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Geschrieben von: DrChaoZ am: 25.05.07, 00:00:58
ich habe vor einigen tagen einen brief der stadt erhalten. auf den ersten blick sah es aus wie ein knöllchen aber nach genauerem hinsehen bemerkte ich dass es sich um eine aufforderung handelt ehrenamtlich eine schöffentätigkeit zu übernehmen. hat jemand erfahrungen damit? könnt ihr mir raten wie ich mich verhalten soll?

es lag ein schreiben bei indem hinderungsgründe genannt werden. aber ich erfülle keinen. die stelle mit den ablehnungsbegründungen beginnt mit "ablehnen können...". heisst das jetzt dass wenn man die darunter liegenden kriterien nicht erfüllt man das amt überhaupt nicht ablehnen kann?

kann mir jemand sagen ob jeder ab einem bestimmten alter angeschrieben wird, oder wird das irgendwie beliebig ausgelost? meine eltern sagen das sei eine gute möglichkeit weil es im lebenslauf gut aussieht aber ich selbst bin mir noch nicht so ganz sicher. ich könnte mir vorstellen dass es sicher interresant wird und ich stelle mir momentan die illusion dass ich dadurch die möglichkeit hätte in der welt da draussen moralisch zu wirken.

wie seht ihr das? könnt ihr mir weiterhelfen?
ich freue mich über antworten.


Geschrieben von: drvaust am: 25.05.07, 01:13:50
Ich kenne micht da wenig aus. Vor langer Zeit hatte ich mich mal mit der Möglichkeit beschäftigt. Ich vermute, das ich damit emotional und kräftemäßig Probleme hätte. Das Empfinden eines normalen Bürgers würde ich nicht richtig repräsentieren.
Vermutlich werden Schöffen unter allen Bürgern, die die Anforderungen erfüllen, zufällig ausgewählt und verpflichtet.
Ich würde das evtl. aus gesundheitlichen Gründen ablehnen, zumindest mir das erstmal genau erklären lassen.

siehe: Wikipedia: Schöffe


Geschrieben von: 55555 am: 25.05.07, 07:49:03
Ich glaube das verhält sich ählich wie mit Wahlhelfern. Wenn es zuwenig freiwillige gibt werden Leute ausgelost. Wenn die keine Lust haben gibt es eine Geldbuße oder sowas. Mach das ruhig, wenn du es dir von der Aufgabe her zutraust. Von sich aus zu sagen "Ich bin nicht normal und kann andere nicht beurteilen" halte ich für völlig falsch. Warum sollen nur NAs Autisten beurteilen und nicht auch mal andersrum. Diskriminieren wir uns nun schon selbst im Kopf?


Geschrieben von: drvaust am: 25.05.07, 16:33:42
Zitat von 55555:
Mach das ruhig, wenn du es dir von der Aufgabe her zutraust. Von sich aus zu sagen "Ich bin nicht normal und kann andere nicht beurteilen" halte ich für völlig falsch. Warum sollen nur NAs Autisten beurteilen und nicht auch mal andersrum. Diskriminieren wir uns nun schon selbst im Kopf?
Richtig.
Ich persönlich traue es mir nicht zu. Früher hatte ich manchmal ehrenamtlich gearbeitet, bin aber dann als Wahlvorsteher zusammengebrochen. Wer es sich zutraut, sollte es auch machen.
Ich sehe es aber, bei mir, als nicht besonders sinnvoll an, wenn ich mich ständig mit den Anderen streite, weil ich Vieles anders sehe. Schweigen ist auch sinnlos. Ich habe ein anderes Rechtsempfinden, die Gesetze kennt der Richter besser. Übertrieben gesagt: Ich würde evtl. einen Möder für unschuldig halten, weil er ja nur in Notwehr einen bösen Menschen beseitigt hat.


Geschrieben von: DrChaoZ am: 25.05.07, 22:06:38
ich habe gestern noch einen artikel gelesen den mir sheila zugesendet hat. es hörte sich sehr interresant an. die tatsache dass ich autistische tendenzen aufweise schreckt mich aber nicht ab, eher im gegenteil. es wird zufällig per los ausgesucht und dabei wird versucht einen durchschnitt quer durch alle bevölkerungsschichten und personenkreise, berufe und soziale stellung zu erreichen. insofern haben wohl auch autisten ihren platz. ich bin mir sicher dass ich in dem einen oder anderen punkt mit dem anderen schöffen oder den richtern auseinandersetzungen argumentativ führen werde, aber argumentieren kann ich wohl ganz gut. sollte ich dabei die lage verkennen bleiben immer noch mindestens zwei andere, die meine fehlbeurteilen korrigieren würden. gleichzeitig hoffe ich durch meine rationale ader vielleicht für ein wenig mehr gerechtigkeit in dieser welt zu sorgen.

bis jetzt schoneinmal vielen dank für eure tips und informationen. ich werde euch auf dem laufenden halten wie es dort weitergeht.


Geschrieben von: Silvana am: 26.05.07, 10:37:59
Ich werde mal meine Freund fragen.
Der hatt das schon gemacht.
Ich werde ihn diesen Thread lesen lassen, vielleicht kann/möcht er etwas dazu sagen (unter umständen über PN)


Geschrieben von: uppsdaneben am: 27.05.07, 01:22:49
Zitat von drvaust:
Ich habe ein anderes Rechtsempfinden, die Gesetze kennt der Richter besser.


Dein Aufgabe als Schöffe ist es nicht, die Gesetze durchzusetzen, das können Berufsjuristen besser. Deine Aufgabe ist es, das Gerechtigkeitsempfinden des Volkes in die Rechtsprechung einzubringen. Das mal grundsätzlich zum Schöffenamt.

Gerechtigkeit ist eine der Stärken der Autisten. Deshalb wärest du ein Gewinn für die Rechtsprechung.


Geschrieben von: Cadfael am: 29.05.07, 22:32:32
Hallo DrChaoZ,

ich sehe das genauso wie uppsdaneben.
Als Autist kannst Du dein Rechtsempfinden, deine Vorstellung von Gerechtigkeit mit einfließen lassen.

Auch Autisten sind Bestandteil der Bevölkerung und auch ihr Urteil sollten in die Rechtsprechung mit einfließen. Solange Du die vollen Bürgerrechte hast, hast Du auch die Möglichkeit als Schöffe für die Bürger (bzw. einen Teil derBürger) der BRD zu sprechen. Der Richter unterstützt die Schöffen dabei.

Was anderes ist es, wenn Du nicht zum Gericht gehen willst oder kannst. Dann solltest Du das auch nicht tun. Du kannst kein Recht finden, wenn man Dir dabei Gewalt antut.
Hast Du keine Probleme damit zum Gericht zu gehen und wäre es eine positive Herausforderung dem Volk zu dienen, dann solltest Du das auch tun - egal ob Autist oder nicht.

Autisten sind nicht besser und nicht schlechter. Sie sind anders - aber auch Teil des Volkes.

Gruß + Daumendrücker
Andreas


Geschrieben von: DrChaoZ am: 29.05.07, 22:52:47
vielen dank für die zahlreichen antworten.
ich habe das schreiben jetzt beantwortet.
entsprechend den terminen die angegeben werden
wird die tätigkeit für mich ab 2009 relevant.