Zitat:
Man muss schon reichlich abgestumpft ein, um sich mit diesem deutschen Papst, bei aller Ehrfurcht, nicht schiefzulachen.
Er ist die unterhaltsamste Störung, die sich der liebe Gott einfallen lassen konnte in dem, was wir so selbstüberzeugt Moderne nennen, besonders in Deutschland, wo Moderne nur ein anderes Wort für rasendes Mitläufertum ist.
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Antimodern ist mittlerweile nach "antisemitisch" die deftigste Ausschlussvokabel aus dem "kulturellen Diskurs", ja aus der "demokratischen Gemeinschaft" überhaupt. Meistens übrigens werden beide Attribute in einem Atemzug genannt, wie jetzt gerade von dem Kollegen Diez in einer Literaturkritik. Was ist eigentlich an "antimodern" so schlimm? Mir hängt das Moderne-Geklapper zum Hals raus. Ja, ich finde Michelangelos "Pieta" beeindruckender und tiefer und schöner als die aufgeblasenen Riesen-Ballon-Pudel von Jeff Koons. Ich bin gerne antimodern.
Aber zurück zu Ihrem Deutschland-Besuch, heiliger Vater. Wieder musste ich lachen, als Sie zielstrebig auf den Stuhl von Bundestagspräsident Norbert Lammert losgingen. Und wie Sie anschließend das Parlament so wunderbar überforderten. Wie Sie den Grünen die grüne Idee erklärten und allen übrigen den Unterschied zwischen Wahrheit und Mehrheit klarmachten. Denn der ist gewaltig, auch heute. Besonders hier im Reichstag, sagten Sie, sei exemplarisch vorgeführt worden, wie fürchterlich die Mehrheit gegen die Wahrheit entscheiden kann. Seitdem dürfte klar sein: Manchmal muss man ertragen, in der Minderheit zu sein. Ich bin gerne Minderheit.