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Geschrieben von: zoccoly am: 02.01.09, 18:56:58
Zitat von azrael:
wie kann man etwas so schwammiges wie nachkommastellen rein vom gehör her beurteilen? nach was bemisst sich das? durch was wird eine 1,1 von einer 1,0 abgegrenzt?

welche richtung hat die schule?


Ich arbeite an einem Oberstufenzentrum mit dem Schwerpunkt Wirtschaft.
Ich hoffe, ich habe die Frage der Bewertung richtig verstanden, ansonsten bitte ich um Konkretisierung.
Mit einer 1,8 oder 1,7 müsste ich dem Schüler auf dem Zeugnis eine Zwei erteilen. Wenn mir jedoch dieser Schüler ein gesamtes Jahr durch seine logischen Antworten aufgefallen ist und er uns mit seinen Antworten, mit seiner Denkrichtung weiter gebracht hat, honoriere ich diese Leistung bei der Notenbildung, in dem ich ihm im Nachhinein
mündliche Noten erteile.
Es geht mir also darum, einem Schüler, der in diesem Fall eine Zwei bekommen hätte, wenn er das Potential besitzt, eine Eins auf dem Zeugnis erhält.


Geschrieben von: haggard am: 02.01.09, 19:24:07
wie ist es, wenn ein schüler das mündliche potential für eine eins besitzt und schriftlich voll versagt, weil die umgebung aus welchen gründen auch immer zu unruhig ist? oder nicht genügend zeit bleibt zu denken und zu schreiben? derjenige erhält dann eine vier, weil er das potential für eine eins hätte? wie sehen das andere an der zensur? und wie misst man das? wenn jemand mündlichen datenschrott liefert, schriftlich auf 1 steht - erhält er dann auch eine vier?
verstehe das system noch nicht.


Geschrieben von: zoccoly am: 02.01.09, 19:43:24
Zitat von azrael:
wie ist es, wenn ein schüler das mündliche potential für eine eins besitzt und schriftlich voll versagt, weil die umgebung aus welchen gründen auch immer zu unruhig ist? oder nicht genügend zeit bleibt zu denken und zu schreiben? derjenige erhält dann eine vier, weil er das potential für eine eins hätte? wie sehen das andere an der zensur? und wie misst man das? wenn jemand mündlichen datenschrott liefert, schriftlich auf 1 steht - erhält er dann auch eine vier?
verstehe das system noch nicht.

Die Umgebung ist in meinem Unterricht immer vollkommen ruhig und erst recht bei Leistungskontrollen.
Die Abgabe der Arbeit richtet sich nach dem Letzten. Ich gebe nur eine Orientierungszeit vor, die ich dann aber meistens nicht einhalte, da einige Schüler mehr Zeit brauchen.
Mündliche Leistungen werden in der Klasse besprochen. Erst ohne meine Meinung. Die Schüler sind objektiv, wenn man dieses fördert.
Nach meiner Meinung kann "ein mündlicher Datenschrott" bei mir nie zu schriftlichen Höchstleistungen führen, da ich selten Wissen nur abfrage, sondern die Schüler dieses durch die Aufgabenstellung anwenden müssen.


Geschrieben von: haggard am: 02.01.09, 19:53:42
wozu dienen zensuren?
wie können mündliche leistungen objektiv beurteilt werden, wenn es keine messkriterien gibt? wenn jemand passiv mitdenkt...


Geschrieben von: zoccoly am: 02.01.09, 20:18:51
Zitat von azrael:
wozu dienen zensuren?
wie können mündliche leistungen objektiv beurteilt werden, wenn es keine messkriterien gibt? wenn jemand passiv mitdenkt...

Sehr gute Frage, deshalb nutze ich diese auch ein ganzes Halbjahr nicht sondern nur, wenn sich dadurch eine bessere Note ergeben würde.
Noten sind nach meiner Meinung subjektiv, Es hängt vom Leistungsanspruch des Lehrers ab, von seinen Aufgabenstellungen, leider auch von seiner Willkür.Ich möchte meinen Schülern nicht aufzeigen, was sie nicht können, sondern sie bestärken, den Spaß am Denken entwickeln, auch wenn es sich altmodisch anhört, Werte vermitteln, Toleranz, Selbstvertrauen, Ehrlichkeit, Infragestellen...Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.Es ist allerdings auch eine Umstellung für die Schüler, die oftmals mit ganz anderen Erwartungen aus der Schule kommen.


Geschrieben von: haggard am: 02.01.09, 21:17:08
mündliches ist mir zu schwammig und wenig greifbar.
zensuren sagen nichts aus, doch mit diesen nichtssagenden zensuren bewerben sich die menschen hinterher bei eventuellen arbeitgebern. im dualen system erhalten sie vielleicht auch noch ein (wenig) qualifiziertes zeugnis von der lehrstelle - bei vollschulischer ausbildung fehlt solches. ist es dann fair, wenn zensuren nichts aussagen und in der berufswelt nach der personenauswahl keine rolle mehr spielen, sondern leistungsfähigkeit? zensuren sagen überhaupt nichts über leistungsfähigkeit aus. wenn jemand den gesamten unterricht verpennt und 3x/halbjahr für 45/90 minuten "wach" ist, um klausuren mitzuschreiben...?

noch dazu, wenn es passives mitarbeiten gibt. ?
hänge mich gerade daran auf. denn nach meinen zeugnissen, existierte passive mitarbeit nicht. was ist für dich passive mitarbeit?


Geschrieben von: zoccoly am: 02.01.09, 21:59:43
Gebe dir in allen Punkten recht, tut mir auch leid, dass es dich gerade bewegt.
Ich habe schon Schüler gehabt, die durch alle Raster gefallen sind ( gerade mal Hauptschulabschluss )Die hatten aber solch ein Potential, dass ich ihren Werdegang gar nicht nachvollziehen konnte. Zu vielen Schülern habe ich heute noch Kontakt b.z.w. sie lassen mich grüßen und ich erfahre etwas über ihren weiteren Werdegang. Ich bin froh, dass einige mit vorheriger Fehleinschätzung, den Weg auch zum Studium geschafft haben. Den Weg den sie und auch die Eltern beschreiten müssen ( nachholen von Fremdsprachen z.B.)ist für viele nicht gangbar.Oft fehlt es schon an den Finanzen.Es tut mir leid, ich halte von unserem Bildungssystem generell nicht viel.


Geschrieben von: zoccoly am: 02.01.09, 22:20:22
Entschuldige, habe auf deine Frage nicht geantwortet. Passive Mitarbeit bekomme ich dadurch mit, dass ich auch die Schüler frage, die sich nicht melden,von ihnen Lösungsansätze einfordere.
Ansonsten frage ich, wer hat es verstanden, wer hat Fragen und wer hat gar nichts verstanden??? Fragen können nur die stellen, die wenigstens einen Teilbereich verstanden haben.
Für die, die gar nichts verstanden haben, muss ich eben nach anderen Worten für die Erklärung suchen, dafür bekomme ich ja mein Geld.Da ich ja keine Mitarbeitsnoten gebe, bekomme ich ein ziemlich objektives Bild.


Geschrieben von: eragon am: 20.03.09, 17:36:30
Hallo,
ich gehe in eine Schule für Körperbehinderte.
Dort ist es auch gut für Autisten (also auch für mich) weil es viele Routinen gibt und nur ca.15 Schüler in einer Klasse. meine besten Freunde sind auch Autisten.
Ich bin dort kein Außenseiter. Die Lehrer kennen sich damit einigermaßen aus. Wir werden in Ruhe gelassen.
zwinkern


Geschrieben von: zoccoly am: 20.03.09, 17:42:26
@ eragon

Hört sich super an und noch schöner ist, dass du Freunde gefunden hast.
In welche Klasse gehst du?


Geschrieben von: eragon am: 20.03.09, 18:17:52
Zitat von zoccoly:
@ eragon

Hört sich super an und noch schöner ist, dass du Freunde gefunden hast.
In welche Klasse gehst du?


ich gehe in die 8. Klasse.
Es sind 2 Rollstuhlfahrer, 13 Gehfähige davon 3 Autisten (Ich bin aber eigentlich wegen einer anderen Krankheit in diese Schule gekommen. Dann habe ich gemerkt, dass andere genauso sind, wie ich.


Geschrieben von: zoccoly am: 20.03.09, 18:36:39
Ist ja eigentlich egal warum du jetzt in dieser Klasse bist, wichtig ist doch nur, du fühlst dich wohl.
Wie lange bist du schon in der Schule und hast du auch Fächer, die du besonders magst?