Was sind eure Erfahrungen mit Massnahmen zur beruflichen Integration?
Vor ca. 13 Jahren wurde ich bereits einmal beruflich integriert. Das war positiv und negativ. Positiv war zum Beispiel, dass die Einrichtung, die die Maßnahme durchführte, damals weniger, heute mehr, ein Netzwerk von Unternehmen auf der Liste hatte, mit denen sie zusammenarbeitete. Unterstützung im Bewerbungsverfahren gab es, Sozialarbeiter und so etwas... Es fällt leichter, auf dem Arbeitsmarkt etwas zu finden.
Eher negativ war, dass man nicht wirklich auswählen konnte, was man denn machen möchte. Hinter vorgehaltener Hand wurde mir mal gesagt, dass die Kostenträger intern mit einer Statistik arbeiten, die besagt, dass in einem bestimmten Bereich prozentual die wenigsten psychischen Erkrankungen auftreten. Das ist natürlich auf verschiedene Arten kritisch zu sehen.
Speziell Autismus ist ja keine psychische Erkrankung, aber auch bei psychisch Kranken wird es so manchen geben, der sich dieser Statistik nicht unterwirft. Solchen Leuten schadet diese Art der Rehabilitation, wenn sie dann im Beruf Probleme bekommen.
Problematisch ist auch, dass man vorher irgendwie getestet und in seiner Leistungsfähigkeit eingestuft wird. Hier werden nämlich individuelle Defizite oder Eigenschaften nicht erkannt, nicht abgeklopft. Selbst nach einer Belastungserprobung von 6 Wochen, die ich völlig ohne Probleme durchlaufen habe, weil meine Probleme erst nach Monaten oder Jahren auftreten und mit der Zeit schlimmer werden, hat man mich als ausgesprochen leistungsfähig beurteilt, ich müsse mich lediglich etwas stabilisieren, weil eine Diskrepanz zwischen qualitativer und quantitativer Leistungsfähigkeit ermittelt wurde. Man will mir also meine Detailverliebtheit austreiben, mein Leistungsanspruch sei zu hoch... Das sehe ich völlig anders.
Mit dieser Detailgenauigkeit habe ich schon mal an einem Tag mein ganzes Jahresgehalt eingespart, weil ich als Einziger auf ein bestimmtes Detail aufmerksam wurde.
Solche Belastungserprobungen werden mit Hilfe von Psychologen durchgeführt, die auch den feinen Abschlussbericht schreiben. Diese Psychologen haben aber gar keine Ahnung von Autismus, sie haben es nicht gelernt. Auch sonstige Diagnostik findet nicht statt, sodass der Abschlussbericht eigentlich gar nichts aussagt, was einen Sinn hätte...
Aber mit diesem Bericht werden dann die weiteren Schritte begründet.
Obwohl ich in meinem Beruf regelmäßig 'umkippe' und wechseln muss, krank bin oder arbeitslos, bescheinigt man mir, dass ich für jeden Beruf hervorragend geeignet bin. Nein, das bin ich nicht.
Wenn also Integration, dann richtig, sinnvoll und qualifiziert.
Momentan ist man darauf angewiesen, sämtliche Diagnostik bereits im Vorfeld selbst machen zu lassen, und selbst da stößt man nicht immer unbedingt auf Kompetenz...
Ist es besser auf derartige Angebote zu verzichten und sich alleine durchzumogeln?
Grundsätzlich finde ich solche Angebote sehr gut. Wenn sie denn sinnvoll sind. Durchmogeln bedeutet für Viele Arbeitslosigkeit, Zwangsverrentung, Unzufriedenheit... Für Andere ist es wieder besser, sich alleine durchzuschlagen...