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Autor Nachricht
Nina
(Standard)

Hallo,

vielleicht kann mir hier jemand weiter helfen:
mein Ex-Partner hat mich vor kurzem verlassen, weil
es zwischen uns nach langer Beziehung zunehmend Konflikte gab.

Wie ich inzwischen herausgefunden habe, hat er eine leichte
Form von Asperger-Autismus. Er wusste es all die Jahre, hat
es mir, so wie allen anderen außer seiner Familie, aber verschwiegen.
Von der Mutter weiß ich es inzwischen.
Meine Unwissenheit um seine Begrenzungen in bestimmten Bereichen
(neben vielen positiven Seiten, die ich sehrwohl sehe und gesehen habe)
hat zu vielen Missverständnissen in unserer Beziehung geführt und letztlich dazu,
dass er mir mit der Begründung, er könne mir nicht geben, was ich möchte,
die Beziehung beendet hat.

Ich bin der Meinung, eine Beziehung zwischen einem Asperger und Nicht-Asperger
kann nur funktionieren, wenn man gegenseitig um die Beschränkungen des anderen weiß
und die eigenen Bedürfnisse klar verbal kommuniziert, so dass Bedürfnis und Verhalten
dem anderen jeweils verständlich sind. Das konnte ich nicht, ohne mein jetziges Verständnis
für sein Verhalten (z.B. häufiger Rückzug, Distanz, fehlendes intuitives Verständnis für
meine Gefühle,...) Ich habe daher viele Fehler gemacht in der Beziehung zu ihm.

Kann mir jemand einen Rat geben, wie ich mich jetzt am besten verhalten kann, damit
er wieder Vertrauen in mich findet und mir nochmal eine Chance für eine Beziehung
gibt, in der ich seine Bedürfnisse, jetzt wo ich sie klar sehe und besser verstehe,
berücksichtigen und erfüllen kann?

Danke!! zz-freuen

Nina

15.12.14, 13:11:15
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Nina:
Von der Mutter weiß ich es inzwischen.

"Toll".
Zitat:
Ich bin der Meinung, eine Beziehung zwischen einem Asperger und Nicht-Asperger
kann nur funktionieren, wenn man gegenseitig um die Beschränkungen des anderen weiß

Wenn Liebe treibt, dann ist das was anzieht ausschlaggebend, denke ich. Sich an "Beschränkungen" an erster Stelle auszurichten finde ich seltsam. Was kommt da für ein Weltbild zum Vorschein?
Zitat:
und die eigenen Bedürfnisse klar verbal kommuniziert, so dass Bedürfnis und Verhalten
dem anderen jeweils verständlich sind.

Da würde wohl allen menschlichen Beziehungen gut tun. Und doch gibt es immer welche, die ohne auskommen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
15.12.14, 16:32:50
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MadActress
(hat keinen Plan)

Außerdem ist durchaus nicht jeder Mensch dazu in der Lage und (bedingt durch Ängste und Verletzungen) bereit.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
15.12.14, 18:40:36
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Bicycle
(Autistenbereich)

Zitat von Nina:
Kann mir jemand einen Rat geben, wie ich mich jetzt am besten verhalten kann,[...]
Lass es bleiben und leb deine Bedürfnisse an einem anderen Mann aus.
Wenn dir bisher all das, was ihn ausgemacht hat, nicht gefallen hat, warum soll es dir jetzt auf einmal gefallen?

Ich kann mich auch irren, aber ich hab das Gefühl, du "verrennst" dich da in etwas.
15.12.14, 23:01:08
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Nina
(Standard)

@Bicycle: das stimmt so nicht, mir gefällt sehr vieles, was ihn ausmacht, aber eben nicht alles und die Verhaltensweisen, die mir nicht gefallen haben, haben unsere Beziehung aufgrund der Lebensumstände einer langen Fernbeziehung über Skype zunehmend belastet, wobei es hier eben viele Missverständnisse in der Kommunikation gab. Und insofern frage ich mich eben schon, ob ich noch etwas machen kann...
15.12.14, 23:18:24
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elf
(meinesgleichen)

ich finde seine begründung für die trennung bezeichnend.
er denkt, er kann dir nicht das geben, was du von ihm erwartest oder verdienst.

das bedeutet doch umgekehrt, daß er eigentlich lieber mit dir zusammenbleiben möchte, aber denkt, er habe versagt, oder?

ist natürlich schwer, jetzt zu entscheiden, ob du dir die beziehung mit einer person, die evtl. ganz anders tickt, als du (zwischenmenschlich) wirklich zutraust und ihm nicht später doch wieder vorwürfe machst.

ich verstehe dich aber gut. du warst von einer ganz anderen voraussetzung ausgegangen.
er hätte es dir lieber vorher sagen sollen, um mißverständnisse zu vermeiden.
vermutlich hat er sich aber nicht getraut.
für dich kommt die trennung jetzt einfach zu früh.

vielleicht kannst du ihm klarmachen, daß er eben nicht versagt hat, weil du doch nicht wissen konntest, daß er autistisch ist und du daher viele dinge irrtümlich persönlich genommen hast, die völlig wertfrei einfach so waren.

einen versuch wäre es doch wert!
16.12.14, 23:08:09
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Nina
(Standard)

@elf: Danke für Deine Worte, ich lese sie gerade jetzt erst. Ja, genau so ist es, aber wie kann ich ihm das klar machen, wenn er mir nicht gesagt hat, dass er autistisch ist und es offensichtlich auch nicht sagen wollte, weil er zu viel Angst hatte und sich nicht sicher genug gefühlt hat? Kann ich ihn damit direkt konfrontieren? Sagen, ich denke, Du hast Asperger und ich wusste es nicht und deshalb die Missverständnisse? Ich denke, er wollte ohne dass ich es weiß so geliebt werden, wie er ist. Und, er hat inzwischen einen Neue!! Die hat er parallel zu unserem Ende kennen gelernt und sagt jetzt, mit ihr sei alles unkompliziert, er liebt sie. Hab ich da noch eine Chance?? Ich bin halt völlig fassungslos, wie er alles schöne der 14 Jahre wegwerfen kann... Freue mich, wenn Du nochmal antwortest, elf! :-)
23.12.14, 10:08:46
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elf
(meinesgleichen)

liebe nina!

oh, das tut mir leid, daß er schon eine neue beziehung angefangen hat!
da ist es schwer, aus der entfernung etwas zu zu sagen, ob du ihn um ein gespräch bitten solltest, in der hoffnung, ihn für dich zurückzugewinnen!

ich würde mich ganz auf mein gefühl verlassen, du kennst ihn doch nach so vielen jahren gut, auch wenn du keinen namen für eure mißverständnisse hattest.

ich finde aber nicht, daß du dir vorwürfe machen mußt! er war nicht ehrlich zu dir und hat dir nicht vertraut, das ist unendlich schade, war aber seine entscheidung.
damit waren die bedingungen für eine beziehung nicht sehr günstig.
natürlich war sein verhalten sehr menschlich und verständlich, es geht nicht darum, ihm jetzt vorwürfe zu machen, so habe ich dich auch nicht verstanden.

aber du hast auch nichts falsch gemacht, du wußtest es einfach nicht besser.

ich wünsche dir eine lösung, mit der du gut leben kannst, auf lange sicht!

vielleicht muß er auch mühsam lernen, daß es so nicht funktioniert und das wird sicher oft noch sehr weh tun, bis er feststellt, daß er etwas ändern kann, weil es nicht an dir gelegen hat, daß eure beziehung zerbrochen ist, indem er den mut aufbringt, einer partnerin gegenüber offen und echt zu sein.

so am anfang einer beziehung ist es doch eigentlich immer unkompliziert! das hat er am anfang eurer beziehung doch mit sicherheit auch so gesehen...

liebe grüße von elf an dich!
23.12.14, 22:09:13
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

@Nina: Ich bin erstaunt, dass du für dich so klar machst, dass das Scheitern der Kommunikation daran gelegen hat, dass er sich nicht geoutet hat.

Kannst du dir auch vorstellen, dass die Missverständnisse daher rührten, dass er es nicht ertragen konnte, dass du ihn nicht erkannt hast, was in der Liebe den meisten Leuten gelingt?
Es ist schwer mit einem Verlust fertig zu werden, aber wenn er eine neue Liebe hat, dann ist das eine unmissverständliche Aussage. Allerdings verdrängen viele Menschen solche Aussagen bzw. erklären sie sich anders als sie gemeint sind (weil nicht sein kann, was nicht sein darf), was ebenso zu Kommunikationsproblemen führen kann wie vieldeutige Aussagen.

Die meisten Missverständnisse entstehen doch dadurch, dass man auf den anderen die Maßstäbe der eigenen Konditionierung anlegt und dann entsetzt ist, dass der andere da nicht reinpasst und es vielleicht sogar ablehnt, passend gemacht zu werden.
Die meisten Menschen orientieren sich am Erlernten ganz stark und müssten vielleicht ab und an ihren Kopf ausräumen, um sich Neuem zu öffnen, bevoooor ein Ernstfall eintritt.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
24.12.14, 02:57:00
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Nina
(Standard)

@elf: lieben Dank für Deine Worte, sie tun mir sehr gut, hab ich doch endlich das Gefühl, es versteht auch jemand mich, wie ich mich fühle in dieser Situation! Er hat im Vergangenen Jahr eine Therapie gemacht und dort wohl gelernt, sich authentischer zu zeigen, konnte das bei mir aber nicht, hat sich nicht sicher genug gefühlt. Dies ist für mich nach all den Jahren, in denen ich ihn ermutigt habe, aus sich heraus zu gehen für mich besonders hart. Weil, wie ich inzwischen weiß, hat er sich in seine neue Partnerin verliebt und konnte dort all seine Sicherheitsschranken fallen lassen, d.h. ich denke, er hat sich dort geoutet. Es tut mir einfach sehr weh, dass es so kam, weil ich habe ihn immer so akzeptiert, wie er ist, erst über eine Fernbeziehung kamen aber in der Kommunikation derartige Missverständnisse auf, dass ich dachte, er hat sich verändert. Deshalb hat er sich auch nicht mehr gesehen gefühlt. Und konnte sich dann denke ich nicht mehr sicher fühlen. Alles ein Drama, weil unnötig. Es hat leider so vieles gepasst und so schönes zwischen uns gegeben. Ich vermisse ihn sehr und bin sehr traurig. Irgendwie hatte ich keine rechte Chance, das besser zu machen.
24.12.14, 16:11:25
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Nina:
Er hat im Vergangenen Jahr eine Therapie gemacht und dort wohl gelernt, sich authentischer zu zeigen

Was ist das für eine Therapie, die Autisten vermittelt sich wieder authentischer zu zeigen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.12.14, 16:32:09
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Nina
(Standard)

geändert von: [modmod] - 25.12.14, 04:08:09

Kettenbeiträge zusammengefaßt [drvaust]

Keine ahnung, er hat mir von seiner Therapie erzählt, dass er gelernt hat, sich authentischer und verletzlicher zu zeigen, zu sich zu stehen, wie er ist und sich nicht so sehr an die erwartungen der sozialen Umwelt anzupassen, weil ihn das zu viel Anstrengung kostete, in Beruf und auch eben in unserer Beziehung. Mehr hat er mir dazu nicht erzählen wollen.


@Fundevogel: Doch das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen bzw. sehe ich, dass das das Hauptproblem war am Ende. NUR, dass ich ihn 10 Jahre lang erkannt hatte, so wie er in seinem inneren Wesenskern ist, ein wirklich wunderbarer Mensch. Dann kam eine 3 jährige Phase der Fernbeziehung und in dieser Zeit haben wir uns sehr wenig gesehen. Ich habe ihn sehr vermisst, er mich nicht, er war zufrieden mit sich in seinem Leben dort, nur unglücklich, dass ich so unzufrieden war. Über die lange Zeit hat sich mein Bild von ihm schleichend verändert, ich hatte den Eindruck ihm zunehmend weniger wichtig zu sein, war mir am ende gar nicht mehr sicher, ob er mit mir überhaupt noch zusammen leben will und aus dem Ausland zurück kommen will. Ich hatte ihn also erkannt und über diese schwierige Phase zunehmend verkannt. Dadurch war er dann natürlich nicht motivierter, sich mir zu outen, sondern wurde unsicherer. Zu beginn unserer Beziehung weiß icht nicht mal, ob er es über sich wusste, ich denke ja, aber er hat als Kind die Erfahrung machen müssen, dass die Mutter den Vater wegen Asperger verlassen hat und hatte ganz viel Angst, dass das selbe passiert, wenn ihn jemand sieht, wie er ist, dass er so nicht liebenswert ist. Tragisch, denn ich liebe ihn. Und wolle immer versehen, was sein Problem ist, was er in sich versteckt. Er konnte bei mir leider einfach nicht die Sicherheit finden, bzw. sie in sich selbst zu diesem Zeitpunkt nicht finden, ich denke nicht, dass ich irgendetwas anders hätte machen können. Das ist ja das was mich so ohnmächtig der Situation gegenüber stehen lässt. Hatte ich eine echte Chance auf Gelingen dieser Beziehung, die mir so viel bedeutete? ich denke nicht...


@alle: An dieser Stelle möchte ich euch erstmal danken für eure antworten, gedanken, unterstützung, das ist gerade sehr hilfreich für mich, auch all die kritischen Gedanken, Danke! zz-freuen Ich wünsche Euch frohe Weihnachten!

24.12.14, 16:48:30
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