Zitat:
Oft werden Heimbewohner zu unselbständigen weltfremden pflegeleichten Personen erzogen. Diese leben dann ausreichend versorgt im Heim, sind aber kaum noch in der Lage, selbständig und selbstbestimmt zu leben. Da werden Erwachsene, die ohne Heim relativ selbständig leben könnten, im Heim wie kleine Kinder gehalten.
Dem stimme ich größtenteils zu weil ich die Erfahrung auch machte. In den wenigen Monaten seit ich nicht mehr im Heim oder anderen Institutionen wohne wurde ich viel selbstständiger. Bei Heimen sollte auch noch zwischen offenen und geschlossenen Gruppen unterschieden werden. Ich lebte sowohl in geschlossenen als auch in offenen Gruppen. In geschlossenen Gruppen dürfen die Bewohner nicht alleine aus der Gruppe gehen oder spazieren gehen. Dort gibt es fast keine Pflichten oder Aufgaben zu erledigen. Z.B. wird dort die Wäsche von Betreuern gewaschen auch die Wäsche von denjenigen Bewohnern die selbst eine Waschmaschine bedienen können. Wenn die Bewohner dort etwas vom Einkaufen brauchen wird es ihnen gebracht (weil sie nicht alleine raus gehen dürfen) oder manchmal werden sie von Betreuern zum Einkaufen begleitet.
In offenen Gruppen wird mehr auf die Selbstständigkeit geachtet. Trotzdem wurde ich erst seit ich nicht mehr im Heim wohne viel selbstständiger.
Hilfreich ist auch, dass ich hier Zugang zum Internet habe was im Heim nicht der Fall war. Dadurch kann ich vieles selbst regeln weil mir schriftlicher Kontakt leichter als persönlicher oder telefonischer fällt (besonders bei mir un-/wenigbekannten Personen).
Allerdings war ich in den Institutionen in denen ich lebte viel weniger "pflegeleicht" als außerhalb. Ich konnte auch nicht zu einer pflegeleichten Person erzogen werden.
Bedingt durch den Stress den ein Leben in Institutionen verursacht kam es dann vermehrt zu z.B. Autoaggressionen, Sprachverlust, Rückzug in mich selbst, Verständnisschwierigkeiten, Wutanfällen. Dies führte vermehrt zu Konflikten mit Betreuern und Mitbewohnern was dann eher als pflegeschwer zu bezeichnen wäre.