Im Alltag werden eher Auszüge verwendet. Teils sind solche Auszüge ins deutsche Recht übernommen worden.
Edit: Ich zitiere mal ein wenig aus dem o.g. Dokument zusammen:
Zitat:
Im Gegensatz zu umgangssprachlichen Begriffen von Gesundheit enthält die ICF operationale
Standarddefinitionen für Gesundheits- und gesundheitsbezogene Domänen. Diese Definitionen
beschreiben die wesentlichen Merkmale jeder Domäne (z.B. Arten, Eigenschaften,
Zusammenhänge) und enthalten Informationen zu den Ein- und Ausschlusskriterien für jede
Domäne. Die Definitionen enthalten allgemein verwendete Ankerpunkte für die Beurteilung,
sodass sie in Fragebögen übernommen werden können.
[...]
Der Gesundheitszustand und die mit Gesundheit zusammenhängenden Zustände einer Person
werden in der ICF in einer Reihe von Kodes abgebildet, welche die beiden Teile der Klassifikation
umfassen.
Also sind all diese Punkte aus Sicht der WHO "allgemein anerkannte Ankerpunkte" gesundheitsbezogener Art. So gesehen kann dieser Katalog als eine Art Norm für allgemeine Eugenik (Menschenzucht) gedeutet werden.
Zitat:
Die ICF-Kodes sind nur in Verbindung mit einem Beurteilungsmerkmal vollständig, der das
Gesundheitsniveau angibt (z.B. den Schweregrad eines Problems). Beurteilungsmerkmale werden
mit einer, zwei oder mehr Ziffern nach einem Punkt (oder Separator) kodiert. Wird ein Kode
verwendet, sollte er mindestens mit einem Beurteilungsmerkmal ergänzt werden. Ohne
Beurteilungsmerkmale sind Kodes nicht sinnvoll.
[...]
xxx.0 Problem nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
xxx.1 Problem leicht ausgeprägt (schwach, gering ...) 5-24%
xxx.2 Problem mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich ...) 25-49%
xxx.3 Problem erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst ...) 50-95%
xxx.4 Problem voll ausgeprägt (komplett, total ...) 96-100%
xxx.8 nicht spezifiziert
xxx.9 nicht anwendbar
Und dies formuliert das ICF zu uns:
Zitat:
b122 Globale psychosoziale Funktionen
Sich über das gesamte Leben entwickelnde allgemeine mentale Funktionen, die für das Verständnis und die
konstruktive Integration jener mentalen Funktionen erforderlich sind, die zur Bildung interpersoneller Fähigkeiten
führen, welche für den Aufbau reziproker sozialer Interaktionen, die sinnvoll und zweckmäßig sind, benötigt werden
Inkl.: Störungen wie bei Autismus
Auch bemerkenswert (Bezieht sich nur auf Codes mit d vorne):
Zitat:
Eine Aktivität ist die Durchführung einer Aufgabe oder einer Handlung (Aktion) durch einen
Menschen.
Partizipation [Teilhabe] ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation.
Eine Beeinträchtigung der Aktivität ist eine Schwierigkeit oder die Unmöglichkeit, die ein Mensch
haben kann, die Aktivität durchzuführen.
Eine Beeinträchtigung der Partizipation [Teilhabe] ist ein Problem, das ein Mensch in Hinblick auf sein
Einbezogensein in Lebenssituationen erleben kann.
Die letzte Definition macht wohl gemäß alter WHO-Gewohnheiten Teilhabe zu einer absoluten Norm, statt sie korrekt als Recht zu begreifen.
Gültig für die e-Codes:
Zitat:
Umweltfaktoren müssen aus der Sicht der Person kodiert werden, deren Situation beschrieben werden
soll. „Bordsteinabsenkungen ohne besonderen Belag“ z.B. kann für einen Rollstuhlbenutzer als
Förderfaktor kodiert werden, für eine blinde Person jedoch als Barriere.
Das erste Beurteilungsmerkmal gibt an, in welchem Ausmaß ein Faktor ein Förderfaktor oder eine
Barriere darstellt. Es gibt verschiedene Gründe, warum und in welchem Ausmaß ein Umweltfaktor ein
Förderfaktor oder eine Barriere sein kann. In Bezug auf Förderfaktoren sollte der Kodierer Sachverhalte
wie Zugang zu Ressourcen, dessen Qualität usw. berücksichtigen. Im Fall einer Barriere könnte es
wichtig sein, wie häufig ein Faktor eine Person beeinträchtigt, ob die Beeinträchtigung groß oder klein
bzw. vermeidbar ist oder nicht. Es sollte auch berücksichtigt werden, ob ein Umweltfaktor infolge seiner
Anwesenheit eine Barriere darstellt (z.B. negative Einstellungen gegenüber Menschen mit
Behinderungen) oder infolge seines Fehlens (z.B. ein nicht verfügbarer, aber benötigter Dienst). Die
Einflüsse, die Umweltfaktoren auf das Leben von Menschen mit Gesundheitsproblemen haben, sind
vielfältig und komplex. Es ist zu hoffen, dass zukünftige Forschung zu einem besseren Verständnis dieser
Wechselwirkung führen und möglicherweise die Zweckmäßigkeit eines zweiten Qualifikators für diese
Faktoren zeigen wird.
[...]
xxx.0 Barriere nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
xxx.1 Barriere leicht ausgeprägt (schwach, gering ...) 5-24%
xxx.2 Barriere mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich ...) 25-49%
xxx.3 Barriere erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst ...) 50-95%
xxx.4 Barriere voll ausgeprägt (komplett, total ...) 96-100%
xxx.8 Barriere nicht spezifiziert
xxx.9 nicht anwendbar
xxx+0 Förderfaktor nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
xxx+1 Förderfaktor leicht ausgeprägt (schwach, gering ...) 5-24%
xxx+2 Förderfaktor mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich ...) 25-49%
xxx+3 Förderfaktor erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst ...) 50-95%
xxx+4 Förderfaktor voll ausgeprägt (komplett, total ...) 96-100%
xxx+8 Förderfaktor nicht spezifiziert
xxx+9 nicht anwendbar
Beispiele hierfür:
Zitat:
e450 Individuelle Einstellungen von Fachleuten der Gesundheitsberufe
Allgemeine oder spezifische Meinungen und Überzeugungen von Fachleuten der Gesundheitsberufe, die eine
bestimmte Person oder andere Dinge (z.B. soziale, politische und ökonomische Themen) betreffen, und die
individuelles Verhalten und Handlungen beeinflussen
Zitat:
e465 Gesellschaftliche Normen, Konventionen und Weltanschauungen
Sitten, Praktiken/Bräuche, Regeln sowie abstrakte Wertsysteme und normative Überzeugungen (z. B. Ideologien,
normative Weltanschauungen und moralphilosophische Ansichten), welche innerhalb gesellschaftlicher Kontexte
entstehen, und die gesellschaftliche und individuelle Gewohnheiten und Verhaltensweisen beeinflussen oder schaffen,
wie gesellschaftliche Normen der Moral, der religiösen Verhaltensweisen oder Etikette; religiöse Lehren und daraus
abgeleitete Normen und Konventionen; Normen, die Rituale oder das Zusammensein sozialer Gruppen bestimmen
Auch lustig:
Zitat:
d930 Religion und Spiritualität
Sich an religiösen und spirituellen Aktivitäten, Organisationen oder Praktiken zur Selbsterfüllung, Bedeutungsfindung,
für religiöse und spirituelle Werte sowie zur Bildung von Beziehung zu einer göttlichen Macht zu beteiligen, wie an
religiösen Diensten in einer Kirche, einem Tempel, einer Moschee oder Synagoge teilnehmen, aus religiösen Gründen
beten und singen; spirituelle Kontemplation
Inkl.: Organisierte Religion und Spiritualität
Religiöse/spirituelle Aktivitäten sind offenbar ein Faktor der laut WHO etwas mit Gesundheit zu tun hat. ;)
Zitat:
Im ICF wurde der Begriff Handicap aufgegeben, und der Begriff Disability (jetzt: Behinderung) als Oberbegriff für alle drei Aspekte (Körper, Individuum und Gesellschaft) eingeführt.
Das neunte Buch des Sozialgesetzbuches (SGB IX, Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen) nimmt Teile der ICF auf. Die "Richtlinien über Leistungen zur medizinischen Rehabilitation" nach §92 SGB V des Gemeinsamen Bundesausschusses basieren auf der ICF, wie ebenfalls die Gemeinsame Empfehlung nach § 13 SGB IX für die Durchführung von Begutachtungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation.
Quelle
Ein theoretischer Hintergrund des Systems ist wohl dieser Ansatz nahe der Wohlfahrtökonomie:
Zitat:
Der Capability Approach bzw. Befähigungsansatz (auch Fähigkeiten-Ansatz oder Verwirklichungschancen-Ansatz) ist ein Konzept, das der Darstellung und Messung der individuellen und gesellschaftlichen Wohlfahrt dient. Es wurde im Ursprung von dem indischen Ökonomen und Nobelpreisträger Amartya Sen ab 1979[1] entwickelt und in verschiedenen von den Vereinten Nationen unterstützten Projekten weiter ausgebaut. Der Capabilities Approach liefert die theoretischen Grundlagen für den Human Development Index[2] und den Human Poverty Index[3], über die in den Weltentwicklungsberichten seit 1990 und zunehmend in anderen Berichterstattungen über die Armut Rechenschaft abgelegt wird.
Ziel des Capability Approaches ist es, den Wohlstand in einer Gesellschaft mit mehreren Kenngrößen und nicht nur mit dem Einkommen als eindimensionalen Maßstab zu erfassen, wie es bis dahin in der Wohlfahrtsökonomie üblich war. Im Vordergrund steht die Frage, was der Mensch für ein gutes, gelingendes Leben benötigt. Materielle Güter und Ressourcen werden für diesen Zweck nur als, allerdings wichtige, Mittel und nicht als Selbstzweck betrachtet. Es geht vielmehr um Befähigungen, über die der Mensch verfügen muss, damit er sein Leben erfolgreich gestalten kann. Die Frage nach den Befähigungen geht über die Konzepte, die sich auf den Lebensstandard und die Menschenrechte konzentrieren, insoweit hinaus, als sie die Forderung an die Gesellschaft beinhaltet, aktiv zur Entwicklung eines besseren Lebens aller Mitglieder der Gesellschaft beizutragen. Der Ansatz ist geeignet, Ungleichheit und Armut mehrdimensional unter Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren zu beschreiben und Zielsetzungen sowie deren Erreichung für gesellschaftliche Entwicklungen darzustellen. Aus diesem Grunde wird der Ansatz insbesondere im Bereich der Entwicklungspolitik sowie in Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit zunehmend diskutiert und verwendet.
Bei der Entwicklung des Konzepts hat Sen mit verschiedenen Einrichtungen der Vereinten Nationen wie dem United Nations Development Programme zusammengearbeitet. An seinen Forschungen waren unter anderem die Moralphilosophin Martha Nussbaum, der Entwicklungsökonom Sudhir Anand und der Wirtschaftstheoretiker James Foster beteiligt. Zur weiteren Verbreitung des Konzepts haben Sen und Nussbaum im Jahr 2004 die „Human Development and Capability Association” gegründet, eine Organisation, der schon nach wenigen Jahren über 700 Wissenschaftler in über 40 Ländern angehörten.
Quelle