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liselotte
(stillgelegt)

Hallo zusammen

Dieses Jahr ist auch meine Mutter gestorben, so dass ich keine Eltern mehr habe. Ich bin eine Person, die sehr an den Ritualen der Feiertage, wie Weihnacht, Sylvester, Neujahr, Ostern, Pfingsten, Auffahrt, Geburtstage, Muttertag ect. hängt. Diesbezüglich hat meine Mutter noch viel Zusammenhalt gegeben, so dass in unserer Familie mehr, als in anderen Familien die Feiertage gemeinsam gestaltet wurden. Es wurde nur langsam abgebaut. So wurden schon lange nicht mehr alle Geburtstage der Geschwister gefeiert. Bei den kirchlichen Feiertagen wurde eine grosse Anzahl noch gemeinsam gestaltet. Und waren die Geschwister nicht dabei lud ich die Mutter zusammen mit Drittpersonen ein oder machte mit ihr eine Autoausfahrt. Nun ist es leider so, dass mein Bruder die kirchlichen Feiertage als künstlich erachtet und dies so hoch bewertet, dass er am liebsten auf die Gestaltung dieser Tage verzichten würde. Meine Schwester arbeitet im Tourismusbereich und hat dann Hochsaison und ist somit auch nicht leicht dafür zu haben, so dass es mir blüht in Zukunft die meisten kirchlichen Feiertage ohne Angehörige verbringen zu müssen. Z.B. Ein Verzicht auf eine Weihnachtsfeier, die so ähnlich wie möglich derjenigen, die ich als Kind erlebte kommt für mich nicht in Frage, denn es ist ein schönes Ritual. Ich wehre mich mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln dagegen.

Da es aber in einer normalgrossen Familie zu wenig Möglichkeiten gibt mit der Einladung und auch der Betreuung von Autisten ab zu wechseln und somit die Gefahr besteht, dass immer die gleichen Geschwister des Autisten die Feiertage zusammen mit ihm verbringen müssen ist es angemessen schon vor dem Ableben der Eltern mit dem Autisten zu üben diese Tage Abwechslungsweise auch ohne Angehörige z.B. bei einer anderen Familie oder, wenn keine andere Möglichkeit gefunden werden konnte, auch im Heim zu verbringen. Das müssen die Betroffenen lernen können. Was meint Ihr dazu?

Ausser dem ist es erforderlich, dass immer wieder öffentlich darauf aufmerksam dass viele Alleinestehende die Feiertage alleine zu Hause und Behinderte im Heim verbringen müssen. Die meisten Leute sind sich nämlich gar nicht bewusst welche Bereicherung das bewirten einer grössere Gruppen im privaten Rahmen an Feiertagen und auch unter dem Jahr und das Bewirtet werden im privaten Rahmen sein können. Die grosse Arbeit kann und sollte dann untereinander geteilt werden. Daher sollte das sich an den Feiertage zurückziehen aus der Mode kommen. Um dies zu erreichen sollten wir immer wieder öffentlich auf diesen Misstand aufmerksam machen und die Leute auf ihre diesbezüglichen zeitlichen Möglichkeiten aufmerksam machen. Denn an der Feiertagen und in den persönlichen Ferien haben auch Menschen, die im Beruf und in der Familie stark gefordert sind die Möglichkeit sozial verantwortungsbewusst zu handeln und wenigstens für einen Abend oder einen Tag Alleinestehende und Behinderte in ihre Familie integrieren. Was meint Ihr dazu?

Vielen Dank im voraus.

Mit freundlichen Grüssen
Liselotte
16.10.06, 02:47:34
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von liselotte:
Nun ist es leider so, dass mein Bruder die kirchlichen Feiertage als künstlich erachtet und dies so hoch bewertet, dass er am liebsten auf die Gestaltung dieser Tage verzichten würde.


Kann ich nachvollziehen.

Zitat:
Ein Verzicht auf eine Weihnachtsfeier, die so ähnlich wie möglich derjenigen, die ich als Kind erlebte kommt für mich nicht in Frage, denn es ist ein schönes Ritual.


Es ist dein schönes Ritual. Andere können Anderes empfinden.

Zitat:
Ich wehre mich mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln dagegen.


Kannst du dir vorstellen, dass dein Bruder diese Feiern als Belastung empfindet?

Zitat:
ist es angemessen schon vor dem Ableben der Eltern mit dem Autisten zu üben


Wie steht es damit, dass der Autist seinen Arsch bewegt, um seine Ansprüche zu verwirklichen?

Zitat:
Ausser dem ist es erforderlich, dass immer wieder öffentlich darauf aufmerksam dass viele Alleinestehende die Feiertage alleine zu Hause und Behinderte im Heim verbringen müssen.


Nein, weil ich gar nichts davon hören will. Jeder, aber auch wirklich jeder einzelne, kann an seiner Einsamkeit Etwas ändern. Selbst an den höchsten Feiertagen ist irgendetwas in der Nähe los. Ich sehe nicht ein, dass ich mit Etwas belästigt werde, dass jeder selbst lösen kann, sofern er gewillt ist und nicht nur darauf wartet, dass sich Andere um seine sehr privaten Probleme kümmert.

Zitat:
Die meisten Leute sind sich nämlich gar nicht bewusst welche Bereicherung das bewirten einer grössere Gruppen im privaten Rahmen an Feiertagen und auch unter dem Jahr und das Bewirtet werden im privaten Rahmen sein können.


Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich es meist stressig empfinde.

Zitat:
Daher sollte das sich an den Feiertage zurückziehen aus der Mode kommen.


Kann es sein, dass du unter der Woche unterbeschäftigt bist? Ich mag es, wenn am Wochenende und an Feiertagen zwischen mir und der Welt eine Tür ist.

Zitat:
Denn an der Feiertagen und in den persönlichen Ferien haben auch Menschen, die im Beruf und in der Familie stark gefordert sind die Möglichkeit sozial verantwortungsbewusst zu handeln und wenigstens für einen Abend oder einen Tag Alleinestehende und Behinderte in ihre Familie integrieren. Was meint Ihr dazu?


Mit anderen Worten: Sie haben nicht das Recht, ihre eigenen, persönlichen Wünsche in den Vordergrund zu stellen.

Ich war einsam, als ich all die Ratschläge für NTs ausprobierte, die mir natürlich nichts nutzen konnten. Als ich meinen eigenen Dreh gefunden hatte, war ich allein stehend, aber nicht einsam. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass nur der einsam ist, der sich nicht bewegen will.
16.10.06, 08:42:42
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liselotte
(stillgelegt)

Hallo Upsdaneben

Herzlichen Dank für die Antwort.

Zitat von liselotte:
Ein Verzicht auf eine Weihnachtsfeier, die so ähnlich wie möglich derjenigen, die ich als Kind erlebte kommt für mich nicht in Frage, denn es ist ein schönes Ritual.


Zitat von uppsdaneben:
Es ist dein schönes Ritual. Andere können Anderes empfinden.


Es gäbe sicherlich auch Möglichkeiten es so zu ändern dass es an alle angepasst ist.

Zitat:
Ich wehre mich mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln dagegen.


Zitat:
Kannst du dir vorstellen, dass dein Bruder diese Feiern als Belastung empfindet?


Das kann ich mir, da es ja zimlich mit Vorbereitungsarbeit verbunden ist, die auch für mich stressig sein kann. Aber das Resultat ist dann der Lohn für den Stress und ausserdem wird man ja dann auch einmal von den Gästen eingeladen und hat dann eine dieser Feiern im privaten Rahmen komplet ohne der Vorbereitungsstress.

Zitat:
ist es angemessen schon vor dem Ableben der Eltern mit dem Autisten zu üben


Zitat:
Wie steht es damit, dass der Autist seinen Arsch bewegt, um seine Ansprüche zu verwirklichen?


Im Rahem meiner Möglichkeiten mache ich das schon lange. Aber ich habe speziell am Sylvester (die Erfahrungen an anderen Feiertage sind da um Welten besser) sehr schlechte Erfahrungen damit. Bisher wurde noch keine einzige meiner Sylvestereinladungen angenommen und Einladungen habe ich zu diesem Datum auch noch keine brauchbaren erhalten!!! Die Erfahrungen an anderen Feiertage sind da um Welten besser!!

Zitat:
Ausser dem ist es erforderlich, dass immer wieder öffentlich darauf aufmerksam dass viele Alleinestehende die Feiertage alleine zu Hause und Behinderte im Heim verbringen müssen.


Zitat:
Nein, weil ich gar nichts davon hören will. Jeder, aber auch wirklich jeder einzelne, kann an seiner Einsamkeit Etwas ändern. Selbst an den höchsten Feiertagen ist irgendetwas in der Nähe los. Ich sehe nicht ein, dass ich mit Etwas belästigt werde, dass jeder selbst lösen kann, sofern er gewillt ist und nicht nur darauf wartet, dass sich Andere um seine sehr privaten Probleme kümmert.


Zitat:
Die meisten Leute sind sich nämlich gar nicht bewusst welche Bereicherung das bewirten einer grössere Gruppen im privaten Rahmen an Feiertagen und auch unter dem Jahr und das Bewirtet werden im privaten Rahmen sein können.


Ich habe das bereits mit dem Präsidenten der evangelischen Kirchegemeinde besprochen, denn die veranstalten jedes Jahr eine Alleinestehendenweihnachtsfeier ohne Nachtessen. Da unterbreitete ich ihm den Vorschlag Familien an zu werben an Weihnachten und auch anderen Feiertagen noch zusätzlich (je nach Platz am Tisch) Drittpersonen zu bewirten (gegebenenfalls gegen einen Selbstkostenbeitrag) um Alleinestehenden die Möglichkeit zu bieten den Feiertag im privaten Rahmen mit einer Familie zu verbringen.

Zitat:
Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich es meist stressig empfinde.


Zitat:
Daher sollte das sich an den Feiertage zurückziehen aus der Mode kommen.


Zitat:
Kann es sein, dass du unter der Woche unterbeschäftigt bist? Ich mag es, wenn am Wochenende und an Feiertagen zwischen mir und der Welt eine Tür ist.


Das ist sicher nicht der Fall. Genau das ist einer der Günde weshalb ich die Sonn- und Feiertage für die Organisation von Privateinladungen bevorzuge. Nur dann habe ich genug Zeit den Gästen etwas angemessenes zu kochen und den Tisch schnö zu dekorieren. Dann gibt es endlich wieder einmal z.B. einen Braten und ein Dessert und evnetuell auch noch eine Vorspeise ect.. Und das alles wenn möglich hausgemach.

Zitat:
Denn an der Feiertagen und in den persönlichen Ferien haben auch Menschen, die im Beruf und in der Familie stark gefordert sind die Möglichkeit sozial verantwortungsbewusst zu handeln und wenigstens für einen Abend oder einen Tag Alleinestehende und Behinderte in ihre Familie integrieren. Was meint Ihr dazu?


Zitat:
Mit anderen Worten: Sie haben nicht das Recht, ihre eigenen, persönlichen Wünsche in den Vordergrund zu stellen.


Haben sie schon auch, aber in der Form wie es heute leider bei vielen mode ist halt nur in zeitlich reduziertem Ausmass. Hier sind, genau wie bei mir auch, bei einigen Leuten Abstriche unumgänlich.

Zitat:
Ich war einsam, als ich all die Ratschläge für NTs ausprobierte, die mir natürlich nichts nutzen konnten. Als ich meinen eigenen Dreh gefunden hatte, war ich allein stehend, aber nicht einsam. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass nur der einsam ist, der sich nicht bewegen will.


Mit freundlichen Grüssen
Liselotte
16.10.06, 14:38:42
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Was meint Ihr dazu?


Ich meine dazu, dass alle Beteiligten mehr davon haben, wenn sie die Feiertage jeweils so verbringen, wie sie es möchten. Auch für dich ist es sicherlich schöner, wenn du mit Leuten feiern kannst, die auch Lust dazu haben, als mit Leuten, von denen du annimmst, dass sie es der familiären und sozialen Verpflichtung wegen tun. Wie du ganz richtig schreibst, bist du ja nicht die einzige, die alleinstehend ist und gern mit anderen zusammen z.B. eine schöne Weihnachtsfeier haben möchte. Ich denke, das ist wirklich wahr, dass da viele Menschen regelmäßig traurig zu solchen Anlässen, weil sie niemanden haben, mit dem sie feiern können. Aber es bringt mehr, wenn du solche Leute ausfindig machst, denen es genauso geht, als wenn du deine "widerspenstigen" Geschwister unter Druck zu setzen versuchst. Möglichkeiten, solche Leute zu finden: Mal bei den Nachbarn fragen (besonders natürlich bei solchen, mit denen man schon Kontakt hat), Zeitungsannouncen, Tauschringe... Das mit den Zeitungsannouncen finde ich allerdings nicht so richtig gut, weil man nicht weiß, was für Leute sich daraufhin so melden.

Übrigens empfehle ich sowieso insgesamt eher, sich in "Wahlfamilien" zusammenzutun. Die Zuverlässigkeit und den Rückhalt, den man sich von einer Familie so wünscht, findet man dort viel eher.

Die Probleme mit den Feiertagen habe ich übrigens nicht, weil ich eh nicht so übermäßig darauf stehe. Wenn sie allerdings einen Anlass dafür bieten, sich mit ein paar netten Leuten, die ich ohnehin gern mal wieder sehen möchte, im kleinen Kreis gemütlich zusammenzusetzen und was Leckeres auf den Tisch zu bringen, sind sie durchaus akzeptabel. Ansonsten kann ich das aber auch an anderen Tagen tun, eventuell, ohne dass einem so aufgesetzte "Weihnachtsstimmung" o.ä. unangenehm dazwischenkommt. Bin ich nämlich auch kein Fan von.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.10.06, 14:41:44
Link
liselotte
(stillgelegt)

Hallo Lisa

Das werde ich auch tun. Ich habe mir schon einige in Frage kommende Adressen notiert. Aber das Familienritual hat halt den Vorteil, dass ich mcih sicher fühlen kann, das es zu Stande kommt.

Mit freundlichen Grüssen
Liselotte
16.10.06, 15:12:26
Link
Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Aber das Familienritual hat halt den Vorteil, dass ich mcih sicher fühlen kann, das es zu Stande kommt.


Naja, eben nicht. Das schreibst du doch. Ich denke, du kannst dich da sicherer fühlen mit Leuten, die so eine Feier auch selbst wollen. Vielleicht haben deine Geschwister ja sogar Lust, dazuzukommen, wenn sie nicht mehr den Druck der Verpflichtung empfinden. Viele Leute verlieren die Lust an etwas, wenn man es ihnen als Pflicht serviert.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.10.06, 15:17:55
Link
uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von liselotte:
Es gäbe sicherlich auch Möglichkeiten es so zu ändern dass es an alle angepasst ist.


Welche, wenn die Leute gar nicht feiern wollen?

Zitat:
Aber das Resultat ist dann der Lohn für den Stress


Was ist, wenn er das Resultat nicht als Lohn empfindet, sondern als Strafe, weil er sich benehmen muss, statt auf dem Sofa zu gammeln oder mit den Kindern zu spielen?

Zitat:
und ausserdem wird man ja dann auch einmal von den Gästen eingeladen und hat dann eine dieser Feiern im privaten Rahmen komplet ohne der Vorbereitungsstress.


Wofür gibt es Gaststätten?

Zitat:
Zitat:
Wie steht es damit, dass der Autist seinen Arsch bewegt, um seine Ansprüche zu verwirklichen?


Im Rahem meiner Möglichkeiten mache ich das schon lange.


Dann mache es außerhalb deines Rahmens. Geht nicht? Doch geht! Man muss es nur tun.

Zitat:
Aber ich habe speziell am Sylvester (die Erfahrungen an anderen Feiertage sind da um Welten besser) sehr schlechte Erfahrungen damit. Bisher wurde noch keine einzige meiner Sylvestereinladungen angenommen und Einladungen habe ich zu diesem Datum auch noch keine brauchbaren erhalten!!! Die Erfahrungen an anderen Feiertage sind da um Welten besser!!


Hurra, welch' Überraschung. Zu Silvester will man Spaß haben, die Auswahl ist für NTs gemeinhin groß und dann soll man Silvester ausgerechnet mit der Spaßbremse, sprich dem Aspie, feiern? Sei realistisch.

Zitat:
um Alleinestehenden die Möglichkeit zu bieten den Feiertag im privaten Rahmen mit einer Familie zu verbringen.


Äh,... wie privat ist der Rahmen der Familie, wenn ein geldzahlender Wildfremder am Tisch sitzt?

Zitat:
Zitat:
Mit anderen Worten: Sie haben nicht das Recht, ihre eigenen, persönlichen Wünsche in den Vordergrund zu stellen.


Haben sie schon auch, aber in der Form wie es heute leider bei vielen mode ist halt nur in zeitlich reduziertem Ausmass. Hier sind, genau wie bei mir auch, bei einigen Leuten Abstriche unumgänlich.


Wieso? Wieso sollen die Leute etwas tun, was sie gar nicht wollen, nur damit du glücklich bist?
16.10.06, 15:56:50
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bellaria
(Angehörigenbereich)

geändert von: bellaria - 16.10.06, 16:16:29

Ich oute mich mal als jemand, der Weihnachten mag. Das war nicht immer so: Als ich in meiner pubertären Revoluzzer-Phase war, habe ich das alles auch abgelehnt und verweigert.

Später dann habe ich diese Jahreszeit sehr genossen vor allem, als meine Kinder noch klein waren. Als sie größer wurden, haben sie irgendwann nicht mehr mitgespielt. Wir haben dann nach und nach das Fest so angepasst, dass es für alle stimmte.

In 2 Jahren fiel Weihnachten eigentlich komplett aus - einmal, weil die Kids verweigerten und einmal, weil es mir so schlecht ging, dass ich es nicht organisieren konnte.

Ich finde es auch traurig, wenn sich lieb gewonnene Rituale ändern, aber ich habe nichts von Ritualen, die nicht freiwillig allen Beteiligten etwas geben. Daher mein Tipp:

In dem Jahr, in dem Weihnachten mangels Beteiligung meiner Kinder ausfiel, habe ich mir selber einen Christbaum geschmückt, Weihnachtslieder gesungen und gehört, Kerzen angezündet, mich mit einer Flasche Wein hingesetzt, alte Weihnachtsfotos voller strahlender Kinderaugen angeschaut und dabei ordentlich geheult.

Es kann Dich niemand daran hindern, Dein eigenes Ritual-Gedenk-Ritual abzuhalten! zwinkern
16.10.06, 16:12:13
Link
Lisa M.
(Standard)

Hm, kann es sein, dass das, was sich hier grade entwickelt, auch was damit zu tun hat, dass du, Uppsdaneben, dich eher in Leute reinversetzen kannst, die keine Lust auf Feiertagsrituale im erweiterten Familienkreis haben? lachen

Das geht mir übrigens genauso. Aber gut, es gibt eben auch Leute, denen es genau anders geht. Also haben wir da ein Problem und eigentlich die Frage: Wie kann man es lösen?

Der grundlegende Ansatz, dass du es selbst lösen musst, Liselotte, und das nicht von deinen Geschwistern erwarten kannst, ist völlig richtig. Jeder Versuch, es anders zu machen, führt zu nix wie Trabbel.

Viele hier kennen das übrigens andersrum: Zu Familienfeiern gezwungen zu werden, zu denen man gar keine Lust hat. Dann womöglich sich noch die ganze Zeit "benehmen" müssen und am Ende Ärger kriegen, weil man doch wieder was falsch gemacht hat. Oder sowieso Ärger kriegen, weil die lieben Verwandten die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen können, einem wieder mal zu erzählen, wie missraten man doch sei. Zwischen diesen "Sonntagspredigten" auch noch Weihnachtslieder singen müssen... "Rieselt Frieda niiiedaha..." soll ich als Kind immer gesungen haben. lachen *brrr* Und natürlich durfte ich ausschließlich zu Weihnachten singen und bekam dann hinterher eine Predigt, dass es erbärmlich sei mit meinem Gesang. Hab ich übrigens elenderweise auch selbst gehört, weil so unmusikalisch bin ich gar nicht. An meine hilflosen Erklärungsversuche, dass ich wohl weiß, wie der richtige Ton klingt, aber meine Stimme leider beim Singen nicht das macht, was sie soll, kann ich mich auch noch erinnern. Wie oft im Leben hab ich bloß schon versucht, das Leuten zu erklären? Augenlid runterziehen

Erstaunlicherweise hat dann mein Ex, der selbst Musiker ist, quasi "entdeckt", dass ich durchaus musikalisch bin - wenn man mal davon absieht, dass meine Stimme nicht immer da landet, wo sie hin soll, und auch das Rhythmusgefühl nur auftaucht, wenn es sich gänzlich unbeobachtet fühlt (auch von mir selbst).

Für die einen ist so eine Familienfeier also ein echtes Highlight, und für die anderen ein Graus. Für den Ansatz, Leute zu Familienfeiern quasi moralisch zu nötigen, wirst du hier nicht viele Fürsprecher finden. Ich habe das jetzt bewusst etwas überspitzt formuliert, weil ich denke, dass das bei manchen auch so ankommt und entsprechend scharf reagiert werden könnte. Klar, auf einer *freiwilligen Ebene* ist da auch manchmal ein bisschen Pflicht dabei, die man dann aber gern annimmt. So war es z.B., als ich noch mit meinem Ex zusammen war, für uns beide eine Selbstverständlichkeit, dass seine mittlerweile schon recht alte Mutter bei solchen Gelegenheiten dabei war. Entweder wurde bei ihr gefeiert oder bei uns (also was du dir auch vorstellst). Und wenn sie (wie eigentlich immer) wieder davon anfing, was sie bloß falsch gemacht hat bei der Erziehung von meinem Ex, dann hat er das mit bewunderungswürdigem Langmut über sich ergehen lassen. Ich habe viele Jahre lang nicht verstanden, wie man sich sowas bloß gefallen lassen kann, aber zum Schluss hab ich doch noch kapiert, dass die beiden sich im Grunde aufeinander verlassen können und dass das viel wichtiger ist als dieser auch bereits rituelle Monolog.

Aber du bist noch jung und hast auf die Dauer echt mehr davon, wenn du dich unabhängig machst von deinen Geschwistern, auch in Bezug auf Feiertage.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.10.06, 16:31:29
Link
uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von Lisa M.:
Hm, kann es sein, dass das, was sich hier grade entwickelt, auch was damit zu tun hat, dass du, Uppsdaneben, dich eher in Leute reinversetzen kannst, die keine Lust auf Feiertagsrituale im erweiterten Familienkreis haben? lachen


Die Vorstellung graust mich. Mein Vater nahm immer seinen Resturlaub. Also gab es trübes Wetter, eine volle Wohnung, eine Person mit ungeübtem Verhalten, Weihnachtsstress und keine Ausweichmöglichkeit, weil Busse nicht fahren und die wenigen Freunde Weihnachten feiern. traurig

Vor ein paar Tagen schlug meine Frau vor, meinen 39. Geburtstag zu feiern. Lsut hatte ich schon, aber die Vorstellung von Trubel und Arbeit nach dem Stress der letzten Monate jagte mir einen Schauer des Horrors über den Rücken. Vielleicht nächstes Jahr.

Zudem weiß ich, wie "toll und ungezwungen" meine Feiern sind. Ich bin halt Aspie.
16.10.06, 16:43:29
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Snape
(Autistenbereich)

Hm, also ich mag die Feiern mit meiner Familie nicht ! Fühle mich dort - wie ja schon immer - fehl am Platz, einfach nicht zugehörig.

Und ich muß auch immer total aufpassen, ja nix falsches zu tun oder zu sagen, damit ich die Stimmung nicht vermiese. Das finde ich total anstrengend und nerivg.

Bei mir in der Wohnung, mag ich Feiern überhaupt nicht abhalten, ich will da meine Ruhe haben. O.k. ab und an - also so 3-4 mal im Jahr - kommt mich eine Bekannte besuchen, aber das reicht mir dann auch.

Theoretisch würde ich jedoch ab und an gerne feiern, wenn ich nicht immer aufpassen müsste, was ich tue bzw. sage. Aber das würde ich mir auch nur mit meiner Bezugsperson bzw. einer weiteren Person, die mir wichtig ist wünschen.

Was das Thema "man kann nur sich selbst ändern" bzw. selbst an der Situation etwas ändern an betrifft, sehe ich das nicht pauschal so, das man nur wollen muß.

Bei mir persönlich sind auch sehr viele Ängste da, die mich allein schon daran hindern, einfach mal so meine Wohnung zu verlassen oder einfach so mal ins Grüne zu fahren. Für mich ist es derzeit - ich sage nicht, das es sich nicht mal ändert - unvorstellbar z.b. zu einer Weihnachtsfeier von einer Einrichtung zu gehen, wo ich niemanden kenne.
Ich bin jetzt total verunsichert, ob ihr annähernd verstehen könnte, warum ich denke das ich nicht einfach so was ändern kann. Oder warum es mir extrem schwer fällt.
16.10.06, 17:31:54
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Ich bin jetzt total verunsichert, ob ihr annähernd verstehen könnte, warum ich denke das ich nicht einfach so was ändern kann. Oder warum es mir extrem schwer fällt.


Da ist auch erstmal die Frage, ob man es denn ändern möchte. Ich hätte z.B. überhaupt keine Lust, Feiertage in so einer Einrichtung zu verbringen. Das wäre für mich der Graus.

Wenn ich etwas wirklich möchte, kann ich mir schon überlegen, wie wichtig mir das ist und was schlimmstenfalls passieren könnte und so. Neulich mal habe ich morgens endlich mal über etwas Bestimmtes klar reden können, wo ich sonst nur rumgedruckst habe (wenn überhaupt) - nachdem ich die ganze Nacht wachgelegen und über die Folgen nachgedacht habe, die es hätte, wenn ich da weiterhin den Mund nicht aufkriege. Und ich hatte ernstlich die Schn* voll von mir, sozusagen. Nur kann ich diese Entschlossenheit immer nur für eine gewisse Zeit mobilisieren, aber das reicht, um kleinere Dinge einfach mal durchzuziehen, wenn ich mich dazu entschlossen habe.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.10.06, 17:43:07
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