Zapfsäule
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geändert von: Zapfsäule - 19.09.06, 19:18:11
Zunächst sind weder Normalsein noch Andersein an sich eine Behinderung.
Auch Hochbegabung an sich ist, wie irrtümlich von manchen angenommen wird, erst mal gar kein Hindernis, sondern eben eine Chance. Wenn wir uns, als Hochbegabte, tagtäglich fragen, wieso andere Hochbegabte es schaffen ein gesamtes Werk zu schaffen, auf dass sie zu Recht stolz sind und das für sie einen echten Wert hat, wo wir noch nicht mal unsern Alltag im Griff habe, ab dem Punkt müssen wir uns fragen, was uns hindert auch etwas zu schaffen.
Sind das wirklich nur, die andern, die breite Masse, die uns nicht das sein lassen wollen, was wir eigentlich sind? Oder nicht ein Stückweit doch eher unsere eigene Trägheit, der fehlende Mut sich durchzusetzen?
Denn alle Menschen, die es in der Geschichte zu etwas gebracht haben, die haben es nur eben gerade weil sie anders waren, weil sie begabt waren. Die haben diese Chance richtig erkannt und genutzt und manche hatten auch Asperger. Aber die Passion, das Interesse war größer als die Angst durchs Anderssein unangenehm aufzufallen.
Eine Behinderung am Leben aktiv teilzunehmen fängt da an, wo der Mensch sich nicht mehr seines eigenen Verstandes bedienen kann oder möchte.
'Sapere aude!' sagt Emmanuel Kant
'Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!'
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Viele haben diese Leitung sich schon heimlich erwählt. Die Masse hat die Leitung übernommen, und zwar einzig, weil wir das für einen gewissen Raum so zugelassen haben. Wir überlassen ihnen das Urteil über uns und haben alle Leichtigkeit verloren uns darüber wieder hinweg zu erheben.
Selbstverschuldet ist Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Diesen Mut gilt es aufzubringen. Es ist für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar lieb gewonnen und ist vor der Hand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalsten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur Wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit heraus zu wickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun. Das sagt Kant und er hat recht, wenn er das sagt.
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