Ich war lange nicht 100% "stubenrein". Bis zum Kindergarten war es tagsüber noch nicht 100% und nachts nahezu unverbessert, bis ich 15 war war es nachts nicht 100%, doch jetzt ist es 100%. Sicherlich war das für meine Mutter nicht einfach. Für mich war es auch nicht einfach. Aber es wurde akzeptiert, dass es so ist; es wurde mir nicht vorgeworfen, oder an mir als negative Eigenschaft publiziert. Ich publiziere es jetzt selbstständig. Es wurde sogar von meiner Mutter geklärt, wenn bei Fremden ich nicht 100% "stubenrein" war, und der Schaden der dadurch, durch mich, entstand wurde entschädigt. Es wurde von meiner Mutter bei den anderen Eltern entschuldigt, weil ich das nicht konnte. Sie stand für mich gerade, für alles was ich unabsichtlich oder auch absichtlich (ohne zu begreifen, dass es nicht gut ist) anstellte.
In der 1. Klasse war ich aggressiv gegenüber anderer Schüler und mir wurde ein mangelndes Verständis und Ungerechtigkeitsempfinden gegenüber anderer Schüler nachgesagt (auch im Zeugnis), aber gleichzeitg war der Lehrer aggressiv zu mir, misshandelte mich, wollte mich mit Schmerz quasi hinbiegen, wie ich zu sein habe. Meine Mutter sorgte dann dafür, dass ich unter dem Schuljahr noch auf eine andere Schule kann, in der es "gesitteter" abläuft und für mich besser war. Es war eine von Klosterfrauen geführte Gesamtschule (Grundschule + Hauptschule). Dort gab es nettere Lehrer, die mich sehr schätzten, und es auch mal hinnahmen, wenn es zu Auseinandersetzungen mit anderen Schülern kam, bzw sie haben sich da sehr neutral eingesetzt, vorallem ohne Gewalt. Die haben es auch hingenommen, wenn ich mal lieber Klebemasse am Tisch verteilen und davon wieder abrubbeln wollte, weil ich trotzdem auch wieder sehr interessiert dem Unterricht folgte und gut war von den Leistungen her, eher wurde ich sehr gelobt für meine guten Leistungen, auch wenn meine Schwächen bzw negativen Erscheinungen immer wieder genannt, aber nicht überbewertet wurden.
In der Nachmittagsbetreuung der Schule war ich für die Erzieherinnen ein "Extremkind", weil ich da dann das machen wollte, was mir in den Sinn kam. z.B. lief ich immer wieder davon, bzw versteckte mich, oder machte anderweitigen "Unfug" und spielte nicht so "brav" mit den anderen. Die Erzieherinnen beschwerten sich oft bei meinen Eltern, was ich so mitbekommen habe, aber ich wurde deswegen nicht von meiner Mutter bestraft, eher wurden die Erzieherinnen "besänftigt". Auch wenn die von meinen Eltern mehr Erziehungseinsatz forderten, wurde das von Seiten meiner Mutter nicht in zwanghafter Weise umgesetzt, sondern mir höchtens mehrmals gesagt, ich solle mich z.B. etwas "artiger" benehmen.
Selbst am Gymnasium versuchte meine Mutter noch mir auf freiwilliger Basis zu helfen, als ich dort dann auf einmal immer schlechter in meinen Leistungen wurde, in dem sie z.B. mir anbot mich abzufragen, wenn ich denn möchte. Das war dann leider nicht mehr des Problems Lösung, weil ich nicht wegen meiner Fähigkeiten schlechter wurde, sondern wegen dem Schulumfeld, mit welchem ich von Anfang an nicht zurecht kam. Aber sie hat sich für mich eingesetzt, jedoch von mir nicht verlangt, dass ich anders werden sollte/müsste.
Akzeptiere das Kind einfach so, wie es ist, und versuche es nicht ändern zu wollen, sondern sei für ihn verantwortlich, und setze dich für das Kind ein, und nicht gegen das Kind, auch wenn du es gut meinst.
Meine Mutter hätte im Fall 1. Klasse mich auch einfach in Therapie schicken können, damit ich ruhig gemacht werde, mich ändere, verbiege. Meine Mutter hätte mich genauso zum Arzt schicken können, damit ich dann rezeptpflichtige Medikamente gegen die "Stubenunreinheit" nehmen hätte müssen. Also es wär auch anders gegangen, was für mich dann negativ gewesen wäre, aber dennoch als gut gemeint von meiner Mutter aufgefasst werde hätte können. Ein Kind, egal ob A oder NA, darf Kind sein und sollte es auch sein dürfen, so wie es eben nun mal ist. Und dass es möglich ist, zeigte auch meine Mutter sehr gut, welche sich sehr aufopfernd für ihre Kinder bedingungslos einsetzt, auch heute noch.
Zitat:
viel Selbstbewusstsein und Ich-Stärke
Wünsche ich mir derzeit ebenso, da es mit mir dabei ab dem Gymnasium bergab ging. Ich wurde stiller, weil ich meine "alte Welt" verlor durch den Schulwechsel, ich wurde gemobbt, weil ich die anderen nicht verstand und aufgrund meiner Person, die sich dagegen auch nicht wehren konnte. Die Lehrer dort waren unfähig oder überfordert damit, das "Problem" zu lösen. Ich sollte mich eher ändern, anpassen. Meine Mutter war wohl auch damit überfordert, oder erkannte die Situation zu spät, da die Lehrer dort auch nur immer sagen konnten, wie ich in den Leistungen sei, ich ein hohes Potential aufwiese, dafür aber zu wenig mache, zu introvertiert sei, und nicht aus mir heraus ginge. Die Ursachen für meinen "Fall" wurden aber nicht erkannt, ich selbst kam da auch nicht drauf, was denn los ist mit mir. Mit der Anpassung und Verbiegung meinerseits wurde das "Problem" jedoch nicht gelöst, eher verschlimmert, weil ich mir immer fremder und ausgestoßener vorkam und ich bemerkte, dass andere Gruppen bildeten, welche ich mich nicht selbst im Versuch anschließen konnte, und mir auch nichts brachte, weil ich nicht wusste, was ich da mit den anderen anfangen sollte. Geistig war ich denen allen voraus, so schien es mir als ich in die Pubertät kam, und dem war auch so, was andere bestätigten. Ich interessierte mich nicht für die Dinge, für die sich die Gleichaltrigen interessierten. Aber ich musste mich anpassen, verbiegen, immer versuchen mehr zu leisten. Die Folge davon waren Depressionen, und große Selbstunsicherheit und ein geschädigtes/gestörtes Ich-Bewusstsein, bzw eine mangelnde Ich-Stärke. Erst jetzt durch das Forum begriff ich, dass ich durch den Versuch mich da zwanghaft anpassen zu müssen (wollend zu müssen), mich zusammenreißen zu müssen, mich selbst kaputt machte. Das war Selbstbetrug. Und anders bin ich dadurch auch nicht geworden in meinem Wesen und meiner Art.
Und hierbei gebe ich Löwenmama absolut recht. Es ist wichtig seinem Kind ein starkes Selbstbewusstsein und eine große Ich-Stärke zu geben. Das ist wohl das wichtigste, was man haben muss, in dieser Welt. Nicht die Anpassungsfähigkeit ist entscheidend, sondern die Durchsetzungskraft und Meinungstreue ist wichtig, weil auch nur durch letzteres Veränderungen überhaupt möglich sind. Stell dir mal vor die Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts wären nicht durchsetzungsfähig gewesen, dann wäre es wohl heute noch so, dass Frauen gesellschaftlich nicht gleichwertig gestellt sind, zumindest in der gesetzlichen Ebene. Ähnliches Beispiel ist auch die gesetzliche Gleichheit der Afro-Amerikaner in den USA, welche ja bis Mitte des 20. Jahrunderts noch segregegiert bzw ausgegrenzt wurden von der weissen Gesellschaft. Auch hier wäre es ohne Durchsetzungskraft und Ich-Stärke zu keiner Veränderung der Lage gekommen. Also die Welt ist definitiv änderbar, aber nur durch starke selbstbewusste und selbstsichere meinungstreue Menschen und nicht durch perfekt angepasste "normale" Menschen, die sich "lieber" anpassen, statt für ihre Bedürfnisse sich einzusetzen und ihrer Meinung treu zu bleiben.
Edit:
Zitat:
noch irgendwie altersgemäss entwickelt ist
Ein Kind entwickelt sich immer seines Alters gemäß, wenn es darin nicht behindert wird. Hast du dich z.B. so entwickelt, wie du jetzt bist, weil du dich einer Norm entsprechend entwickelt hast, oder weil du dich deines Alters gemäß entwickeln konntest?