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Thema: Autismus und ADHS - Medikation mit Methylphenidat - Eure Erfahrungen? (http://autismus.ra.unen.de.auties.net/topic.php?id=2517)
Geschrieben von: katze1901 am: 25.11.08, 08:49:10
Ein herzliches Hallo an alle Interessierten!
Ich habe mich bzw. meinen Sohn ja bereits an anderer Stelle vorgestellt. Aber hier noch mal kurz zur Info:
Florian ist heute 9 Jahre alt, im Alter von 3 Jahren wurde durch das behandelnde SPZ die Diagnose "tiefgreifende Entwicklungsstörung mit autistischen Zügen" gestellt, heute steht u.a. die Diagnose "Asperger-Syndrom", wobei die Ärzte/Psychologen vermuten, er geht in die Richtung High-Functioning-Autismus. Desweiteren wurde mit 6 Jahren zusätzlich ADHS diagnostiziert und eine Medikation mit "Medikinet" eingeleitet, die bis heute weiterhin besteht.
Bei Florian ist die Wirkung des Medikamentes in etwa wie folgt zu beschreiben: Ca. 20 Min. nach Einnahme des Medikamentes wird er deutlich ruhiger, d.h. er ist in der Lage ruhiger, konzentrierter und phantasievoller zu spielen (vor Einnahmne ist er laut, unruhig, sein Spielverhalten ist von lautstarken immerwiederkehrenden "Kampfszenarien" oder "Autounfalldarstellungen" geprägt). Auch sein Sprachbild verbessert sich, er kann konzentrierter folgen und sich selber besser ausdrücken. Ohne Medikation gerät er häufig ins Stottern oder findet einfach nich die richtigen Worte, was dann wiederum (verständlicherweise) Aggressionen auslöst. Auch wirkt sein Bewegungsmuster insgesamt nach Einnahme harmonischer und koordinierter und im Allgemeinen nicht so verkrampft; desweiteren verbessert sich auch das Schriftbild. Ist er bei mir zu Hause in gewohnter Umgebung merke ich die Wirkung der Medikation sehr deutlich. In anderer Umgebung (Schule/Tagesstätte) in außergewöhnlichen Situationen (das kann auch sehr grosse Freude auf etwas sein) und/oder Veränderungen z.B. wenn ein neuer Schüler in der Klasse aufgenommen wird, "versagt" das Medikament teilweise und Florian fällt dann durch Unruhe, viele Regelverstösse, "Unsinn" machen, Rumkaspern, usw. auf und wird dann sehr "anstrengend" für Lehrer und sonstige Betroffene.
Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion im allgemeinen über die Gabe von Methylphenidat auslösen, sondern wäre einfach an einem Erfahrungsaustausch von Angehörigen und Betroffenen, die das Medikament vielleicht selber verschrieben bekommen haben, interessiert, da ich meinen Sohn in dieser Beziehung nur sehr bedingt befragen kann und daher nur aus meinen eigenen Beobachtungen urteilen kann.
Für eine Teilnahme bedanke ich mich schon jetzt bei Euch und hoffe auf einen regen Austausch.
Liebe Grüße
Geschrieben von: Hans am: 25.11.08, 12:36:19
Mittlerweile hast Du mich neugierig gemacht,
daß ich diese Pille mal ausprobieren möchte.
Wo bekomme ich eine oder zwei her?
Ich will nicht gleich dagegen sein,
erlich, ich will testen.
Geschrieben von: 55555 am: 25.11.08, 12:40:53
Das ist eine Droge, die unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.
Geschrieben von: Hans am: 25.11.08, 12:43:05
Oha!
Das geben sie den Kindern, habe ich da was verpasst?
Scherz beiseite:
Ich will mich nicht zuknallen,
sondern mit so einer Pille im Bauch einen normalen
Tagesablauf erleben um dann urteilen zu können.
Geschrieben von: 55555 am: 25.11.08, 12:49:12
Sie soll bei ADSlern anders wirken. Das haben mir auch einige ADSler bestätigt. Bei Nicht-ADSlern kann diese Droge jedoch bei häufigem Gebrauch das Gehirn dauerhaft schädigen. Ich kann da nur wiedergeben was man mir miteilte. Das oben Geschilderte wirkt auf mich schon so, als ob da auch ADS vorliegen könnte. Vielleicht äußern sich noch anwesende ADSler mit entsprechender Drogenerfahrung. Einige ADSler haben vor ihrer Diagnose Kokain und ähnliches konsumiert, damit sie klarer denken konnten. Oder Amphetamine und Speed. Sowas in der Art ist das MPH auch.
Geschrieben von: katze1901 am: 25.11.08, 15:21:25
Also nach meinen Kenntnisstand wirkt MPH bei "Nicht-ADSlern" genau gegenteilig, d.h. es putscht einen auf und wird als solches in gewissen Kreisen als Aufputschmittel mißbraucht. Von einem Selbsttest wurde mir durch die Verschreibenden ausdrücklichst abgeraten aus o.g. Gründen. Es ist tatsächlich so, daß dieses Medikament unter das BetäubungsmittelG fällt und man nicht ohne spezielles BTMG-Rezept an dieses Präparat kommt.
@Hans:
Von einem Selbsttest würde ich Dir daher aus o.g. Gründen abraten. Desweiteren macht man sich bei Weitergabe dieser "Droge" an andere nach dem BTMG strafbar...
Auch ich hoffe noch sehr auf weitere Erfahrungen...
Geschrieben von: akurei am: 25.11.08, 16:05:08
Wieso eigentlich "Droge"? Eine Droge ist ein Stoff, der in einen Zustand eingeschränkter geistiger Fähigkeit versetzt und bei häufiger Einnahme zur Abhängigkeit führt. Mich würde zwecks Einordnung eine medizisch korrekte Klassifizierung eher ansprechen.
Geschrieben von: 55555 am: 25.11.08, 17:28:05
Eine Droge ist ein Stoff, der in irgendeiner Hinsicht wirkt. Siehe den Begriff Drogerie.
Geschrieben von: katze1901 am: 25.11.08, 17:45:16
Hier ein Auszug aus dem Beipackzettel:
"...Medikinet enthält Methylphenidathydrochlorid, das die Aktivität bestimmter ungenügend aktiver Bereiche im Gehirn erhöht. MPH wird zur Behandlung von Kindern über 6 Jahren mit Verhaltensstörungen angewendet, die man als Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) bezeichnet. Die Behandlung muss von einem Spezialisten für derartige Störungen durchgeführt werden. Kinder mit ADHS tendieren dazu, ruhelos oder überaktiv zu sein, und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren..."
"...eine Behandlung mit MPH wird normalerweise während oder nach der Pubertät eingestellt..."
Wird das Medikament abgesetzt, sollte es nicht plötzlich und ohne Wissens des Arztes abgesetzt werden, vor allem, dann wenn die Kapseln über längere Zeit eingenommen wurden. Wahrscheinlich werden die Kapseln dann "ausschleichend" abgesetzt.
Geschrieben von: arlette am: 25.11.08, 18:03:06
hallo katze
ja, deine beschreibung der wirkung von methylphenidat ist in etwa die gleiche, die ich bei meinem sohn machte. er meinte selber dazu: "ich kann nach 12h herumrennen nun meine beine abends spüren" und "ich kann nun der lehrerin zuhören". seine impulsiven wutausbrüche bei überreizungen änderten sich dahin, dass er zwar die wutausbrüche noch hatte, aber sie waren harmloser und zielgerichteter.
Geschrieben von: akurei am: 25.11.08, 19:29:28
55555, derartiges nennt man "Medikament". Aber auch nur, wenn es eine wissenschaftlich erwiesene Wirkung hat. Gegensätzliches wäre bspw. ein homöopathischer Stoff. Eine Droge ist ein Stoff, der bei Einnahme eine Beeinträchtigung oder eine unnatürliche Veränderung des geistigen oder körperlichen Zustandes herbeiführt.
katze1901, ich danke dir für den Auszug, aber der Begriff "Droge" wird dort anscheinend auch nicht aufgeführt. Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich es - vielleicht auch aus fehlendem Wissen über Innere Medizin - als "Medikament" einordne.
Geschrieben von: katze1901 am: 25.11.08, 19:37:46
Vielen Dank für die interessante Info, arlette! Hattet Ihr dann auch den Fall, daß das Medikament in bestimmten außergewöhnlichen Situationen weniger bis keine Wirkung zeigte?
@akurei:
Bitte gerne. Du hast recht im Beipackzettel taucht der Begriff "Droge" nicht auf. Bis dato nannte ich die Kapseln auch Medikamente, hatte sie nur aufgrund des Beitrages von 55555 so tituliert wie er es tat - sozusagen zur besseren Verständigung...;)