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Autor Nachricht
Zűrzavar
(Standard)

Hi.

Vorstellungen sind nicht wirklich meins...

Also, Eckdaten: bin 40, hab keine offizielle Diagnose (jdf nicht, dass ich's wüsste), hatte aber so ähnliche frühkindliche Entwicklungsstörungen, zB Reflexe, sprechen, lesen, schreiben. So ähnliche Störungen gab's auch in der Familie, nur ich kann (zu?) gut alleine leben, mein Onkel zB konnte es nicht und hatte immer einen Vormund. Bin jetzt relativ glücklich, lebe zwar nicht zurückgezogen, kann aber sehr gut schalten und walten, wie viel Kontakt ich zu welchen Menschen habe. Beruf passt auch perfekt, da kaum Menschenkontakt. Also alles sozusagen im Lot. Warum ich hier bin... es ist irgendwie zu perfekt. Mir ist es zu einfach geworden, Einzelgänger und Eigenbrötler zu sein... was ich eigentlich nicht sein wollte, weil... auch wieder ohne ins Detail zu gehen, vermehren sich meine Probleme mit anderen Menschen... Anpassungsprobleme... also mit Menschen, die ich auch mag, aber ziemlich verletzt habe. Die Tendenz, bei neuen Eindrücken und Erlebnissen iwie durchzudrehen und irrational zu werden ist wesentlich stärker geworden. Ok, ich weiß, professionelle Hilfe wäre wahrscheinlich schon angebracht, aber da weiß ich auch nicht wo ich anfangen soll, ehrlich gesagt. Hm... ich weiß, dass es zB für Phobien sehr gute Therapiemöglichkeiten gibt... gibt es so ähnliche Therapieformen für, naja autistisch Veranlagte? Ohne dass man gleich in die Ecke Depression, PTSD usw. gedrängt werde? Bin nicht so auf ein Etikett aus... ob ich Autismus "wirklich" habe oder nicht, wär's bestimmt ein Leichtes, eine solche offizielle Diagnose zu bekommen, wäre daher für mich nicht wirklich was Wertvolles.

Für Ideen wäre ich dankbar.

Beste Grüße, Zavar
10.06.08, 23:13:50
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Zűrzavar:
Bin jetzt relativ glücklich, lebe zwar nicht zurückgezogen, kann aber sehr gut schalten und walten, wie viel Kontakt ich zu welchen Menschen habe. ... Also alles sozusagen im Lot. ... es ist irgendwie zu perfekt. Mir ist es zu einfach geworden, Einzelgänger und Eigenbrötler zu sein... was ich eigentlich nicht sein wollte, ...
Das kenne ich auch. Ich muß immer aufpassen, daß ich mich nicht zu sehr zurückziehe. Muß den Umgang mit Menschen immer wieder trainieren. Sonst komme ich in der Gesellschaft nicht mehr klar.
Zitat von Zűrzavar:
ich weiß, dass es zB für Phobien sehr gute Therapiemöglichkeiten gibt... gibt es so ähnliche Therapieformen für, naja autistisch Veranlagte?
Phobien sind psychische Erkrankungen, dafür gibt es Therapien. Autismus ist eine neurologische Abweichung. Autismus selber ist nicht therapierbar. Aber verschiedene Nebenwirkungen und Folgen von erhöhter Belastung sind therapierbar, z.B. Psychotherapie.
Aber es ist ratsam, vorher zu klären, ob das eine richtige Therapie und was das Therapieziel ist. Ein Zurechtbiegen in Richtung 'Normalität' bringt nicht Viel.
11.06.08, 06:18:14
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Zűrzavar
(Standard)

geändert von: Zűrzavar - 11.06.08, 08:21:22

Danke für die Antwort...

Ist klar, dass der Autismus keine Störung in dem Sinne ist. Aber es wird bei mir denke ich mal schon zur Störung, wenn ich zB bei Reizüberflütung anfange, irrational zu denken und aus jeder Richtung einen Angriff wahrnehme...? Ich meine, ich komme schon runter, aber meist nachdem ich "weggelaufen" bin, und andere sich vermutlich fragen, was ich dann schon wieder habe, und aus gerechtfertigtem Grund sich verletzt fühlen. Und seitdem ich so einfach abgekapselt leben kann, ist meine Reizschwelle erheblich gesunken. Ich weiß auch, dass das Problem nicht so sehr an meinem Verhalten (normalerweise), sondern an der Reaktion anderer liegt, aber ich finde nicht, dass ich anderen zumuten kann, mich über das normale Maß hinaus zu "verstehen", zumal auch andere Menschen durchaus Probleme haben können, die ich wiederum nicht nachvollziehen kann. Und gerade wenn man jemanden verletzt hat, kann man dann kaum um Verständnis bitten, weil man dies oder das hat... hätte man ja vorher klären sollen und müssen. "So bin ich nunmal" halte ich bei anderen auch für eine schwache Ausrede. Da kommt aber Problem Nummer zwei, und zwar, dass ich, hm... irgendwie Schwierigkeiten habe, mich in der Hinsicht zu äußern. Daher finde ich, es liegt schon an mir, etwas dran zu machen... was auch immer das ist. Aber grad da tapse ich noch im Dunkeln.
11.06.08, 08:17:08
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cony
(Angehörigenbereich)

Also stört dich eher dein Verhalten anderen gegenüber in Bestimmten Situationen?
Wie drvaust schon schrieb, es gibt keine Therapie gegen Autismus, aber wenn dich Deine Probleme im Sozialen Bereich so extrem stören, Kannst du nur zu einem Therapeuten gehen und mit ihm rausfinden,
worin dein Problem genau besteht.
Ich denke einige Dinge sind vielleicht autistisch bedingt(falls du es bist)dann ist das halt so und bei Menschen, die dich mögen und dir viel bedeuten, da würde ich versuchen es denen zu erklären.Damit sie dich besser verstehen.
11.06.08, 10:58:24
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Seit wann nimmst du sowas als Angriff wahr? Autismus ist an sich gesund, allerdings können Autisten wie alle anderen Menschen auch krank werden.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.06.08, 12:20:24
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Zűrzavar
(Standard)

Bisher hab ich die Wogen glätten können... eine sinnvolle Strategie wäre, von vorn herein zu erklären, dass ich leicht überreizbar bin... nur das wird nicht wirklich ernst genommen, bzw ich hab noch nicht so ganz raus, wie ich das Problem effektiv kommunizieren kann, und es ist einfacher, dann mitzumachen und zu versuchen, so damit klar zu werden. Früher hat's besser geklappt, nur jetzt leider nicht mehr so sehr.

Die "Angriffe" kommen dadurch, dass ich einfach überreizt bin, und nicht mehr so ganz rational denke... ich werde extrem leicht "genervt" und aggressiv. Dumm ist, dass ich das dann auch für meinen normalen Zustand halte. Zum Glück hab ich das unter Kontrolle halten können.

Ist klar, dass ich zum Therapeuten gehen kann... nur ich hab schon Erfahrungen mit Therapeuten, und zwar, dass man leicht und schnell am falschen Therapeuten landen kann. Das heißt, der Therapeut mag an sich gut sein, aber wenn es gerade nicht zu seinem Spezialgebiet passt, macht auch die Therapie wenig Sinn; nach meiner Erfahrung geben Therapeuten ungern zu, dass man eigentlich woanders besser untergebracht wäre. Wenn dieses Problem (Überreizung) bekannt ist, dachte ich, es gäbe vielleicht eine effektive Therapieform, die ebenfalls bekannt ist... analog Verhaltenstherapie bei Phobien bzw Traumatherapie bei Trauma (eine jeweils andere Therapieform macht da wenig Sinn), dann könnte ich vielleicht auch bestimmte Therapeuten von vorn herein ausschließen. Wenn nicht, dann eben nicht. Aus einem anderen Zusammenhang weiß ich, dass man am Effektivsten nach einem geeigneten Therapeuten sucht, indem man eben bei anderen nach deren Erfahrungen fragt.

Ich weiß ja, dass Autismus nicht geheilt werden kann.
11.06.08, 16:54:11
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cony
(Angehörigenbereich)

Zum arzt/Therapeuten muß man vertauen haben,sich gut aufgehoben fühlen.
Wenn das nicht so ist,sollte man den arzt lieber wechseln, besonders Therapeuten.
Du schreibst das du sehr gern zurückgezogen lebst.
Mit der Therapie meinte ich auch eher, das es wichtig wäre herauszubekommen, warum du so leicht gereizt bist und dich angegriffen fühlst.
Ich glaube nicht das das unbedingt direkt mit dem Autismus zusammenhängt, jedenfalls nicht wenn das so häufig ist das es dir selbst schon auffällt.
11.06.08, 19:53:56
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Zűrzavar:
... zumal auch andere Menschen durchaus Probleme haben können, die ich wiederum nicht nachvollziehen kann. ...
Daher finde ich, es liegt schon an mir, etwas dran zu machen... was auch immer das ist. Aber grad da tapse ich noch im Dunkeln.
Zitat von Zűrzavar:
... ich hab noch nicht so ganz raus, wie ich das Problem effektiv kommunizieren kann, ...
Das ist schon ein guter Ansatz für eine Psychotherapie. Lernen, wie Andere sind, denken und fühlen. Lernen, wie man sich mitteilen kann.
Aber jetzt den richtigen Therapeuten finden. Vielleicht ist es das Beste, gleich zu sagen, das Du Autist bist. Ich habe schon erlebt, daß daraufhin sofort eine Therapie abgelehnt wurde (nicht kompetent oder nicht therapierbar). Aber ich habe auch erlebt, daß danach eine gute Zusammenarbeit möglich war.
Zitat von Zűrzavar:
Wenn dieses Problem (Überreizung) bekannt ist, dachte ich, es gäbe vielleicht eine effektive Therapieform, die ebenfalls bekannt ist...
Es gibt Entspannungstechniken.
Ich habe gute Erfahrungen mit Autogenem Training. Das kann man zwar auch alleine lernen, aber besser ist es unter Aufsicht eines Therapeuten (manchmal treten komische Effekte auf). Außerdem kann ein Experte spezielle 'Übungen' entwickeln.
12.06.08, 01:06:11
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Zűrzavar
(Standard)

Autogenes Training Marke Eigenentwicklung betreibe ich schon ziemlich lange, und zwar wegen eines anderen Problems - hab so ein vererbtes Zittern (hat nichts mit Nervosität zu tun, sieht nur manchmal so aus). Funktioniert einigermaßen. Wäre ein vielversprechender Ansatz - danke.

Psychotherapie... sorry, wenn ich mich jetzt etwas dumm anstellen muss, aber was ist das? Was passiert in einer Psychotherapie... ist das was Spezielles, wie Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse, oder so was wie ein Oberbegriff? Gibt's verschiedene Formen? Alles, was mir hilft, mich bei normalen Menschen zu vermitteln, wäre echt gut.

Helfen vielleicht SHGs? Wie sind da die Erfahrungen?

Auch wenn ich Vieles (aber nicht alles) am HF-Autismus in mir selbst erkenne, will ich weiterhin etwas vorsichtig mit der Selbstdiagnose umgehen... man kann sich selbst am Schlechtesten beurteilen, zumal ich auch PTSD habe, was auch Einiges erklären könnte.

Nochmals vielen Dank.
12.06.08, 12:04:25
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Zűrzavar
(Standard)

@Cony: mit überreizt meine ich nicht so in direktem Zusammenhang mit dem sich angegriffen fühlen, sondern eher, dass ich... so als blödes Beispiel... nach einem Konzert extrem viel Stille brauche, dass auch normale menschliche Stimmen (nicht an mich gerichtet, so was wie ein ganz normales Hintergrundgespräch) übelst reizen, dass alles so penetrant erscheint. Ok, dann geh nicht auf Konzerte... naja, das war eben ein Beispiel... eins von vielen, worauf sich halt normale Menschen freuen... halt irgend ein Ereignis, wo viel Lärm, Licht ist... oder große Menschenansammlungen... auch größere Geschäftshäuser bzw. Einkaufszentren sind stressig. Oder aber sowas wie Sightseeing, wo sehr viele neue Eindrücke auf einmal vermittelt werden. Da sind Konzerte mir schon fast lieber. Kino ist schon fast an der Grenze. Urgh... das ist alles irgendwie schwer zu erklären. Dann irgendwie auch die Angst und Abneigung dagegen, dass man auf mich Rücksicht nehmen muss... will ja auch kein "Problemfall" sein... auch wenn das andere wirklich nicht stört (sofern ich das beurteilen kann).
12.06.08, 12:27:46
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drvaust
(stillgelegt)

Psychotherapie ist ein Sammelbegriff. Meistens sind das spezielle Gespräche. Die Krankenkassen bezahlen, auf Antrag, eine Serie von jeweils einer Stunde. Bei den Psychotherapeuten gibt es auch Spezialisierungen.
Zitat:
Psychotherapie ist die auf wissenschaftlichem Wege gefundene, besondere Form einer kontrollierten menschlichen Beziehung, in der der Therapeut die jeweils spezifischen Bedingungen bereitstellt, um für einen oder mehrere Patienten Veränderungen in Richtung einer Verminderung/Heilung von seelischem/körperlichem Leiden zu ermöglichen. Auch eine gleichzeitige persönliche Weiterentwicklung kann mit Psychotherapie verbunden bzw. ihr ausdrückliches Ziel sein. Durch die jeweils besondere Beziehungsgestaltung und die ausgewählten Anregungen des Psychotherapeuten, die „Methoden“ genannt werden, steigert der Patient die Fähigkeit, besser mit sich und seinen Problemen umgehen zu können, um ein Mehr an geistigem/seelischem und körperlichem Wohlbefinden zu erreichen. Gleichzeitig erfährt er auf unterschiedlichen Ebenen die verursachenden Zusammenhänge für sein Leiden.
siehe: Wikipedia: Psychotherapie

Solche Überreizungen, Overloads, sind ein typisches Problem bei Autismus. Ich gehe dann möglichst raus, in eine ruhige Umgebung, und mache Autogenes Training. Dabei kann ich mich wieder beruhigen, zumindest um kontrolliert den Heimweg zu schaffen. (Flucht-)Treppenhäuser sind erstaunlich ruhig, die meisten Menschen benutzen Aufzüge und Rolltreppen. Manchmal, z.B. bei Feiern, Partys und Konferenzen, hilft auch ein Spaziergang durch die Nacht, dann geht es wieder.
12.06.08, 14:32:42
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cony
(Angehörigenbereich)

Das habe ich dann falsch verstanden.
Aber wie gesagt(geschrieben), wenn es dich selbst stark stört, solltest du dir Hilfe suchen, aber genau hinschauen ob du demjenigen vertraust, sonst bringt es ja nichts.
Psychotherapie hat verschiedene Ansätze, aber eben direkt im Zusammenhang mit der Psyche.
So kann zum Beispiel auch eine Therapieform Autogenes Training, Verhaltenstherapie auch Gespräche sein.
Ein guter Psychologe macht das immer vom Bild des Patienten abhängig.
Es ist ein Oberbegriff für sämmtliche Therapieformen, die im Zusammenhang mit der Psyche stehen.
Aber genau deswegen wäre es für den Therapeuten wichtig zu wissen das du Autist bist.
Sonst versucht er Dinge zu therapieren, die dein Wesen ausmachen.
12.06.08, 14:37:52
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