[Kettenbeiträge zusammengefasst, siehe früheren Kommentar im Threadverlauf, mfg [55555]]
Ist da in dir vielleicht ein Zwiespalt aus DDR-Schule und Junger Gemeinde?
Nein, das hat damit nichts zu tun. Die Freunde aus der JG- Zeit sind heute noch meine liebsten. Es fing eigentlich erst mit dem 11. September an, wodurch ohnehin viele Diskussionen um das Thema "Heiliger Krieg" los getreten wurden. Ein guter Freund von uns ist damals gerade so mit dem Leben davon gekommen. Wir haben ihn und seine Familie oft in New York besucht und auch mitbekommen, wie sich dieses Ereignis in der Bevölkerung heute noch auswirkt. Religiöse Gemeinschaften manifestierten sich, schrieben neue Lieder und mobilisierten in der Umgebung mit Predikten und Werbung; weniger Religiöse wurden noch religiöser ...; wie aus einer Ohnmacht heraus wurden Glauben und Religion noch extremer wahrgenommen und gelebt als vor der Attacke. Zwei Jahre später habe ich hier direkt bei uns vor dem Haus den evangelischen Kirchentag (in Köln am Rheinufer) verfolgt; was da abging ... . Insgesamt habe ich irgendwann gedacht: Die Religiösen spinnen!
Wenn jemand sagt: "Ich bin religiös, aber nicht kirchlich." Dann kann ich das nachvollziehen und habe einen ganz anderen Zugang, als wenn jemand nur aus der Bibel zitiert, so als ob er seinen Glauben an- und auswendig gelernt hätte.
Es ist doch naheliegend, daß dies nur noch ein Schritt dazu ist sich dann auch vor so einer vermeintlichen Gefahr schützen zu wollen.
Ja klar, deshalb gebe ich einem pakistanischen Mädchen und fünf türkischen Jungen unentgeltlich Nachhilfeunterricht. Die Eltern erzählen, wie sehr sie unter der Ausgrenzung und Diskriminierung leiden, vor allem aber darunter, daß einflußreiche Imame und religiöse Fanatiker ihren Glauben falsch auslegen und instrumentalisieren, und daß es leider viel zu viele gibt, die diesen Ausführungen bedingungslos folgen und damit alles kaputt machen.
Dein Versuch, menschliche Charaktere/ menschliches Verhalten, vom religiösen Menschen, bzw. von Religion an sich abzukoppeln, funktioniert irgendwie nicht. Du sagst, daß alles Böse auf der Welt nicht mit dem Glauben und mit Religion korreliert, sondern lediglich mit dem Wesen des Menschen zu tun hat. Wenn es so wäre, warum wehren sich gläubige Menschen nicht gegen die Machenschaften ihrer Glaubensvertreter?
Genausowenig wie: "Ich habe nichts gegen Ausländer, aber ..."
Ich bin Polin und somit hierzulande Ausländer.
Ich bezog mich eher auf dies:
[QUOTE="Smilla"]Es ist nicht so, dass ich irgendwie gegen Glaube und Religion wäre, oder mich aus irgendeinem Grund dagegen entschieden hätte. Mein immer nach Logik suchender Verstand würde es mir nicht erlauben, zu glauben, selbst wenn ich wollte, genausowenig wie man sich bewusst aussuchen könnte, in wen man sich verliebt.
Ich weiß nicht, ob es mit meinem autistischen Denken zu tun hat - aber ich bin zumindest bisher davon ausgegangen.
Sie glaubte, daß Autisten wohl nicht religiös sein würden, wegen dem nach Logik suchenden Verstand von Autisten und hatte den Thread eröffnet um dies hinterfragen zu lassen.
Ich hatte eben auch gedacht, daß die Denke autistischer Menschen sich von dem, was nicht da ist (sehen, fühlen, riechen), nicht beeindrucken lassen. Nun habe ich eher den Eindruck, daß Autisten sehr wohl "geflügelte Worte" oder "durch die Blume" gesagtes verstehen können, wenn sie auch "sinnbildliches" in Form von Glauben verstehen.
Und wie passt das zu deiner Gefährlichkeitseinschätzung?
Buddha: Jedes Kind hat eine religiöse Phase. Und ich bin froh, daß Thaddäus diesbezüglich nichts vorgeschrieben wurde. Dem Buddhismus kann man nicht einfach so beitreten, man muß von einem anderen vorgeschlagen werden. Genau das ist Thaddäus in Thailand sogar zwei mal passiert und er hat eine sehr wertvolle Buddha- Kette aus Silber geschenkt bekommen. Er selbst hat seinen Zugang, wie auch immer er ihn lebt und später interpretiert. Mag auch sein, daß er mal zu einem anderen Glauben kommt. Darin wird er von uns weder bestärkt noch beeinträchtigt.
Nein, das finde ich nicht gefährlich. Ich würde dann aber schon mit ihm diskutieren, wenn er, entsprechend seines jeweiligen Glaubens, den Biologieunterricht in der Schule ablehnt, weil es so nicht in der Bibel steht, oder in ein Ausbildungslager für den bewaffneten Einsatz zieht. Dann allerdings ist es so, daß ich den "von ihrer Sache Überzeugten" schlecht beibringen kann, daß das was sie tun und schüren, gefährlich ist. Das Verstehen die nicht, weil sie es ja aus Überzeugung tun, egal was. Aber ich kann zumindest für mich persönlich denken: Das ist falsch, das geht nicht, ich will das nicht, das ist absurd und gefährlich.
Was hältst du für unlogisch? Daß die Kinder nicht nackt herumlaufen durften?
Unser Kardinal Meisner hat das hier für seinen Wirkungskreis verboten. Es ist schön und logisch, wenn sich unschuldige, kleine Kinder nackt und frei bewegen können. Soviel ich weiß, werden Pädophile von Kindergärten fern gehalten. Ich verstehe also diese Maßnahme nicht, erscheint mir unlogisch, absurd.
Seit wann müssen sich die getauften Kinder denn ihr Leben lang danach richten? Zumindest tun sie das wohl kaum. Diese Tauferei halte ich persönlich für weniger wichtig. Es kommt auf die Geisttaufe an, nicht irgendwelche Symbole. Und Kinder durch frühe Taufen vor der Hölle retten zu wollen halte ich eher für etwas entglittenen Aberglauben.
Na, jedenfalls scheinen wir in diesem Punkt mal einer Meinung zu sein.
Was soll dieses Buch belegen? Daß es diese Kriege gab? Da frage ich dann wieder: Es gab auch viele andere Kriege, warum sollte das etwas mit Religion im speziellen zu tun haben?
Luther hat die Reformation in Gang gesetzt. In diesem Buch kommt sehr gut zum tragen, was sich bis dato an Uneinigkeiten unter den Glaubensbrüdern- und Schwestern angesammelt hat. Viel mehr als zu Zeiten, wo sich Franziskaner, Prämonstratenser, Dominikaner, Barfüßler etc. vom Benediktinerorden abgespalten haben. Es haben sich regional Dutzende von neuen Glaubensausrichtungen etabliert, wie sie heute noch in ganz Europa vorzufinden sind (wie z.B. die Quäker in der Schweiz). Meinst Du denn, daß diese Welle, mit all den Kriegen, die durch die Reformationszeit ausgelöst wurden, einzigartig war, sich in der Geschichte nicht wiederholt? In der Skala der Menschheitsgeschichte war dieses Ereignis erst gestern. Warum kam es denn erst dazu? Meinst Du wirklich, daß es so eine Eskalation schon vor den monotheistischen Religionen gab?
Irgendeines Gottes ist gut. Da könnte ich jetzt auch alle nichtreligiöse Meinungen einfach in einen Topf werfen, die Nazis mit den Humanisten.
Siehe Antwort an drvaust, bezüglich Judenvernichtung im 2. WK.
Für mich ist echter Glaube eine Art des Wissens. Eine Bestimmung der Realität durch wissenschaftliche Ansätze ist aus meiner Sicht nicht möglich. Daher halte ich so ein enges Realitätsverständnis für allenfalls kurios. Es hat sich immer wieder gezeigt, daß Menschen mit für irreal erklärten Ideen auch wissenschaftlich gesehen schließlich Recht hatten. Das ist aber je nach Thema mehr oder weniger denkbar. Sich auf den Horizont der zeitgenössischen Wissenschaft als Realität zu beschränken halte ich für offensichtlich irreal. Vielleicht ist das auch Ausdruck einer Sehnsucht nach Sicherheit in einer Welt, in welcher viele Sachverhalte schlichtweg unklar sind.
Endlich. Mal ein persönlicher Beitrag zu Deiner Anschauung. Auch ich empfinde mich, wie bereits geschrieben, wie ein Käfer im hohen Gras, der Tatsache gewiß, daß die dreidimensionale Sicht im Universum nicht ausreicht, um die Welt mit all ihren Phänomenen erklären zu können. Auch ich empfinde es als lächerlich, wenn Mathematiker stolz präsentieren, die zwölfte Dimension errechnet zu haben. Ich habe Probleme mit der Unendlichkeit des Universums, ja, ich träume sogar regelmäßig davon. Diese Suche nach Sicherheit in einem kleinen, funktionierenden System, von der Du schreibst, kenne ich auch. Und ich bewundere Menschen aus meiner Umgebung, die sich in ihrer religiösen Gemeinschaft gegenseitig unterstützen. Da gibt es z.B. Mäzene, die die Schulausbilung an Privatschulen von Kindern aus der Glaubensgemeinschaft finanziell übernehmen (Neuapostoliker), oder sich anderweitig gegenseitig helfen. Am Bodensee trifft man sich in großen Hallen, um sich gegenseitig für mehr Glück und Energie zu motivieren (den Namen der Glaubenssekte weiß ich nicht mehr). Das alles finde ich toll. Ich hätte auch gern sowas, nur ohne Gottglauben, was aber scheinbar nicht möglich ist. Aber um all das ging es in meiner Argumentation nicht. Zum einen bin ich nicht davon überzeugt, was Petrus mal weiter gegeben hat und was Mönche in ihrer Interpretation nieder geschrieben haben, und von dem, was Luther daraus abgeleitet und neu interpretiert hat; zum anderen empfinde ich monotheistische Religion seit dem 11. September wirklich als Bedrohung, als gefährlich, ja als Weltkrieg. Und ich stehe doch damit nicht alleine da. Außerdem hätte für mich Glauben und Religiösität nichts mit dem zu tun, was in Bibel oder Koran steht. (Daraus ließe sich in den relevanten Bereichen eher eine Anleitung zum Leben ableiten). Glauben ist für mich übersinnlich und kann nicht nieder geschrieben werden, auf welche Art auch immer interpretiert und argumentiert wird - Geschichten wie von den Knetmenschen, von Noah oder sonstwas, entziehen sich meiner Logik. Es entzieht sich auch meiner Vorstellung von Religion, auf so einer Grundlage Kriege anzuzetteln, bzw. andere Religionen ausrotten zu wollen. Ich hoffe, Du hast jetzt vielleicht besser verstanden, was ich meine. Ist manchmal schwierig bei mir, weil ich abdrifte in andere Bereiche, die nur unmittelbar mit dem zu tun haben, was ich eigentlich aussagen wollte.
Isabella,hast du hinterfragt was in deinem Buch steht?
Oder woher hast du deine allgemeinen Ansichten über religiöse Menschen?
Du scheinst Religiösität als eine Art "Unbildung" wahrzunehmen,derer man sich leicht entledigen könnte,hätte man schon mal was von Darwin gehört.
Ich glaube das ist ein grober Schnitzer ,die Wissenschaft anstelle der Religion zu setzen und daraus eine neue Glaubensform zu machen.
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Zu Büchern: Wir haben hier zu Hause eine Bibliothek von ca. 100 qm. Nein, wir haben darunter kein Buch, das uns vorschreibt oder glauben macht, daß Menschen aus Knetfiguren hergestellt wurden.