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Autor Nachricht
Fundevogel
(Angehörigenbereich)

@Nina: Tja, da muss man wohl ins Geschichtsbuch und ins Buch des Lebens schauen!

Sich zu seinem Autismus bekennen heißt in dieser Gesellschaft, sich selbst existenziell massiv zu bedrohen, weil das medizinische Modell durch Krankheitszuschreibung einen Kahlschlag hinterlassen hat, was die Anerkennung von Autismus als einer zu akzeptierenden Lebensform angeht.
Man braucht sich doch nur anzuschauen, was Wirtschafts- und Verwaltungsunternehmen anbieten und durchsetzen, autistische Kinder zur Unkenntlichkeit zu vermatschen und wie sich daran gesund gestoßen wird.
Den nmeisten erwachsenen Autisten würde es ähnlich ergehen bzw. ergeht es ähnlich, wenn sie sich als Autisten ausweisen.

Wenn du vor die Wahl gestellt würdest, dich selbst zu gefährden bis hin zum Entzug deiner Lebensgrundlagen, deiner Entscheidungsfähigkeit, deiner Selbstbestimmtheit oder

eine Wahrheit nicht anzusprechen, damit das nicht geschieht, wie würdest du entscheiden?

Ich stelle es mir als ungeheuerliche Belastung vor, einem Partner seine eigene Befindlichkeit verschweigen zu müssen und ich möchte mit niemandem tauschen, der in diesem Konflikt lebt oder leben muss.

Partnerschaften können scheitern, aber Geheimhaltung gibt es nur auf dem Papier, weshalb ich diese Vorsichtsmaßnahme gegenüber Partnern verstehen kann.



Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
08.01.15, 19:11:22
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MadActress
(hat keinen Plan)

Ja, Geheimhaltung ist rein theoretisch, das kenne ich gut, wenn auch aus einem anderen Kontext.

Aber ich rede nicht darüber, nicht gegenüber fremden. Nicht über meine Vorgeschichte, nicht über Asperger Autismus, oft genug auch nicht über meinen Beziehungsstatus. Das ist schade, aber ein Stück weit halt wie diese Gesellschaft ist.

Aber ich könnte es nicht ertragen, in meiner Beziehung nicht darüber reden zu können. Für meine Partnerin ist das oft genug eine große Belastung, so dass die Versuchung, es nicht zu sagen, immer da ist.


Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
08.01.15, 22:03:44
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von MadActress:
Aber ich könnte es nicht ertragen, in meiner Beziehung nicht darüber reden zu können.

Was man empfindet, ja. Aber irgendwelche Label und Begriffe?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.01.15, 22:20:26
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MadActress
(hat keinen Plan)

Naja, mit der Diagnose sind Label und Begriffe ja nun einmal auf dem Tisch und ich muss damit leben. Teilweise ist das durchaus auch gut für mich, weil ich dann keine Chance mehr habe, Dinge wegzuargumentieren. Manche Sache gelingen mir eben lausig und ich bin immer in Versuchung, das zu vertuschen. Das hat aufgehört, seit es einen Namen dafür gibt. Sicher auch ausgelöst durch das Abschlussgespräch, das ich bei der Ärztin hatte, Tenor "In Ihrem Fall ist das sowas von eindeutig". Die Gewissheit, immer "anders" zu sein, auch in Zukunft, hat da vieles verändert.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
08.01.15, 22:24:30
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ja, aber diese Begriffe sind ja nichts, was einen ausmacht, worüber man unbedingt reden müßte?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.01.15, 22:47:35
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schuschu
(Angehörigenbereich)

hallo nina, kannst du konkret nochmal in ein zwei sätzen reflektieren....um was genau es dir jetzt noch geht?...ist es ein öffentliches reflektieren deiner selbst um die situation zu verstehen und sich zu entwickeln?...oder einfach um sich nicht allein damit zu fühlen...mitgefühl bestätigung oder trost zu erhalten....die fragen mögen provokant sein...nur hab ich das gefühl..dass es dir nicht hilft....immer wieder etwas aufzuwärmen, wenn nicht mal klar ist....warum ich es aufwärme...also ist es eher meinerseits eine ermunterung....dich selbst zu erkennen ....:) eben in stille hinzuspüren....was da ist...
09.01.15, 00:07:42
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Nina
(Standard)

geändert von: Nina - 09.01.15, 12:17:16

@Fundevogel: Ja, ich kann das verstehen, in der Gesellschaft würde ich das auch nicht offen machen. Aber meinem Partner gegenüber finde ich das etwas komplett anderes. Ich bin doch kein Fremder, sondern die Person, die dem Partner am nähesten ist, neben den Eltern, hier sollte Vertrauen doch eine ganz zentrale Rolle spielen. Wo, wenn nicht da kann ich vertrauen? Ich habe mich nach so langer Zeit als Familienmitglied gesehen, das ist doch schon was anderes als fremde Menschen in der Gesellschaft.

@55555: Er hat eben nur sehr wenig über sich gesprochen, wie er empfindet. Und das, was er von sich erzählt hat, war eben oft so anders, dass ich es mir nicht klar war und ich einiges falsch interpretiert habe. Hier wäre das "Label" Autismus hilfreich gewesen, statt hinderlich, um die Andersartigkeit im Erleben eben zu begreifen und genau nur so kann Missverständnissen vorgebeugt werden, zumindest in einer engeren Beziehung. Ich sehe es ein wenig so: Wenn zwei Menschen zwei verschiedene Sprachen sprechen, kommt es zwangsläufig zu Missverständnissen. Nur, wenn man sich gegenseitig bemüht, zu verstehen, was der andere tatsächlich meint, gelingt die Kommunikation. Wenn nun aber einer gar nicht weiß, dass der andere nicht dieselbe Sprache spricht, weil der andere dies geschickt verbirgt, kann er ja gar nicht anders, als immer wieder Missverständnisse erleben, die nicht aufgelöst werden können und die eine Beziehung eben mit der Zeit zerstören. Insofern ist es schon hilfreich, zumindest dem Partner gegenüber bezüglich des Autismus offen zu sein, wenn man will, dass die Partnerschaft gelingt.

@schuschu: Worum es mir geht: Einerseits möchte ich verstehen, wie mein Ex-Freund denkt. Dafür sind alle Rückmeldungen hier bisher sehr wertvoll gewesen. Ich erkenne Parallelen und kann mich besser in ihn hineindenken. Das hilft mir, das ganze Erlebte besser einzuordnen und zu verarbeiten. Andererseits ist es für mich natürlich sehr wichtig, verstanden zu werden. In den ersten Wochen nach der Trennung dachte ich, ich bin verrückt mit meiner Autismus-Idee. Das ich richtig lag, davon bin ich inzwischen fest überzeugt bzw. weiß ich ja nun. Dafür ist es für mich sehr wichtig gewesen, Bestätigung zu erhalten. Und natürlich tut es mir sehr gut, gerade in dieser schwierigen Zeit, mich nicht alleine zu fühlen damit und Mitgefühl zu erhalten. Also, schuschu, Du hast mit beidem Recht. Danke für die Ermunterung zur Selbstreflektion.

09.01.15, 11:39:02
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schuschu
(Angehörigenbereich)

ZITAT:

Nina:"@Fundevogel: Ja, ich kann das verstehen, in der Gesellschaft würde ich das auch nicht offen machen. Aber meinem Partner gegenüber finde ich das etwas komplett anderes. Ich bin doch kein Fremder, sondern die Person, die dem Partner am nähesten ist, neben den Eltern, hier sollte Vertrauen doch eine ganz zentrale Rolle spielen. Wo, wenn nicht da kann ich vertrauen? Ich habe mich nach so langer Zeit als Familienmitglied gesehen, das ist doch schon was anderes als fremde Menschen in der Gesellschaft. "

nina, warum ist denn der begriff wichtig? ihm selbst ist es nicht wichtig..warum also dir...was ändert sich daran..ob er autist ist oder nicht..wäre er keiner....und würde rückzug nehme beispielsweise....brauchts denn eine erklärung?...eben gerade in der familie?

meine fragen stelle ich übrigens nicht weil ich eine antwort brauche...sie waren als impuls gedacht...dir selbst zu antworten

vertrauen schreibst du spielen da eine ganz zentrale rolle....vertraust du?

muss man sich erklären...wenn vertrauen da ist?

oder kannst du wenn er sich mitteilt sein empfinden als geschenk betrachten...und wenn er eben nichts mitteilt ebenso...weils ebend ann ne andere sprache ist...seine sprache....und er nicht muss....alles was er dir gab ..ist ein geschenk...nichts was ees zu erwarten gilt...alles wie es ist..ist...du kannst es werten ..oder einfach ansehen hinsehen wahrnehmen...und die konditionierungen und vorstellungen wie jemand zu sein hat, loslassen
09.01.15, 22:57:49
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Die Scheidungsquoten, die "Schlammschlachten" um die Kinder und den Besitz, "Rosenkriege" und Nachlassstreitigkeiten sprechen eine deutliche Sprache, worauf der Mensch in Familie vertrauen kann!

In vielen guten Beziehungen muss sich niemand erklären und in vielen besteht der besondere Reiz oder das tiefe Vertrauen darin, dass es eben n i c h t gemacht werden muss und dennoch alles gewusst wird.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
10.01.15, 00:35:19
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elf
(meinesgleichen)

war das problem bei ninas ex aber nicht genau, daß er eigentlich immer mehr abstand genommen hat, das aber auf die räumliche trennung "geschoben" hat? so konnte nina gar nicht merken, daß er ihr eigentlich aus dem weg zu gehen begann (ob durch autismus begründet oder nicht ist wahrscheinlich wirklich egal), sie hat ihm geglaubt und vertraut und weiter darauf gehofft, daß die zeit der trennung nun bald vorbei und geschafft ist.

statt dessen trennt er sich für sie aus heiterem himmel und sucht sich doch recht schnell eine neue freundin, die, wie er sagt, sowieso viel besser auf ihn eingehen kann und mit der das leben ach so einfach ist.

woraufhin nina fassungslos ist und sich fragt, was sie falsch gemacht hat, womit sie das verdient hat und warum er sich so verhalten könnte, mit autismus als eventuelle begründung.

wahrscheinlich tut das ihr aber gar nicht gut, immer noch mit dem auge des liebenden verständnisses auf die sache zu blicken. und der versuch, autismus als erklärung dafür zu sehen, ist meiner meinung nach das ergebnis dieser sichtweise.

denn er hat sich unfair verhalten, einfach nur das, egal, warum.
und seine derzeitige absicht ist, genau dabei zu bleiben. und nicht zurückzukommen und nina eine neue chance zu geben, ihn noch besser zu verstehen...

11.01.15, 11:30:57
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schuschu
(Angehörigenbereich)

danke elf, du hast es kurz und bündig auf den punkt gebracht

mir gings grundsätzlich drum..nicht bei anderen zu schaun sondern dass sie bei sich selbst ist...in hingabe an das leben..es beobachtet was sich zeigt...in frieden sein kann damit und je nach sichtweise es eben gewertet wird und je nach wertung es sich gut oder herausfordernd anfühlt

ob sie nun darüber schreibt poder nicht..es ändert ja nichts an der situation...unsere antworten auf das was sie schreibt können nur helfen andere sichtweisen einzunehmen von woanders draufzuschaun.
11.01.15, 13:30:03
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Wenn sich mir jemand mündlich, schriftlich oder durch Verhalten mitteilen würde, dass die Trennung nicht gut ihn ist und ich sähe, dass er sich mehr und mehr zurückzieht, dann ist das doch eine deutliche Sprache, dass die gewählte Lebensform beziehungsgefährdend werden kann? Das hat doch mit Autismus nichts zu tun sondern ist ein Problem, welches alle Paare haben, die z.B. aus beruflichen Gründen in getrennten Wohnsitzen leben müssen.

In den Beziehungen, in denen sich geliebt wird, wird nach einer Lösung gesucht werden, in den Beziehungen, in denen die Liebe sich z.B. durch Nichterkennen verflüchtigt hat, wird kein gemeinamer Nenner mehr gefunden.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
11.01.15, 14:11:45
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