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Wasserspiegel
(Standard)

Nach Festen und anderen sozialen Ereignissen, muss ich mich immer erstmal wieder eine Zeit lang erholen und sammeln. Da brauche ich dann Zeit für mich um wieder zu mir zu kommen.

Einige laute Feste haben sich als traumatische Erlebnisse in meinen Kopf abgespeichert. Dazu zählen zahlreiche Anläufe sich "normal" zu verhalten und auch mal bei feiern und auf Partys mit zu gehen. Meine Eltern wollten mich immer regelrecht dazu drängen "auch mal raus zu gehen" etwas altersensprechendes zu unternehmen - Party, Disco... etc.
Doch ich habe immer keine guten Erinnerung an jegliche Situationen wie diese.
Teilweise beschrieben mich meine Mitschüler als teilnahmslos, abgeschaltet, still...
Laute hemmernde Musik kann ich nicht gut vertragen. Oft Tage danach hatte ich noch ein Gefühl wie "taube Ohren". Ich weiß nicht, wie man so etwas schrecklich lautes toll finden kann. Selbst Partys im kleinen Rahmen mit gleichaltrigen überforden mich. Ich weiß oft nichts mit mir anzufangen, stehe einfach im Raum herum, passe nicht zu der schreienden, lachenden Meute dazu. Mit betrunkenen kann ich erst rechts nichts mehr anfangen. Ich trinke halt nie und fühle mich deshalb erst recht oft fehl am Platz, möchte oft nur noch nachhause, schaue ständig auf die Uhr.

Eine Videoaufzeichnung einer Mitschülerin hat mich sehr erschreckt. Ich wusste ja nicht, dass ich so still und ausgeschaltet dasaß während die andern lautstark auf einer Videokonsole "herumhämmerten".

Wie sind eure Erfahrungen? Wie habt ihr solche Situationen erlebt? Umgeht ihr auch solche Situationen eher?

Wasserspiegel
27.06.09, 20:17:55
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich vermute es geht um Feste von NA?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
27.06.09, 20:33:47
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haggard
(Autistenbereich)

mich hatte mal ein lehrer auf einer klassenfahrt zu einer "disco" bewegt, weil niemand in den schlafräumen bleiben sollte, während alle an dieser unternehmung teilnahmen. laute musik. verschiedenfarbige, bewegliche lichter - und tanzende menschen. das war zu viel. wenn menschen miteinander tanzen, wird mir unwohl. als ich kaum, nachdem ich in diesem raum war, wieder draußen war, durfte ich dieser veranstaltung fern bleiben. hätte darauf auch verzichten können.
27.06.09, 20:34:08
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quamquam
(Gastzugang)

Ich gehe ungerne auf Partys, weil es anstrengend für mich ist, alles zu erfassen.
Es ist laut, schnell, erdrückend und ich hab kaum Konzentration.
Wenn ich mal muss, dann will ich schnell wieder gehen...
27.06.09, 20:44:58
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Coyote
(Autistenbereich)

Ich wachse und reife im Laufe der Jahre ...und tue mir so etwas nicht mehr an.
Früher habe ich mich auch mitschleppen lassen und da erging es mir genauso wie dir.
Nur, ich habe gedacht, diesen "Geimcode" wie sie lustig zueinanderfinden, löse ich, wenn ich Alkohol trinke. Ich wurde dann aber noch ruhiger.
Die lauten Stimmen, die Gesichter so nah, so rot, so laut, laute Musik. Alles traf mich mit geballter Ladung und ich dachte, dieses müsste doch die anderen auch irgendwie stören !?
Ich wusste selten, warum sie so oft lachen. Und immer dieses Anstoßen: "Coyote, nun komm doch mal aus dich heraus."
Und: "Lach mal!" Zunge rechts

Mit sechszehn Jahren etwa sagte ich zum ersten Mal "Nein". Zur Hochzeit meiner Cosine konnte mich niemand mehr zwingen.
Als ich merkte, dass es mir so besser geht, machte ich es immer öfter.

Meine Mutter wollte mich in den Haushalt schicken, als Hausdame bei reichen Leuten (weil ich nichts auf die Reihe kriegte). Deren Sohn war ein Mitschüler von mir gewesen. Wir saßen auf der Couch und meine Mutter machte alles ab. Alles war Paletti! Dann bemerkte die Dame des Hauses, dass ich auch auf der Couch saß und nun wurde ich doch tatsächlich auch dazu gefragt."Nein" Oh ... so was ...Na, dann hat es ja keinen Sinn.

Später wollte ich mich wieder anpassen, versuchte den Code zu knacken, schluckte deren Qualm ohne Ende und habe heute noch so riesengroße krebsrote Gesichter vor mir.
Ich fühlte mich unwohl und machmal war mir diese Situation unheimlich und ängstlich.

Seit Jahren mache ich es einfach nicht mehr mit. Keine Sylvesterparty, keine Weihnachtsfeier, keine Geburtagsparty.
Nur, mit einer Freundin in einem ruhigen "Teestübchen" wo die ganzen Omas sitzen - egal. Da darf ich auch meinen Hund mitnehmen.

Ich habe aufgeräumt in meinem Freundes- und Bekanntenkreis und fühle mich schon etwas wohler.
Ich mache jetzt nur noch das, was mir gut tut.
Und trinke trotzdem noch gerne mal ein Glas Wein ...

Schau Wasserspiegel, hier habe ich meine "Aufräumaktion" in einigen Zeilen aufgeschrieben.

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
27.06.09, 20:56:07
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akurei
(Autistenbereich)

geändert von: akurei - 27.06.09, 21:48:02

Die Gelegenheiten, bei denen ich außer Haus "gefeiert" habe, kann ich an einer Hand abzählen. Gleichaltrige erschrecken mich in ihrem Verhalten einfach nur.

Letzte Woche mußte ich mich mit einigen Tagen Bedenk- und Vorbereitungszeit auf das Essen mit einem alten Bekannten und deren für mich unbekannte Begleitperson einstellen.

Unnötig zu sagen, daß größere Anlässe von mir dauerhaft ignoriert werden.
27.06.09, 21:47:10
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Wasserspiegel
(Standard)

Zitat von azrael:
laute musik. verschiedenfarbige, bewegliche lichter - und tanzende menschen. das war zu viel. wenn menschen miteinander tanzen, wird mir unwohl.


Das kenne ich sehr gut. Das ist für mich oft ein völliges Chaos und eine komplette Reizüberflutung. Falls ich dann mal in einer Disco drinnen war, wollte ich gleich wieder raus.

Bei Familienfesten wurde ich als Kind häufig aggressiv und benahm mich laut meinen Eltern "daneben". Da erinnere ich mich gerade an eine Beerdigungsfeier eines Freundes meiner Eltern. Eine wirkliche Anteilnahme zeigte ich ja ohnehin an der Beerdigung nicht. Ich spielte wie immer drausen mit meinem bunten Flummiball bis mein Vater kam mit mir spielen wollte und meinen Ball übermütig nahm und ihn einfach lachend wegwarf, sodass ich ihn nicht mehr fand. Meine Reaktion darauf? Ich war wütend. Später ging ich in das Restaurant wo der Leichenschmaus abgehalten wurde und trat meinen Vater in den Rücken. Aus meiner heutigen Sicht, eine etwas übertriebene Reaktion, aber mein Gummiball war mir eben wichtig. Die Situation eskalierte mit beiden Eltern, da auch meine Mutter meine Reaktion nicht verstehen konnte und so musste ich also nachhause gehen (war eigentlich auch ganz froh darüber).
28.06.09, 02:12:52
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Viktor*
(stillgelegt)

Ich gehe manchmal auf Feste, aber niemand hat Freude an mir =) - erstmal kenne ich die Begruessungsregeln nicht, dann machen mich Geraeusche komplett fertig und ich falle in Trance und ich steiffe foermlich ein.

Aber an Festen liebe ich das Essen und das Beobachten von Menschen und ich will ja lernen von den Anderen =)

Oktober 2008 Diagnose Asperger Syndrom. Eigenverdacht ADHS/Borderlinezuege

--

[Stillgelegtes altes Konto von NoDesign, mfg [55555]]
29.06.09, 09:37:56
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Wasserspiegel
(Standard)

Zitat von Viktor*:

Aber an Festen liebe ich das Essen und das Beobachten von Menschen und ich will ja lernen von den Anderen =)


Ja, bei mir ist es genauso. Einfach beobachten, genießen und auf der anderen Seite dieses Overload. Ich meine, ich "genieße" auf ruhigen Geburtstagen immer regelrecht die Wohnung der anderen. Fühle die Atmosphäre sozusagen die "Aura des Raumes". Sehe mir die Gegenstände in den Regalen genau an. Frage mich das ein oder andere mal, warum ein Buch verkehrt im Regal steht. Betrachte Bilder an der Wand, Sachen die herrum liegen - (sagt schließlich viel über das Alltagsleben eines Menschen aus). Manchmal ist es auch gar nicht so schlecht auf den ein oder anderen Geburtstag zu gehen, es kommt nur darauf an wann und wie dies geschiet, denn man nimmt oft viele Eindrücke mit nachhause.

29.06.09, 17:48:52
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quamquam
(Gastzugang)

Wenn ich mich mit einem Menschen treffen will, dann mache ich dass immer so, dass wir uns möglichst nicht in einem Cafe treffen, damit ich mich auf den Menschen einlassen kann und ich nicht die ganze Zeit abgelenkt bin. Ich will dem Gespräch dann auch folgen können.
Auf Partys führe ich keine Gespräche.
29.06.09, 17:56:18
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