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Geschrieben von: Viana am: 09.06.12, 16:50:20
obwohl ich nach langer Suche die Diagnose Asperger Autismus erhalten habe ,
fühle ich mich damit noch etwas unsicher.

Es freut mich, daß ich dieses wie ich finde gut strukturierte forum entdeckt habe und lese hier derzeit recht gern.

Grüße
Viana


Geschrieben von: 55555 am: 09.06.12, 20:46:58
Hallo.


Geschrieben von: Hans am: 09.06.12, 21:07:37
Willkommen im Forum


Geschrieben von: arwen am: 09.06.12, 21:31:14
viana... hallo

wie alt bist du?
worin bist du unsicher? kannst du dich in der diagnose denn erkennen?

grüße arwen

mir geht es übrigens ähnlich mit dem forum hier. jede freie minute lese ich hier. komisch... irgendwie fühl ich mich hier fast wie zu hause. und... ich bin auch neu hier


Geschrieben von: Viana am: 09.06.12, 22:40:33
Danke für die Begrüßungen

Zitat von arwen:
viana... hallo

wie alt bist du?
worin bist du unsicher? kannst du dich in der diagnose denn erkennen?

ich mich hier fast wie zu hause. und... ich bin auch neu hier


Ich bin über 40.

In der Diagnose finde ich mich wieder,
alles andere kann meine Entwicklung nicht umfassend genug erklären.
Aber dennoch habe ich das Gefühl,
daß autistische Wahrnehmung irgendwie so schwer greifbar ist.

Ich habe wohl gelernt mich zu arrangieren mit der Welt wie sie ist,
habe zwar Grundängste entwickelt oder mitgebracht,
aber irgendwie bin ich doch durchgekommen.

Sogar in meiner Kindheit war ich wenig auffällig nach aussen,
ich habe nur alles irgendwie anders verarbeitet,
habe ganz eigene Schlüsse schon damals aus dem von mir Erlebten gezogen.
Und mich oft seltsam aussen vor gefühlt ohne äusserlich isoliert gewesen zu sein.

Ich merkte nur, daß die anderen Kinder vieles wie automatisch von innen heraus erlebten,
wo ich irgendwie eher wie als Beobachtende dabei war und mich oft eher schlecht und seltsam fühlte.

Das zog sich auch im Erwachsenenalter durch,
ich habe wohl aber immer Nischen gefunden, in denen ich dann doch nicht so auffällig wirkte.

Mir wurde sogar schon gesagt, daß ich doch ein sehr einfühlsamer Mensch bin, ich kann eben letztendlich mittlerweilen viel wahrnehmen bei anderen Menschen und urteile nicht sofort, sondern nehme einfach mal wahr.

Aber es strengt mich zu sehr an
und ich habe jetzt eher wieder einen gezielten Rückzug angetreten.
Was mir guttut.

Soweit mal....


Geschrieben von: PvdL am: 10.06.12, 01:00:53
Für ein glückliches Leben ist man nie zu alt. Sich selbst zu verstehen und sich nicht dauernd rechtfertigen oder aber verstellen zu müssen, ist eine unglaubliche Erleichterung. Dafür lohnt es auch, sich durch Bücher und Forenbeiträge durch zu arbeiten. In diesem Sinne wünsche ich schon mal gutes Gelingen an dieser Stelle.


Geschrieben von: arwen am: 10.06.12, 08:34:46
einen schönen guten morgen, viana,

über 40. ich auch. ich kann alter schlecht fühlen... ich denke, ich fühle mich nicht wie über 40 und werde oft gut 10 jahre jünger geschätzt.

wieso hast du dich diagnostizieren lassen und wo?
ich mein das in keine richtung wertend, es interessiert mich einfach.

ich stell viele fragen, ich weiß. vielleicht ist *fragen* sogar mein 2. vorname zz-zwinkern ich möchte einfach nur verstehen.

wahrscheinlich bist du im moment dabei dein ganzes leben revue passieren zu lassen und kommst dir gegenüber zu einem ganz anderen, einem neuen verständnis... ist es so?
vieles erlebte noch einmal reflektieren.
könnt ich mir zumindest vorstellen, dass du das machst.

...vielleicht entdeckst du dich jetzt *neu*?

ich hab mich auch zeitlebens irgendwie *anders* gefühlt und oft hab ich das gefühl, dass es kaum jemanden gibt, der mich von grund auf versteht.
richtige freunde, gefährten hab ich gefunden, da war ich bereits um die 30 herum.
vieles ist mir oft zu oberflächlich. ich geh manchen dingen eben gerne auf den grund.
und menschen, die mich interessieren oder gar begeistern... boah... die gibt es soooo selten.

jetzt bin ich etwas vom thema weg.
fragen wollt ich noch... wie sieht dein rückzug aus?
was machst du in solchen phasen?

grüße von arwen


Geschrieben von: Viana am: 10.06.12, 19:17:37
Zitat von arwen:

wieso hast du dich diagnostizieren lassen und wo?


Im öffentlichen Bereich mag ich nicht so viele Details schreiben,
aber ich habe seit einiger Zeit den Verdacht daß meine Wahrnehmung autistisch geprägt sein könnte.

Habe seit einiger Zeit in einem anderen forum gelesen
( unter anderm nick, wer mich erkennen sollte, kann gern per PN anfragen, möchte nur nicht so eindeutige googlebare onlinespuren hinterlassen)
und mich in so vielem wiedererkennen können.
Und habe dann die Rückmeldung einer Fachkraft gesucht, welche meinen Verdacht dann auch bestätigte.

Zitat von arwen:

wahrscheinlich bist du im moment dabei dein ganzes leben revue passieren zu lassen und kommst dir gegenüber zu einem ganz anderen, einem neuen verständnis... ist es so?



Ich habe mir schon lange vor dem AS Verdacht viele Gedanken gemacht, was genau meine Wahrnehmung prägt.

Die Suche nach möglichen anderen Ursachen ist zur Ruhe gekommen.

Das ist das erleichternd für mich.

Und lässt mich ruhiger sein in meinem weiteren Weg.


Zitat von arwen:

ich hab mich auch zeitlebens irgendwie *anders* gefühlt und oft hab ich das gefühl, dass es kaum jemanden gibt, der mich von grund auf versteht.


Hast Du selber den Verdacht im autistischen Spektrum zu sein oder diagnostiziert?
Habe bislang von Dir hier als Mutter gelesen.
Hast Du das Gefühl, Dein Sohn kann Dich anders wahrnehmen als andere Menschen?

Zitat von arwen:

fragen wollt ich noch... wie sieht dein rückzug aus?


Privat bin ich nur noch sehr gezielt mit einzelnen Menschen zusammen.

Und bin entspannter viel alleine ,
vornehmlich Zuhause oder in der Natur.

Gruß Viana







Geschrieben von: arwen am: 11.06.12, 07:27:43
hallo viana, schönen guten morgen!

seit mein sohn 2010 die diagnose bekommen hat, hab ich erstmal alles gelesen, was die bücherei hergegeben hat. das waren ungefähr 20 bücher... vielleicht noch mehr. gezählt hab ich nicht.
dann hab ich mir sehr viel an literatur zu dem thema bestellt.
das was ich im netz gefunden habe, hab ich auch aufgenommen.
tja und dann hab ich revue passieren lassen... das leben meines sohnes, unser zusammenleben, die säuglingszeit, kindergarten, schule, klassenfahrten, seine art zu lernen, hab alle arztberichte angefordert und hab bis auf einen auch alle bekommen.
wieder hab ich gelesen.
einige punkte des spektrums kann ich bedienen. ich denke berührungspunkte gibt es viele... da glaub ich allerdings, dass es das zusammenleben mit meinem sohn ist. glaub ich. wissen tu ich es nicht.
wenn mich ein thema richtig interessiert, dann sammle ich alles an informationen was ich bekommen kann.
ich arbeite mich in diese materie ein.
ich bin dann ein sogenannter *schnellleser* manch einer behauptet ich lese nicht, ich fresse bücher.
und... wenn mich was richtig begeistert, dann bin ich in diesem thema ziemlich gut.
das ist in meinem beruf sehr nützlich.
ich arbeite im verkauf... ich geh auf menschen zu und versuche ihre probleme zu lösen. klappt meistens ziemlich gut.
an sich bin ich ein pragmatischer mensch.
humortechnisch bin ich eher... wie eigentlich? ich eben.
ich hinterfrage vieles.
wenn wir z.b. schulungen bekommen, hab ich striktes frageverbot, weil ich es schaffe, mit einer frage den kompletten rahmen zu sprengen.

und... ja, mein sohn nimmt mich anders wahr als andere menschen.
das ganze blendwerk... mimik, gestik, körpersprache an sich... das braucht er nicht.
wenn ich einen schlechten tag hatte und er einen guten tag hat, dann sagt er sofort, ohne mich zu sehen... also er hört nur mein gesagtes... *oh... da hatte aber jemand einen schlechten tag* oder *du bist schlecht gelaunt* und bisher lag er immer richtig damit.
oder seine einschätzung von menschen. er spricht mit jemanden, das muss nicht lange sein. später sagt er dann xy ist ein a.... oder xy ist ein blender. und... bisher hatte er (kann ich schreiben immer? ich denke. also ich könnt mich nicht erinnern, dass er sich jemals geirrt hat) immer recht damit. ich brauche für diese aussage etwas länger. manchmal monate. da ist er wesentlich effizienter.

und... ich hab am abend gerne meine ruhe. auf arbeit ist oft soviel los und dort bin ich den ganzen tag am quatschen. da hab ich oftmals keine lust, dann abends auch noch zu telefonieren oder gar wegzugehen.
da bin ich dann lieber für mich.
wurschtel mich durchs netz oder stecke meine nase in ein buch.
geh mit dem hund spazieren.
manchmal sitz ich aber auch einfach nur auf dem balkon und gucke löcher in die luft... häng meinen gedanken nach.

fragen beantwortet?

grüße von arwen
glaub ich, dass es dich erleichtert und du nicht mehr die *suchende* bist. klarheit... ist was angenehmes, find ich.


Geschrieben von: Lenz2011 am: 11.06.12, 11:50:42
Zitat von Viana:
Ich habe wohl gelernt mich zu arrangieren mit der Welt wie sie ist,
habe zwar Grundängste entwickelt oder mitgebracht,
aber irgendwie bin ich doch durchgekommen.

Sogar in meiner Kindheit war ich wenig auffällig nach aussen,
ich habe nur alles irgendwie anders verarbeitet,
habe ganz eigene Schlüsse schon damals aus dem von mir Erlebten gezogen.
Und mich oft seltsam aussen vor gefühlt ohne äusserlich isoliert gewesen zu sein.

Ich merkte nur, daß die anderen Kinder vieles wie automatisch von innen heraus erlebten,
wo ich irgendwie eher wie als Beobachtende dabei war und mich oft eher schlecht und seltsam fühlte.

Das zog sich auch im Erwachsenenalter durch,
ich habe wohl aber immer Nischen gefunden, in denen ich dann doch nicht so auffällig wirkte.

Mir wurde sogar schon gesagt, daß ich doch ein sehr einfühlsamer Mensch bin, ich kann eben letztendlich mittlerweilen viel wahrnehmen bei anderen Menschen und urteile nicht sofort, sondern nehme einfach mal wahr.

Aber es strengt mich zu sehr an.


Hallo Viana,

Auch von mir ein herzliches Willkommen hier.

Das obige Zitat aus deinem Beitrag könnte ich genau so unterschreiben.

Grüße
Lenz


Geschrieben von: PvdL am: 11.06.12, 23:00:18
Zitat von arwen:
ich hinterfrage vieles.
wenn wir z.b. schulungen bekommen, hab ich striktes frageverbot, weil ich es schaffe, mit einer frage den kompletten rahmen zu sprengen.

Ich halte das für eine großartige Fähigkeit. Gleichwohl verstehe ich auch, daß nicht immer Zeit ist für die wirklich interessanten Fragen. Ein Frageverbot halte ich jedoch nicht für gerechtfertigt. Ich meine, daß so ein Vortänzer schon in der Lage sein sollte, die Reichweite einer Frage abzuschätzen und gegebenenfalls dann eben zu sagen: "Tut mir leid, aber die Frage geht zu weit. Dafür haben wir keine Zeit."


Geschrieben von: Hans am: 14.06.12, 21:35:13
Zitat von arwen:

wenn wir z.b. schulungen bekommen, hab ich striktes frageverbot,
weil ich es schaffe, mit einer frage den kompletten rahmen zu sprengen.


Hihi, das kenne ich auch so, und halte mich beim Hinterfragen zurück,
aber wenn ich glaube, daß meine Frage allgemein interessant, oder erheiternd sein könnte,
kann ich mich nicht zurückhalten.

Neulich war in unserer Firma ein "Feuerlöschkurs", da wurde erst mal erklärt was eine Zündtemperatur ist und was brennbare Stoffe sind.
Das alles langweilte nicht nur mich.
Dann war da die Stelle, wo der Kursleiter leidenschaftslos vorlas,
daß Schweißperlen zündfähige Temperaturen hätten.
Da warf ich die Frage ein, wie das gehen soll.
Mit meinen Schweißperlen könnte man allenfalls ein Feuer löschen, wenn man genug davon zusammen hat,
aber doch niemals ein Feuer entzünden. Nun wurde es lustig.
Eigentlich warten die schon drauf, das bin ich meinen Fans schuldig ! zwinkern
Früher habe ich mich dabei geniert, jetzt kann man sagen, daß ich es mit Absicht mache
und den Lacherfolg genieße.