Zitat:
Bei der genauen Betrachtung der aufgeführten Merkmale fällt auf, dass die Symptomkonstellation sehr
unterschiedlich sein kann und somit das klinische Erscheinungsbild von ASS sehr variabel ist: Einige Kinder
sind sehr zurückgezogen (Abb. 1 a), verwenden kaum
aktive Sprache und zeigen viele motorische Stereotypien. Andere Kinder suchen auf eine eigenartige, teilweise distanzlose Art aktiv Kontakt (Abb. 1 c), sind verbal auffällig geschickt, im Ausdruck aber pedantisch,
floskelhaft und wenig kommunikativ, sie zeigen
zwanghafte Verhaltensweisen oder spezielle Sonderinteressen. Eine dritte Gruppe verhält sich im Kontakt
eher passiv (Abb. 1 b).
Das Asperger-Syndrom (F84.5) ist, wie der frühkindliche Autismus, gekennzeichnet durch eine Störung der
sozialen Interaktion, durch eingeschränkte, sehr umschriebene Interessen und stereotype Verhaltensweisen. Als obligates Kriterium wird eine normale frühe
Sprachentwicklung verlangt. Darüber hinaus wird definitorisch festgelegt, dass das adaptive Verhalten und
die Neugierde an der Umgebung in den ersten 3 Jahren
einer normalen Entwicklung entsprechen müssen. Es
wird zurzeit diskutiert, inwieweit es sich beim Asperger-Syndrom tatsächlich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Nachdem die Evidenz bis jetzt nicht
für eine valide nosologische Abgrenzung reicht, erscheint die im DSM-V vorgeschlagene Klassifikation in
einer zusammenfassenden Kategorie „Autismus-Spektrum-Störungen“ sinnvoll.
Zitat:
Die diagnostischen Kriterien des atypischen Autismus
(F84.1) entsprechen den Kriterien des Autismus
(F84.0), jedoch ist das Manifestationsalter verspätet
(nach dem 3. Lebensjahr) und/oder einer der 3 Kernbereiche bleibt unauffällig. Die Diagnose einer nicht
näher bezeichneten tiefgreifenden Entwicklungsstö-
rung ist ähnlich, aber noch vager definiert. In der Regel
wird diese Diagnose vergeben, wenn Auffälligkeiten in
der sozialen Interaktion vorliegen und die Kriterien für
einen der beiden anderen Bereiche erfüllt sind.