Zitat:
Die stationären Wohngruppen in Wipperfürth-Agathaberg sind so aufgebaut, dass während des ganzen Tages eine Betreuung gewährleistet ist. Der Betreuungsschlüssel beträgt 1: 8, das heißt, ein Betreuer betreut die ganze Gruppe, die aus 8 Bewohnern besteht. Bei Bedarf (z.B. wenn Termine mit Bewohnern anstehen) kommt ein zweiter Betreuer hinzu, der nur in der Zeit, wo zusätzliche Betreuung notwendig ist, bleibt.
Der Betreuer bleibt auch die Nacht über hier, macht aber keine Nachtwache im eigentlichen Sinn. Stattdessen schläft er über Nacht in der Gruppe. Die 6-7 BetreuerInnen pro Gruppe wechseln sich täglich im Dienst ab.
Die Wohngruppe in Wipperfürth-Niedergaul ist als teilstationäre Einrichtung konzepiert. Die Bewohner werden nur tagsüber betreut. Abends und nachts ist eine Rufbereitschaft vorgesehen. Dies bedeutet, dass der Betreuer auf Abruf kommt, nach dem Rechten sieht, und Hilfen abstimmt.
Es wird mehr Selbstständigkeit bzw. mehr Fähigkeiten der Bewohner, als im stationären Bereich gefordert. Ausserdem müssen die Bewohner mehr Selbstständigkeit zeigen.
Diese Gruppe besteht aus 6 Bewohnern und 5 BetreuerInnen , d. h. der Betreuungsschlüssel beträgt 1:6.
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Jeder Bewohner von Haus Agathaberg verfügt über ein eigenes Zimmer, wo er sich zurückziehen kann.
Die Versorgung der Bewohner mit Nahrung und Getränken wird über unser Haus sichergestellt. Die Bewohner bekommen ein monatliches Taschengeld, wovon sie ihre privaten Ausgaben bestreiten. Sie bekommen außerdem einen monatlichen Betrag, für den Kauf von Kleidung und Textilien. Auch gibt es Zuschüsse für außergewöhnliche Ausgaben, wie Möbel oder Ferienfreizeiten. All dies bekommen sie von der Einrichtung bzw. jeweils vom zuständigen Träger.
Jeder Bewohner erhält individuelle Betreuung und Förderung, nach dem Ausmaß seiner Behinderung und seinen Fähigkeiten. Außerdem werden psychiatrische und pädagogische Hilfen angeboten.
Die individuelle Förderung besteht aus Hilfen zur Einschränkung von auffälligen Merkmalen der Behinderung, Förderung im Alltag, Erlernen und Vertiefen richtigen Verhaltens, Entwicklung und Verbesserung eigener Fähigkeiten, Entwicklung und Vertiefung angemessener Umgangsweisen mit anderen Menschen.
Die Bewohner haben jeder für sich unterschiedliche Hobbys und Interessen, mit denen sie sich in unterschiedlicher Weise beschäftigen.
Der Tagesablauf eines Bewohners ist von Tag zu Tag verschieden, und wird so strukturiert, dass kein Leerlauf entstehen kann, der zu autistischen Eigenheiten führt. Als Planungshilfe dient eine Tagesplanung, dies sind Formblätter, wo jeder Bewohner alle Arbeiten, Pflichten (z. B. Gruppendienste, Arbeit, Küchenarbeiten), Termine, Verabredungen und Freizeitaktivitäten in einem zeitlichen Ablauf einträgt. Jeden Tag ist für den jeweiligen Bewohner eine Rückzugszeit geplant (von Fall zu Fall verschieden), wo sich der Bewohner zurückziehen kann. Auch kann er in dieser Zeit seine autistischen Sonderinteressen und Fixierungen ausleben. Die Tagesplanung wird mit Hilfe der Betreuer oder vom Bewohner selbst (in den Außenwohngruppen und im betreuten Wohnen) gestaltet. Außerdem gibt es für die längerfristige Zeitplanung der Bewohner Hilfen in Form von Kalendern oder Formblättern zur monatlichen Planung.
Unsere Freizeit gestalten wir entweder gruppenintern, gruppenübergreifend, oder jeder einzelne Bewohner für sich. Jeder Bewohner entscheidet für sich oder mit dem Betreuer, was und wann er an Freizeitbeschäftigungen machen möchte. Größere Aktivitäten (z.B. Sportkurse, Ausstellungsbesuche, Stadtbummel, Einkauf, Volkshochschule,…) werden zusammen mit einem Betreuer geplant. Einige Bewohner können dies auch selbstständig. Freizeitsachen mit der ganzen Gruppe werden von der jeweiligen Gruppe geplant und gemeinsam entschieden. Die gruppenübergreifenden Freizeitaktivitäten werden auf Gruppen- oder Bewohnervorschlag vom Bewohnerbeirat und/oder von den Gruppen zusammen geplant.
Die Aufgabe der Bewohner ist es, ihren Lebensalltag so gut wie möglich zu meistern. Es wird von ihnen erwartet, das sie nicht zuviel von ihren autistischen Eigenheiten zeigen, und diese so gut wie möglich kontrollieren. Auch sollen die Bewohner eine gewisse Selbständigkeit zeigen, z.B. im lebenspraktischen Bereich.
Die BetreuerInnen helfen ihnen bei diesen Aufgaben, und schränken ggfls. die autistischen Eigenheiten ein. Die Betreuer helfen bei der Bewältigung des Alltags und fördern die lebenspraktischen Fähigkeiten.
Alle Autisten haben so genannte Sonderinteressen, also eine oder mehrere Sachen oder Tätigkeiten, wo mit sie sich besonders ausgiebig beschäftigen, und darin bemerkenswerte Fähigkeiten zeigen. (Zugfahrpläne auswendig lernen, Computerspiele spielen, Modelleisenbahn aufbauen und betreiben, …) Die Sonderinteressen können zwanghaften Charakter annehmen, wenn der jeweilige Autist, sich so damit beschäftigt, dass diese Beschäftigungen den meisten gedanklichen Raum einnehmen, und der Bewohner mit seinen restlichen Alltagsleben nicht mehr zurechtkommt. In Haus Agathaberg wird von den Bewohnern erwartet, ihre Sonderinteressen nicht zuviel und kontrolliert auszuben.
Außerdem gibt es besondere Verhaltensweisen bei Autisten, die man Fixierungen nennt. Diese Fixierungen sind Tätigkeiten, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die zuerst eine normale oder ungewöhnliche Sache darstellen, aber später zu einer zwanghaften Beschäftigung werden, da der jeweilige Autist diese ständig wiederholt. Diese Wiederholungen geben den Autisten Sicherheit, seine eigene Welt unter Kontrolle zu haben und sie auf eine handhabbare Größe zu halten. Diese Beschäftigungen können so viel Raum im Leben des Autisten einnehmen, dass die Gedanken von ihnen beherrscht werden. Er kommt schließlich nicht mehr im normalen Leben zurecht, und muss schließlich psychiatrisch oder psychotherapeutisch behandelt werden. Alle Tätigkeiten und Gewohnheiten im Leben können zu autistischen Fixierungen werden. Können diese Sachen nicht fortgeführt werden oder werden sie unterbrochen, kann dies Reaktionen bis hin zum nervlichen Zusammenbruch oder körperlichen Verletzungen zur Folge haben. Zur Konzeption von Haus Agathaberg gehört es, dass die BewohnerInnen diese Leiteigenschaft des Autismus so gut wie möglich zurückdrängen und kontrollieren lernen.
Die Zusammenarbeit mit den Betreuern ist von gegenseitigen Respekt und Verständnis geprägt. Die Bewohner sollen Ehrlichkeit und die Bereitschaft zur Mitarbeit zeigen, und die angebotenen Hilfen akzeptieren. Auch sollen sie ihre autistischen Eigenheiten so gut wie möglich kontrollieren und so zu nehmen, wie sie sind. Wir gehen hart, aber ehrlich miteinander um, und achten die Eigenheiten bzw. den Charakter des anderen.
Die Zusammenarbeit mit den für Haus Agathaberg zuständigen Stellen (Träger, Sozialbehörden, Bundesagentur für Arbeit, Wohlfahrtsverbände;…) funktioniert. Der Austausch und die Bewilligung von Hilfen werden von diesen unterstützt und ausgearbeitet. Der Zuzug erfolgt über die zu dem jeweiligen Bewerber zuständige Sozialbehörde über die Jugend- oder Eingliederungshilfe. Jeder Bewohner, der neu bei uns einzieht, bekommt einen Heimvertrag, wo die Rechte und Pflichten der Einrichtung bzw. des Trägers und des Bewohners und seiner zuständigen Sozialbehörde geregelt sind.
Es gelten bei uns die allgemeinen Regeln des Zusammenlebens mit anderen Menschen, die befolgt werden sollten. Außerdem gelten bei uns die schon angesprochenen Regeln mit dem Umgang mit unserer autistischen Behinderung. Für jeden Bewohner gelten selbstverständlich die allgemeinen Höflichkeitsregeln und die angesprochenen Regeln zur guten Mitarbeit. Auch die richtigen Benimmregeln gehören dazu und werden bei uns so gut wie möglich eingehalten.