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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 12.08.08, 19:58:43

Wichtig wäre nun nocheinmal systematisch eine Sammlung von solchen Erfahrungen von Autisten anzulegen.

Es muß nicht unbedingt der letzte Arztbesuch sein, kann auch allgemeinere Erfahrung mit Barrieren bei der Inanspruchnahme von irgendwelchen medizinischen Leistungen sein. Hausarzt, Facharzt, Psychotherapeut, Krankenhaus, Zahnarzt, Heilpraktiker, etc.

Diese Sammlung hat den Sinn den zuständigen statlichen Stellen an Beispielen zu veranschaulichen, daß es das Problem wirklich gibt, wie es sich ausdrückt, etc. Die Texte dürfen gerne ausschweifend sein. Wenn ihr keinen Hausarzt habt, schreibt warum oder andere Dinge die hier passen könnten.

Eltern können Arztbesuche und Probleme dabei mit ihren autistschen Kindern beschreiben.

Wer es nicht ins Forum schreiben will, kann es mir auch mailen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
12.08.08, 19:58:08
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tabby
(stillgelegt)

Autisten, wo die Ærzte ueber die Diagnose bescheid wussten oder wo die Ærzte und Co. keinen Plan hatten?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
12.08.08, 20:00:39
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Beides, wobei es gut wäre das mit reinzuschreiben.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
12.08.08, 20:02:09
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Also, auf die Schnelle fällt mir einer ein.

Mein Sohn hatte eine zeitlang Probleme mit den Bronchien und wir waren im Krankenhaus. Er war damals so knapp 2 Jahre. Die Ärztin war recht hektisch, das bin ich eh gewöhnt. Nachdem sie das Röntgenbild sah, begann sie die Aufnahme meines Sohnes vorzubereiten, ohne mit mir über eine Diagnose gesprochen zu haben und mich über eventuelle Alternativen zu informieren. Für meinen Sohn bedeutet eine längerfristige räumliche Veränderung irrsinnigen Stress und er ist auf 5-6 Nahrungsmittel limitiert. Also fragte ich nach, ob Lebensgefahr bestehe (war damals der einzige plausible Grund für mich, einem Krankenhausaufenthalt zuzustimmen). Ich wurde sehr unwirsch behandelt, konnte aber auf Revers und mit einem Rezept nach Hause gehen. Es bestand nämlich nur die Gefahr, dass sich eine Lüngenentzündung entwickeln könne.

Was mich im allgemeinen stört, dass Ärzte sehr wenig über Autismus wissen und es als "unerzogen" hinstellen. Also muss man am Anfang immer erklären. Wartezeiten akzeptiere ich nur mit Erklärung (dass geht schon wegen 4 Kindern nicht), bzw. wenn es Ablaufbedingt ist, derzeit kommen sie mir aber gut entgegen.

Mein Glück in der Zwischenzeit: kurzfristige Veränderungen stören meinen Sohn nicht mehr so und auswärts kann er sich benehmen. Außerdem ist er körperlich noch sehr klein und geht als 2-jähriger durch. Somit sind die Anforderungen an ihn noch recht kleingehalten. Er sieht auch aus wie ein Engelchen.

Aus dem Erfahrungsschatz einer anderen Familie: Zahnprobleme, Termin auf Zahnklinik, da Eingriff in Narkose sein sollte, lange Wartezeit(trotz Abklärung im Vorfeld), Ärzte hörten nicht auf Eltern, Kind biss Assistentin, Kind wegen Körperverletzung angezeigt.

13.08.08, 05:49:11
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die Beschreibung fand ich schon ganz gut. Die anderen haben Angst? Das war dich schon öfter Thema und jetzt wäre es mal ganz nützlich es zu sammeln und nochmal zu überdenken.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
18.08.08, 19:21:55
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Also, was für meinem Sohn auch ein Problem ist: räumliche Veränderung. Es dauert sehr lange, bis er sich an Räume gewöhnt und wenn dann auch noch viele Menschen sind wird's noch enger für ihn.

Eine Zeitlang mussten wir regelmäßig ins Krankenhaus auf die HNO-Abteilung und da gab es nur Wartezeiten und Menschen. In seiner Überforderung setzte er sich auf den Boden und wedelte seine Finger vor den Augen. Er sah so einsam aus, dass ich mich zu ihm auf den Boden setzte und mit meinen Fingern wedelte. Na das sorgte für Aufruhr, Patienten, Schwestern, Ärzte und Reinigungspersonal forderte mich auf, mich auf den Sessel zu setzen. Nach ein paar Besuchen hatten sie sich daran gewöhnt, dass wir am Boden sitzen.

Ich vermisse beruhigte Wartebereiche, wo man auch hört, dass man aufgerufen wird. Muss jetzt nicht in jeder Arztpraxis sein, aber in Krankenhäusern wär das schon gut.

Auf Grund des Abstandes der Hände vor den Augen konnte ich dann abschätzen, wie stark er unter Stress stand. Je näher die Hände zu den Augen kamen, umso schlimmer war es für ihn und ich mit ihm wieder in seinem Zimmer.
18.08.08, 21:36:29
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 18.08.08, 22:33:05

vorletzter (erster) besuch beim neurologen/psychiater (autismus unbekannt):
der anmeldebereich lag erfreulicherweise gleich im eingangsbereich und nicht versteckt in einem anderen zimmer, das erst gesucht werden müsste (ehemaliger hausarzt). fragte, wie der ablauf sein würde, d. h. wie und wann ich den arzt finden würde. sollte über eine lautsprecheranlage aufgerufen werden. da ich auf derartiges in der regel nicht reagiere, bat ich darum, dass irgendwer zu mir kommen möge um mir bescheid zu sagen bzw. am besten gleich noch zum sprechzimmer führen könnte. mehrere flure und viele türen führten vom eingangsbereich fort. sah alles gleich aus. darauf erhielt ich nur die antwort: "sie sind doch kein kleines kind mehr." erwachsen wie ich war saß ich im wartezimmer und bekam nicht mit, dass ich aufgerufen wurde. bis schließlich der neurologe höchst selbst "wütend" im wartebereich erschien... "ich habe sie schon dreimal aufgerufen. sind sie schwerhörig?" mecker, mecker... das wartezimmer war bedrückend eng, die dunklen farben verstärkten dieses gefühl noch; gelbes kunstlicht. die stühle waren so angeordnet, dass sich die patienten zwangsläufig gegenseitig anschauen mussten. die tür zu diesen beengten verhältnissen sollte geschlossen bleiben und draußen zu warten wurde nicht gestattet, weil dem personal nicht zugemutet werden konnte in das treppenhaus zu treten.
fühlte mich deplaziert und verunsichert. wusste nicht mehr, was ich sagen wollte. wäre am liebsten sofort wieder gegangen, doch ich hatte ein problem und wollte dieses abgeklärt haben. außerdem kostete mich dieser besuch im vorfeld wochenlange überwindungs- und überzeugungsarbeit durch mich selbst und sollte nicht durch einen rückzieher meinerseits umsonst gewesen sein.
nach dem praxisbesuch war ich dann den äußerungen der anderen nach zu urteilen eher taub, stumm und dumm und einer lösung keinen schritt näher.
ein deprimierendes erlebnis.
18.08.08, 22:30:10
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Hallo azrael,

bin sprachlos ...
18.08.08, 22:39:01
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haggard
(Autistenbereich)

war ich zum schluss auch.;)
18.08.08, 23:11:04
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die drei Beiträge waren denke ich schon ganz gut. Hier noch einige Stichpunkte zur Fragestellung:

- Um was für einen Arzt ging es?
- Wenn eine Diagnose mitgeteilt wurde, wie hat welches medizinische Personal (Arzthelfer, Arzt, Krankenschwester, etc.) reagiert? Nervös, gleichgültig, ruhig, freundlich, etc.?
- Welche Beschwerden lagen vor, wegen denen medizinische Leistungen gesucht wurden? Wie wurde daraufhin untersucht? Welcher genaue Körperkontakt fand statt, wie verwirrend / nicht verwirrend war das Verhalten, was für Fragen wurden gestellt und wie konnte darauf unter den dort vorgefndenen Bedingungen geantwortet werden?
- Wie habt ihr auch eure Behandlung reagiert? Innerlich, äußerlich?
- Was hat an der konkreten Inanspruchnahme medizinischer Leistungen gefallen oder gestört?
- In welchem Maß wurde nach eurem Gefühl letztlich geholfen? Gut? Weniger gut? Praktisch gar nicht?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.08.08, 10:58:34
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frontdoor
(Standard)

Zitat von 55555:
Die anderen haben Angst?

Nicht wirklich Angst.Ich habe spontan überlegt was zu schreiben aber dann sind in mir so viele so üble Erinnerungen aufgestiegen daß ich mich im Moment nicht ausführlich dazu äußern möchte.Ich habe schon einiges an Dummheit,Ignoranz,Brüll- und Pöbelorgien von Seiten sogenannter Fachleute erlebt.Meine vorletzte Psychiaterin ist so ausgetickt das ich sie wegen Beleidigung und Körperverletzung angezeigt habe.
Das Thema triggert mich auf eine sehr unangenehme Weise.
30.08.08, 22:12:31
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wenn du es schaffst das vielleicht auch nur per PN oder Email mal halbwegs mitzuteilen wäre das wohl ganz gut, weil es eben darum geht solche Begebenheiten für die Zukunft möglichst anzustellen. Dazu ist es nötig möglichst umfassend zu wissen was in welcher Bandbreite schiefgeht. Aber ich will nicht drängen. :)

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
31.08.08, 00:40:05
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