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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich nehmen mal an "Mensch" meint hier NA?
Zitat:
Sich die Welt hinzubiegen, wie sie einem gefällt - das ist die Paradedisziplin der Menschen. Sie rechtfertigen noch die seltsamsten Dinge, die sie selbst verbockt haben. Sie fordern das eine und tun das Gegenteil. Und was man gestern geäußert hat, ist heute nichts mehr wert. Psychologen um Lars Hall von der schwedischen Universität Lund demonstrieren diese geschmeidige Flexibilität des Menschen und seiner Meinungen im Fachmagazin Plos One (Bd. 7, S. e45457, 2012) mit fast erschreckender Deutlichkeit.

Sie baten 160 Probanden um ihre Einschätzung zu moralischen Fragen. Anschließend manipulierten die Forscher die Antworten so, dass einige das Gegenteil dessen aussagten, was die Probanden zuvor angegeben hatten. Die Mehrheit der Teilnehmer bemerkte diese Manipulation nicht. Stattdessen rechtfertigten sie in einer anschließenden Diskussion moralische Haltungen, die sie Minuten zuvor teils heftig abgelehnt hatten.

[...]

69 Prozent der Teilnehmer bemerkten nicht einmal eine der beiden Veränderungen. Am stärksten betraf dies - wie zu erwarten war - jene Probanden, die keine starken Meinungen abgegeben hatten. Doch auch etwa ein Drittel derjenigen, die einer Aussage mit dem jeweiligen Maximalwert zugestimmt oder widersprochen hatten, waren blind dafür, wenn ihre Aussage ins Gegenteil verkehrt worden war.

Quelle

Das würde ja mal wieder einiges erhellen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.09.12, 23:36:35
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Cathryn
(Autistenbereich)

geändert von: Cathryn - 05.10.12, 18:07:35

ja, das erklaert einiges.

Aber ich denke, das kommt er aus der lueckenhafte Wahrnehmung. Ich hab anderer Stelle gelesen, das NTs wahrnehmen, was sie erwarten und gesprochene Sprache nur in Stichwoertern verarbeiten. Sie hoeren also nicht jedes Wort. Das hab ich leider schon oft in Gespraechen erlebt. Wenn also ein NT erwartet, das sein Gespraechsgegenueber wiederholt, was gerade gesagt wurde, dann hoert der NT das wahrscheinlich genau so.

Ich wuenschte es gaebe eine Methode das mal auszuprobieren. Leider sind die NTs die ich kenne nicht sehr kooperative und machen sich immer ueber meine Versuchsvorschlaege und Theorien lustig. (ich bin generelle sehr amuesant, scheint es).

Ich wuerde gern eine Studie zur Wahrnehmung von TNs machen, aber die Umsetzunge ist mir zu schwierig im Moment. Weis jemand, ob es in dem Bereich sehen und hoeren und entsprechedes Ausfiltern beim Standard-NT Forschungsmaterial gibt?

Ich bin total neugierig, wie sich das anfuehlt und ob ich mich dann anders fuehle. Aber bitte nur fuer ein paar Minuten, ich denke nicht, das ich freiwillig dauerhaft NT sein moechte.
05.10.12, 18:07:18
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Alan
(Standard)

geändert von: Alan - 05.10.12, 21:41:14

Zitat von 55555:
[...]Sie baten 160 Probanden um ihre Einschätzung zu moralischen Fragen. Anschließend manipulierten die Forscher die Antworten so, dass einige das Gegenteil dessen aussagten, was die Probanden zuvor angegeben hatten. Die Mehrheit der Teilnehmer bemerkte diese Manipulation nicht. Stattdessen rechtfertigten sie in einer anschließenden Diskussion moralische Haltungen, die sie Minuten zuvor teils heftig abgelehnt hatten.[...]


Ich würde das eher so erklären, dass jeweils eine "Ja"-Kette aufgebaut worden ist. Als die Probanden den manipulierten Aussagen zustimmten, mag ihnen die gegenteilige Bedeutung zunächst nicht bewusst gewesen sein und als sie erst einmal zugestimmt hatten, war es ihnen zu unangenehm einen "Rückzieher" zu machen und damit einzugestehen etwas nicht richtig verstanden zu haben. Dabei spielt auch das Geltungsbedürfnis und das "Ego" eine wichtige Rolle. Auf derartige "Ja"-Ketten werden Verkäufer ganz gezielt geschult und auch aus diesem Grund gibt es das gesetzliche Rücktrittsrecht von Käufen.
Man darf davon ausgehen, dass es vielen der Probanden durchaus bewusst gewesen sein dürfte, dass sie ihre Meinung geändert haben, aus Gründen der persönlichen Raison haben sie dann aber möglicherweise behauptet die ganze Zeit dieselbe Auffassung vertreten zu haben.
Im Wesentlichen zeugt dieser Versuch daher nicht unbedingt von der Manipulierbarkeit der Probanden, um so mehr von der Fähigkeit der Psychologen besagte "Ja"-Ketten aufzubauen, was insbesondere dann nicht all zu schwierig ist, wenn man einen Wissensvorsprung hat und auf Gespräche vorbereitet ist.
05.10.12, 21:37:08
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 05.10.12, 22:29:17

Aus dem Zitat kann ich das nicht direkt folgern. Wäre dem so gewesen, wäre das eventuell ein methodischer Mangel, aber ich gehe erstmal davon aus, daß die da schon aufgepasst hatten.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
05.10.12, 22:28:44
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sayo
(Fettnäpfchenhüpfer)

Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein, mangelnde Aufmerksamkeit, Angst vor der Obrigkeit und aber auch ein schlechtes Gedächtnis.
Ich habe ein Gedächtnis das ausgezeichnet funktioniert, so weiß ich z.B. noch was mein Freund beim ersten Treffen vor vierzehn Jahren anhatte, was gesprochen wurde, ich habe in mir viele viele Spulen auf der alles gespeichert ist und ich muß es nur aktivieren.
Es können ganz spontane Meinungen gewesen sein die aufgrund einer Emotion gesagt und nicht behalten wurden.
05.10.12, 23:04:48
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drvaust
(stillgelegt)

Ich vermute, daß das auch mit der emotionalen Ebene zusammenhängt.
Die Zustimmung zur eigenen Meinung und die Verteidigung der eigenen Meinung ist da wichtiger als die Wahrheit. Wenn die Leute meiner Meinung zustimmen ist das schön und eine Selbstbestätigung. Diesen schönen Zustand will man erhalten und verteidigen, auch wenn die Meinung eigentlich falsch ist.
Vielleicht achten die Leute auch weniger auf die sachliche Aussage, Hauptsache die emotionale Aussage ist gut.
z.B.:
A sagt: Die Aussage 1 ist richtig.
B sagt: Du meinst also, die Aussage 2 ist richtig.
A sagt: Ja, meine Aussage (2?) ist richtig.
B sagt: Da stimme ich dir zu, die Aussage 2 ist richtig.
A freut sich, daß B ihm zustimmt. Hoffentlich merkt B nicht, daß er eigentlich die Aussage 1 für richtig hielt.
Wenn B die Mehrheit ist oder eine bedeutende Person (Psychologe von der Uni), wird B sowieso recht haben.
07.10.12, 08:32:22
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akurei
(Autistenbereich)

Ich wußte nicht so ganz, wie man das formulieren soll, aber Alan hat das schon ganz gut gemacht.
Redegewandte und präsente Interviewer können den Gesprächsverlauf ohne große Mühe so hinbiegen, wie sie das gerne hätte. Nicht immer unwissentlich dem Interviewten gegenüber. Dieser fühlt sich dann vll. sogar genötigt, die Ansichten des Interviewers zu übernehmen. So spielt wohl eher die eigene Courage eine Rolle in diesem Prozess, sich nichts aufbinden zu lassen, bzw. für diese suggestive Maßnahme weniger empfänglicher und/oder davon weniger beeindruckt zu sein.
07.10.12, 10:51:32
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Todde66
(Standard)

Ich finde wenn man mit einem neuen Thema konfrontiert wird, dann bildet sich eine die eigene Meinung als zartes Pflänzchen aus. Das kann dann in die eine oder in die andere Richtung wachsen. Ist es ein Thema das mir wichtig ist bilde ich mir nachhaltig eine emotionale Meinung, die auch noch Jahre später Bestand hat. Die Meinung in das Gegenteil zu verkehren bedarf viel Kraft und Überzeugungsarbeit. Ist es ein Thema das mir nicht so wichtig ist, dann kann durch eine gute Argumentationskette bzw. neue Information durchaus kurzfristig ein Meinungsänderungsprzeß angestoßen werden.

Ich bin auch eher so veranlagt, dass ich mir sehr genau merke was wer wann gesagt hat und kann dies später immer noch gut abrufen. Ich staune immer wieder wie sich innerhalb von kurzer Zeit ein Standpunkt in das Gegenteil umkehren kann

Ich beobachte immer wieder verschiedene Gründe, die zu einer Meinungsumkehr führen.
- Gegenläufige Anordnungen von Führungskräften die extrem Meinungsbildend sein können
- Es wird die Meinung vertreten, die einen weiterbringt (Persönliche Ziele sind wichtiger als die Sache)
- Politisches Taktieren, um Deals einzugehen (gebe ich hier nach, dann gibst Du da nach)
- Irgendwelches Datenmaterial, dass die Richtigkeit einer bestimmten Aussage untermauert
- Angst nicht im Trend zu liegen und aufzufallen
- Geschickte Rethorik, die angenehme und stimmige Bilder im Kopf erzeugt, denen gerne nachgegeben wird
- Zweckamnesi (Was interessiert mich mein Geschgwätz von gestern)

26.12.12, 22:34:07
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