Ich bin für Volksentscheide und halte das Volk auch für mündig. Bei einem Verfassungsentwurf sollte es aber nicht nur um den Bezug zu Gott gehen.
Wenn es dir um diesen Gottesbezug oder anderen Regelungen in Bezug auf Religion geht und du es mit Volksentscheidungen ernst nimmst, dann sollte man direkt einzeln über diese Punkte das Volk abstimmen lassen, nicht über einen Gesamtentwurf, den irgendjemand erarbeitet hat.
Die "antireligiöse Haltung" die Du mir unterstellst,
habe ich.
Das ist offenbar so, nur frage ich mich noch, worauf diese eigentlich zurückgeht. Du führst viele Einzeldinge an. Doch ich habe nicht den Eindruck, daß diese der eigentliche Kern sind, sondern eher als Argumente für eine aus anderen Gründen bestehende Meinung fungieren. Das meine ich vor allem daran zu erkennen, daß du dir ja das aus dem was dir begegnet rauszusuchen scheinst, das zu der bestehenden Einstellung passt. So nach dem Motto: "Ohne Zeitung hätte ihre Meinung weniger Argumente." Jeder macht das irgendwo, ich finde es aber interessanter keine Phantomdebatten zu führen.
Im übrigen weißt du, wie anderes mehr aus dem christlichen-theologischen Ideen- und Begriffskosmos, vermutlich nicht, was "antireligiös" bedeutet. Heute sind die meisten Menschen der Meinung "anti" bedeute gegen etwas zu sein, wie etwa "Antifa" = gegen "Fa". "Anti" bedeutet aber auch "an Stelle von". Ich hatte daher "antireligiös religiös" geschrieben. Denn dein Auftreten kommt mir schon recht religiös vor und du zitiertest ja auch den Vorgänger von Stalin. Um diesen wurde ja auch eine Art religiöser Kult getrieben. Man nahm innerhalb dieses Kultes gerne den Frieden in den Mund, ließ sich aber in der Praxis nicht von Angriffskriegen abhalten. Man hatte schließlich der Welt das Heil zu bringen, sie vom Bösen zu befreien, z.B. von nichtkommunistischen Göttern.
Zitat:
Ich meine damit die, die sich als das Bodenpersonal von Gott verkaufen
Also z.B. mich?
Zitat:
Ein Filmteam der BR besuchte den Kardinal Ratzinger im Vatikan,
der Herr Ratzinger wurde auch zu seinem Job als "Großinquisitor" befragt.
Inquisition ist ja erstmal auch nichts Schlechtes, es ist lediglich eine Einrichtung, die zum Ziel hat als unpassend empfundene Meinungen in der eigenen Organisation zu beobachten und ggf. zu sanktionieren. Wenn das Bundesverfassungsgericht eine Partei verbietet ist das eine inquisitionsartige Tätigkeit. Die zeitweisen Auswüchse solcher Prinzipienbewahrung sind das Problem, aber das hat wieder nichts mit Religion zu tun, sondern mit menschlichem Verhalten. Leider gehst du auf diesen Punkt bisher nicht ein, sondern behauptest ohne darauf einzugehen einfach weiter:
Zitat:
Ohne Religionen gäbe es viel weniger Leid auf dieser Welt.
Zitat:
Meine Meinung ist, ohne die Kirche hätte es den Prozess erst gar nicht gegeben.
Meine Meinung ist hingegen, daß die Hexenverfolgungen eher dem Volksglauben/Aberglauben entstammten. Sie nahmen z.B. in einer Kälteperiode zu. Die Bevölkerung wollte einen Schuldigen finden. Sicher haben auch Pfarrer mitgemacht, deren intelektuelles Niveau war ja zeitweise auch nicht so ausgeprägt. Doch mit christlichen Lehren hatte das wohl kaum etwas zu tun, eher mit dem Abfall von diesen.
Zitat:
Die frühe Kirche hielt sich bei diesen Verfolgungen zurück. Wohl kam es zu einzelnen Exzessen wie dem Martyrium der als Zauberin verfolgten neuplatonischen Philosophin Hypatia durch einen christlichen Mob im Jahre 415; dieses Ereignis wurde von der offiziellen Kirche ausdrücklich als große Schande bezeichnet. Ein explizites Programm für Hexenverfolgungen gab es nicht, da die frühe Kirche die damit verbunden Ansichten und Praktiken als Aberglaube (Canon episcopi) ablehnte.
Quelle
Da hast Du etwas missverstanden. Ich schrieb: "Es hatte nichts damit zu tun, daß ... ."
Nein, du schriebst:
Zitat:
Das hängt jetzt nicht unmittelbar damit zusammen,
[...]
und was mich betrifft, so bin ich fern davon anzunehmen, was andere Menschen mal als schönes Märchen erfunden haben, um es bis ins Dogma zu treiben. Es gibt nichts absurderes und gefährlicheres als Religionen.
Zitat:
Trotz Versuch zu einer religiösen Phase habe ich recht bald gewusst, daß ich einfach nicht religiös bin,
Wie kam es zu dieser Einschätzung?
Zitat:
aber ich bin definitiv für Religions- und Meinungsfreiheit.
Auch wenn es nach deiner Aussage nichts gefährlicheres als Religionen gibt? Es gibt nichts gefährlicheres! Das muß man sich mal genau überlegen. Warum sollte man dann weniger gefährliche Dinge unter Strafe stellen, z.B. Mord?
Zitat:
Dieses Recht sollte auch den nicht religiösen Menschen zugesprochen werden.
Wobei ich mich im Moment schon frage, welches Gewaltpotential hinter solchen widerreligiösen Ansichten, wie sie hier teilweise geäußert wurden steckt.
Hier war ich noch nicht ganz fertig.
Es gab nie eine Volksabstimmung über das Grundgesetz. Auch keine vom Volk gewählten Vertreter haben ursprünglich darüber abgestimmt.
Aber von Volksvertretern gewählte Vertreter:
Zitat:
Dem Parlamentarischen Rat gehörten 65 stimmberechtigte Abgeordnete der westlichen Besatzungszonen sowie fünf nicht stimmberechtigte Abgeordnete aus Berlin (West) an, die von den jeweiligen Landesparlamenten gewählt worden waren.
Quelle
Bevor die Kirche ihren Einfluß einbrachte, waren die später als Hexen bezeichneten, nur heilkundige "Kräuterweiber",
die allgemein von den Menschen sehr hoch geachtet wurden.
Oft waren es wohl auch einfach Personen, die denunziert wurden und eigentlich keine besonderen Aktivitäten solcher Art verfolgten? Manche Denunzianten räumten so Konkurrenten aus dem Weg oder bereicherten sich.
Zitat:
Weil es der Kirche nicht in den Kram passt, bezeichnete sie diese Heilkunst als ketzerisches Teufelszeug.
Heilen durften nur noch die Gebete oder geweihte Rosenkränze.
Ob die Einschätzung nicht etwas sehr pauschal ist?
Zitat:
Die Kirche erhob den Anspruch "alleinseligmachend" zu sein.
So viel ich weiß, heißt das "katholisch".
Nein, aber es drückt den Alleinvertretungsanspruch innerhalb des Christentums aus.
Zitat:
Denk doch mal an die Geschichte von Jakob und Esau,
wenn man das liest, muß man sich zusammen nehmen,
daß man davon kein Antisemit wird.
Wie habe ich mich aufgeregt und Tage lang an der schweren Geschichte herumgebissen.
Anders betrachtet, ist das dann eine Hetzschrift?
Es ist ja nun eine jüdische Geschichte, somit wäre es wohl fatal, diese als widerjüdisch zu bezeichnen. Die Lügerei darin gefiel dir nicht?
Einige haben ihre Negativerfahrungen mit Mitgliedern von Religionsgemeinschaften aufgeführt.
Da hätte ich auch einiges zu bieten, aber ich fühle mich hier im Moment genötigt das Christentum an sich zu verteidigen.
Zitat:
Manche Menschen legen in ihrer Überzeugung für ihre Weltanschauung einen missionarischen Eifer an den Tag,der für Andere abstoßend und übergrifflich wirkt.
Wir sind wohl alle schonmal auf plumpe Weise missioniert worden. Mir passiert das alleine schon deswegen, weil ich wohl nach der Vorstellung einiger Glaubensgeschwister äußerlich nicht "christlich" wirke. Da wird gar nicht gefragt, ob ich Christ bin, es wird einfach davon ausgegangen, daß ich es nicht bin.