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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die Zuordnung ist keine Vorverurteilung, die Erfahrung hat nur gezeigt, daß es Autisten oft ziemlich wurmt, wenn diese Diplomarbeiten und Hausaufgabenanfragen über das ganze Forum verteilt werden. Dies ist vor allem ein Forum, in welchem sich Autisten wohlfühlen sollen, wie seltsame Tiere beäugt werden viele sowieso schon überall sonst. In diesem Unterforum ist es jedoch möglich soetwas zu erörtern.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
23.12.09, 16:40:13
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haggard
(Autistenbereich)

@55555:
denke schon, dass es irgendwelche unterschiede gibt. unter günstigsten bedingungen kann ich eventuell "normal" wirken - obwohl mir selbst dann noch leute mitteilen, dass ich irgendwie unnatürlich in bestimmer weise wirke. dann gibt es diejenigen, die unter schlechtesten bedingungen eventuell "normal" wirken - das könnte ich nicht. wenn autismus an sich gleich wäre, müsste doch ein gleichmäßiges niveau möglich sein. aber das erkenne ich nicht. so wie bei all den nichtautisten, grobgefasst.
ansonsten ist es meiner meinung nach so wie bei seheinschränkungen. dann besteht meinetwegen der oberbegriff "seheinschränkungen" (oder autismusspektrumblabla), aber die leute besitzen feste fähigkeiten/level bis zu denen leistung möglich ist. einer der 120% sehvermögen besitzt, "ist" ganz anders als jemand mit nur 20% sehvermögen. vielleicht hilft dem mit 20% eine brille als ausgleich (oder optimale umwelt), oder auch nicht (egal wie optimal die umwelt wäre)?
23.12.09, 17:09:46
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Primel
(Autistenbereich)

Was studiert ihr eigentlich?
Medizin oder Psychologie oder Sozialpädagogik oder Heilpädagogik oder etwas anderes wenn ja was?
Kennt ihr Autisten persönlich oder aus der Theorie?
Wenn ihr genaue Fragen zum Erleben des Wohnens in Heimen oder zu Hause habt stellt sie am besten.


23.12.09, 17:12:10
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Diplomarbeit
(Standard)

Wir sind tatsächlich überrascht über die vielen Kommentare und wir wollten auch niemanden angreifen, das Thema ist für uns ganz neu. Es sind alle Kommentare sehr hilfreich, vielen Dank.
an Primel: mit der "Betreuung zu Hause" meinen wir wirklich nur die Elter, Verwandten usw. also ohne extere Hilfe.
Es ist uns klar, dass man nicht alle Autisten in ienen Topf werfen kann und eigentlich möchten wir herausfinden, was das beste für "jeden einzelnen" ist.
Wir hoffen ,dass wir nicht noch für mehr verwirrung gesorgt haben.

23.12.09, 17:13:20
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Diplomarbeit
(Standard)

Wir sind auf dem Weg um Sozialpädagogik zu studieren.
Wir kennen einen 10jährigen Autist und einen 18jährigen schwerbehinderten Junge mit autstischen Zügen.
23.12.09, 17:18:50
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Und wie wirken die Autisten auf euch, die ihr kennt? Ich wirke nach den Aussagen von NA eher dumm.

Dann frage ich nochmal: Betreuung wozu? Was stellt ihr euch da genau vor? Betreuung ist in Deutschland nebenbei bemerkt auch der Begriff für die neue Form der Entmündigung.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
23.12.09, 17:57:42
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Primel
(Autistenbereich)

Den Begriff Betreuung finde ich auch missverständlich. Ich bin gesetzlich betreut (entmündigt) was ich sehr schlimm finde und ich wohne nach Heimaufenthalten usw. wieder im Elternhaus was ich gut finde. Dort bekomme ich Hilfe von meiner Mutter falls ich sie benötige aber keine Betreuung durch sie.
Falls ich einmal in eine eigene Wohnung ziehen kann will ich in die Nähe meiner Verwandten ziehen oder ich will in einer eigenen Wohnung leben und so betreut werden dass z.B. 1x wöchentlich ein Mensch kommt und mir bei Sachen hilft die ich alleine nicht kann. Aber lieber will ich in die Nähe meiner Verwandten ziehen und gar nicht betreut werden. In einer Institution will ich wegen der schon genannten Nachteile nicht mehr wohnen.

@55555:
Betreuung wozu?
Vielleicht Betreuung im Sinne von Hilfe oder Unterstützung (z.B. Telefonate, Begleitung zu (Arzt)gesprächen, Kochen). Solche Hilfen finde ich positiv würde sie allerdings nicht als Betreuung bezeichnen.

@Diplomarbeit:
Schreibt ihr an einer Diplomarbeit (weil ihr euch so genannt habt)? Studiert ihr Sozialpädagogik oder seid ihr auf dem Weg um Sozialpädagogik zu studieren? Wenn ihr auf dem Weg seid um Sozialpädagogik zu studieren wäre es unlogisch wenn ihr schon an der Diplomarbeit schreiben würdet.

Differenziert ihr in eurer Arbeit zwischen Kindern und Erwachsenen?

Zitat:
Es ist uns klar, dass man nicht alle Autisten in ienen Topf werfen kann und eigentlich möchten wir herausfinden, was das beste für "jeden einzelnen" ist.

Diesen Satz verstehe ich nicht. Was bedeutet er?

24.12.09, 00:34:02
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drvaust
(stillgelegt)

Betreuung hat für mich etwas mit Treue zu tun. Ein Betreuer ist ein treuer Helfer, der dem Hilfsbedürftigen treu hilft (nicht der Verwaltung). Im Gegensatz dazu Wärter und Aufseher. Leider arbeiten viele Berufsbetreuer für ihre Vorgesetzten (Autisten sind selten Vorgesetzte ihrer Betreuer) oder einfach für Geldgeber (Behörden und Kassen).
Statt des Begriffes Betreuer finde ich den Begriff Assistent besser, da sind die Prioritäten klarer.
Hier geht es wohl nicht um die gesetzliche Betreuung.

Ein gutes Beispiel für Betreuung finde ich die Betreuung von Kim Peek durch seinen Vater, die beiden waren eine Mannschaft.
Aber was wäre gewesen, wenn sein Vater vor ihm gestorben wäre? Bestimmt eine Katastrophe für ihn.

Bei der Betreuung von Autisten (einige können nicht alleine leben) kommt es auch auf die Qualifikation der Betreuer an. Viele scheinen nicht viel von Autismus zu verstehen. Deshalb finde ich es gut, wenn sich mehr Leute, besonders welche, die evtl. später mit der Betreuung von Autisten zu tun haben (z.B. Sozialpädagogen), mit Autismus befassen.

Bei der Betreuung durch Freunde und Verwandte ist der Vorteil, daß meistens eine persönliche positive Beziehung besteht und eine lange Kenntnis des Anderen. Aber oft fehlt es an Fachwissen und es besteht eine Unsicherheit gegenüber scheinbaren Experten. Eltern als Betreuer sterben meistens eher, dann wird im höheren Alter ein neuer Betreuer gebraucht.
Es gibt ambulante Betreuung, da kommt gelegentlich ein Helfer, um bei Schwierigkeiten zu helfen (oder einen Betreuungsplan abzuarbeiten).
Bei einer Betreuung im Heim besteht die Gefahr der Ausgrenzung in eine Parallelwelt. Oft werden Heimbewohner zu unselbständigen weltfremden pflegeleichten Personen erzogen. Diese leben dann ausreichend versorgt im Heim, sind aber kaum noch in der Lage, selbständig und selbstbestimmt zu leben. Da werden Erwachsene, die ohne Heim relativ selbständig leben könnten, im Heim wie kleine Kinder gehalten.
24.12.09, 06:53:46
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Primel
(Autistenbereich)

Zitat:
Oft werden Heimbewohner zu unselbständigen weltfremden pflegeleichten Personen erzogen. Diese leben dann ausreichend versorgt im Heim, sind aber kaum noch in der Lage, selbständig und selbstbestimmt zu leben. Da werden Erwachsene, die ohne Heim relativ selbständig leben könnten, im Heim wie kleine Kinder gehalten.

Dem stimme ich größtenteils zu weil ich die Erfahrung auch machte. In den wenigen Monaten seit ich nicht mehr im Heim oder anderen Institutionen wohne wurde ich viel selbstständiger. Bei Heimen sollte auch noch zwischen offenen und geschlossenen Gruppen unterschieden werden. Ich lebte sowohl in geschlossenen als auch in offenen Gruppen. In geschlossenen Gruppen dürfen die Bewohner nicht alleine aus der Gruppe gehen oder spazieren gehen. Dort gibt es fast keine Pflichten oder Aufgaben zu erledigen. Z.B. wird dort die Wäsche von Betreuern gewaschen auch die Wäsche von denjenigen Bewohnern die selbst eine Waschmaschine bedienen können. Wenn die Bewohner dort etwas vom Einkaufen brauchen wird es ihnen gebracht (weil sie nicht alleine raus gehen dürfen) oder manchmal werden sie von Betreuern zum Einkaufen begleitet.
In offenen Gruppen wird mehr auf die Selbstständigkeit geachtet. Trotzdem wurde ich erst seit ich nicht mehr im Heim wohne viel selbstständiger.
Hilfreich ist auch, dass ich hier Zugang zum Internet habe was im Heim nicht der Fall war. Dadurch kann ich vieles selbst regeln weil mir schriftlicher Kontakt leichter als persönlicher oder telefonischer fällt (besonders bei mir un-/wenigbekannten Personen).

Allerdings war ich in den Institutionen in denen ich lebte viel weniger "pflegeleicht" als außerhalb. Ich konnte auch nicht zu einer pflegeleichten Person erzogen werden.
Bedingt durch den Stress den ein Leben in Institutionen verursacht kam es dann vermehrt zu z.B. Autoaggressionen, Sprachverlust, Rückzug in mich selbst, Verständnisschwierigkeiten, Wutanfällen. Dies führte vermehrt zu Konflikten mit Betreuern und Mitbewohnern was dann eher als pflegeschwer zu bezeichnen wäre.
24.12.09, 23:51:31
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