also gut, lisa, dann will ich dir mal ein bisschen antworten.
1. Wie alt ist Ihr autistisches Kind?
4
Zitat:
2. Welche autistischen Merkmale zeigt Ihr Kind?
asperger-syndrom;
- außergewöhnliche sprachentwicklung (früh hochgestochene grammatik, vertauschen von "du" und "ich" bis ins 4. lebensjahr, vermeiden von "ja" und "nein" über monate, erlernen der modulation als willensakt, seit dem 3. LJ vorliebe und große kreativität für reime und wortspiele)
- ausgeprägter ordnungssinn (im sinne davon, dass abweichungen ihres plans durch uns sie aus der fassung bringen können)
- macht im kindergarten ihre arbeit stets lieber für sich als mit anderen gemeinsam
- bei kognitiven leistungen ihren altersgenossen voraus, bei der sog. "sozialen kompetenz" schlechter als altersgenossen
Zitat:
3. Wann und wie wurden bei Ihrem Kind Autismus festgestellt?
mit 2,5 jahren durch mich (mutter) nach einigem literaturstudium, mit 3 jahren durch spezialisierte psychologin unverbindlich, mit 4 jahren durch dieselbe psychologin schriftlich
Zitat:
4. Haben Sie weitere Kinder?
a) Wenn ja, wie verhalten sich diese gegenüber Ihrem autistischen Kind?
ja, sie hat eine kleine schwester, die erstaunlich verständnisvoll sein kann, es aber nicht immer ist
Zitat:
5. Was bereitet Ihnen bei der Erziehung Schwierigkeiten?
6. Was bereitet Ihnen beim Zusammenleben Schwierigkeiten?
(kann ich nur gemeinsam beantworten, da ich in unserem zusammenleben keine separate "erziehung" veranstalte)
für mich ist es schwierig, ihre gedanken zu lesen, was sie aber von mir manchmal erwartet. wenn sie einen plan hat, und wir durchkreuzen den irgendwie, weint sie manchmal untröstlich über längere zeit (bis zu 1 std). vielleicht gebe ich besser ein beispiel:
vorhin war sie am klo, ich hatte etwas stress, weil ich das essen nicht anbrennen lassen wollte, und hab runtergespült ohne sie vorher zu fragen. sie hätte selber runterspülen wollen. hat zu weinen/schreien begonnen, ist dann ca. eine halbe stunde weinend am boden gelegen, ich musste bei ihr sitzen, durfte sie aber nicht trösten (= kuscheln). die kleine schwester war auch bei mir, hungrig, und wollte etwas zu essen. wäre ich mit ihr weggegangen, hätte die große noch schlimmer geweint und sich noch länger nicht beruhigt. deshalb habe ich die kleine warten lassen. die große hat sich dann soweit beruhigt, dass sie wieder reden konnte, wollte das runterspülen rückgängig machen (geht natürlich nicht), als lösung hat sie vorgeschlagen, ein gacks aus papier auszuschneiden, das sie runterspülen kann, das war ihr dann aber zu flach, ich hatte dann die idee, einen klumpen knetmasse braun einzufärben (mit kakao). den hat sie ins klo geworfen, runtergespült und die welt war wieder in ordnung.
fasse zusammen:
schwierig:
- vorher wissen, was einen "auszucker" auslösen wird/würde
- entscheidung, ob großkind allein lassen oder kleinkind noch eine weile hunger haben muss
- dabei selber ruhig bleiben (manchmal das schwierigste)
manchmal schwierig:
- lösung finden (für mich einfach, wenn sie selber etwas vorschlägt)
nicht schwierig:
- knetmasse mit kakao braun färben
Zitat:
7. Wie verhält sich Ihr Kind gegenüber bekannten Menschen?
der familie gegenüber? ganz normal
bekannten besuchern gegenüber? überschwänglich, erzählt aufgeregt ihre lieblingsgeschichten, bis sie alle losgeworden ist, läuft herum und freut sich, dass sie da sind
Zitat:
8. Wie verhält sich Ihr Kind gegenüber fremden Menschen?
wenn ihr sympathisch: erzählt ihre lieblingsgeschichten
wenn nicht sympathisch: gar nicht, reagiert auf direkte fragen dann mit "ich wills nicht sagen"
Zitat:
9. Braucht Ihr Kind zusätzliche Unterstützung?
normal nicht mehr als andere 4jährige, außer sie zuckt aus und lässt sich nicht beruhigen, dann braucht sie mich
Zitat:
a) Wenn ja, wie sieht diese aus und wie viel Zeit beansprucht sie?
meine anwesenheit und hilfe beim finden einer lösung (z.b. knetmasse ins klo werfen), zeit je nach phase (ändert sich wochen- bis monatsweise) gar nicht bis durchschnittlich 1 std täglich
Zitat:
10. Besucht Ihr Kind den Kindergarten / die Schule?
ja, kindergarten
Zitat:
11. Wie fördern Sie Ihr Kind?
so wie das normale auch: schauen, was es gerade braucht und das so gut ich kann zur verfügung stellen. autismus-spezifisch gibt es kaum etwas, manchmal erkläre ich ihr situationen, in denen gefühle anderer eine rolle spielen, besonders genau (wenn es sie interessiert)
Zitat:
12. Wie beeinflusst Ihr Kind Ihre Familie?
der unterschied zwischen "kein kind haben" und "ein kind haben" ist um größenordnungen größer als der zwischen "normales kind haben" und "kind mit asperger-syndrom haben", daher fällt mir die antwort etwas schwer. ich nehme an, die frage zielt auf die autistische besonderheit ab. ich versuche wieder ein paar beispiele.
- ich bin nach ihren "auszuckern" oft erschöpft, weil es an meiner fähigkeit gedanken zu lesen hängt, wann sie sich beruhigen kann, und das stresst mich
- es ist schwierig, meiner schwiegermutter klarzumachen, dass meine tochter nie so sein wird wie sie es sich wünschen würde (nämlich normal), und dass das kein grund ist, trübsinnig zu werden
- wir müssen uns überlegen, wem wir wieviel erzählen (diskrepanz zwischen besserem verständnis und schubladiesieren/abstempeln durch andere)
- wir haben eine menge spaß mit wortspielen
- wir kriegen erhöhte familienbeihilfe und haben daher mehr geld
wenn du noch fragen hast, stell sie gern, ich bin manchmal länger nicht online, antwort kann also ein paar tage dauern.
lg,
stimmgabel