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Thema: Was ist "jemanden ernst nehmen"? (http://autismus.ra.unen.de.auties.net/topic.php?id=1647)


Geschrieben von: wild@heart am: 13.05.08, 23:29:36
Hm... ich würde das nicht auf solche "Fakten" beziehen, sondern eher auf Gefühle und Bedürfnisse.

Wenn Du ihr nicht glaubst, dass sie wütend ist, zum Beispiel. Dann würdest Du sie nicht ernst nehmen.


Geschrieben von: drvaust am: 14.05.08, 03:12:52
Zitat von Snape:
- dem anderen glauben was der sagt
Ich würde das so formulieren:
'- dem anderen glauben, daß er das ernst meint und Gründe hat'.
Irren kann sich jeder, man kann nicht Alles wissen. Wenn ich jemand ernst nehme, helfe ich ihm auch, Fehler zu erkennen.


Geschrieben von: Snape am: 14.05.08, 20:11:31
@ 55555: ich würde das wie wild@heart geschrieben hat auch weniger auf solche Fakten beziehen und auch eher auf Gefühle und Bedürfnisse. Habe mich da wohl missverständlich ausgedrückt.

@ drvaust: Deinen Vorschlag finde ich auch gut

wenn man mir dann nett und freundlich seine Sicht der Dinge mitteilt ist das ja auch in Ordnung. Mein Problem ist eben dann wenn man mir z. B. seine Meinung aufzwingen will oder mir sagt, das das was ich sage Einbildung ist.


Geschrieben von: dine am: 18.05.08, 20:41:40
Jemanden ernst nehmen hat , so denke ich, auch was mit Wertschätzung zu tun. Vielleicht ist es einfacher zu erklären, wenn ich jetzt mal aufzähle was man tun könnte:
zuhören, Zeit für denjenigen nehmen, sachlich über Probleme, Bedürfnisse und Gefühle reden. Denjenigen respektieren, seine Meinung tolerieren, auch wenn man eine andere Meinung hat.

Dine


Geschrieben von: 55555 am: 18.05.08, 20:43:26
Was genau verstehst du unter Respekt und Toleranz anderer (abweichender) Meinungen?


Geschrieben von: dine am: 18.05.08, 21:20:03
Menschen haben unterschiedliche Wahrnehmungen. Was einer als z.B. zu laut empfindet, kann für einen anderen als leise empfunden werden.
Trotzdem jeder anders wahrnimmt, kann der eine die Empfindung des Anderen respektieren. Er hat durch z.B. Beobachtung festgestellt, dass es dem anderen zu laut sein könnte. Obwohl er selber kein Problem mit der Lautstärke hat, hat er durch die Beobachtung verstanden.Er hat sich mit der Situation auseinandergesetzt, sich Zeit genommen und beobachtet und versucht sich in den anderen hineinzudenken. Somit kann er, wenn er den anderen ernst nimmt und sein Lautstärkenproblem als Problem erfasst hat, die Situation tolerieren (obwohl er anders empfindet) und versuchen den Geräuschepegel zu verringern.
Um nun das gegenteilige Beispiel zu beschreiben, müsste die Situation wie folgt aussehen.
Demjenigen der keine Probleme mit der Lautstärke hat könnte das Empfinden des anderen als z.B. albern abtun. Da er sich keine Zeit nimmt den anderen besser zu beobachten und seine Wahrnehmung als die Reale Wahrnehmung empfindet.

Ich hoffe das war jetzt nicht zu irritierend.

Dine


Geschrieben von: 55555 am: 18.05.08, 21:40:58
Zitat von dine:
Demjenigen der keine Probleme mit der Lautstärke hat könnte das Empfinden des anderen als z.B. albern abtun. Da er sich keine Zeit nimmt den anderen besser zu beobachten und seine Wahrnehmung als die Reale Wahrnehmung empfindet.

Das betrachte ich tatsächlich als nicht ernstnehmen einer Person, sich Zeit nehmen für das Verständnis, wie du schon vorher aufzähltest, empfinde ich als sehr wichtig. Und was würde es übertragen auf die Toleranz von Meinungen bedeuten?


Geschrieben von: dine am: 18.05.08, 21:53:56
...und was würde es auf die Toleranz der Meinung bedeuten:

Ganz einfach.
Er toleriert seine Wahrnehmung und versucht nicht ihn durch irgendwelche Erziehungsmassnahmen (gruseliges Wort)...in diesem Fall käme es ja fast einer Folter gleich, ihn dazu zu bringen die Lautstärke zu dulden.
Und dies würde geschehen, wenn er z.B. zu egozentrisch wäre oder Unfähig, oder respektlos, oder intolerant solche Situationen einzuschätzen.
Hiermit möchte ich die Eigenschaften nicht gleich setzen, da es von der Situation abhängt und der Perspektive aus der man betrachtet.

Dine


Geschrieben von: 55555 am: 18.05.08, 22:35:33
Sensorische Empfindungen betrachte ich nicht als Meinungen.


Geschrieben von: dine am: 18.05.08, 22:49:17

Durch die sensorische Empfindung und Beobachtung und die Erfahrung die man bis dato gemacht hat bildet sich eine Meinung oder besser gesagt eine Haltung. Diese hat Einfluss auf das Handeln. Und das Ergebnis, hier das Handeln lässt darauf zurück schliessen, ob man toleriert oder anders handelt!

Besser??

Die Kommunikation mit dir finde ich sehr gut!
Ich merke, das ich mich selbst öfters reflektieren sollte!

Dine


Geschrieben von: 55555 am: 18.05.08, 23:09:30
Unter Meinungen verstehe ich hier eher Haltungen wie: "Man muß mehr Kindergärten bauen" oder "Das Spaghettimonster hat die Welt erschaffen". Sind die Folgen von Kurzsichtigkeit eine Meinung? Es wirkt wohl ineinander, aber im Kern nimmst du so wie ich es verstehe in diesem Beispiel nicht auf eine Meinung Rücksicht, sondern erkennst durch Auseinandersetzung welche Ursache diese Meinung hat, erkennst, daß der andere es anders erlebt als du. Somit nimmst du wohl eher Rücksicht auf sein von deinem abweichendes sensorischen Empfinden und weniger auf seine Meinung, die Folge dieser Empfindung ist.


Geschrieben von: mor am: 12.06.08, 14:02:13
Jemanden ernst nehmen, wenn man die Person, die ernst genommen werden möchte, nicht auslacht, wenn sie etwas sagt. Das kann man auch gleichstellen mit Toleranz, wie schon hier jemand geschrieben hatte.

Da es bei mir aber schwierig ist, so richtig zwischen Spaß und Ernst zu unterscheiden (außer bei Aitschy selbst), kann es schon mal vorkommen dass ich jemanden dabei unbewusst verletze.

Wenn man mir jetzt sagt, dass das Thema ernst ist, kann ich die Person dann schon ernst nehmen.

Aber ich habe auch schon dazugelernt, in mancher Hinsicht, wann es vielleicht ein Thema gibt, dass ernst ist.

Zum Beispiel, wenn jemand weinend angelaufen kommt oder solche ähnliche Gefühlsausbrüche hat. Dann sehe ich das schon, dass es ernst ist.

Manchmal muss meine Mutter oder jemand anders mich zurechtstutzen, dass das Thema gerade nicht witzig ist und ich bemühe mich dann, nicht an etwas Komisches oder Witziges zu denken, um nicht grinsen zu müssen....

Das kommt oft in Wortspielen so vor, also Sätzen oder Worten, die für mich lustig klingen, auch wenn man sich das bildlich vorstellt...und der Tonart, wie man etwas sagt....

Aitschy