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Autor Nachricht
Coyote
(Autistenbereich)

Ich wünsche mir sehr, dass eine Diagnose Schranken öffnet und sie nicht schließt.
Aber von meinem Wunschdenken ist die Gesellschaft noch weit entfernt.
Autisten werden stigmatisiert, eher indirekt, schleichend, nicht offen.
Für eine Inklusion ist die Menschheit wohl leider (noch)nicht reif, jedoch lässt man es mir glauben.
Dem Kind den Rücken stärken ist gut, aber braucht es dafür eine Therapie?

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
28.03.10, 15:51:46
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Akilah
(Standard)

geändert von: Akilah - 28.03.10, 16:19:40

Zitat von Coyote:
Ich wünsche mir sehr, dass eine Diagnose Schranken öffnet und sie nicht schließt.
Aber von meinem Wunschdenken ist die Gesellschaft noch weit entfernt.
Autisten werden stigmatisiert, eher indirekt, schleichend, nicht offen.


Mag stimmen, allerdings steht meinem Sohn die Diagnose nicht auf der Stirn geschrieben ebenso wenig wie die Diagnose als Entschuldigung oder Rechtfertigung für evtl. Fehlverhalten seinerseits herhalten soll. Wen es nichts angeht, der erfährt davon auch nichts.

Zitat:
Für eine Inklusion ist die Menschheit wohl leider (noch)nicht reif, jedoch lässt man es mir glauben. Dem Kind den Rücken stärken ist gut, aber braucht es dafür eine Therapie?


Nicht zwingend nehme ich an, kommt auf das Kind als auch auf die Therapie und den/die Therapeuten/Therapeutin an. Bis zur Einschulung ist mein Sohn bestens ohne Therapie klargekommen. Derzeit kommt er besser mit Therapie klar. Ich bin ihm nahe genug um zu merken, wann er was braucht. Und ich kenne mich selbst gut genug um zu wissen ob ich alleine in der Lage bin, es ihm auch zu geben.
28.03.10, 16:15:00
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

War das hier eigentlich schon in angemessener Weise eingeflossen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
05.04.10, 23:12:35
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Paula
(Gastzugang)

geändert von: Paula - 08.04.10, 09:42:41

Zitat von Akilah:
Insofern ist meine persönliche Erfahrung, dass es heute als Kind ohne Diagnose nicht möglich ist, sich den erforderlichen Freiraum zu schaffen.


Dem kann ich mich anschließen. Meine Erfahrung ist ähnlich, zumal eine Diagnose hilfreich bei Gesprächen mit Pädagogen ist. Natürlich wäre es wünschenswert, dass sich das wieder ändert, aber auch das wird seine Zeit brauchen.

Zitat:
Akilah
Derzeit kommt er besser mit Therapie klar. Ich bin ihm nahe genug um zu merken, wann er was braucht. Und ich kenne mich selbst gut genug um zu wissen ob ich alleine in der Lage bin, es ihm auch zu geben.


Ich bin zur Zeit auch an einen Punkt, an dem ich alleine nicht weiterkomme. Du drückst aus, was ich so nicht hätte formulieren können.

Ich finde, das eine Diagnose hilft einen Therapeuten zu finden, der sich auf mein Kind einstellen kann, denn "herkömmliche Pädagogik" ist nicht hilfreich.

LG
Paula
07.04.10, 11:38:12
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Paula:
Meine Erfahrung ist ähnlich, zumal eine Diagnose hilfrei bei Gesprächen mit Pädagogen ist.

Das kann auch sehr trügerisch sein und ist es auch oft.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
07.04.10, 11:44:09
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elfenohr
(Angehörigenbereich)

Also, ich für meinen Teil war froh, als endlich wenigstens eine Verdachtsdiagnose auf Autismus bei meinem Sohn gestellt wurde.

Als er, obwohl er schon einige Wörter nachgesprochen hatte, plötzlich das Sprechen komplett einstellte, ständig stolperte und sich nur noch alleine beschäftigen wollte, dachte ich in Richtung Schlaganfall oder Gehirntumor.
Ich konnte Nächte nicht schlafen, weil ich Angst hatte mein Kind könnte sterben.

Auf Autismus wäre ich selber nie gekommen, darüber wusste ich nichts.






07.04.10, 16:59:01
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[55555]
(Administrator)

Nach Meinung des Threaderöffners abschweifende Beiträge wurden hierhin ausgelagert, mfg [55555]
07.04.10, 22:40:02
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drvaust
(stillgelegt)

Eine Diagnose kann Freiraum schaffen, wenn aufgrund der Diagnose der Druck gesenkt wird und geeignete Bedingungen geschaffen.
Aber das kann auch ein Abschreiben sein, ist krank, also hat es keinen Sinn mehr, braucht nicht mehr gefördert werden.

Eine Diagnose kann aber auch den Druck erhöhen, Freiraum nehmen.
Ist krank, muß dringend therapiert werden, so viel wie möglich.
Kann etwas noch nicht, also eine Therapie dafür. Kann etwas zuviel, das ist nicht normal, muß dringend unterbunden werden.

Ich hatte mich als Kind am besten entwickelt, wenn ich mich lange alleine in Ruhe damit beschäftigen konnte.
Ich hatte jedes Schuljahr einen schlechten Start, aber in den Herbstferien lernte ich teilweise den Stoff des Halbjahres, in den Winterferien hatte ich teilweise schon den Stoff des ganzen Schuljahres gelernt. Wenn ich den Stoff extra üben sollte, zusätzliche Aufgaben, besonders Hausaufgaben, konnte ich nicht mehr. Ich lernte am besten, wenn ich paar Tage mit entsprechenden Büchern alleine war (wenn mich der Stoff interessierte).
Wenn ich mit vielen Therapien belastet worden wäre, wäre ich vermutlich nicht richtig vorwärtsgekommen.
In der Schule war mal eine Sonderschule im Gespräch, da wäre ich vermutlich nicht so weit gekommen. Mit Diagnose wäre die Sonderschule wohl kaum vermeidbar gewesen. So war ich nur eigenartig, für eine normale Schule noch geeignet.

Ich strebe jetzt, mit 47, eine Diagnose an. Jetzt kann sie mir kaum noch schaden. Jetzt will ich es genau wissen.
08.04.10, 02:13:35
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Paula
(Gastzugang)

geändert von: Paula - 08.04.10, 09:44:07

Hallo drvaust,

in Bezug auf Schule hat sich inzwischen viel getan. Es verändert sich etwas in der Pädagogik. Nicht jeder Autist wird automatisch auf eine Sonerschule "geschoben", inwzischen gibt es die Möglichkeit der Einzelfallhilfe usw.

Dein Beispiel zeigt deutlich, wie wichtig es ist, das Kinder ihre eigne Form des Lernens ermöglicht werden sollte. Dazu kann auch eine Diagnose beitragen.

Das eine Diagnose verschiedene Möglichkeit der Reaktionen hervorrufen kann, sehe ich auch so. Aber ich gehe davon aus, das die positiven Seiten genutzt werden und Therapien sinnvoll eingesetzt werden. Ich bin auch der Meinung, Menschen könnten überthrapiert werden. Deshalb haben wir auch für unsere Kleine die Therapien in Grenzen gehalten.

[QUOTE]55555
Das kann auch sehr trügerisch sein und ist es auch oft. [/QUOTE]

Nun, meine bisherigen Erfahrungen sind trotzdem positiv.

LG
Paula
08.04.10, 09:42:06
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Da hochgradig falsches und (mehr oder weniger direkt) herablassendes Denken in Bezug auf Autisten in der Gesellschaft noch weit verbreitet ist, auch in "Fachkreisen", ist es nahezu ausgeschlossen, daß eine Diagnose hier derzeit nicht auch Vorurteile aktiviert, die teilweise sehr gefährliche praktische Folgen haben können. Theoretisch haben Autisten derzeit ja schon einen Anspruch auf Beschulung in Regelschulen, aber in der Praxis wird der eben noch sehr oft verwehrt. Die Ausnahmen sind erfreulich, aber auch in solchen Fällen muß man wohl sehr aufpassen bezüglich der Vorurteile. Schüler haben meist mit vielen Lehrern zu tun, das macht auch ein höheres statistisches Risiko aus.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.04.10, 10:06:40
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Akilah
(Standard)

Ich persönlich finde es für einen nichtdiagnostizierten Autisten schlimmer auf eine Förderschule für Lernhilfe oder Erziehungshilfe abgeschoben zu werden, weil es für das nicht der Norm entsprechende Verhalten keinen (offiziellen) Grund gibt und das Potenzial nicht gesehen wird, als mit ein paar wenigen Vorurteilen aufräumen zu müssen.
08.04.10, 10:14:08
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 08.04.10, 10:37:31

Ist dir ein Fall bekannt, in welchem vor der Diagnose von einer Regelschule auf eine Sonderschule abgeschoben werden sollte und danach dann nicht mehr? Mir nicht.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.04.10, 10:37:10
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