Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

es gibt dinge, die einem nicht angenehm sind und es nie sein werden, die jedoch wichtig sind. hier halte ich es für wichtig, dass es so erträglich wie möglich gestaltet wird; wenn dies denn möglich ist. der zustand, dass es als angenehm empfunden wird, herzustellen, halte ich diesbezüglich für eine überrissene zielsetzung.

Guten Tag!

Ich bin neu hier, aber vor Jahren war ich in einem Autismus-Forum aktiv. Ich habe damals viele Menschen mit Aspergersyndrom gefragt, warum ihnen Berührungen mißhagen. "Hast du ein unangenehmes Gefühl auf der Haut oder magst du die emotionale Nähe nicht", fragte ich. Nahezu alle antworteten, daß sie ein unangenehmes Gefühl auf der Haut spürten. Ich war weit und breit fast der einzige, dem die emotionale Nähe zuwider war - und ich bin, was ich "schizoid-autistisch" nenne.

Den Begriff "schizoid-autistisch" habe ich erfunden. Schizoid im Sinne der Schizoiden Persönlichkeit[sstörung] mit einigen zusätzlichen AS-ähnlichen Merkmalen, aber ohne körperliche Symptome.

Es gibt nicht nur den Autismus nach Kanner/Asperger, sondern auch noch einen "Autismus" im wortwörtlichen Sinne: Vollkommene Absonderung vom Rest der Menschheit. Dies ist eine Folge der Schizoiden Persönlichkeit[sstörung], wenn sie extrem ausgeprägt ist.

In diesem Sinne bin ich "autistischer" als manche Menschen mit Asperger-Syndrom. Einige von ihnen haben einen Partner, sogar Kinder. Von solch einem Zustand der relativen "Normalität" bin ich meilenweit entfernt.

Ich werde demnächst noch einmal darauf eingehen.

Ja, aber schizoid hat mit schizophren nichts (oder fast nichts) zu tun.

Ja.

Verstandesgemäß weiß ich natürlich auch, daß Sex irgendwie normal und notwendig ist. Er dient der Fortpflanzung, manche Leute scheinen obendrein Spaß daran zu haben.

In meinem Fall ist es vielleicht nicht so sehr der Ekel, sondern - schizoiderweise - die Abneigung dagegen, mich selbst hingeben zu sollen. Ich behalte lieber die Kontrolle über die Dinge und entblöße mich nicht gerne, sei es im wörtlichen oder im übertragenen Sinne.

Darüber hinaus finde ich Sex komisch. Die Verrenkungen, das Getue darum erscheint mir lächerlich. Das Komische fängt für mich aber sehr viel früher an, nämlich schon bei der Kontaktaufnahme, beim vielsagenden Blickkontakt, beim "Anmachen". Die verliebten und verlangenden Blicke, die Menschen anderen Menschen zuwerfen, emfinde ich auch schon als komisch. Ein Mangel an Selbstbeherrschung sozusagen.

Ich mache daraus aber keine Ideologie. Ich weiß ja, daß ich es bin, der so sehr von der Norm abweicht. Theoretisch bin ich sogar ziemlich freizügig. Die Leute sollen machen, was sie wollen, solange sie mich nicht damit behelligen.