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Schneekugel
(Standard)

Ich würde die von dir genannten Beispielsätze unterschiedlichen Kategorien zuordnen. Die einen sind für mich klassiche Gruppenfehler, also Sätze die in ihrer Art und Weise zwar eindeutig falsch sind, aber von einer grossen Gruppe als ganzes Falsch verwendet werden. Da ist das Problem das NT´s aus einem Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl ein positives Gefühl gewinnen: Sicherheit und damit Entspanntheit.

Sich als einzelner von diesem sprachlichem Gruppenfehler abzuwenden, bedeutet in diesem Fall das positive Gefühl das man durch die Gruppenidentität erhält (welche man auch aus gemeinsam genutzter Sprache gewinnt) zu mindern, dafür aber das Wissen zu haben die Sprache richtig anzuwenden. Wenn du aus dem Wissen die Sprache richtig angewendet zu haben, jetzt aber keinerlei Emotionen irgendwelcher Art beziehst, hast du für absolut nichts und wieder nichts deine Lebensqualität etwas gemindert. Es ist nicht logisch für nichts und wieder nichts seine Lebensqualität zu mindern. Ich könnte jetzt etwas nehmen, das mir Freude bereitet (in diesem Fall als Beispiel für das Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl von NTs), das aus dem Fenster werfen womit es mir eben keine Freude mehr bereiten kann, und dafür im Gegenzug absolut nichts erhalten. Für mich wäre das ein für mich äusserst unlogisches Verhalten, entsprechend habe ich das auch noch nie angewendet.

Anderes würde ich als typische Quasselsätze interpretieren. Also der NT quasselt und blubbert so schnell, dass ihm einfach ein paar Dinge durcheinandergeraten. Für andere NTs vermutlich nicht so schlimm, da die den Satzgehalt eh noch aus Kontext, Körperhaltung, Gesichtsbla usw... rauslesen und gar nicht mehr meckern, wenn der sich da irgendwo einmal doppelt verneint oder so. Für Leute die rein verbal den Inhalt rausanalysieren zum Kotzen. Wäre vermutlich vermeidebar, indem NT´s aufhören vor sich hin zu blubbern und sich bevor sie ihn sprechen den Satz anständig überlegen und erst äussern, wenn sie ihn voll durchdacht und aufgebaut haben. Womit wir wieder beim Problem wären etwas das ihnen Freude bereitet (in diesem Fall Blubbern), aus dem Fenster zu werfen um im Gegenzug aus ihrer Sicht nichts zu erhalten.

Für jemanden der jetzt z.B. als Angehörigen einen Autist hat, verschiebt sich die Sache etwas, da es für ihn quasi als Ersatz zum Blubbern dafür den Anreiz einer erhöhten Kommunikation mit seinem Angehörigen gibt. Ob das für ihn aber ein akzeptabler Tausch ist, kann nur er selbst bestimmen. Und auch wenn er sich bewusst dazu entscheidet, muss er eben immer gegen seinen eigenen Instinkt anarbeiten, der ihn wieder zum Blubbern bringen will, da der NT beim Blubbern meist Freude empfindet, womit dessen Körper und Unterbewusstsein Blubbern instinktiv als sich lohnendes Verhalten empfindet während nicht Blubbern als nichtlohnendes Verhalten empfunden wird.

Genauso wie ich mich bewusst dazu entscheiden kann für Familienfeiern NT-artige Kommunikation vorzutäuschen, aber dabei ständig gegen meinen Instinkt anarbeiten muss, der mich dazu bringen will endlich die Klappe zu halten und mich lieber mit etwas Anderem zu beschäftigen. Eben einfach weil dann bei mir Freude ausgelöst wird und mein Körper instinktiv Interesse hat Verhaltensweisen zu praktizieren die in mir Freude auslösen. Sobald ich mal unaufmerksam bin, bin ich wieder in meinem Verhalten drinnen: Vergesse mein Gesicht zu verzerren oder in Gesichter zu starren, rede mit Leuten ohne sie anzusehen, vergesse meine Stimme zu betonen, vergesse nachzufragen, schaue ins Leere usw...

Mir passieren nun mal Fehler beim Versuch der NT-Kommunikation weil es immer ein künstliches Verhalten ist - kein natürliches. Genauso wie eben NT´s immer Fehler machen werden bei einer Kommunikation die von ihrem instinktivem NT-Verhalten abweicht. Dazu ist das halt anstrengend ein nicht instinktives Verhalten vorzutäuschen, irgendwann lässt man nach und kann die Konezntration nicht mehr aufrecht erhalten. Ist ja auch ein ganz natürlicher Vorgang. Und ich finde es ist verständlich, dass es halt einfach schwer fällt beständig ein Verhalten aufrecht zu erhalten, dass man als anstrengend, persönlich hirnrissig und einfach nur dauerhaft langweilig und unbefriedigend empfindet, während zugleich ständig die Verlockung da ist sich wieder so zu benehmen, dass man selbst Freude dabei empfindet, was man ja instinktiv möchte.

Das ist ja beiderseitig. Wir stehen genauso wie der Ochse vorm Tor wie NT´s, nur halt auf den gegenüberliegenden Seiten. ^^ Manchmal gelingts halt sich zu verstehen, dann sollte man sich einfach drüber freuen. Und manchmal klappts halt nicht, dann muss man das halt akzeptieren. Natürlich beiderseitig.

11.07.11, 13:30:26
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Schneekugel:
Es ist nicht logisch für nichts und wieder nichts seine Lebensqualität zu mindern.

Ich erinnere nocheinmal an meine vorstehende Frage. Was haben reale Entscheidungsfindungsprozesse mit Logik zu tun? Wieso sollten sie "logisch" sein können?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.07.11, 18:24:26
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baum
(Gastzugang)

Reale Entscheidungsfindungsprozesse müssen logisch sein. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, steht man zunächst vor einem "Problem", das gelöst werden will: in diesem Fall die Wahl zwischen mehreren Entscheidungsmöglichkeiten.
Bevor man jedoch zwischen bestehenden Möglichkeiten auswählen kann, müssen diese Möglichkeiten erkannt werden, d.h. ich muss die Situation analysieren, unter Einbeziehung aller mir bekannter Gegebenheiten um dann sinnvoll schlussfolgernd festzustellen, zwischen welchen Entscheidungsmöglichkeiten ich wählen kann, was nur basierend auf der Gesetzmäßigkeit der Logik erfolgen kann.

Habe ich also alle (aus meiner Perspektive, nach meinem Wissensstand) möglichen Optionen erkannt, muss ich mich für eine entscheiden. Auf welche meine Wahl trifft, hängt nun wiederum von einer Analyse der einzelnen Möglichkeiten unter Einbeziehung aller mir bekannter Gegebenheiten zur Abschätzung möglicher folgender Konsequenzen der jeweiligen Möglichkeiten ab, um so die für mich optimalste Lösung zu finden. Auch das wiederum geschieht logisch schlussfolgernd.

Bei mir persönlich basieren solche Entscheidugnen/Entscheidungsfindungsprozesse ausschließlich auf Logik. Ich wüsste auch nicht, wie man sonst zu einer Entscheidung kommen könnte.
Was sind reale Entscheidungsfindungsprozesse denn sonst, wenn sie nicht logisch sind? Willkürlich? Geraten?
11.07.11, 23:20:58
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drvaust
(stillgelegt)

Übertrieben dargestellt:
NA versuchen bei der Kommunikation herauszubekommen, wer Freund und Feind ist, ob alles gut ist oder Spannungen bestehen, ob sie selber beliebt oder unbeliebt sind usw.. Das erfordert viel Anstrengung, um aus allen verfügbaren Informationen die Wahrheit logisch zu erkennen. Außerdem versuchen NA dem Gesprächspartner zu vermitteln, wie sie zu ihm stehen, ohne ihn zu verletzen. Dabei versuchen NA, in ihrer Gruppe eine gute Stimmung zu erreichen. Das bedeutet viel logisches Denken, um diese komplizierten Probleme zu lösen.
Autisten verstehen nicht so viel von diesen Problemen, interessieren sich auch wenig dafür (so weit sie nicht müssen). Für Autisten ist das nur lästiges nebensächliches Getue. Autisten befassen sich mit 'richtigen Problemen', die sie logisch behandeln und diskutieren.
Beide Seiten befassen sich logisch mit Problemen, aber mit verschiedenen Problemen. Wenn Autisten und NA miteinander kommunizieren, benutzen sie zwar die gleiche Sprache, aber befassen sich mit verschiedenen Themen. Die richtige Antwort auf die Frage 'Wie viel ist 1+2?' lautet für alle '3'. Aber NA versuchen dabei logisch zu erkennen, warum diese Frage gestellt wurde, was sagt das über die Beziehung aus. Vielleicht kommen NA dann logisch zu dem Ergebnis, daß diese Frage eine Beleidigung ist, die mathematischen Kenntnisse werden angezweifelt. Für Autisten ist die folgende NA-Reaktion dann schwer verständlich, weil sie diese Überlegungen kaum kennen.
12.07.11, 01:15:05
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baum
(Gastzugang)

Mir ist erst vor ein paar Tagen genau das passiert..
Habe mit meiner Mutter am Telefon diskutiert, ging um Familie. Weniger schönes Thema, sie sagte etwas, was mich sehr sehr wütend machte. Daraufhin beendete ich das Gespräch und meldete mich mehrere Tage nicht bei ihr. Ich bekam mehrere SMS "Ich wollte dich noch nicht verletzen, du weißt doch, dass ich dich lieb hab". ?!?! Ich war noch mehr sauer. Ging ja nie um sowas. Aber sie hatte sofort das Gefühl o. Bedürfnis, die "Beziehungsebene" zu erhalten/wiederherzustellen, mir war das egal, weil es mir ja nie um diese ging, sondern nur um diese von ihr gemachte Aussage. Es schüttete sozusagen noch "Öl ins Feuer", denn dieser emotionale Lösungsversuch schloß das sachliche aus.

Wir haben dann nochmal darüber gesprochen, es stelle sich heraus, dass diese Aussage ganz gegenteilig gemeint war.
Nach diesem Gespräch, indem ich aus der sachlichen Perspektive heraus, beziehungstechnisches auslassend, schilderte, wie ich das Gespräch erlebt habe, konnte sie verstehen, wie ich zu diesem Schluss kam. Ich wiederum kann sie jetzt ein klein wenig besser verstehen, wie sie das sagen konnte, weil es ja tatsächlich gar nicht so gemeint war, wie sie es sagte. Aber das war nicht das Kernproblem.. Das lag dann eher in unseren sehr unterschiedlichen Versuchen, dieses zu lösen:
Sie wollte mir nicht "wehtun", dachte aber, weil ich das Gespräch beendete, sie hätte das getan. Sie betrachtete die Situation aus der emotionaler Perspektive, das sachliche in den Hintergrund stellend. Deswegen wollte sie auch primär unser emotionales Verhältnis wiederherstellen; während für mich die Lösung des sachlichen wichtig war.
Ich war einfach sehr sauer, konnte u. wollte erst mal nicht mit ihr reden, aber nicht, weil ich mich verletzt fühlte o. ä., sondern ausschließlich aufgrund dieser wahnsinnsgroßen Meinungsverschiedenheit (die ja dann doch keine war). Als sie sich dann dafür entschuldigte, mich verltzt zu haben (was sie ja nie hatte), überging sie damit das sachliche, das worums mir ging, was mich wiederum noch mehr wütend machte. Ich meldete mich darauf nicht bei ihr, was sie noch trauriger machte, weil sie dann dachte, ich seie noch verletzter, als sie gedacht hat.

Gut, dass wir dann drüber gesprochen haben. lachen


Wir haben beide aus unserer Sicht heraus völlig logisch gehandelt und gedacht. Sogar so logisch, dass es im Nachhinein für den jeweils anderen zumindest in Ansätzen nachvollziehbar war. Aber ich denke nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt zu vermeiden gewesen wäre; zumindest wüsste ich nicht wie.
Und immerhin kennen wir uns fast ein viertel Jahrhundert, man sollte also meinen, man wisse sowas über den anderen. Aber dennoch haben wir beide einfach "gehandelt", was jetzt nicht unreflektierte Willkür bedeutet, sondern Handeln/Denken aus dem eigenen Antrieb der eigenen Person entsprechend, automatisch, unbewusst gelenkt, ohne großartige Möglichkeit, etwas willentlich zu ändern, zumindest was Eindrücke anbelangt - diese erfolgen nunmal automatisch.

Wir haben dann ausgemacht, das nächste mal früher (gleich) drüber zu reden, um so ein Missverständnis aus der Welt zu räumen. Sie hat mich auch gebeten, das nächste Mal vielleicht direkt nachzufragen, beispielsweise "Das kannst du noch nicht wirklich so meinen!" und somit nicht alles, was sie sagt, sofort genau so zu nehmen, wie sies sagt. Werde ich versuchen.


Ich glaube, eine Verbesserung in der Kommunikation ist nur durch beidseitige Bereitschaft zu Lernen möglich, hat sehr sehr viel mit Selbstreflektion zu tun und geht nur durch Gespräche über Gespräche über Gespräche und üben, üben, üben. Genauso wenig wie ich mein Denken komplett umkrempeln kann, kann meine Mutter dies tun. Ich fühle mich auch nicht berechtigt, etwas derartiges von ihr zu erwarten. Denn das, was ich von anderen erwarte, muss ich selbst leisten können.
12.07.11, 09:55:57
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Antika
(Autistenbereich)

Meine beiden Söhne und ich wollten/sollten mal eine bestimmte Aufgabe lösen. Wir alle drei haben die Aufgabe dann zwar auch gelöst, aber nach Meinung meiner Söhne war ich völlig unlogisch an diese Aufgabe heran gegangen.

Jeder von uns wollte später vom anderen wissen, wie er denn zu diesem Ergebnis gekommen ist.

Aus Sicht meiner Söhne war meine Vorgehensweise völlig unlogisch, aber aus meiner Sicht/meinem Verständnis heraus, war sie völlig logisch. Ich hätte diese besagte Aufgabe niemals lösen können, wenn ich wie sie vorgegangen wäre.

"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
12.07.11, 10:47:40
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich beantworte einfach mal den folgenden Beitrag genauer um die Diskussion vielleicht in die aus meiner Sicht richtige Richtung zu lenken.
Zitat von baum:
Reale Entscheidungsfindungsprozesse müssen logisch sein.

Wieso sollte das so sein?
Zitat:
Bevor eine Entscheidung getroffen wird, steht man zunächst vor einem "Problem", das gelöst werden will: in diesem Fall die Wahl zwischen mehreren Entscheidungsmöglichkeiten.

Das erscheint mir als soweit richtig.
Zitat:
Bevor man jedoch zwischen bestehenden Möglichkeiten auswählen kann, müssen diese Möglichkeiten erkannt werden, d.h. ich muss die Situation analysieren, unter Einbeziehung aller mir bekannter Gegebenheiten um dann sinnvoll schlussfolgernd festzustellen, zwischen welchen Entscheidungsmöglichkeiten ich wählen kann,

Und worin spielt dabei Logik aus deiner Sicht eine entscheidende Rolle? Geht Logik nicht lediglich mit Annahmen um, die als Tatsachen betrachtet werden?
Zitat:
Habe ich also alle (aus meiner Perspektive, nach meinem Wissensstand) möglichen Optionen erkannt, muss ich mich für eine entscheiden. Auf welche meine Wahl trifft, hängt nun wiederum von einer Analyse der einzelnen Möglichkeiten unter Einbeziehung aller mir bekannter Gegebenheiten zur Abschätzung möglicher folgender Konsequenzen der jeweiligen Möglichkeiten ab, um so die für mich optimalste Lösung zu finden.

Wie stellst du dir z.B. einen solchen "Lösungsweg" vor? Wie im Beispiel mit dem Lochkasten?
Zitat:
Bei mir persönlich basieren solche Entscheidugnen/Entscheidungsfindungsprozesse ausschließlich auf Logik. Ich wüsste auch nicht, wie man sonst zu einer Entscheidung kommen könnte.

Ich behaupte einfach mal ganz frech, daß deine alltäglichen Entscheidungen nicht auf Logik zurückgehen, sondern auf Annahmen, die du eben aus irgendwelchen letztlich nicht logischen Gründen voraussetzt. Und eventuell ist auch nebenbei etwas logisches Denken beteiligt gewesen.
Zitat:
Was sind reale Entscheidungsfindungsprozesse denn sonst, wenn sie nicht logisch sind?

Ausdruck des Wesens eines Menschen z.B.?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
12.07.11, 20:01:27
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baum
(Gastzugang)

geändert von: [feder] - 12.07.11, 23:27:03

[Zitate der 2. Ebene gelöscht, mfg [feder]]

Zitat von 55555:
Wieso sollte das so sein?

Hier muss ich noch etwas ergänzen: Sie müssen logisch sein, wenn die Logik nicht von Emotion dominiert wurde.
Entweder ich entscheide rein intuitiv oder aufgrund einer von mir angestellten Überlegung. Wenn ich mir etwas überlege, geschieht dies logisch. Ich würde keine aus meiner Sicht unlogischen Denkvorgänge anstellen, das wäre ja völligst sinnfrei, ich hätte keinen Nutzen davon und wüsste nicht, wozu ich das tun soll. Nebenbei wüsste ich nichtmal, WIE ich das tun soll.
Ist eine Entscheidung intuitiv, also emotional gefärbt und/oder begründet, kann sie durchaus meiner Wahrnehmung von Logik wiedersprechen; aber nur im groben Sinne. Denn ich weiß ja, wann ich intuitiv entscheide - halte ich es also für sinnvoll oder besteht keine Alternative zur "Bauchgefühlsentscheidung" ist auch das aus meiner Sicht logisch! Denn dann ist hier die Lösung der Intuitiven Entscheidung die beste Möglichkeit zur Lösung des "Problems".
Ein wenig anders verhält es sich mit Entscheidungen, die unbewusst geschehen (s. Beispiel Regal aufhängen). Solche Entscheidungen werden impulsiv getroffen, sie wiedersprechen jeglicher Logik, da sie ausschließlich auf Emotion beruhen.

Zitat:
Und worin spielt dabei Logik aus deiner Sicht eine entscheidende Rolle? Geht Logik nicht lediglich mit Annahmen um, die als Tatsachen betrachtet werden?

Richtig. Deswegen denke ich, dass Logik eben immer subjektiv angewandt wird und somit jeder eine andere Vorstellung von angewandter Logik und daraus resultierend auch eine andere Vorstellung von Logik an sich hat.

Betrachtet nicht jeder Mensch Annahmen als Tatsachen? Und muss er dies nicht sogar tun?
Da wären wir wieder mitten in der Philosophie; oder eher am Anfang dieser. Um es mit Descartes zu erklären: "Cogito ergo sum" - Ich denke also bin ich; wobei "denken" hier auch durch "zweifeln" ausgetauscht werden könnte. Denn wer denkt, zweifelt; sonst würde er nicht denken. Nur wer an allem zweifelt, verzweifelt schließlich. Wir müssen uns, nicht immer aber sehr oft, auf unsere Wahrnehmung verlassen. Und Wahrnehmung ist IMMER subjektiv. Und alle Tatsachen, die wir wahrnehmen sind es dementsprechend ebenfalls und somit lediglich Annahmen, die auf unserer Wahrnehmung beruhen, welche wir dann als Tatsachen annehmen müssen.


Zitat:
Wie stellst du dir z.B. einen solchen "Lösungsweg" vor? Wie im Beispiel mit dem Lochkasten?

So ein Lösungsweg kann sehr unterschiedlich aussehen. Unter anderem so, wie in dem Lochkastenbeispiel, wobei das ein sehr einfaches und wenig komplexes Beispiel ist.
Ein Lösungsweg könnte auch heißen, dass ich einen lackierten Bauklotz habe und drei Öffnungen. Von diesen drei Öffnungen passt keine so, dass der Bauklotz unbeschädigt hindurch gelangen könnte.
Als erstes setze ich mich mit meinem Ziel auseinander: Den Bauklotz durch eine der Öffnungen bringen, ohne dass er beschädigt/verändert wird.
Eine Öffnung ist möglicherweise frisch lackiert und würde so auf den Bauklotz abfärben; eine andere Öffnung hat viele Zacken und würde den Bauklotz zerkratzen; die dritte Öffnung ist offensichtlich zu klein.
Ich nehme also zunächst diese, aus meiner Sicht absoluten, Fakten wahr. Anschließend analysiere ich die Rahmenbedingunen; möglicherweise habe ich Lackentferner und Lack in der Farbe zur Hand, in der der Bauklotz lackiert ist. Jetzt nehme ich auch diese Annahmen als Tatsachen an und überlege mir, welche Optionen ich habe:
a) Den Bauklotz durch die erste Öffnung, mit der Folge, dass anschließend Lackspuren in einer anderen Farbe auf ihm zu sehen sind. Ich habe Lackentferner; würde aber nicht nur den Lack der Öffnung sondern auch den des Klotzes entfernen. Dann könnte ich den entstandenen "Fleck" auf dem Klotz in der richtigen Farbe, die ja ebenfalls vorhanden ist, lackieren.
b) Den Bauklotz in die zweite Öffnung, mit der Folge, dass anschließend der Lack an einigen Stellen abgekratzt ist. Diese könnte ich dann ausbessern.
Mehr Möglichkeiten bestehen in diesem Fall nicht, wenn ich mein Ziel vollständig erreichen will und keine weiteren Werkzeuge/Arbeitsmaterialien zur Verfügung habe.

Nun überlege ich mir, welche dieser beiden bestehenden Lösungsmöglichkeiten die für mich sinnvollste ist. In dem Fall b), da sie den geringsten Arbeitsaufwand bedeutet und die Wahrscheinlichkeit, den Schaden am Bauklotz erfolgreich auszubessern, erfolgversprechend erscheint.

Allgemein besteht ein Lösungsweg also aus
Problemstellung + Zielsetzung;
Wahrnehmen und Bewerten der Rahmenbedingungen;
Feststellen und Abwägen der möglichen Optionen;
Entscheiden für eine Optionen;
Ausführen der gewählten Option.


Zitat:
Ich behaupte einfach mal ganz frech, daß deine alltäglichen Entscheidungen nicht auf Logik zurückgehen, sondern auf Annahmen, die du eben aus irgendwelchen letztlich nicht logischen Gründen voraussetzt. Und eventuell ist auch nebenbei etwas logisches Denken beteiligt gewesen.
Dann behaupte ich mal ganz frech, dass ich mich wohl selbst am besten kenne.

Ich denke, hier sollte man klar zwischen Wahrnehmung und Entscheidung differenzieren. Denn Wahrnehmung ist immer subjektiv und hat so erstmal wenig mit Logik zu tun. Logik kommt dann ins Spiel, wenn ich mit meiner Wahrnehmung umgehe, diese sortiere, ordne und bewerte; insbesondere wenn dies einer aktiven Entscheidungsfindung oder der Vorbereitung dieser dient.


Zitat:
Ausdruck des Wesens eines Menschen z.B.?
Mit Sicherheit. Und da wären wir dann wieder an dem Punkt, dass jeder Logik, insbesondere die angewandte, anders erlebt, erfährt und anwendet.
12.07.11, 21:03:25
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von baum:
Sie müssen logisch sein, wenn die Logik nicht von Emotion dominiert wurde.

Das bedeutet du behauptest entweder seien Entscheidungsprozesse logisch oder von Emotion dominiert? Weiteres gäbe es nicht? Anderenfalls wäre deine Aussage wohl unlogisch?
Zitat:
Entweder ich entscheide rein intuitiv oder aufgrund einer von mir angestellten Überlegung.

Andere Möglichkeiten hältst du nicht für möglich?
Zitat:
Wenn ich mir etwas überlege, geschieht dies logisch.

Nein, "überlegen" und "logisch folgern" sind zweierlei. Deswegen gibt es ja den Begriff "Logik" und nicht nur "Überlegen"?
Zitat:
Ich würde keine aus meiner Sicht unlogischen Denkvorgänge anstellen, das wäre ja völligst sinnfrei, ich hätte keinen Nutzen davon und wüsste nicht, wozu ich das tun soll.

Ich schätze das geht aus einem falschen Verständnis von Logik hervor.
Zitat:
Ein wenig anders verhält es sich mit Entscheidungen, die unbewusst geschehen (s. Beispiel Regal aufhängen). Solche Entscheidungen werden impulsiv getroffen, sie wiedersprechen jeglicher Logik, da sie ausschließlich auf Emotion beruhen.

Welchen Unterschied soll es für die Logik machen, ob eine Annahne emotional ist oder nicht?
Zitat:
Deswegen denke ich, dass Logik eben immer subjektiv angewandt wird und somit jeder eine andere Vorstellung von angewandter Logik und daraus resultierend auch eine andere Vorstellung von Logik an sich hat.

Mir ist völlig unverständlich wie es zu dieser Ansicht kommt. Bisher bin ich auch noch nicht von deiner Fähigkeit überzeugt logisch zu denken.
Zitat:
Betrachtet nicht jeder Mensch Annahmen als Tatsachen? Und muss er dies nicht sogar tun?

Welche Relevanz soll das für die Frage haben was Logik (nicht) ist?
Zitat:
Nur wer an allem zweifelt, verzweifelt schließlich.

Diese Annahme halte ich nebenbei bemerkt für abwegig.
Zitat:
Ich nehme also zunächst diese, aus meiner Sicht absoluten, Fakten wahr.

Was mit Logik erstmal wenig zu tun hat?
Zitat:
Anschließend analysiere ich die Rahmenbedingunen; möglicherweise habe ich Lackentferner und Lack in der Farbe zur Hand, in der der Bauklotz lackiert ist.

Und das? Eher spezifische Erfahrung oder?
Zitat:
Jetzt nehme ich auch diese Annahmen als Tatsachen an und überlege mir, welche Optionen ich habe:
a) Den Bauklotz durch die erste Öffnung, mit der Folge, dass anschließend Lackspuren in einer anderen Farbe auf ihm zu sehen sind.

Das mit den Kratzern sagt dir die Logik oder solche Erfahrung?
Zitat:
Ich habe Lackentferner; würde aber nicht nur den Lack der Öffnung sondern auch den des Klotzes entfernen. Dann könnte ich den entstandenen "Fleck" auf dem Klotz in der richtigen Farbe, die ja ebenfalls vorhanden ist, lackieren.

Und ich weiß immer noch nicht was das mit Logik zu tun haben soll.

Kannst du mal versuchen eine lückenlose vollkommen logische Bewertung zu irgendwas vorzunehmen?
Zitat:
Nun überlege ich mir, welche dieser beiden bestehenden Lösungsmöglichkeiten die für mich sinnvollste ist.

Wobei selbst bei ihrer Anwednung kaum Logik ausschlaggebend sein dürfte, sondern die Art deiner vielen gemachten Annahmen.
Zitat:
Dann behaupte ich mal ganz frech, dass ich mich wohl selbst am besten kenne.

Und auch die Logik und das was sie ausmacht?
Zitat:
Denn Wahrnehmung ist immer subjektiv und hat so erstmal wenig mit Logik zu tun.

Aha.
Zitat:
Logik kommt dann ins Spiel, wenn ich mit meiner Wahrnehmung umgehe, diese sortiere, ordne und bewerte;

Davon bin ich bisher nicht in nenenswerten Ausmaß überzeugt.
Zitat:
Und da wären wir dann wieder an dem Punkt, dass jeder Logik, insbesondere die angewandte, anders erlebt, erfährt und anwendet.

Du vielleicht, ich nicht.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
12.07.11, 23:37:45
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baum
(Gastzugang)

Danke, reicht mir. Jedes weitere Wort überflüssig.
12.07.11, 23:47:01
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Antika
(Autistenbereich)

"...logisch sauber zu denken und zu formulieren. Für viele NA scheint das nach wie vor ein massives Problem zu sein."

Ich glaube dass dies nicht nur für NA ein Problem ist, wie sich hier gezeigt hat. Ich "verstehe" eigentlich nichts von Logik, bleibe aber dennoch weiterhin bei meiner Meinung. Jeder Mensch hat seine eigene "Logik".



"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
13.07.11, 08:17:44
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Antika:
Ich glaube dass dies nicht nur für NA ein Problem ist, wie sich hier gezeigt hat.

Das wurde von mir soweit ichg sehe auch im Ursprungsthread nicht behauptet.
Zitat:
Ich "verstehe" eigentlich nichts von Logik, bleibe aber dennoch weiterhin bei meiner Meinung. Jeder Mensch hat seine eigene "Logik".

Das ist in etwa so zu verstehen? "Ich weiß zwar nicht, was eine Zange ist, aber ich bin der Meinung, daß jeder Mensch eine hat"

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.07.11, 10:33:45
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