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Geschrieben von: zoccoly am: 15.04.09, 08:24:03
Ich kann mir vorstellen, dass es sich für euch erstmal sehr ungewohnt anhört, aber ich fordere eine gegenseitige Leistungseinschätzung bereits von Anfang an ein.
Das was ich mitbekomme ist, dass die Schüler ehrlicher zur eigenen Leistung werden, dass sie Leistungen von anderen anerkennen, dass es eben nicht mehr darum geht, kann ich denjenigen leiden oder nicht.Wichtig für die Schüler ist doch nur, dass sie den Bewertungsmaßstab kennen und nur der gilt.
Ich bilde eine Note nach einer mündlichen Leistungskontrolle nie allein. Die Schüler schätzen anhand der vorgegebenen Kriterien Punkt für Punkt die Leistung des Mitschülers ein.
Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr brauche ich da auch nicht mehr korrigierend eingreifen, da die Einschätzung objektiv ist.
Es ist einfach ein ganz offenes und auch sauberes Verhältnis der Schüler untereinander.

Zum Projekt
Ein typisches Ergebnis sieht wie folgt aus

X schätzt Y und Z ein und sich selbst.
Die Leistungen von Y mit 30 P und Z mit 22P sich selbst aber nur mit 18P.
Wenn ich mir dann aber die Auswertungsbögen von Y und Z ansehe und beide haben X über 20P gegeben, weiß ich, dass X wieder zu selbstkritisch war, die anderen aber objektiv eingeschätzt hat, da die Bewertung fast identisch war mit den anderen Auswertungsbögen.


Geschrieben von: Bluna am: 15.04.09, 08:43:30
Zoccoly,kannst du bitte mal alle Punkte aufzählen,die eingeschätzt werden.Mich interessiert das.
Ich hab meine Tochter noch gar nicht gefragt,ob sie das auch machen mußte.


Geschrieben von: Viktor am: 15.04.09, 08:44:23
In Sachen Teamwork seh ich mich als Vollautist und hätte mich wohl krank geschrieben bei Dir zwinkern

Zitat:

Damit ich erfahre,wer hat sich innerhalb der Tage, wie in die Arbeit eingebracht ( ich kann es nämlich nicht ab, wenn einer die Gruppe hängen lässt und die anderen müssen dann auch noch nachts arbeiten, damit die Arbeit fertig wird),erhalten die Schüler von mir einen Fragebogen,auf dem sie die Gruppenmitglieder und sich selbst einschätzen.


Gruppenmitglieder einschätzen ist so eine Sache. Da geht oft schon das Gemobbe los, ich selbst hasse es Menschen zu verpetzen, egal ob sie "faul" waren oder nicht, zumal ich sowieso am liebsten alles alleine mache.

[quote="zoccoly"]Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr brauche ich da auch nicht mehr korrigierend eingreifen, da die Einschätzung objektiv ist.
Es ist einfach ein ganz offenes und auch sauberes Verhältnis der Schüler untereinander.

[quote]

Was für ein Beruf wird denn erlernt? Wenn der Beruf Teamwork voraussetzt, ist das auch wieder was anderes,
den würde ich dann nicht erlernen.


Geschrieben von: zoccoly am: 15.04.09, 09:27:08
@ Bluna

Die Selbst- und Fremdeinschätzung hat aber nur 20% ausgemacht.
Ich habe leider nur die neuen Kriterien für das Überlebenscamp hier.

Engagement, Verantwortungsbewußtsein, Zuverlässigkeit, Zeitauslastung, Teamfähigkeit

alles andere geht nach Fakten
Was hätte kommen müssen, was kam
und dann wird einfach gerechnet
92%=1
81%=2
67%=3
50%=4
30%=5 (die Prozente sind aber von Bundesland zu Bundesland auch unterschiedlich)
Vielleicht wird es jetzt verständlich, dass eine Einschätzung für Schüler gar nicht so schwer ist. Sie rechnen es einfach aus. Offenheit in der Notengebung verhindert auch Willkür des Lehrers.




@ Viktor

Offenheit, nicht nur in der Notenbildung verhindert Mobbing

Diese Projekte hättest du ja auch gar nicht mitmachen müssen. Ich suche doch gerade nach Variante 3:)

(Es sind Kaufleute im Einzelhandel)
Hab ich auch als Grundberuf, hab also alles das gemacht, was eigentlich nicht geht.


Geschrieben von: Bluna am: 15.04.09, 13:09:35
Könnte man das dann im Falle,daß z.B.Autisten dabeiwären,weglassen,mit der Einschätzung?
Ich selbst tu mir da bei mir und bei anderen ganz schwer.
Ich hab mich insesamt in der leistungsfähigkeit z.B.schon immer überschätzt bin ziemlich krank geworden und habs nicht mal richtig gemerkt.Meine Tochter kann ihre Fähigkeiten auch nur ganz schlecht einschätzen.


Geschrieben von: zoccoly am: 15.04.09, 13:22:18
Ich denke inzwischen an ein Einzelprojekt, so würde auch die Einschätzung wegfallen.

also keine Angst zwinkern


Geschrieben von: Viktor am: 15.04.09, 15:06:27
Hehe, finds irgendwie interessant, das ein Aspie ihren Schülern Teamwork aufdrückt : D


Geschrieben von: zoccoly am: 15.04.09, 15:15:22
Wenn du wüsstest, wieviel Schiss ich vor dem Überlebenscamp habe. Es geht nicht um die Arbeit, aber abends ist doch small talk angesagt und ich hab noch keine Idee, wie ich aus dieser Nummer rauskomme.


Geschrieben von: haggard am: 15.04.09, 17:34:26
Zitat:
Engagement, Verantwortungsbewußtsein, Zuverlässigkeit, Zeitauslastung, Teamfähigkeit

wie soll das objektiv eingeschätzt werden können?
durch welches schema ergeben sich die prozentsätze für noten?

bin scheinbar allergisch auf leistungsbeurteilungen.

bestes beispiel wie etwas nicht möglich sein kann und doch ist, war mein letzter arbeitgeber: äpfel können doch mit birnen und tomaten und kartoffeln und... verglichen werden. alles kein problem...


Geschrieben von: zoccoly am: 15.04.09, 19:11:51
azrael,ich kann nur versuchen, für und mit meinen Schülern die Notengebung transparent zu machen.
Die Prozentwerte sind der IHK Maßstab.
Engagement,Verantwortungsbewußtsein, Zuverlässigkeit,Zeitauslastung, das sind die Sachen, die die Schüler selbst bewerten, jeweils mit der Höchstpunktzahl von 3.
Teamfähigkeit mit höchstens 15 Punkten. Das geht doch im Camp schon bei der Aufstellung der Zelte los, über Besorgung von Mittag usw.
Ich kann nichts dafür, dass in unserem Schulsystem Noten gegeben werden. Ich kann mich aber bemühen, den Bewertungsmaßstab transparent zu machen, die Leistungserwartung klar und verständlich mitzuteilen und zu erklären, auf Mitarbeitsnoten zu verzichten, die Klassenarbeiten so zu erarbeiten, dass dem Schüler anhand der Punktezahl die Lösungserwartung deutlich wird, dem Schüler genug Zeit einräumen, ihm genug Möglichkeiten bieten Zensuren auszugleichen, die Schüler nach gleichen Maßstäben bewerten und nicht nach Sympathie, die Leistungsschwächeren fördern, bestärken, Leistungsstärkere dazu "ermuntern" ( sorry, mir fehlt gerade ein passender Begriff) den Schwächeren zu helfen usw.
Das es auch mir passieren kann, dass nicht alles 100% objektiv ist, ist mir klar, aber ich bemühe mich darum und erhalte dafür eine positive Resonanz von meinen Schülern.


Geschrieben von: haggard am: 15.04.09, 20:14:49
aber was daran ist transparent?
was muss für einen punkt vorliegen?
was muss für zwei punkte vorliegen?
...
was muss für fünfzehn punkte vorliegen?

was muss für 1% vorliegen?
...
was muss für 67% vorliegen?
...
...

...

der sinn für so etwas erschließt sich mir überhaupt nicht.


Geschrieben von: zoccoly am: 15.04.09, 20:24:45
korrekt, das muss ich vorher bekanntgeben, also wieviel Punkte gibt es wofür? Wie hoch ist die Gesamtpunktzahl, ansonsten wird für Schüler eine Leistung nicht nachvollziehbar und eine Einschätzung ihrerseits unmöglich.