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Geschrieben von: biene63 am: 15.01.11, 19:55:00
Hallo,

ich hab ne Frage an diejenigen von Euch, die eigene Erfahrung von sich haben, wie sich "Sensorische Overloads" anfühlen - und wie damit "dennoch" die Pflichten des Alltags zu bewältigen sind.

Was ist die Frage?

Als Kind hatte ich gar keine Ahnung, wie ich grad schaue. Da kamen dann so Hinweise wie "Guck doch nicht so böse"...oder "Kneister doch nicht so / Schau nicht so verkniffen"...ich hatte keine Ahnung, was die meinten und was ich hätte anders tun können.

Inzwischen merk ich manchmal welche Art von Blick ich grad praktiziere... manchmal!
Aber ich hab immer noch keine Ahnung, wie ich das effektiver gestalten kann, dass ich die Leute um mich herum halt nicht anschaue, als wollte ich sie grad "abschlachten" - bloss weil mir irgendwelche Sinnesreize grad zuviel sind!

Daher die Frage an Euch - wie geht Ihr damit um? Wie macht Ihr das, auf "Knopfdruck + gezielt" FREUNDLICH zu gucken?

Danke für Eure Ideen. lg biene63


Geschrieben von: Antika am: 15.01.11, 20:09:00
Ich merke nicht wie ich dann schaue. Ich merke nur dass ich nichts mehr mitkriege und mich manchmal dazu im Kreis drehe. Mein Gehirn scheint sich dann irgendwie abzuschalten. Leute schaue ich dann auf keinen Fall mehr an. Ich muss dann sofort einen ruhigen Ort aufsuchen. Egal wo ich mich auch gerade befinde. Bin ich in der Stadt, muss ich diese zügig verlassen. Denn sonst geht gar nichts mehr.

Auf "Knopfdruck" kann ich nicht freundlich schauen. Warum auch? Ich bin doch keine Maschine die sich durch Knopfdruck regulieren lässt.


Geschrieben von: jens am: 15.01.11, 20:54:13
Das erinnert mich an die Bemerkung die mein Freund immer zu mir sagte “jetzt setze doch mal ein freundlicheres gesiecht auf,die Leute Denken ja du willst sie umbringen“
Jahrelang habe ich mir das angehört und versucht in meine Physiognomie
Einfluss zu nehmen.Das hatte zur folge das ich anscheinend noch„grimmiger“?schaute.
Mittlerweile weiß mein Freund und ich das ich meine Mimik nicht so kontrollieren kann wie ein NA.Versuche auch nicht mehr ein „anderes Gesicht „ zu machen,weil ich weiß das ich das so wieso nicht hinbekommen werde.Meistens ist mein Gesicht ausdruckslos, in Situationen die mich überfordern bekomme ich anscheinen so eine“ Mörder Mimik“.
Bei Menschen wo ich mich sicher fühle habe ich eine entspannte Mimik.


Geschrieben von: zoccoly am: 15.01.11, 21:58:32
Bei einem Overload habe ich keine Gedanken dafür, wie ich gerade schaue, übrig.
Ich muss die Situation nur irgendwie beenden,ruhige Nebenstraße und sitzen.
Ansonsten mache ich mir auch nicht viel Gedanken darum, in den Arbeitspausen laufe ich meist mit gesenktem Blick und während der Arbeit mit einem entspannten oder konzentrierten Blick, das hat auch bei mir etwas mit Sicherheit zu tun.


Geschrieben von: an3010 am: 15.01.11, 22:09:45
Flo sagt oft zu mir , lächeln " damit er sich sicher ist , dass ich mich freue.
Mein Mann sagt oft zu mir , ich sähe traurig aus oder bin verstimmt.
Ich sage dann immer , ich sehe immer so aus.
Mein gesichtsausduck - Mimik ist nicht erkennbar - früher habe ich mir immer gedacht , ich bin ein indianer ,weil die zeigen keine Mimik


Geschrieben von: Ozelot am: 15.01.11, 22:19:17
Wenn ich in einer Overloadphase bin, dann denke ich nicht darüber nach wie ich schaue, wie ich auf andere wirke, sondern fliehe in einer ruhigen Umgebung wo ich mich dann beruhigen kann. Sollte es keine ruhige Umgebung in der nähe geben sehe ich auf den Boden. Aber wirken tut es nicht viel. Nach möglichkeit plane ich den Weg den ich gehen möchte um nicht in so einer Situation zu kommen.

Auf "Knopfdruck" freundlich gucken? Ich gucke nur freundlich wenn ich ein Grund dafür habe. Ich will nicht "künstlich" freundlich gucken um so besser bei anderen anzukommen (kriege ich eh nicht wirklich hin). Ich höre mir oft an "Du hast ein emotionslosen Gesichtsausdruck" oder "Wo ist dein soziales lächeln?" Wie gesagt bei mir gibt es entsprechende Mimik dann, wenn ich ein Grund dafür habe


Geschrieben von: Herr Meier am: 15.01.11, 23:08:20
Ich habe eigentlich keine Ahnung, was ich für ein Gesicht mache, ich achte da auch nicht drauf und es interessiert mich auch nicht wirklich. Vermutlich ziemlich neutral, es hat mir jedenfalls noch nie jemand vorgeworfen, daß ich irgendwie böse aussehe.
Das einzige, was mal vorkommt: Daß ich ohne erkennbaren Grund grinse. Dann habe ich mal wieder an was lustiges gedacht und dabei verraten, daß ich mit den Gedanken nicht beim Thema bin. Kommt öfter vor, wenn die Leute um mich rum mich langweilen.


Geschrieben von: drvaust am: 15.01.11, 23:26:09
Ich kann kein anderes 'Gesicht' aufsetzen, ich kann nicht lächeln, wenn mir nicht so ist.
Aber ich kann meinen Gesichtsausdruck verändern, wenn ich meine Stimmung ändere. Wenn ich sehe, da ist eine Person, der ich freundlich gesonnen bin, dann bin ich freundlich und sehe auch so aus. Wenn ich eine Person hasse, dann kann ich evtl. wegsehen und diese Person ignorieren, dann sehe ich nicht mehr haßerfüllt. Ich hatte schon versucht, Leute absichtlich böse anzusehen, konnte mir aber das Lachen nicht verkneifen.
Wenn ich überlastet bin, dann sehe ich vermutlich ausdruckslos aus. Wenn ich dann die Leute ansehen würde, als wöllte ich sie 'abschlachten', dann wäre das gut, denn das würde die Leute warnen, dann neige ich nämlich dazu.


Geschrieben von: haggard am: 16.01.11, 11:23:30
bei reizüberflutung geht gar nichts mehr und das letzte, woran ich denken würde, wäre wie mein gesicht aussieht. muss dann auch wie die anderen schrieben unverzüglich einen ruhigen ort finden und mich "abreagieren".

wenn ich konzentriert bin, sagen leute oft, ich soll nicht so böse schauen. andere leute nehme ich nicht mehr ernst. die kennen mich überhaupt nicht und ich besitze kein interesse mehr daran, wie die auf so abwegige gedanken kommen. all die menschen, die so etwas mir gegenüber äußerten, hätten mich fragen können, ob ich schlecht gelaunt bin oder ähnliches. aber sie unterstellen einfach emotionale zustände. dann sollen sie halt mit ihrer einschätzung glücklich oder unglücklich werden. ich sehe es nämlich nicht ein, mich für andere zu verbiegen. zum verbiegen gehört auch grimassen zu schneiden, die andere für fröhlichsein halten wollen.


Geschrieben von: Hans am: 16.01.11, 11:50:16
Von meiner Oma, die in meinen Augen klar Autistin war, wird erzählt,
daß sie morgens vor dem Spiegel so zähnefletschende Grimassen geschnitten hat.
Das hilft wohl ein wenig, die Muskulatur in Richtung Lächeln zu lockern.
Ich habe meine Oma mit einem neutral/freundlichen Gesicht in Erinnerung.
An ein konkretes Lächeln kann ich mich nicht erinnern.
Als ich sie kennen lernte, war sie schon von schwerer Krankheit(Krebs)gezeichnet,
da kann man das wohl nicht so genau sagen.

Ach ja, bei azrael habe ich kein "böses Gesicht" gesehen,
eher neutral freundlich wie bei meiner Oma.


Geschrieben von: Schneekugel am: 16.01.11, 15:44:53
Spätestens seit es die Digitalkameras gibt hab ich das aufgegeben mit dem gezielt Grinsen wollen. Auf den früheren Photos dachte ich halt noch, dass mir halt gerade im Moment des Abdrückens das Lächeln entgleist ist, jetzt weiss ich halt: Jemand photographiert mich, ich versuche wirklich gezielt zu lächeln, und 2 Sekunden später seh ich das Photo und es sieht halt eher monoton aus.

Keine Ahnung, manchmal klappts, aber sobald ich gezielt lächeln will gehts in die Hose. Wenn ich merke, es wird mir grade alles zuviel und ich brauche meine Ruhe ist es mir ehrlich gesagt egal wie ich grade dreinschaue.


Geschrieben von: Fundevogel am: 17.01.11, 00:37:42
Habe eine neue Kamera mit Smiley-Einstellung: Wenn die Gesichter ausreichend grinsen, dann fotografiert sie von selbst. Wäre was zum üben:D