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Autor Nachricht
Lisa M.
(Standard)

RE: Welche Art Behinderung ist Autismus?
Lisa_M.
27/05/2006 16:39

Schwierige Frage, aber eine, die für‘s praktische Leben richtig wichtig ist. Es kommt mir so vor - vielleicht ist das optimistisch? -, dass Motivation dafür sorgt, dass man sich auf Herausforderungen stürzt, und Müdigkeit dafür, dass man sich lieber schlafen legt. Motivation kann Müdigkeit eine Zeit lang fernhalten. Resignation oder Überforderungsgefühle sorgen jedenfalls bei mir dafür, dass ich mich schwer wie ein Stein fühle, wie körperlich total erschöpft.

Eine Einstufung oder Selbsteinschätzung als "behindert" kann zur Resignation führen und dazu, dass man das Leben als eine Angelegenheit zu sehen anfängt, bei der es hauptsächlich darum geht, "den ganzen Mist" irgendwie zu schaffen. Und dazu, dass man dabei noch von sich denkt, man würde es ja doch nicht hinkriegen.

Auf der anderen Seite kann es auch so etwas wie eine positive Herausforderung sein - viele Körperbehinderte legen jedenfalls Wert darauf, sich fit zu halten und sind oft sportlicher als Nichtbehinderte.

Zentral wichtig kommt mir aber vor, dass es doch gar nicht darum geht, wie leistungsfähig man ist und was man alles schafft, sondern darum, dass man sich freuen kann über das, was man tut. Es scheint mir, dass das vor allem dann der Fall ist, wenn man die eigenen Stärken einsetzen kann, aber sicher auch oft dann, wenn man etwas macht, was für andere vielleicht einfach ist, von dem man aber weiß, dass es einem aus guten Grund schwer fällt. Oder?

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
13.06.06, 20:25:31
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Folgende Debatte habe ich aus diesem Thread ausgelagert: http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=137&

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.06.06, 08:19:00
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FrauFachmann
(stillgelegt)

Zitat von _OO_:
Welche Art Behinderung ist Autismus?


Man kann es auch als Geschenk betrachten. Man genügt sich selbst. Man hat sich. Das ist doch Luxus pur.
Man wird doch für alles Mögliche gehalten.
Behindert hatte ich so direkt noch nicht, kann ich ja aber auch mal anprobieren. "Verhuscht" hieß es neulich, aber das war ja noch liebenswert gemeint.
Da existiert die ganze Bandbreite von bescheuert bis brilliant, von unterhaltsam bis anstrengend, von kaltherzig bis supersensibel, von seelenbalsamierend bis überfordernd, man bietet ja so viele Facetten.
Meinetwegen auch behindert, aber dann will ich endlich auchn eigenen Parkplatz und nen Zivi... lachen
07.09.06, 22:05:43
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Zitat von FrauFachmann:

..., aber dann will ich endlich auchn eigenen Parkplatz und nen Zivi... lachen


Man genügt sich also selbst.. von wegen! lachen
08.09.06, 00:42:22
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FrauFachmann
(stillgelegt)

Mal was anderes: Welche Art Behinderung ist es eigentlich normal zu sein.... cool
10.09.06, 13:40:05
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FrauFachmann
(stillgelegt)

Zitat von bellaria:

Man genügt sich also selbst.. von wegen! lachen

Personal, ich bitte Dich und noch dazu staatlich finanziert!!! lachen
10.09.06, 13:41:19
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Silvana
(stillgelegt)

geändert von: Silvana - 19.09.06, 14:05:39

Zitat von FrauFachmann:
Mal was anderes: Welche Art Behinderung ist es eigentlich normal zu sein.... cool


Falsch die Frage muss lauten: Was ist normal???

Ich sehe Autismus wie in Herr Asperger beschreibt immer mehr als ein Teil des "normalen" menschlichen Verhaltensspektrums. Nur weil man nicht zum Durchschnitt gehört ist man nicht gleich Behindert.
Mutter Teresa war ja auch keine "normale" Frau, aber keiner käme auf die Idee, dass eine der artige Selbstaufgabe eine Behinderung sein könnte. (für mich ist dieses genauso unverständlich und unnachvollziehbar wie für andere das Verhalten von Asperger Autisten)
Ich kann natürlich den Durchschnitt zum Maß aller Dinge machen, Ich kann auch mich selbst zum Maß aller Dinge machen. Aber in beiden Fällen befinde ich mich auf einem fatalen Irrweg.
Die Sonne enthält ja auch mehr Licht als ich sehe, das Licht ist ja nur ein Teil der Sonnenstrahlen, und niemand sagt nur das sichtbare Licht sein die eigentlichen Sonnenstrahlen.
Außerdem gilt für ASler noch stärker, gerade wenn sie auch noch zu allem "Unglück" unter Hochbegabung "leiden" als für andere, das sie behindert wenden. Nämlich in der Entfaltung ihre Persönlichkeit, in dem man sie in Normen zu pressen versucht.
so und nun muß ich mich wieder meinem Lergang witmen, sonst giebs noch ärger

Unendliche Manigfaltigkeit, in unendlicher Kombination

-

Stillgelegt auf eigenen Wunsch, mfg [55555]
19.09.06, 14:04:07
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bellaria
(Angehörigenbereich)

geändert von: bellaria - 19.09.06, 14:13:13

Da komme ich wieder zu meinem Verständnisproblem:

"Ich bin einzigartig und nicht behindert. Ich bin froh und stolz, nicht normal zu sein. Ich habe kein Problem, das haben nur die anderen mit mir. Aber ich will einen Behindertenausweis mit Nachteilsausgleich. Der steht mir zu, weil die Welt mich behindert."

Wie geht das für Euch zusammen? Geht das für Euch zusammen?
19.09.06, 14:11:37
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Zapfsäule
(stillgelegt)

geändert von: Zapfsäule - 19.09.06, 19:18:11

Zunächst sind weder Normalsein noch Andersein an sich eine Behinderung.
Auch Hochbegabung an sich ist, wie irrtümlich von manchen angenommen wird, erst mal gar kein Hindernis, sondern eben eine Chance. Wenn wir uns, als Hochbegabte, tagtäglich fragen, wieso andere Hochbegabte es schaffen ein gesamtes Werk zu schaffen, auf dass sie zu Recht stolz sind und das für sie einen echten Wert hat, wo wir noch nicht mal unsern Alltag im Griff habe, ab dem Punkt müssen wir uns fragen, was uns hindert auch etwas zu schaffen.

Sind das wirklich nur, die andern, die breite Masse, die uns nicht das sein lassen wollen, was wir eigentlich sind? Oder nicht ein Stückweit doch eher unsere eigene Trägheit, der fehlende Mut sich durchzusetzen?
Denn alle Menschen, die es in der Geschichte zu etwas gebracht haben, die haben es nur eben gerade weil sie anders waren, weil sie begabt waren. Die haben diese Chance richtig erkannt und genutzt und manche hatten auch Asperger. Aber die Passion, das Interesse war größer als die Angst durchs Anderssein unangenehm aufzufallen.

Eine Behinderung am Leben aktiv teilzunehmen fängt da an, wo der Mensch sich nicht mehr seines eigenen Verstandes bedienen kann oder möchte.

'Sapere aude!' sagt Emmanuel Kant
'Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!'
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Viele haben diese Leitung sich schon heimlich erwählt. Die Masse hat die Leitung übernommen, und zwar einzig, weil wir das für einen gewissen Raum so zugelassen haben. Wir überlassen ihnen das Urteil über uns und haben alle Leichtigkeit verloren uns darüber wieder hinweg zu erheben.

Selbstverschuldet ist Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Diesen Mut gilt es aufzubringen. Es ist für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar lieb gewonnen und ist vor der Hand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalsten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur Wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit heraus zu wickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun. Das sagt Kant und er hat recht, wenn er das sagt.
19.09.06, 19:11:55
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Wursthans
(stillgelegt)

geändert von: Wursthans - 19.09.06, 20:15:21

Zitat von FrauFachmann:
Zitat von _OO_:
Welche Art Behinderung ist Autismus?

Man kann es auch als Geschenk betrachten. Man genügt sich selbst. Man hat sich. Das ist doch Luxus pur.

Mal davon abgesehen, daß ich diese Aussage irgendwie für ziemlich merkwürdig und falsch halte, möchte ich anmerken, daß du das Thema verlassen hast. Das nur um zu vermeiden, daß der an sich interessante Thread weiter in den Small-Talk abgleitet.

bellaria, deine Frage erübrigt sich zum Teil, da hier gefragt wird welche Art Behinderung Autismus sein könnte, nicht ob Autismus eine Behinderung wäre.

Mein Stand ist noch, daß "autistische Behinderung" das Ganze am besten trifft, weil es eben so schwer zu fassen ist was diese Existenzvariante ausmacht und diese Verlegenheit durch einen eigenen Begriff ausdrückt. Autismus läßt sich nach meinem Eindruck nicht in eine Schublade stecken, sondern hat in der Hinsicht von Behinderungsschubladen verschiedene Anleihen. So wäre vielleicht noch die kreative Benennung als neuroinformationelle Behinderung erwägenswert.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
19.09.06, 20:14:45
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Wie gefällt Euch der Begriff "Kommunikationsbehinderung"?
19.09.06, 20:32:08
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Wursthans
(stillgelegt)

Ja, das ist so abwegig nicht. Es fehlt in dem Begriff vielleicht etwas die Dynamik, die veranschaulicht, daß die Behinderung nicht statisch ist. In meinem Begriff ist dies wohl etwas mehr drin, wenn auch nicht direkt offensichtlich. Deiner hat den Vorzug sich aus geläufigerem Wortschatz zu speisen.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
19.09.06, 20:43:45
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