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Autor Nachricht
Nina
(Standard)

geändert von: Nina - 04.01.15, 20:08:05

@fundevogel: ich wollte ja nicht gerne über die Beziehung sprechen, weil ich das so toll finde, sondern um herauszufinden, was wir tun können um genau dahin kommen zu können, dass wir uns beid3 wieder wohl fühlen. Natürlich kann ich es kaum ertragen verlassen worden zu sein. Der Autismus ist aber die mir vorher immer fehlende Erklärung für sein verhalten in die Distanz zu gehen, wenn ich Nähe herstellen wollte. Er ist immer wieder davor zurück gewichen. Ich hab das aber als persönliche Zurückweisung erlebt, weil ich das Bedürfnis nicht verstanden habe. Doch, er ist die Gedanken wert, er ist ein besonderer und sehr liebenswerter Mensch.
Was meinst Du mit "aneinander verbrannt"?
04.01.15, 18:22:58
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Ich befürchte/mutmaße, dass dein ehemaliger Partner sich schon wohl fühlt.

Hier im Forum gibt es einige Beziehungen zwischen Autisten und Nichtautisten, die gut klappen, ob mit Wissen um Autismus oder ohne.

Das Substanzielle ist in einer Liebe nicht die Befähigung zur Unterhaltung. Es kann eine Beziehung leichter machen, aber es kann sie auch erschweren.

An anderer Stelle ist hier schon erwähnt worden, dass Statistiken sagen, dass durchschnittliche Eheleute in lang andauernden Beziehungen nicht mehr als 10 Minuten am Tag miteinander reden..sie sagen aber auch, dass Beziehungen länger halten, wenn man gut miteinander reden kann. Aber es ist nicht das Reden, was sie zusammen hält. Um die Tiefe einer Liebe beschreiben zu können, fehlen meist die Worte, wahrscheinlich weil es keiner bedarf, so sie wohnt.

Mein Mann mochte auch keine Nähe, aber das konnte ich akzeptieren, weil ich spürte und erlebte, was er für ein feiner Kerl war. Dass sein Herz zu mir sprach, war mir wesentlich wichtiger als dass seine Hände mich suchten. Ich lernte ihn anders zu lesen, auch wenn mir einiges rätselhaft blieb. Er war sich selbst manchmal auch rätselhaft;).

Wenn man versucht, den anderen in eine Sprache zu zwingen, die ihn destabilisiert und der andere versucht, mit aller Gewalt die andere Sprache seines Partners zu erlernen, weil er sieht, dass das so sehr gewünscht wird, dann kann das eine Beziehung auslaugen oder um auf deine Frage zurück zu kommen, verbrennt alle Liebe schon im "Sprachkurs".
Es bleibt an LiebesLeben dann vielleicht nichts mehr übrig.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
05.01.15, 01:11:37
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schuschu
(Angehörigenbereich)

ich möcht mich im besonderen der worte von fundevogel anschliessen ...ausserdem fällt mir nur eines ein nina: fühle....in dich hinein , beobachte, nehme wahr in der stille .

ob ihr wieder zusammenkommt oder nicht. das sollte dich nicht beschäftigen, denn es ist jetzt wie es ist..sei im frieden damit....es gibt nichts zu tun ausser sein ...

"die liebe ist einfach"......trennung ja nur auf der körperlichen ebene ..und das ja eine illusion wenn man so will , auf einer anderen ebene betrachtet
05.01.15, 01:55:07
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Nina
(Standard)

@fundevogel: ja, Du hast sicherlich recht, mit dem was Du schreibst. Dennoch waren es bei uns die besonderen Lebensumstände, die mit sich brachten, dass es keine verbale, nonverbale, körperliche und Nähe in Form gemeinsamer Aktivitäten mehr gab oder eben kaum, weil wir so lange in einer Fernbeziehung getrennt lebten. Und ich wollte gerne wieder gemeinsam Leben. Ich dachte - fälschlich - dass in dieser besonderen Lebenssituation mehr Nähe durch mehr sprechen hergeestellt werden könnte. Ich wusste ja nicht, dass er das nicht gut kann und ihn das noch weiter in die Distanz bringt. Und an dieser Stelle wäre eben hilfreich gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass er es nicht kann, weil er Autist ist. Er hat sich ja alle Mühe gegeben, dass ich ihn so "normal" wie möglich sehe und eben NICHT erkenne, wo seine natürlichen Grenzen liegen. Ja, ich fürchte auch, dass er sich wieder wohl fühlt, nur eben nicht mehr bei mir...

@schuschu: wenn ich in mich hinein fühle, dann fühle ich starken körperlichen Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Leid, Trauer - wie soll ich damit in Frieden sein? In Frieden sein kann ich, wenn sich mein Leben gut anfühlt, wenn ich mich wohl fühle, weil mein äußeres Leben in den mir wichtigen Aspekten so ist, wie es ist. Und so wie mein äußeres Leben jetzt ist, ist es leider GAR NICHT mehr so, dass ich mich wohl fühlen könnte, nur, dass ich nichts daran ändern kann :(
05.01.15, 10:23:10
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elf
(meinesgleichen)

hey, liebe nina!

dein wunsch nach einer weitergehenden freundschaft ist leider in meinen augen völlig der situation unangemessen, denn dein freund will wohl im moment diese form von freundschaft gar nicht haben! wenn du aber weiter darauf hoffst, fügst du dir unnötigen zusätzlichen schmerz zu!

deine traurigkeit im moment kann ich sehr gut nachfühlen und verstehen, die sollst du dir doch auch gar nicht wegnehmen lassen.
aber irgendwann hast du sie verarbeitet, zumindest, wenn du es hoffentlich schaffst, unrealistische hoffnungen und träume nicht weiterzuverfolgen. also in meinen augen sind sie das, muß ich betonen.

trauern ist eine form des abschiednehmens von alten erwartungen und lebensumständen oder menschen. es ist wie eine wunde, die langsam heilt, genauso lange, wie es für dich und diese situation angemessen ist!

umarmung, elf
05.01.15, 21:15:35
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Nina
(Standard)

@elf: ja, auch wenn ich diese Worte nicht gerne lesen, hast Du wohl recht. Trauern konnte ich bislang in meinem Leben aber noch nicht, vielleicht soll ich das gerade lernen...Ach man...ich hätte es lieber anders...:-(
06.01.15, 01:53:29
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Nina
(Standard)

Ich hab mal noch eine Verständnisfrage, zu der ich gerne Eure Meinungen lesen würde:

Bedeutet lügen für euch nur, etwas falsch Positives formulieren (also aktiv verbalisieren) und ist systematisches Verschweigen von Fakten ohne falsch positiv formulierte Worte, so dass beim anderen aber gewollt ein anderes Bild entsteht, dann keine Lüge? Wie definiert ihr das für euch?

Danke!
07.01.15, 20:48:36
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drvaust
(stillgelegt)

Was meinst Du mit "falsch Positives formulieren"? Kannst Du das erläutern?

Eine Lüge ist, für mich, wenn man bewußt etwas falsches äußert. Also mit seinen Äußerungen falsche Informationen verbreitet, daß weiß und beabsichtigt.
Wenn man zwar nichts Falsches äußert, aber durch bewußtes Verschweigen wissentlich und absichtlich einen falschen Eindruck erzeugt, geht das in Richtung Lüge. Aber ist das absichtlich, bewußt usw.? Vielleicht ist das nicht beabsichtigt, aber bequemer und es fehlt der Mut zur bewußten Korrektur.
07.01.15, 23:16:51
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von drvaust:
Eine Lüge ist, für mich, wenn man bewußt etwas falsches äußert.

Sehe ich auch so.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.01.15, 00:04:22
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Wenn also ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer im Glauben lässt, seine Arbeit wäre gut wenn sie eher nicht gut ist,
wenn eine Ehefrau ihren Mann in dem Glauben lässt, sie würde ihn noch lieben obwohl sie das nicht mehr tut,
wenn Kinder ihren Eltern etwas verschweigen, was sie ihnen eigentlich sagen müssten, dann sind das keine Lügen?

Dann wären ja die klassischen Lebenslügen keine Lügen sondern Täuschungen, die irgendwann mal enttarnt zu EntTäuschungen führen können?

Hm, dann käme man ja glimpflich um das Gebot "Du sollst nicht lügen" herum, weil man ja nur getäuscht hat?
Oder ist es so zu sehen, dass die stillschweigende Herabsetzung eines Menschen durch die Täuschung doch unter das Gebot der Falschaussage fällt?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
08.01.15, 00:37:33
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MadActress
(hat keinen Plan)

Eine Täuschung ist, linguistisch gesehen, keine Lüge.

Aber moralisch gesehen ist da aus meiner Sicht kein Unterschied. Selbst dann nicht, wenn mensch es gut gemeint hat.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
08.01.15, 08:15:19
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Nina
(Standard)

geändert von: Nina - 08.01.15, 13:26:51

Mit "falsch Positives formulieren" meine ich eine bewusste verbale Äußerung von falschen Tatsachen.

Linguistisch mag eine Täuschung anders definiert sein, als eine Lüge, aber das Ziel, der Zweck, ist doch letztlich der gleiche: Ich möchte, dass der andere ein anderes Bild von mir hat, als es den mir wissentlich bekannten Tatsachen entspricht (aus Angst, aus Vorteilnahme, warum auch immer, das ist zweitrangig).

Und genau die Argumentation von Fundevogel hatte ich nämlich auch überlegt:
Wäre es dann aus Eurer Sicht keine Lüge, wenn ich z.B. jeden Tag lange arbeite, und dies dem Partner mitteile, dass ich spät nach Hause komme und verschweige, dass ich bei meiner Arbeitsstelle abends meine Affaire treffe? Und, wenn es dann keine Lüge wäre, wäre es dann damit moralisch in Ordnung?

Ich persönlich würde das wie Fundevogel als Lebenslügen bezeichnen, wenn ich ich bewusst Tatsachen über mich verschweige, sei es aus Angst oder Bequemlichkeit. Ich vermittle dem anderen Menschen damit ein Bild von mir, das nicht der ganzen Wahrheit entspricht und vermittle damit ein anderes Bild von dem, wer ich bin und was mich ausmacht. Klar, die Definition Täuschung trifft es vielleicht besser, so dass es zur EntTäuschung führt, wenn die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Aber in meinem Verständnis ist eine so fundamentale Täuschung (wie z.B. eine Affaire) in der Lebensrealität am Ende nichts anderes als eine große Lüge und ein Vertrauensbruch, linguistische Definition hin oder her.

@Fundevogel: "Oder ist es so zu sehen, dass die stillschweigende Herabsetzung eines Menschen durch die Täuschung doch unter das Gebot der Falschaussage fällt?" - In meinen Augen, ganz klar, ja.

Warum frage ich das überhaupt? Ich beschäftige mich immer noch mit der Frage, wie mein Ex-Freund es vor sich selbst, mit seinen sonst so hohen moralischen Standards erklärt, dass er mir etwas so Fundamentales wie seinen Autismus über sich verschwiegen hat. Über eine so lange Zeit.

Wenn mein Freund zu mir gesagt hätte. Ich bin Autist. Ich brauche meinen Rückzug, um zu mir zu kommen. Wenn ich nicht so sein kann, wie ich es brauche, muss ich die Beziehung beenden..... DANN hätte ich die Chance gehabt anders zu reagieren, mich zu informieren und ihm das was er braucht zu lassen. In der Form war unsere Beziehung für ihn leider zunehmend nur noch anstrengend. Aus meiner Sicht, hilft gerade Klarheit beim Partner zur Veränderung. Wenn ich die Klarheit gehabt hätte, hätte ich anders agieren können und wir hätten vielleicht eine wunderbare Beziehung geführt. Es liegt an den Umständen und nicht an den Menschen. Weder an ihm noch an mir. Er schlussfolgerte aber, wir passen nicht zusammen, sind zu unterschiedlich.

08.01.15, 12:06:20
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