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Graham Allison von der Harvard-Universität hat in seinem neuen Buch «Für Krieg bestimmt: Können Amerika und China der Thukydides-Falle entkommen?» sechzehn vergleichbare Rivalitäten der vergangenen 500 Jahre analysiert. Das Ergebnis: Bis auf vier endeten alle mit Krieg. Allison hält einen militärischen Konflikt zwischen den USA und China in den kommenden Jahrzehnten für wahrscheinlich.
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Szenarios für einen bewaffneten Konflikt gibt es zuhauf. Am gefährlichsten erscheint im Moment, dass Nordkoreas Diktator Kim Jong Un mit seinen Atom- und Raketentests eine Eskalationsspirale auslöst, die beide Mächte in einen Krieg treibt. Seit Jahren bemüht sich Washington, einen Plan mit Peking für den Notfall zu vereinbaren, dass Nordkorea kollabiert. Wer würde Spezialkräfte in das Land schicken, um die Atomwaffen zu sichern? Wie würde man ausschliessen, dass, wenn die Vereinigen Staaten und China dies täten, sich die Kräfte beider Staaten ins Gehege kommen? Bisher antwortete die chinesische Führung nicht auf dieses Gesprächsangebot, wohl aus Furcht, Pjongjang betrachte dies als Verrat.
Ebenso könnte der jahrzehntelange Konflikt bezüglich Taiwan eskalieren, falls Taipeh seine Unabhängigkeit erklärt und China, wie angedroht, mit einer militärischen Strafaktion reagiert. 2001 hat Präsident Bush versprochen, den Inselstaat in einem solchen Fall zu verteidigen, «was immer es kostet». Chinas illegale Ausweitung der eigenen Souveränität über das Südchinesische Meer erkennen die USA nicht an; sie schicken regelmässig Kriegsschiffe in die von Peking beanspruchten internationalen Gewässer. Last, but not least könnte einer der vielen Cyberangriffe chinesischer Hacker auf amerikanische Regierungseinrichtungen oder ein Handelskrieg aus dem Ruder laufen.
Viele Beobachter setzen ihre Hoffnung, eine militärische Eskalation sei zu verhindern, in Tradition, Werte und Wirtschaft. Der Sinologe Helwig Schmidt-Glintzer hat kürzlich in der NZZ argumentiert, wegen der «historisch fundierten fragilen Identität Chinas» sei mit einer Hegemonialpolitik «eher nicht zu rechnen». Andere hoffen auf die friedensstiftende Wirkung zunehmender Demokratisierung des Landes und seine Verflechtung in die Weltwirtschaft. Die Wirklichkeit ist eine andere: Die KP setzt auf aggressiven Nationalismus, um ihre Herrschaft zu legitimieren und die Nation zusammenzuschweissen. Staatschef Xi Jinping dreht viele liberale Reformen zurück und festigt die autoritären Machtstrukturen.