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Geschrieben von: drvaust am: 14.12.08, 07:23:29
Zitat von Isabella:
10 Jahre? Darf ich fragen, auf was für eine Schule Du gegangen bist?
zwinkern Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (POS), wie die meisten Schüler in der DDR.
Da galt 10 Jahre Schulpflicht. Einzelne gingen nach der 8. Klasse noch 4 Jahre zur Erweiterten Oberschule (EOS). In Sonderfällen durfte die Schule nach der 8. Klasse beendet werden.
Für mich war die relativ stabile Klasse gut. Die Mitschüler in meiner Klasse waren mir vertraut.


Geschrieben von: 55555 am: 14.12.08, 10:51:00
Zitat von Isabella:
Ist es vielleicht so, daß Autis das sehr wohl verstehen, nur nicht so reagieren können, wie es für NA´s typisch ist, bzw. für NA´s angemessen erscheint?

Einige verstehen es tatsächlich (noch) nicht. Andere haben eine Ahnung, daß da etwas seltsam ist. Und wieder andere verstehen es und wissen nicht effektiv damit umzugehen. Wenn er meint, daß er Pfiffi genannt würde, vermute ich mal, daß er nicht versteht, daß er veralbert wird. Du kannst ihm ja ggf. beibringen, daß es Menschen gibt, die sich selbst schwach fühlen und daher den Drang in sich haben andere Menschen scheinbar dumm darzustellen, weil sie sich dann besser fühlen, indem sie sich so vergewissern, daß andere dümmer oder schwächer sind. Das sind oft Kinder, die Probleme mit ihren Eltern haben, z.B. wegen schroffem, hartem, lieblosen Umgang.


Geschrieben von: frontdoor am: 14.12.08, 20:05:30
Zitat von Isabella:
Ich habe gelesen, daß Autis den Humor/Sarkasmen von NA´s nicht verstehen. Stimmt das überhaupt? Ist es vielleicht so, daß Autis das sehr wohl verstehen, nur nicht so reagieren können, wie es für NA´s typisch ist, bzw. für NA´s angemessen erscheint?

Für mich würde ich das so ausdrücken:Ich habe meistens schon verstanden was da läuft.Nur warum Leute sowas (verhöhnen,pöbeln etc) machen war mir ein Rätsel und hat mich oft sehr verwirrt.
Mein Menschenbild war früher etwas naiv.Ich dachte wenn ich korrekt zu anderen bin dann sind die es auch zu mir.Ich konnte nicht so richtig verstehen das andere lügen,pöbeln,heucheln etc um sich als "überlegen" darzustellen oder vor ihren "Freunden" zu glänzen.Mir war/ist sowas einfach zu abartig.


Geschrieben von: haggard am: 14.12.08, 20:49:05
kann mich dem anschließen, was frontdoor schrieb.
hinzu kommt, dass mir sehr trockener humor/sarkasmus nachgesagt wird, was ich auch nicht nachvollziehen kann, da ich die dinge so nicht beabsichtige. wenn ich irgendetwas komisch finde, kann das allerdings auch kaum jemand vertehen.


Geschrieben von: Hans am: 14.12.08, 21:10:09
Da geht es mir so ähnlich,
wenn ich etwas als krassen Mißstand schildere,
werde ich oft mißverstanden
und es wird als kabarettistische Einlage gewertet.
Manchmal habe ich unfreiwillig einen ganzen Saal zum Brüllen gebracht.
Ein so ein Text und Du wirst abgestempelt,
da traust Du Dich einfach nicht mehr so einfach.


Geschrieben von: 55555 am: 14.12.08, 22:30:04
Zitat von frontdoor:
Man muss nur mal den Jugendlichen zuhören.Immer wenn ein paar zusammenstehen höre ich sie Dinge sagen wie:"Du bist ja voll behindert" oder "XY ist ja total behindert".Vor ein paar Tagen habe ich gehört wie einer über irgendwas gesprochen hat was ihm nicht gefallen hat.Er sagte wörtlich:"Das behinderte daran ist ja das ...".

Das ist wohl gerade eine Folge dieser Aussonderungspolitik. Wenn man das überwinden will, muß man eben die Aussonderung beenden und die ersten Kohorten bekämen eben etwas mehr vom alten Denken ab, aber es geht nicht anders, ich wüßte nicht wie.


Geschrieben von: Isabella am: 14.12.08, 23:07:24
Zitat von drvaust:
Polytechnische Oberschule (POS), wie die meisten Schüler in der DDR.

Ich hab deswegen neugierig nachgefragt, weil mir das doch irgendwie bekannt vorkam. Ich war auch auf der POS. Stimmt absolut, was Du schreibst. Im Grunde brauchen Kinder auch diese lange Zeit, um sich so gut kennenzulernen, daß auch ein Kind akzeptiert wird, das etwas anders ist.


Geschrieben von: Isabella am: 14.12.08, 23:19:08
Zitat von 55555:
Du kannst ihm ja ggf. beibringen, daß es Menschen gibt, die sich selbst schwach fühlen und daher den Drang in sich haben andere Menschen scheinbar dumm darzustellen, weil sie sich dann besser fühlen, indem sie sich so vergewissern, daß andere dümmer oder schwächer sind.

Das ist im Grunde schon die richtige Erklärung. Wenn ein autistisches Kind so eine Erklärung versteht, aber dennoch in solchen Situationen nicht so spontan reagieren/antworten kann, wie es gerne würde, sinkt dann nicht auch die Frustrationsgrenze?


Geschrieben von: 55555 am: 14.12.08, 23:28:50
Ich schätze mal er wird es seltsam finden, warum Menschen sowas tun. Wenn er darin eine Ungerechtigkeit erkennt wird er sich vielleicht wehren. Vielleicht akzeptiert er es auch und ignoriert es. Das kann ich nicht wissen.


Geschrieben von: haggard am: 14.12.08, 23:32:40
Zitat von Isabella:
Im Grunde brauchen Kinder auch diese lange Zeit, um sich so gut kennenzulernen, daß auch ein Kind akzeptiert wird, das etwas anders ist.

für mich wären 10 gemeinsame jahre mit meinen ersten mitschülern absolut traumatisch gewesen und war froh, sie endlich nach der 6. klasse nicht mehr sehen zu müssen. die letzten zwei grundschuljahre wollte ich schon nicht mehr zur schule...

Zitat:
...sinkt dann nicht auch die Frustrationsgrenze?

für irgendeine erklärung, wäre ich dankbar gewesen. "nur noch zwei jahre" war keine erklärung.


Geschrieben von: Isabella am: 15.12.08, 00:35:13
Zitat von frontdoor:
Mein Menschenbild war früher etwas naiv.Ich dachte wenn ich korrekt zu anderen bin dann sind die es auch zu mir.Ich konnte nicht so richtig verstehen das andere lügen,pöbeln,heucheln etc um sich als "überlegen" darzustellen oder vor ihren "Freunden" zu glänzen.Mir war/ist sowas einfach zu abartig.

Mir auch. Eben weil man beim besten Willen nicht nachvollziehen kann, was man mit eigenem Verhalten falsch gemacht haben soll, stellt sich im Laufe der Jahre ein Frust und/ oder Niedergeschlagenheit(?)/ Resignation ein. Das meinte ich mit Senkung der Frustrationsgrenze, je mehr man sein Umfeld studiert und verstanden hat.
Weiß man denn als erwachsener Autist, wie man sich als Kind in eklatanten Situationen hätte besser wehren können?


Geschrieben von: Isabella am: 15.12.08, 00:45:08
Zitat von azrael:

für mich wären 10 gemeinsame jahre mit meinen ersten mitschülern absolut traumatisch gewesen und war froh, sie endlich nach der 6. klasse nicht mehr sehen zu müssen. die letzten zwei grundschuljahre wollte ich schon nicht mehr zur schule...

Ich sehe da ein absolutes Versagen der Lehrer. Gerade Grundschullehrer sollten nicht nur unterrichten sondern Kinder auch erziehen. Wobei dieser "Erziehungsauftrag" in den alten Bundesländern nie eine Rolle gespielt hat oder spielen sollte. ... mit solchen Folgen. Das ist krass. Ich hoffe, nach der 6. Klasse ging es bei Dir stetig bergauf, so mit Lust auf Schule und ohne Bauchschmerzen.