennen kann und andererseits der andere bestimmte innen empfundene Bedürfnisse und Gefühle beim Autisten anhand des Verhaltens nicht (oder zumindest nicht immer) erkennen kann, so dass es ohne die explizite verbale Kommunikation zwangsläufig zu Missverständnissen kommen muss.

Damit meine ich nicht, dass man alles zerreden muss, nur, dass jeder lernen muss zu verbalisieren "dies ist mein Wunsch, jenes Deiner - wie kommen wir zur Lösung". Wenn man eben erwartet, der andere würde, wenn er nur genug lieben würde, den anderen jeweils einfach so in seinen Bedürfnissen verstehen, kann das in einer Beziehung zwischen Autist und Nicht-Autist in meinen Augen einfach nicht funktionieren, zumindest nicht, wenn es eine engere Beziehung sein soll, in der im täglichen Leben zusammengelebt werden will.

Ausnahme ist meiner Ansicht nach: Es gibt nicht-autistische Menschen, die von klein auf so erzogen wurden, dass sie kein Anrecht auf eigene Bedürfnisse haben und immer die Erwartungen anderer zu erfüllen haben. Dann kann es eine gewisse Passung auch ohne explizite Kommunikation geben. Aber, ich denke hier gibt es immer die Gefahr, dass der nicht-autistische Partner irgendwann iaus der Beziehung ausbricht, weil er im Laufe seines Lebens feststellt, dass er trotz aller Liebe zum Partner nicht mehr so viel Anpassung leisten möchte oder kann, weil er dann eben doch eigene Bedürfnisse entdeckt.

Zu meiner eigenen Beziehung mit meinem Ex-Partner kann ich sagen, dass wir in meinen Augen, und auch in den Augen unserer Freunde, sehr viele Gemeinsamkeiten hatten, gemeinsame Hobbys und Interessen. Dennoch hat mein Ex-Partner dies offenbar als nicht ausreichend empfunden, bzw. meine Erwartungen an ihn, vielleicht ähnlich wie von Schuschu beschrieben, als ängstigend und Flucht auslösend erlebt. Mich macht eben genau dies so traurig, dass in meinen Augen sehr viel zwischen uns gepasst hat, und ich seine Bedürfnisse nach Rückzug etc. ganz anders berücksichtigen hätte können, wenn ich sie richtig interpretiert hätte.
Ein Beispiel: Er hat mich im Alltag, wenn ich etwas gesagt habe, oft korrigiert, weil ich etwas in seinen Augen nicht präzise genug formuliert hatte. Ich hab dieses Verhalten von ihm nicht verstanden und es hat mich oft gekränkt, weil ich mir wie eine kleine Schülerin vorkam, die immer vom Lehrer korrigiert wird. Ich hab ihm oft gesagt, dass mich das stört, wenn er das macht und dass er das lassen soll. Konnte er aber nicht. Hätte er mir gesagt, wieso er das macht und dass es ihm sehr schwer fällt, das nicht zu tun, hätte ich mich dadurch nicht mehr gekränkt gefühlt, es hätte keine Konflite deshalb mehr gegeben.
Weiteres Beispiel: Jemanden vermissen und dies auch verbal mitteilen, wenn man längere Zeit räumlich getrennt ist als Paar, bedeutet für mich, dass der andere mir wichtig ist und ich gerne mit ihm zusammen bin und Zeit verbringe. Wenn er mir sagte, er vermisst mich nicht, hat mich das verletzt, weil ich dachte, ich bin ihm nicht (mehr) so wichtig wie früher. In seiem Erleben bedeutete, mich nicht vermissen aber anscheinend eher, dass er mich fest in seinem Herzen trägt und mich deshalb gar nicht ständig treffen muss. Nicht-vermissen war für ihn also keine Aussage darüber, wie viel ich ihm (noch) bedeute. - Missverständis. Wenn man das weiß, kein Problem mehr.
(aber solche Beispiele hab ich nun schon diverse Male geschrieben...)

Im übrigen möchte ich hier noch gerne klarstellen, dass dies KEINE Schuldzuweisung an meinen Ex-Partner sein soll, und auch die vorherigen Male in meinen Kommentaren nicht sein sollte (so hatten es einige hier öfters verstanden) sondern eine WERTFREIE Feststellung, dass es hilfreich gewesen wäre, wenn er mit mitgeteilt hätte, dass er Autist ist und dass die Beziehung damit objektiv viel bessere Chancen auf Gelingen gehabt hätte, weil die Anzahl der Missverständnisse deutlich reduziert hätte werden können. Eine Garantie auf Gelingen hätte es natürlich dennoch nicht gegeben, keiner weiß letztlich, wie die Beziehung unter anderen Bedingungen funktioniert hätte.


@Bicycle:

(Zitat): "Ich denke: Wie im Innen, so im Außen. Du denkst: Wie im Außen, so im Innen."

Kannst Du das genauer erklären, bzw. konkretisieren, möglicherweise mit einem Beispiel? Das ist mir zu abstrakt, das verstehe ich nicht, was Du damit meinst. Danke :-)

(Zitat): "Ich erfülle diese Sehnsuchtsgefühle bei anderen Menschen aus Prinzip nicht. Sobald sich dann der andere Mensch darüber "freut", dass man seine Sehnsuchtsgefühle stillt, dachte ich immer, dass ein anderer Mensch vor mir steht, der nicht "wahr" ist. ...tun tu ich es aber trotzdem nicht."

Kannst Du das nochmal versuchen mit anderen Worten zu erklären? Das verstehe ich auch nicht richtig. Aber ja, das könnte auch bei meinem Ex-Partner zutreffen. Denn: In der Paartherapie (die übrigens er auch gerne machen wollte um unsere Beziehung zu verbessern, nicht nur ich) kamen wir genau dahin, dass jeder formulieren sollte, was er sich wünscht. Als ich das gemacht habe und ihm mitgeteilt habe, was ich möchte und er mir es ganz leicht erfüllen hätte können (z.B. mich mal in den Arm nehmen, wenn ich traurig bin um mich zu trösten), hatte ich den Eindruck, dass das für ihn nicht keine "Kleinigkeit" ist, die er ganz leicht lernen könnte, sondern dass ihm das gewissermaßen "zuwider" ist, meinem verbalisierten Wunsch nachzukommen. Das hab ich nicht verstanden und hat mich sehr verletzt, weil ich für mich das so interpretiert hatte, dass es doch so einfach für ihn wäre, meiner Bitte nachzukommen und mir mein Bedürfnis zu erfüllen. Möglicherweise lag ich da aber völlig falsch? Dies war nur wenige Tage vor unserer Trennung.


Gererell kann ich sagen, dass mir dieser Austausch hier sehr hilft, unsere Beziehung im nachhinein viel besser zu verstehen und damit auch ein Stück weit die Trennung zu verarbeiten. Ich sehe, dass wir hier auf manche Dinge teilweise völlig unterschiedliche Sichtweisen haben. Aber erst Eure Bereitschaft mit mir verbal zu kommunizieren und mir eure Sicht zu erklären, macht es mir möglich, diese Unterschiede zu sehen und zu verstehen. Danke dafür! :-)


14.01.15, 15:49:53
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Bicycle
(Autistenbereich)

Zitat von Nina:
(Zitat): "Ich denke: Wie im Innen, so im Außen. Du denkst: Wie im Außen, so im Innen."

Kannst Du das genauer erklären, bzw. konkretisieren, möglicherweise mit einem Beispiel?
Für mich ist die Außenwelt ein einziger großer Spiegel, der zeigt, was Innen(in einem selbst) ist. Wenn ich auf jemanden aggressiv reagiere, ist die Aggression in mir drin. Sie kommt von mir selbst. Sie kommt nicht von der Außenwelt, also nicht von dem, der mich scheinbar aggressiv macht. Der macht einfach nur irgendeine Handlung. Aber der auslösende Punkt für das Gefühl, das steckt in mir.
So denke ich.
Und so wie ich das Gefühl habe dass du denkst, wäre dann der Aggressor der der das Gefühl auslöst, nicht du selbst.
Die Ursache ist aus meiner Sicht in einem selbst. Aus deiner Sicht in der Außenwelt.

Zitat von Nina:
(Zitat): "Ich erfülle diese Sehnsuchtsgefühle bei anderen Menschen aus Prinzip nicht. Sobald sich dann der andere Mensch darüber "freut", dass man seine Sehnsuchtsgefühle stillt, dachte ich immer, dass ein anderer Mensch vor mir steht, der nicht "wahr" ist. ...tun tu ich es aber trotzdem nicht."

Kannst Du das nochmal versuchen mit anderen Worten zu erklären?
Ich empfinde sehr viel bildlich. Da ist es manchmal nicht ganz leicht, Wörter dafür zu finden.
Wenn ich das Gefühl habe, dass ich die Sehnsucht nach einem bestimmten Gefühl bei einem anderen Menschen stille und sich darüber "freut", dann kommt mir dieser Mensch komisch vor. (Das Freuen kommt natürlich nicht durch den Satz "Danke, dass du das Gefühl in mir stillst." Dieses Freuen empfinde ich anders.)
Wie ein Mensch der traurig schaut und sich dann für seine Clownrolle ein lachendes Gesicht auf dieses traurige Gesicht malt. Eben irgendwie "falsch".
Nur dass es dabei nicht um die Mimik geht, sondern dass ich einfach nur das Gefühl habe, dass da auf einmal ein anderer Mensch steht, der nicht mehr sein "wahres Ich" zeigt.

Es gibt z.B. Menschen, welche sich selbst nicht akzeptieren, aber es auch nicht durch andere in sich erzeugen wollen. Das wäre dann ihr "wahres Ich". Nicht eines, welches auf der Außenwelt basiert und ohne der nicht existiert.

Keine Ahnung, ob du jetzt etwas mehr damit anfangen kannst.
14.01.15, 18:08:40
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