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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Willnichtärgern:
Zur ADHS-Veranlagung gehört es ganz natürlicher Weise dazu, nach Stimulation zu suchen und diese zu brauchen. Viele greifen deshalb zu Drogen, die eine stimulierende Wirkung haben, weil sie merken, dass dieser Effekt ihnen gut tut.

Ja, das ist wohl so. Das liefe dann auf die Frage hinaus, ob das Recht auf freie Drogen ein Recht wäre, das Minderheitendiskriminierung abstellt. Es scheint ja so zu sein, daß diese Substanzen bei ADSlern nicht stimulierend wirken, sondern eher gegenteilig.

Ja, es ist richtig, daß Rauschmittel eigentlich etwas sind, das recht natürlich ist, weswegen man sich fragen kann, ob freier Zugang zu ihnen nicht der Normalzustand wäre.
Zitat:
Ein Mensch, in dem ein Potential steckt, das sich im stimulierten Zustand entfalten kann, will in der Regel nicht, dass ihm oder ihr nicht erlaubt wird, sich in einen solchen Zustand zu begeben.

Was für jede Art der von mir hinterfragten "Selbstoptimierung" gelten würde. Ein Problem ist ja, daß die gesellschaftlichen Werte suggerieren welche Eigenschaften erstrebenswert seien, auch wenn dieses Nachjagen Menschen vielleicht tatsächlich unglücklich und leer macht. Viele Möglichkeiten zu nutzen sich zu "optimieren" ist ein Weg. Sich anzunehmen und zu verstehen, das eigene Wesen zu finden ein anderer. Und es ist nuneinmal so, daß der menschliche Körper ja selbst Opiate ausschütten kann. Da kann man sich doch fragen, was bei ADSlern vielleicht dazu führt, daß sie nach externer Zuführung streben? Vielleicht ließe sich das ja auch durch einen geänderten Lebensstil lösen, der auch in anderer Hinsicht viel erfüllender wäre?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
09.05.15, 17:53:01
Link
Willnichtärgern
(Standard)


Zitat von 55555:
Es scheint ja so zu sein, daß diese Substanzen bei ADSlern nicht stimulierend wirken, sondern eher gegenteilig.

Du hast recht, es SCHEINT so zu sein, ist es aber nicht. Die Stimulierenden Mittel stimulieren auch bei ADHS wirklich und wirken nicht gegenteilig, also nicht beruhigend.
Es mag sein, dass die Person im stimulierten Zustand dann nach außen hin ruhiger aussieht, weil sie sich weniger bewegt um sich zu stimulieren, weil ja schon genug Stimulation da ist. Mit einer beruhigenden, dh. dämpfenden Wirkung hat das aber nichts zu tun. Es dämpft eben nicht, es aktiviert.
Du kannst Dir das so vorstellen: Wenn ich als ADSlerin nicht ausreichend stimuliert bin schalten mein Hirn in den Bildschirmschonerzustand. Damit der Bildschirmschoner dann wieder ausgeht hilft in einem gewissen Umfang "Hibblen", d.h. Selststimulation durch Bewegung. Trotzdem springt er dann meist immer wieder an, bis etwas "richtig stimulierendes" kommt. Bin ich ausreichend stimuliert, durch was auch immer, kann ich allerhand tun. Im Bildschirmschonerzustand wirke ich wahrscheinlich nach Außen unruhig und aktiv. Tatsächlich aber befinde ich mich in einem Zustand, der mehr mit Schlafen als mit wach sein zu tun hat.


Zitat von 55555:
Und es ist nuneinmal so, daß der menschliche Körper ja selbst Opiate ausschütten kann. Da kann man sich doch fragen, was bei ADSlern vielleicht dazu führt, daß sie nach externer Zuführung streben? Vielleicht ließe sich das ja auch durch einen geänderten Lebensstil lösen, der auch in anderer Hinsicht viel erfüllender wäre?


Ich vermute, Du hast mich missverstanden. Die "externe Zuführung von Stimulation" ist nicht gleichzusetzen mit der Einnahme von Medikamenten oder Drogen und schon gar nicht mit der Zuführung von Opiaten, die im Übrigen nicht zu den Stimulanzien zählen.

Stimulierend ist ganz Vieles. Hier ein paar Beispiele.:
- gegen Regeln verstoßen
- unter großem Zeitdruck arbeiten
- Sport (besonders gefährlicher)
- ein sehr interessanter Text
- Sex
- Musik
- Diskutieren

Stimulierende Medikamente oder auch Drogen mit solcher Wirkung sind nur eines unter vielen stimulierend wirkenden Mitteln, die ein Mensch sich von außen zuführen kann.

Auch die Einnahme von Methylphenidat ist eine Änderung des Lebensstils.
Da wird nicht der Mensch "repariert" oder normal gemacht. Die Person wird blos stimuliert.
Stimulierende Medikamente sind wie genauso wirkende legale oder illegale Drogen gut, wenn man eben auch mal etwas tun will, das nicht schon von sich aus stimuliert, ohne, dass dabei der "Bildschirmschonerzustand" anspringt.
Manche wackeln dann mit den Beinen, damit der "Bildschirmschoner" immer wieder ausgeht, andere hören aufputschende Musik. Da gibt es viele Mittel jenseits von Drogen (und auch jenseits von Medikamenten). Gerade Methylphenidat und auch Amphetamine sind hier aber in der individuell passenden Dosis für viele eine sehr angenehme Methode der Stimulation.

Nun könnte man von Menschen, die ständig Stimulation brauchen natürlich fordern, immer nur so zu leben, dass die Stimulation ständig durch interessante Tätigkeiten kommt. Das ist finde ich aber gemein und bevormundend, wenn andere das für die jeweilige Person entscheiden.
Selbstbestimmung ist, wenn ich selbst entscheiden darf, wie ich mich stimulieren will, solange ich dabei anderen nicht schade.
Gemein finde ich auch, wenn mir andere Leute sagen, ich wolle mich doch nur anpassen, nur den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen, gegen meine Natur handeln und was weiß ich, wenn ich auch manche der Dinge machen will, die Leute tun, die nicht so viel Stimulation brauchen und hiervon nicht ausgeschlossen werden will.

Es ist gar nicht so schön, immer nur entweder im "Bildschirmschoerzustand" irgendwas über mich ergehen lassen zu müssen, oder mich durch irgendwas durchquälen zu müssen, oder aber im aktivierten Zustand nur stressiges Zeug machen zu können und da ist die Stimulation durch Medikamente eben wirklich gut.
Wenn ich z.B. ein Buch lesen will und davon mehr als nur die spannendsten Teile mitbekommen will, dann ist es gemein, wenn mir jemand sagt, ich dürfe das nicht, weil ich mich nicht gleichzeitig auf andere Weise stimulieren soll.

Es ist quatsch, wenn Leute behaupten, Stimulation durch Medikamente mache die Person, die das Mittel einnimmt "gefügig" oder gehorsam oder so. Es schränkt nämlich den Willen einer Person in keiner Weise ein. Im Gegenteil, es erweitert nur die Handlungsmöglichkeiten.

Es gibt das (falsche!) Vorurteil, dass "Ritalin" verursache, dass die AD(H)slerInnen, die es nehmen, dann machen was sie sollen, statt zu machen, was sie wollen.
Der Eindruck kann entstehen, da viele tatsächlich in vielen Situationen auch machen wollen, was sie sollen und es mit Methylphenidat nun auch endlich tun dürfen: Weil sie nun nähmlich einen erlaubten und zumindest von einigen akzeptierten Weg der gleichzeitigen Stimulation haben, während sie diese Dinge tun.
Im Übrigen können AD(H)SlerInnen auch besser "Nein" sagen, wenn sie sich nicht im "Bildschirmschonerzustand" befinden. So führt ein erlaubtes und nicht störendes Mittel der Stimulation vielfach so, das die Menschen, die von ihm profitieren dürfen dann viel mehr machen, was sie wollen, als was sie sollen.

Viele konnten sich mit Methylphenidat erst aus unangenehmen Beziehungen und Abhängigkeiten lösen, weil sie endlich im stimulierten Zustand den Personen gegenübertreten konnten, die zuvor den "Bildschirmschonerzustand" immer wieder schamlos ausgenutzt hatten.

Methylphenidat kann nur stimulieren (wenn man nicht zu den nicht wenigen Menschen gehört, bei denen es nicht oder unzureichend wirkt), nicht mehr.
Das ADHS-Gehirn funktioniert mit Methylphenidat immer noch wie ein ADHS-Gehirn eben funktionert. Es ersetzt nur eine Stimulation durch eine andere oder bietet eine Möglichkeit der Stimulation, wo vorher keine war.



09.05.15, 19:24:12
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drvaust
(stillgelegt)

Ich hatte, u.a., mit einem Autisten mit ADHS darüber diskutiert (bei ihm wirkt Ritalin nicht richtig). Er erklärte, daß sich ein intensiver ADS-Zustand wie ein Overload anfühlt, nur andere Ursachen. Also wie geistig weggetreten, nicht richtig aufnahme- und reaktionsfähig, aber scheinbar munter.
Ein Problem mit Ritalin ist der Mißbrauch, besonders von Personen ohne AD(H)S, die dadurch höhere Konzentrations- und geistige Leistungsfähigkeit erreichen wollen, und zeitweilig auch erreichen. Es wurde, wie ich las, nachgewiesen, daß bei Studenten durch Ritalin-Mißbrauch der Kokain-Konsum zurückging. Von einem Psychiater erfuhr ich, daß bei Studenten mit AD(H)S nur vorsichtig Ritalin verschrieben wird, weil der Verdacht besteht, daß es Ritalin-Dealer sind.
Zitat von Willnichtärgern:
3. Vieles was über "Ritalin" erzählt wird sind unwahre Behauptungen die rationalen Erkenntnissen widersprechen. (Z.B. ist es kein Beruhigungsmittel, sondern ein Stimulanz. ...
Vieles, was über Ritalin erzählt wird, bezieht sich auf intensiven Mißbrauch. Da kann es zu deutlichen Nebenwirkungen und Folgen kommen. Meines Wissens wirkt Ritalin, bei ADHS, scheinbar beruhigend. Deine Erklärung (an anderer Stelle) leuchtet mir ein, scheinbar beruhigende Wirkung durch Stimulierung, weil dadurch keine andere Stimulierung gebraucht wird.
Bei Autisten wirkt Ritalin anders, entgegengesetzt. Jetzt ist mir das auch verständlich, Ritalin führt zu Stimulierung, also stärkerer Reizeinwirkung, eher Überlastung.
Zitat von Willnichtärgern:
Es macht auch NICHT die Menschen die es einnehmen ... oder entfremdet sie von ihrem Wesen.
Bei intensivem Mißbrauch führt Ritalin zu unangenehmen Wesensveränderungen.
Zitat von Willnichtärgern:
4. Viele falsche Behauptungen über "Ritalin" stammen von Personen, die mehr oder weniger teure sinnlose oder sogar schädliche Therapien gegen ADHS verkaufen wollen.
Das alte Problem, wenn Therapien verkauft werden sollen.
09.05.15, 20:55:39
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